Stimmungstieg - wie geht ihr damit um?

Hallo Zusammen,

Ich weiß, die Situation ist gerade für alle nicht einfach.
Und eigentlich geht's mir nicht wirklich schlecht - das Versuch ich mir auch immer vor Augen zu halten:
Meine Kids (vor allem mein Grosser) macht alles super mit. Bin derzeit in Elternzeit, somit von den Kita-Schliessungen nicht zusehr betroffen. Mein Mann muss/darf voll Arbeiten, daher keine finanziellen Einbussen. Wir leben seit kurzem im eigenen Haus mit Garten, daher haben wir ausreichend Platz und auch immer was zu tun. In meiner Region sind die Fallzahlen sehr niedrig und in meiner Familie gibt es keine Risikopatienten (Bis aufs Alter), daher macht mir dies auch keine grössere Angst als andere Erkrankungen.

Trotzdem geht meine Stimmung von Tag zu Tag bergab. Diese Perspektivlosigkeit macht mich fertig. Ich könnt nur noch heulen, wenn ich dran denke das mein Grosser warscheinlich die Kita nicht mehr von innen sieht, das es keine normale Einschulung und erstes Schuljahr gibt. Das sämtliche Freizeitaktivitäten (Schwimmbad, Freizeitpark, Ausflüge,...) erstmal nicht gibt. Ich hab Angst das die Kindergrippe bis Herbst nicht aufmacht, somit meine Kleine nicht eingewöhnt wird - damit hat sich mein Job auch erstmal erledigt...

Ich denke diese Sorgen werden viele von Euch auch haben, wie geht ihr damit um, was bringt Euch wieder hoch?

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Ganz ehrlich ... die Bundesregierung fährt auf Sicht und beschließt Dinge im zwei Wochen Rhythmus. Das hab ich mir zum Vorbild genommen. Ich mach mir keine Gedanken darüber was im Sommer geht und wie der Herbst wird.

Wir meistern jede Woche. Als Mitte März die Kitas dicht machten, konnte ich mir kaum vorstellen wie wir die 5 Wochen im Homeoffice schaffen sollen. Nun mach ich schon die 6. Woche und wir leben immer noch. Okay ... heute hat mich mein Sohn mit einem Pfannkuchen beworfen .... wir haben auch echte Tiefs .... aber wir fuchsen uns langsam rein.

Für mich ist die Situation schwierig, aber mir helfen kleine Projekte. Ich schwinge aktuell mal wieder die Stricknadeln um mental im Balance und wir machen viel gemeinsam Sport. Da meine Kinder noch nicht in der Schule sind, haben auch sie sich kleine Projekte überlegt. Dinge die sie lernen wollen. Die Mittlere kann jetzt Rad fahren und der Große hat gelernt die Spülmaschine zu beladen und anzustellen. Nun kommen die nächsten Projekte. Ich will ein Hochbeet bauen und bei den Kindern muss ich noch überlegen.

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Den Pfannkuchen find ich lustig. 😅

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Du bist nicht alleine... unsere Tochter ist in der 4ten Klasse. Die Einschulung damals war so schön. Dort sind die Kinder durch ein Rosentorbogen in die Klasse gegangen und beim Rauswurf wäre es auch so gewesen. Die hätten die Klasse bzw schule wieder durch den Bogen verlassen. Dennoch würde ich mich freuen wenn die sagen das die 4 Klässler doch nicht mehr zur Schule müssen. Dann habe ich sie lieber zuhause und keinen enttäuschenden Abgang

In Hessen wurde es schon gekippt.

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Huhu,

da die Krippe keine Eingewöhnung macht, kann ich nicht wie geplant jetzt arbeiten, damit bin ich schon im persönlichen worst case.
Trotzdem bin ich nach wie vor positiv gestimmt: mein Job bleibt mir grundsätzlich erhalten (Elternzeit ist verlängert, damit bin ich ohne Gehalt zu Hause, aber sozial abgesichert) und sobald die Kitas etwas Normalität haben und die Eingewöhnungen statt finden, kann ich dahin zurück kehren. Derweil läuft halt Plan B, der zwar ungemütlich ist, aber es geht weiter und nur das zählt.

Ich habe mich damit abgefunden, dass in den nächsten Wochen nichts normal laufen wird. Man liest es überall. Welche Lockerungen unser Leben wieder leichter machen werden oder ob es kaum noch welche geben wird, werden wir sehen.
Ich lebe gerade nur im Hier und Jetzt und das hilft mir gerade.
Alle 2 Wochen lausche ich dann gespannt den neuen Beschlüssen, die vielleicht bei den erneuten Treffen zustande kommen.

Ich erfreue mich gerade auch an den kleinen Dingen:
Meine kleinste Tochter lernt gerade ganz viele neue Wörter. Ich habe halt viel mehr Zeit nur für sie.
Meine Mittlere wird immer sicherer mit dem Fahrrad, wir fahren fast jeden Tag damit, das ist sonst nicht so.
Die Große ist motiviert das Schreiben zu üben, weil sie ihrem Sandkastenfreund selbst Briefe schreiben möchte, weil sie sich nicht sehen.

