Hallo,
wer von euch hat auch regelmäßig im Seniorenheim zu tun und kann über die momentane Situation berichten? Also als Besucher, oder auch Mitarbeiter.
Meine Mutter lebt seit September 2020 in einem und ich denke, dort hat man den bestmöglichen Umgang mit der ganzen Misere gefunden.
Meine Mutter kennt mich seit Juni 2020 (da hatte sie einen Schlaganfall) fast ausschließlich mit Maske. Ohne Maske war ich noch nie in dem Heim, auch nicht, als es noch Sommer war. Und davor in Krankenhaus und Reha war es ja auch nicht anders.
Von Anfang an wurde Fieber bei mir gemessen, dieser Fragebogen ausgefüllt - bei JEDEM Besuch. Auch sind seit Juli 2020 die Besuchszeiten eingeschränkt, es darf auch immer nur eine Person zu einem Bewohner - für max. 1 Stunde. Bis Ende Oktober konnte ich mit ihr auch noch nach draußen, da hatte man dann mehr Zeit.
Als die Zahlen dann zum Winter hin wieder schlechter wurden, kam der Wechsel von der "normalen" Maske zur FFP2-Mundnasenschutz-Pflicht. Diese wurde beim ersten Mal auch vom Heim gestellt. Solange der Besuch da ist (ausschließlich im Bewohner-Zimmer), muss auch der Bewohner eine tragen. Im Zimmer darf sie, wenn sie allein ist - ohne Maske sein. Will sie zu einer Nachbarin, muss die Maske drauf.
Richtung Weihnachten dann wurde es immer komplizierter und ab Heiligabend kam man nur noch mit Schnelltest rein.
Die Bewohner und Mitarbeiter werden seitdem alle zwei Tage getestet. Ende Dezember gab es ein paar infizierte Bewohner, zwei haben es leider nicht geschafft. Ab da war dann auch bis zum 18.01.2021 totales Besuchsverbot. Momentan ist das Haus wieder corona-frei. Die ersten Impfungen fanden am 13.01. statt, der zweite Pieks kommt am 3.2.
Man kann also jetzt wieder rein, aber nur mit Voranmeldung und den o.g. Bedingungen.
Es geht also nicht nur um medizinische Sicherheit, sondern auch um die Nicht-Vereinsamung der Menschen. Das finde ich gut.
LG
Merline
Eure Erfahrungen im Seniorenheim
Ich arbeite nicht in einem Altenheim, sondern im KH, wollte dennoch etwas dazu sagen.
Wir selber haben leider sehr viele schlechte Erfahrungen gemacht.
Die Besucher mussten sich auch in Listen eintragen, ob sie Fieber oder andere Symptome haben, bzw eher die Erklärung, dass sie Symptomfrei sind und das immer, wenn sie zu Besuch waren. Maske war Pflicht und sie durften nur nach telefonischer Anmeldung am Vortag kommen.
Diese zusätzliche Arbeit für uns, wo wir sowieso schon immer am Limit sind, darauf gehe ich jetzt mal nicht explizit ein.
Leider ist es so, dass viele bei den Symptomen gemogelt haben, sie haben angeben, sie hätten nichts und im Endeffekt kam raus, dass sie Fieber oder xy hatten.
Oft war es auch so, dass wenn man ins Patientenzimmer kam, sie dann auch ohne Maske bei dem Patienten saßen, viele waren dann regelrecht gestresst, weil sie ertappt wurden, aber manchen war es sogar egal und fingen mit uns an zu streiten, welchen Sinn der Blödsinn hat.
Tja genau solche Besucher haben uns dann leider Covid mit auf Station gebracht.
Bei uns sind mittlerweile 16 Mitarbeiter selber erkrankt, genau die Hälfte daran sogar mit einem "schweren" Verlauf, ua ich.
Das KH hat die Konsequenzen gezogen und es darf niemand mehr kommen, Ausnahmen bei Kinder, Geburt oder Tod.
Es tut mir leid, dass die Situation so ist und du dich angesteckt hast. Ob tatsächlich bei der Arbeit oder woanders, egal wo.
Ich möchte dir aus der Sicht von Familien beschreiben, wie es sich anfühlt, wenn ein Angehöriger in Pflege ist. Mein Großvater lebte seit 3 Jahren im Pflegeheim, zuvor hat er bei uns gelebt. Ich war tatsächlich fast jeden Tag bei ihm, auch wenn es manchmal nur für 15 Minuten war. Er musste in ein Heim umziehen, weil wir es zu Hause nicht mehr geschafft haben, trotz Pflegedienst.
