Hallo zusammen,
ich will es mir einfach mal von der Seele schreiben.
Eigentlich arbeite ich "nur" im Bauamt. Seit 5 Wochen helfe ich im Ordnungsamt aus, betreue die Corona-Hotline, fahre Kontrollen und derzeit erarbeiten wir mit den Schulen Konzepte, wie sie weiterarbeiten können. Im Arbeitsalltag höre ich also nur Corona und das ständig und aus den heftigsten Blickwinkeln. Vor allem hört man aber vom menschlichen Leid, dass die Maßnahmen mitbringen.... die Eltern, die beide dringend Vollzeit arbeiten müssen, weil sie sonst nicht über den Monat kommen und ihr Kind seit Wochen bei der Oma haben - ohne Kontakt... Menschen, die ihre Existenz verloren haben oder gerade verlieren.... riesige Firmen, die ihre Gewerbesteuer nicht mehr zahlen können.... panische Ältere, die Angst vor den Kindern im Garten haben... Pflegeheimen, denen die Schutzausrüstung ausgeht... ein Ehepaar, was spontan zur Sterbebegleitung der Mutter quer durch Deutschland fahren wollte und erst klären musste, ob sie überhaupt fahren dürfen...
Um dann morgens in der Zeitung zu lesen, dass unsere Krankenhäuser nur zu rund 45% ausgelastet sind und Kurzarbeit anmelden.
Und auf der anderen Seite dann Denunzianten, meist völlig grundlos.
Unsere Kontrollfahrten waren bisher immer weitgehend ergebnislos. Selbst über Ostern war alles, wie ausgestorben. Wir haben auch kaum Fälle, derzeit lediglich ein aktiver Fall, insgesamt unter 10. Ländlicher Raum NRW übrigens.
Wir arbeiten derzeit 6 Tage die Woche. Seit 5 Wochen. Keine Chance auf HomeOffice, Urlaub oder ähnliches.
Persönliche Meinung spielt keine Rolle, man funktioniert einfach im System.
Ach übrigens, für uns klatscht niemand. Es dankt auch niemand. Es denkt nichtmal jemand an diejenigen, die außer der Reihe einspringen. Mit dem Kindergarten musste ich lange diskutieren, dass meine Kinder in die Notbetreuung dürfen.
Alles so konfus und durcheinander, wie unsere Zeiten gerade.
Danke fürs Zuhören.
Es wird nicht leichter...
Ich danke dir für die Schilderung deiner persönlichen Eindrücke.
Ich arbeite als Apothekerin, auch 6 Tage die Woche, das war aber auch schon vor Corona oft so.
Urlaub gestrichen, ich hätte eigentlich diese Woche Urlaub gehabt.
Urlaubssperre bis Ende August.
Sommerferien sind hier also gar kein Thema.
Wir beliefern Altenheime, Betreutes Wohnen für Behinderte, Arztpraxen.
Und die Kunden die uns anrufen oder in die Apotheke kommen, erzählen auch oft Ähnliche Dinge, wie du sie erlebst.
Weinende Rentner, die traurig darüber sind dass ihre Kinder und Enkel nicht mehr kommen.
Die Besitzer des benachbarten Restaurants völlig verzweifelt, da die Politik keine Perspektive bietet wie es für sie weiter geht oder ob es überhaupt weiter geht.
Sie wissen noch nicht ob sie das finanziell überstehen, die Insolvenz wird mit jedem Tag wahrscheinlicher.
Eltern, die arbeitslos geworden sind, vorher sichere Jobs hatten, Kurzarbeit überall und dadurch natürlich finanzielle Sorgen.
Viele müssen Hilfe beim Amt beantragen und in kleinere billigere Wohnungen ziehen.
Es gab in unserem Stadtteil auch schon zwei Suizide nach Insolvenzen.
Insgesamt gab in Großstadt, die 500000 Einwohner hat, 140 Fälle, 4 Tote...ich frag mich auch wo das noch hin führt.