Natürlich fehlt hier auch ganz viel: Freunde und Familie, Hobbys (Reiten / Karate / Chor usw) der Kinder, eigene Freizeit, eigene Wünsche sind zurück gestellt usw.
Ich frage mich, ob meine Große den Schulausfall später kompensieren kann oder ihr jetzt ggf der Weg zu ihrem Traumberuf verbaut wird.
Ich sorge mich, ob die Vorschule in Kürze überhaupt stattfinden kann für meine Mittlere. Ob sie nächstes Jahr normal eingeschult werden kann und wer von ihren Urgroßeltern dann noch dabei sein kann.
Viele weitere Sorgen sind noch da, ich möchte an der Stelle jetzt abkürzen.

Ich versuche dem Negativen einfach keinen Raum einzuräumen im Alltag. Ist ein bisschen von dieser Redewendung: das Glas ist halb voll oder eben halb leer.

Ich kann mich zerfressen lassen von den Sorgen, aber ändern kann ich die Situation gerade nicht. Da richte ich meine Energie lieber auf die Dinge, bei denen ich etwas ändern kann. Diese Lektion habe ich in anderen harten Jahren gelernt und es hilft mir einfach auch in der aktuellen Zeit.
Ich bin von Typ her der absolute Planungsmensch, aber manchmal muss man es einfach nehmen wie es kommt.

LG

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"Diese Perspektivlosigkeit macht mich fertig."
"Ich denke diese Sorgen werden viele von Euch auch haben, wie geht ihr damit um, was bringt Euch wieder hoch? "

Ich versuche mir selbst Perspektiven zu geben.

Raum zum Trauern, um das, was ich schade finde.

Aber auch Raum um das BestMÖGLICHE aus der Situation machen.

Es klappt nicht wie ich es mir vorgestellt habe. *Zeit zum traurig sein, wehmütig sein*

Mir selbst Alternativen und Perspektiven schaffen.
Da bringt mein Kind auch schon gute Ideen.

Es gibt so vieles, was wir aufschieben mussten: Gesundheit, Zeit, andere Ereignisse, Umplanungen....
das meiste fällt nicht auf, weil es im Hamsterrad untergegangen ist.

Jetzt haben wir uns die Zeit genommen, wir nehmen uns die Zeit. Was wollten wir schon lange mal tun?
Ich bin echt erschrocken, was seit der Kindergartenzeit meines Kindes hier unangetastet herum liegt. Was wir so gerne mal machen wollten, aber immer war irgendwas anderes (und wenn mal Zeit gewesen wäre, war das Wetter nicht passend).

Mein Kind ist inzwischen der Pubertät. Bei manchen ist das Interesse jetzt durch. Anderes werden wir jetzt einfach mal machen. Zeit, Muße, usw.


Beim Kindergarten-Verabschiedungsprogramm wurde damals bei ihr kaum etwas gemacht.
Es gab Erzieherwechsel und alles, was die Großen vorher hatten, wurde gestrichen. Fest: zu anstrengend. Verabschiedung: Minimum, na wenn es sein muss.

Ja, das war hart und traurig.
Zuletzt wollten viele Kinder gar nicht mehr hin, weil vieles plötzlich so lieblos war.

Es war hart, mein Kind durfte traurig sein und auch für uns Erwachsene war es erst mal schwierig.
Heute einige Jahre später ist es nur noch ein Teil des Ganzen.
Zeit zum traurig sein, wenn sie daran erinnert wird,

viel mehr aber auch zum glücklich sein, weil sie einen tollen Kindergarten hatte (bis zur Veränderung), weil sie davor viel Tolles erlebt hat (nur eben nicht mehr das, was die anderen Großen durften), weil sie sich auch heute gerne die Fotos ansieht von damals,

weil es ihr Spaß gemacht hat mit mir zusammen Fotos auszusuchen und sich so ihre eigenen Erinnerungen zu bewahren..

Irgendwann meinte sie mal: eigentlich sei es ja ganz gut, dass es am Schluss schlecht wurde. So fiel ihr der Abschied nicht so schwer. Sie fand es zwar sehr schade, dass vieles eben nicht mehr statt gefunden hat. Sie wäre aber auch traurig, wenn sie dann hätte gehen müssen.


Eine Perspektive könnte z.B. sein, dass ihr zusammen ein Kindergartenfotoalbum gestaltet.
Gemeinsam. Schöne Erinnerungen aufbewahren. Raum um traurig zu sein und Raum zum darüber sprechen.

Und auch Raum für Neues. Welche Wünsche habt ihr (nicht nur das, was nicht ist; sondern auch das, was sein könnte - im Guten).

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Mir ging es Mitte März richtig schlecht, die Berichte aus Italien haben mich fertiggemacht.
Nachdem es hier dann erst mal doch nicht so schlimm gekommen ist, bin ich aus dem Tief wieder raus.
In der Region hier sind die Zahlen nicht so schlecht, wir haben ein Haus mit Garten, mein Mann arbeitet voll, zum Teil im Homeoffice, das eine Kind hat Abi, die anderen sind noch weit vom Schulabschluss weg...