Im September ist er 100 geworden. Ich alleine durfte ihn morgens 1 Stunde lang sehen und ausnahmsweise am Nachmittag eine Stunde. Geburtstagskuchen war verboten, weiterer Besuch war verboten, aufgrund seiner Erkrankung konnte ich ihn nicht mal mit nach draußen nehmen. Ein trauriger Geburtstag war das. Die Urenkel durften seit dem 1. Lockdown nicht mehr zu ihm ins Heim, denn es war immer nur eine Person erlaubt und die Kinder waren noch zu jung um alleine zu gehen. So streng wurde das gehandhabt.
Im November ist er verstorben. Ich durfte in den letzten Tagen immer kommen, egal wann. Sonderregelung wegen Tod. Hier hätten auch meine Kinder Abschied nehmen dürfen, wir haben uns dagegen entschieden.
Ja, ich hätte meinen Großvater anstecken können. Auch ich habe die Maske abgenommen, wenn wir alleine waren und habe ihn gestreichelt und umarmt. Ich habe ihn nicht angesteckt, er ist nicht an Corona gestorben. Ich bin und war gesund. Aber da ist so viel anderes gestorben. Die Zeit, die wir verpasst haben. Die meine Kinder mit ihrem Urgroßvater verpasst haben.
Das tut mir sehr leid für euch, ich weiß, dass das alles super schwierig ist, für alle.
Ich habe aber das Fachwissen, die Reichweite und vor allem (!) die Empathie um zu entscheiden oder sagen zu können, dass man bei einem Patienten, der präfinal im Bett liegt, keine Angehörigen mit Maske braucht.
Mir ging es in meinem Kommentar ausschließlich um Personen, die sehr wohl eine halbe Stunde lang eine Maske aufgesetzt lassen konnten und könnten.
Und desweiteren ist es absolut nicht in Ordnung, dann bewusst ins KH zu kommen, wenn man Symptome hatte und dort bewusst fälschlich nein ankreuzt und x Tage später das Gesundheitsamt oder der/die Betroffene selber anruft und sagt er/sie ist positiv.
Ich habe keine persönliche Erfahrung, höre nur von anderen.
Ich weiß, dass bis Dezember, als die Inzidenz bei uns schon bei 500 war, das Personal hier nicht regelmäßig getestet wurde. Schnelltests gab es nicht, auch nicht für Besucher. Ab Dezember gab es dann eh bei uns in allen Heimen und Kliniken massivste Ausbrüche, die präventiven Tests waren damit hinfällig. Von Todesfällen hab ich aber nichts weiter gehört.
Unsere Nachbarin wiederum erzählt mir öfters aus dem Pflegeheim, in das sie regelmäßig zu Besuch geht. Dort weiß sie inzwischen wann sie kommen muss, dass ein bestimmter Pfleger da ist, der bei allem ein Auge zudrückt und sie auch mal durch die Hintertüre reinlässt.
Ich habe nur sehr begrenzten Verständnis, dass alles dicht gemacht wird, aber es so läuft an den Orten wo es wirklich notwendig wäre.
Meine Oma lebt seit Weihnachten im Pflegeheim und dort gelten sehr lockere Regeln, finde ich.
Es dürfen vormittags und nachmittags jeweils 2 Personen zu Besuch kommen. Fragebogen, Fieber messen und alle 3 Tage einen Schnelltest. Ffp 2 Masken müssen getragen werden, aber nur im Flur, nicht bei meiner Oma im Zimmer. Essen mitbringen wie zB einen Geburtstagskuchen wäre kein Problem.
Ich hatte bereits erfragt, ob ich mit meinen beiden Kindern gleichzeitig kommen dürfte, kein Problem, aufgrund des jungen Alters wird eine Ausnahme bei der Personenanzahl gemacht.
Ich finde die Regelungen sehr locker, bin aber ehrlich dankbar für jedes Treffen.