Ich verstehe gut, was Du meinst. Wir sind auch beide (also mein Mann und ich) im öffentlichen Dienst, leben in SH und hier ist auch wirklich fast gar nichts los. Natürlich freuen wir uns darüber, daß es uns hier offensichtlich nicht so heftig trifft. Vielleicht hilft die Seeluft und die Tatsache, daß wir hier ländlich Leben?
In dem nächsten KH 5 Fälle von Corona, keiner auf Intensiv! Dafür Stationen leer, die Frau meines Neffen arbeitet dort, geht jetzt in Kurzarbeit. Unser Bäcker im Ort hat im Winter groß investiert, ein Café aufgebaut, nun bleiben die Touris aus, das Café leer... Man hat langsam das Gefühl das das alles in keinem Verhältnis mehr steht. Ich hoffe sehr, daß sich alles jetzt so langsam wieder normalisiert!
Liebe TE,
bei uns haben sämtliche Einrichtungen (stationär und ambulant) der Behindertenhilfe zu, auch die Werkstätten für behinderte Menschen. Dadurch sind ein sehr großer Teil der Entlastungsmöglichkeiten der betreuenden Eltern weggefallen. Wie sollen die denn arbeiten, geschweige denn Homeoffice machen? Da wird nicht nach gefragt. Hier müssen die Eltern zusehen wie sie zurecht kommen.
Ich finde dieses ganzes Drumherum einfach nur planlos und nicht richtig durchdacht
LG Hinzwife
Ich glaube und habe es immer getan, dass einige Maßnahmen nicht verhältnismäßig sind. In Österreich wird nicht von Selbstmorden berichtet (schon immer), ich bin aber überzeugt, dass die Bilanz nach den 8 Wochen düster ist. Von den sonstigen medizinischen Kollateralschaden ganz zu schweigen.
Wir waren in unseren Breitengraden aber in der Form noch nie mit so etwas beschäftigt. Auch gravierende Fehler sind wohl leider nur menschlich. Für die Zukunft wird die Politik hoffentlich daraus lernen und ein besseres Konzept aufbringen.
Guten Abend,
ich frage mich aktuell besonders, was diese ganze Situation mit den Menschen und unserer Gesellschaft macht.
Phobien, Ängste werden aufblühen vermute ich. Werden wir künftig nur noch unter Angst Mitmenschen treffen, uns unwohl fühlen in Gesellschaft, weil wir Angst haben jemanden schwer krank zu machen oder selber krank zu werden?
Leichtigkeit und das, was ein menschliches Leben lebenswert macht, geht doch kaputt! Können wir noch menschliche Nähe zulassen, obwohl der Mensch Nähe dringend benötigt für sein geistiges und körperliches Wohlbefinden?
Mich erschreckt das alles im Moment sehr. Was mir jedoch besonders auffällt, ist Folgendes meiner Meinung nach:
Sobald es positive Nachrichten bzw Entwicklungen gibt, werden diese sofort wieder zeredet, ins Negative gezogen und übelste Panik verbreitet, schlecht gemacht oder diffamiert und als Verschwörungstheorie gebrandmarkt. Man denke mal z. B. an die Studie aus Heinsberg. Wenigstens hat da mal jemand nachforschen wollen, was andere nicht tun... oder der Dr. der Rechtsmedizin aus Hamburg... Vielleicht sind positive Nachrichten nicht erwünscht? Könnte man fast meinen...
Toller Beitrag!
Dankeschön.😊👍
Hallo.
Es ist unglaublich ....da werden zoos geöffnet, friseure. es finden bald wieder gottesdienste und demos statt. draussen dürfen sich 50 Leute versammeln ....im gegenzug sind kinder die großen verlierer der ganzen sache....damit auch die eltern (wie genau sollen die denn arbeiten)
es sind noch nichtmal spielplätze offen, stattdessen debatiert man, ob man sommerferien kürzt
es gibt den teil großeltern, die den ganzen Tag die enkelkinder betreuten.... und die Großeltern, die ihre enkel garnicht mehr zu Gesicht bekommen.