Nachdem die Anfangssorgen geschrumpft sind, geht es uns eigentlich ganz gut. Pläne mach ich erst mal keine.

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Das klingt jetzt vielleicht makaber...aber ich denke mir: "Ist keine Spanische Grippe. Oder ein massiver Ausbruch der Pest. Wird voraussichtlich auch keine vergleichbaren Ausmaße annehmen. Also immerhin. Wird schon."
Ernsthaft, wir sind noch verhältnismäßig "gut" dran. Da haben andere viel mehr Krisenpotenzial (die USA z.B.) und verhungern wird hier so schnell keiner, selbst wenn es den ein oder anderen den Job kostet. Alles nicht schön, für Einzelne bitter, aber die Welt samt Menschheit hat, ganz nüchtern betrachtet, schon viel, viel üblere Geschichten überstanden. Und die Umwelt freut's, aber das klingt wieder so misantrophisch und Green Peace'ig, lassen wir das mal...
Ich persönlich habe keine überdurchschnittlich schlechte Laune. Sozialkontakte hege und pflege ich eh nicht groß, mag keine Menschenmengen, Shopping ist mir ein Greuel, ich gehe nicht gern ins Restaurant, hab lieber meine Ruhe und genieße es, mit Hund und Kind die überwiegend menschenleeren Straßen/Waldwege lang zu kurven. Von daher vermisse ich einige Dinge absolut nicht, die anderen sehr wichtig sind und deren temporärer Verlust ihnen zu schaffen macht. Finanziell bin ich gesichert. Meine Stimmung ist also im Großen und Ganzen nicht auf dem Tiefpunkt, im Gegensatz zu meiner besten Freundin beispielsweise, die gerade ganz banal SO gern mal wieder zu ihrem Lieblings-Chinesen essen gehen würde ;)

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Ich hab auch einen mega Hänger obwohl es uns gut geht. Einer in Elternzeit Bis März, einer im Home Office.Haus mit großem Garten.

Aber meine Tochter wird im Sommer 4. 5 Monate bis August zu Hause ohne Kontakte? Das ist für die ewig, mit nem Baby kann sie ja schlecht spielen. Das stimmt mich soooo traurig. Ich hab Angst dass sie ab August weiter zu Haus bleiben muss. Sie vermisst alle sehr, ist aber auch tapfer. Wir geben alles hier. Aber das waren erst wenige Wochen, es kommen ja noch Monate und das finde ich für kleine Kinder sehr schlimm.

Durch die Lockerungen hab ich auch kaum Hoffnung. Hab Bilder gesehen....in manchen Städten sooo viele Menschen, kein Abstand. Versammlungen in Parks usw usw. die Zahlen sind in 2-3 Wochen mega hoch und die kleinen sind die letzten die dran sind. Dabei wird hinterfragt ob Kinder u10 überhaupt überträgst sind.

Da andere Menschen grad alles mit Füßen treten bin ich super deprimiert und pessimistisch. Riesen Shoppingmalls machen auf, da hat selbst der Drosten gesagt das sei bescheuert. Friseure machen auf, da ist nix mit Abstand.

Der Knaller ist die Bundesliga. Die spielen und vergeuden 20.000 Tests. Da sollten sie lieber Pflegepersonal und Co regelmäßiger testen. Das ist doch ein Unding.

Ich hab Angst dass meine Tochter dieses Jahr nicht mehr in die Kita darf. Ich könnte heulen. Die Kinder werden vergessen. Aber an die Bundesliga wird gedacht. Kinder sind unsere Zukunft.

Ich bin aktuell einfach nur sehr sehr traurig. Wär einfach alles nochmal 4 Wochen dicht geblieben dann wär Corona fast weg gewesen. Der 2. Lockdown wird kommen

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Das ist das Problem und das haben so ziemlich alle, die ihren rationalen Verstand eingesetzt haben, auch gesagt: WARTET mit den Lockerungen, haltet noch etwas durch, sonst war unter Umständen alles umsonst. Lieber jetzt noch eine Weile in den sauren Apfel beißen, ehe man nicht über Los und zurück zum Start gehen darf.
Aber nein; über Ostern und bei schönem Wetter drehten einige kollektiv ab, die Grenzen wurden wischiwaschi und prompt gingen die Zahlen nun an einigen Standorten schon wieder steil nach oben.
Frau Merkel deutete an, dass sie im Hardcorefall auch einen zweiten kompletten Lockdown befürworten würde. Und DANN drehen einige wirklich am Rad - und die, die sich bisher zusammengerissen haben, meiner Meinung auch zu Recht.
Dass es keine einheitliche, zufriedenstellende Lösung für alle Parteien gibt und auch nicht geben kann, ist natürlich zusätzlich frustrierend.
Ich finde die Vorstellung, die älteren, die Einrichtung verlassenden Kinder gar nicht mehr zu sehen, auch ziemlich schade.

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Ich hab selber keine Lust mehr wenn ich die Egoisten alle sehe. Meine arme Tochter, könnt echt heulen