Das Leben zu Corona Zeit mit Säugling und (Kindergarten)kind
Ich weiß nicht, ob es anderen auch so geht, aber seit Corona zeigen sich Menschen von ihrer „besten“ Seite.
Die 30-Tage snooze Knopf reicht schon lange nicht mehr und ich sortiere meine Facebook Bekanntschaften genau so gnadenlos aus wie meine vor-der-Schwangerschaft Jeans.
Überall poppen sie hoch, Menschen die meine Nerven strapazieren, mich an die Menschheit zweifeln lassen und eine Wirkung auf mich haben, wie ein warmes, abgestandenes Bier bei 36 Grad im Hochsommer.
Hobby Virulogen, Impfgegner, korrupte Polizisten, Rassisten, Verschwörungstheoretikern. Und die mit Abstand alle, alle, schlimmsten, die mir den alle letzten Nerv rauben? Eltern. Solche Eltern, die nur EIN Kind haben, am besten über 5.
„Herzlichen Glückwunsch zum Nachwuchs du zweifach Mami! So süß! Na? Ist es so wie du es dir vorgestellt hast?“
Danke Petra, aber ich weihe dich jetzt in ein Geheimnis ein:
Vor Corona, in meiner Schwangerschaft, malte ich mir meine Zukunft aus. Spaziergang zum Kindergarten mit dem Großen aufm Fahrrad und die Kleine im Kinderwagen, anschließend Babykurs oder Krabbelgruppe...oder einfach nur heim, Kind unter die Dunstabzugshaube schieben und Netflix an. Kuscheln mit der kleinen in der Trage und gleichzeitig das bissel Haushalt erledigen. Summend. In meiner Vorstellung summte ich immer.
Dann Nachmittags, wenn der Große und Papa beide daheim waren, „exklusiv-Zeit“ mit Mama und Sohn. Spielen, lesen, kichern, Geheimnisse erzählen.
Abends würden Papa und ich mit einen Glas Wein darauf anstoßen, wie gut ich das Leben meister. Und wir würden schmunzeln. Wie einfach es ist ein zweites Kind zu bekommen, wenn der Große schon im Kindergarten ist. Wie schlau wir mit der Familienplanung waren. Wie blöd andere doch sind. Ha. Ha. Ha.
Und dann, eines Tages kam Karma um die Ecke spaziert, als Virus namens COVID-19 verkleidet, und begrüßte mich und meine „Vorstellung“ mit zwei Bitch-Slaps. Eine links, eine rechts.
Ich weiß schon, dass die Petra’s da draußen schmunzeln und sich denken „tja, deshalb haben wir es bei einem gelassen!“.
Die erfahrenen, mehrfach Mamas lächeln müde in die 5. Kaffeetasse und flüstern „welcome to the dark side“.
Aber eins haben alle gemeinsam. Die denken sich „das hast du dir doch gewünscht“.
Nein. Das hat sich niemand gewünscht. Corona, hat sich niemand gewünscht. Es will kein Mensch 24/7 die genervte Mama sein. Die motzende mama sein. Ständig im Spagat zwischen zwei Kindern mit völlig verschiedene Bedürfnisse zu sein - besonders wenn man so ungelenkig ist wie ich.
Zweites Kind? Immer schwierig. Aber zum jetzigen Zeitpunkt, Corona bedingt, besonders schwierig. Warum? Weil all die Mamas, die den Stress umgehen wollten über Monate hinweg zwei Kinder zuhause zu betreuen, extra gewartet haben den Keuschheitsgürtel wieder aufzuschließen. Weil die es net wollten, net konnten, und auch net mussten! Und genau diese Mamas werden gerade in die Rolle gezwungen, in der sie eben nicht sein wollten.
Und obwohl ich meine beiden Kindern über alles auf dieser Welt liebe, bin ich auch nicht zu stolz um zu sagen:
Nein Petra, es ist nicht so wie ich es mir vorgestellt habe.
Zum schmunzeln - nicht so ernst nehmen ;-)
Danke, ich liebe sowas 😍
P.s in meiner Vorstellung von dem perfekten leben bin ich auch immer am summen 😎
Oh ja, Du hast so recht! Habe mir meine Elternzeit mit unserem Nachzüglerchen auch soooo schön ausgemalt, mit Exklusivität wenn die zwie Großen in der Schule sind, ich in Krabbelgruppen mit viel Exklusivzeit mit meiner süßen Maus , Käffchen mit anderen Mamas und viel kuscheln zu zweit bis die Großen kommen.
Coronarealität: Baby in Trage, Decke, Babywiege, immer irgendwo nebenher, und ich mit zwei (wirklich sehr lieben Kindern) im Homeschooling....
Auch von mir an alle Petras : so war das nicht geplant!!!
Aber es kommen bestimmt bald wieder bessere Zeiten... und bis dahin durchhalten!!!👊
Das unterschreibe ich dir sowas von, nur das unser großer Vorschüler ist.
Augen zu und durch💐
Herrlich geschrieben, danke!
😂👍 sehr gut geschrieben
Wir haben Kinder Nummer 3 im Dezember bekommen... ich dachte... schön 4 Wochen zu dritt Zuhause mummeln und ab Januar geht nr2 in den KiGa... war er auch aber nur kurz... dann kam der mist und ich hockte mit 3 Kindern Zuhause. Völlig überfordert zwischen stillen, windeln wechseln, pädagogisch sinnvoller Beschäftigung und Hausaufgaben.
Jetzt sind knapp 7 Monster EZ um und es war bisher gefüllt nur Stress
Haha, ja ich habe mir meine Elternzeit mit dem zweiten Kind auch mal sowas von anders vorgestellt. Nicht nur wegen Corona...es ist auch schon vorher ziemlich viel anders gelaufen als in meiner Vorstellung. Aber Corona setzt dem ganzen noch die Krone auf. Wir fanden es auch so schlau, dass wir bei den Kindern einen größeren Abstand (3 Jahre 9 Monate) gewählt haben. Nie hätte ich es mir vorstellen können zwei Kinder gleichzeitig zu Hause zu bereuen. Tja, es kommt immer anders...Die Elternzeit ist bald vorbei und ich bin traurig, dass ich mit meiner Tochter vieles nicht machen konnte wie geplant. Andererseits hatten wir jetzt viel Zeit als Familie und mein Sohn hat auch so viel von der Babyzeit seiner Schwester mitbekommen und sie auch von ihm. Für die Kinder war es glaube ich gar nicht so schlecht.
„welcome to the dark side“ sag ich dann mal 🤣
Aber weißt du was, seit dieser Woche sind die Großen wieder in Schule und Kindergarten und plötzlich sitzt ich mit der Kleinen da, wunder mich über die Ruhe und überlege was wir spielen sollen.
Da schläft sie vormittags einfach 2std und ich weiß überhaupt nichts mit mir anzufangen 😂
Same here 😅
Genial geschrieben. Bei mir gibt es zum Glück keine solcher Petras, dennoch habe ich mich deinem Text wieder gefunden. Meine große 2,5 Jahre darf sie Bett Woche wieder halbtags in die Kita. Trotzdem befürchte ich, den Spagat zwischen beiden Kindern niemals hin zu bekommen.