Menschen brauchen ungezwungene soziale kontakte.
warum sind die Wochenmärkte denn so brechend voll mit der Risikogruppe. weil diese Menschen besonders auf ein soziales miteinander angewiesen sind. Sie sind oft alleine, haben den partner verloren und und und.
die Menschen würden sich lieber die Kugel geben wenn sie noch mehr "alleine" sind.
warum setzt freiwillig keiner masken auf? weil das letzte stück Normalität dann flöten geht. Das Gesicht von Menschen erkennen, dessen Mimik und Geistig, ist sehr viel wert.
Manche Helden fahren ja sogar mit Maske Auto.
Hey,
nicht böse gemeint, nur eine Frage, wo hast du das mit Zoos und den 50 Leuten her? Das hab ich bis jetzt noch nicht gelesen.
Für alle Bundesländer? Wohnen in BW.
LG
Vor einigen Wochen habe ich hier mal gefragt, ob die Maßnahmen nicht übertrieben seinen. Tote kann man zählen. Zerstörte Existenzen nicht. Diese Situation macht etwas mit den Menschen. Im Moment ist die Mehrheit immer noch relativ entspannt und einsichtig. Aber die Stimmung wird kippen.
Das ist wie bei den Flüchtlingen. Zunächst große Welcome Plakate und viel Hilfe, dann Zweifel, irgendwann Widerstand.
Was macht man mit den Verzweifelten? Wenn sich einer nicht an die Regeln hält?
Wir brauchen wieder mehr Normalität, Risikogruppen müssten sich weiterhin zurückhalten. Aber die Welt muss sich weiterdrehen
Es klatscht kaum jemand noch, überhaupt für irgendjemanden, da brauchst du leider leider nicht darauf zu warten.
Das ist sowieso meistens nur mehr "Schein als Sein".
Die Pflege wurde am Anfang auch beklatscht und Nu?! Jetzt meinen sie alle, weil es regional total unterschiedlich ist, dass alle Intensivstationen leer sind und alle Schwestern zur Zeit Däumchen drehen oder frei haben etc...
Es fängt sogar an, dass man Ärzte und Pfleger/innen dezent aus einem Supermarkt o.ä. schmeißt, weil man ja ansteckend sein könnte...
Anerkennung hast du fast nirgends hier, weil ALLES als selbstverständlich angenommen wird und so lange bestimmte Menschen nicht persönlich in irgendeiner Art und Weise betroffen sind, sehen sie auch nie die Arbeit, die hinter etwas "scheinbar Einfachem" steckt.
Habe hier vor paar Tagen selber einen Beitrag verfasst, bei manchen Antworten konnte man nicht mal mehr mit dem Kopf schütteln, so "armselig" war das in meinen Augen.
Traurig, aber leider ist unsere Gesellschaft so, am Anfang immer ein kurzer Hype um irgendetwas und nur wenige Tage später ist alles vergessen und keiner denkt nur auch im geringsten an die, die sich eigentlich schon immer für andere abrackern.
Ich verstehe sowieso nicht wieso jemand für etwas klatschen sollte? Das ist deren Job und dafür werden sie bezahlt. Ich erwarte auch nicht, dass jemand für mich klatscht obwohl ich trotz Corona jeden Tag arbeite um dafür zu sorgen, dass die Haushalte mit Strom versorgt sind.
Sage ich ja, das ist alles irgendwie nur so eine Show, für was auch immer...
Wenn es wirklich darauf ankommt, dass x Berufe besser bezahlt werden etc, sind sie entsprechenden Personen ganz still.
Klatschen braucht niemand, aber dennoch verstehe ich die TE, ess fehlt einfach an Respekt dem Gegenüber. Ich kann es auch absolut nicht gut haben, wenn unsere Arbeit klein und lächerlich geredet wird und das wird sie immer noch...