Ich bin keine Pflegekraft sondern Ärztin. Bei uns darf Besuch nur bei Ausnahmen in die Klinik, wie zB Sterben und Tod und Geburt. Ich sehe tagtäglich seit mehr als 2 Monaten, wie die Schwestern auf unserer Station der Arbeit nicht mehr hinterkommen. Wir haben so oft so viele demente Patienten auf Station, die ohne ihre Bezugspersonen teils über Wochen alleine bei uns bleiben müssen. Ich sehe täglich, wie sich eine Schwester nach der anderen bemüht, diese Patienten abzulenken oder zu beschäftigen oder zu beruhigen. Sie weinen, sie schreien, sie schlagen das Personal, sie fragen mehrmals in einer Minute nach Lebensgefährtin/en oder Kinder, laufen nackt auf den Flur, urinieren und verrichten ihre Verdauung auf dem Flur etc... Die einen dementen Patienten schaffen es ihre Demenzuhren abzubekommen und flüchten von Station, dann ist die Schwester noch zusätzlich damit beschäftigt, diese Patienten zu suchen. Kurz und knapp, es ist ein Elend, für ALLE Beteiligten! Viele wissen einfach nicht, wie viel Arbeit/Stress/Trauer/Frust/Unzufriedenheit/Angst zur Zeit auf den Stationen ist. Ich habe Schwestern weinen sehen, weil sie nicht mehr ein und aus wissen, ich habe Patienten weinen gesehen, weil sie nach Hause wollen, ich habe Patienten präfinal noch Tage kämpfen gesehen, weil sie wirklich auf bestimmte Personen gewartet haben wegen dem Abschied, ich habe Schwestern gesehen, die Überstunden machen, trotz Verwarnungen eben keine zu machen, weil sie einem Sterbenden die Hand gehalten haben. Und wenn ich dann oben lese, dass Besucher bewusst lügen, wenn es um Symptome geht und der Schwester nicht geglaubt wird, dass sie sich auf Station angesteckt haben soll, dann platzt mir regelrecht die Hutschnur. Bei uns haben auch viele gelogen, es hat sich Personal infiziert, Mitpatienten haben sich infiziert. Wer leidet darunter? Das sowieso angeknackste Personal und die sowieso leidenden Patienten. Ich wiederhole, es leiden alle darunter, aber dann noch frech eine Userin hier schon fast als Lügnerin hinzustellen, das schmerzt sogar noch mehr.
Danke für euren Einsatz!
Viel Kraft und starke Nerven weiterhin.
Ich glaube, gerade die Angst wird gewaltig unterschätzt. Bei euch im Krankenhaus ist es ja noch schlimmer als bei uns und wir leben schon seit Monaten praktisch andauernd mit der Gefahr, uns bei einem Bewohner oder Kollegen angesteckt zu haben. Es war nie so schlimm wie jetzt, aber so richtig coronafrei waren wir schon sehr lange nicht mehr. Da war hier mal ein Bewohner positiv, dann ein Kollege und das alles noch vor den verpflichtenden Schnelltests. War immer eine Ungewissheit dabei und das über so lange Zeit, irgendwann hat jeder seine Belastungsgrenze erreicht.
Wir mussten heute eine Kollegin nach Hause schicken, nachdem sie einen (dementen) Bewohner angeschrien hat. Sie hatte ihn kurz vorher schon dreimal wieder in sein Zimmer gebracht und ihm gesagt, er müsse leider dort bleiben. Zwei Minuten später steht er wieder auf dem Flur und fragt, was jetzt los sei. Klar, trotzdem hätte sie nicht so reagieren dürfen, aber sie war nervlich am Ende. Sie ist selbst 61, hat keine jungfräuliche Lunge mehr, ihre Enkel seit Monaten nicht mehr gesehen, sie war am Ende. Inzwischen hat sie sich gemeldet, sie ist zwei Wochen krankgeschrieben.
Für eure Pflegekräfte ist das alles ja noch schwerer, weil sie die Menschen nicht wirklich kennen und keine Bezugspersonen sind. Ich glaube, ein Viertel unserer Dementen würde aktuell im Krankenhaus verhungern, die lassen sich nur von bestimmten Mitarbeitern anreichen und ich muss nicht erwähnen, wie energisch sie sein können, wenn sie etwas nicht wollen. Da geht der Mund nicht auf und wenn du einen Kopfstand machst.
Das alles sehen Angehörige leider nicht allzu oft. Aber wie gesagt, ich verstehe auch diese Seite. Zumindest meistens. Wenn sich, wie heute, einer tierisch aufregt, weil er nicht kommen darf und sich die letzten zwei Jahre nicht hat blicken lassen (nein, der wohnt nicht Hunderte Kilometer entfernt. Luftlinie sind es vielleicht zehn), da, also da hört mein Verständnis auf.
Ich wünsche euch, uns, allen, dass wir halbwegs unbeschadet noch durch diese Zeit kommen und die Nachwehen nicht zu heftig sind.
Ich finde einen Schnelltest und FFP2 Masken gut.
Scheint wohl auch nicht anders zu gehen.
Eine Kollegin war 14 Tage in Quarantäne, da ihre Tochter positiv war. Sie hatte sich bei einer Patientin und die bei ihren Besuchern angesteckt. 2 Pfleger sind noch Krank, 3 oder 4 Tote Bewohner.
Besuch ist wichtig gegen Vereinsammung und ich glaube auch um irgendwo noch Mensch zu sein. Bei uns in der Straße ist eine kleine Einrichtung und da waren die Türen immer offen. Kindergarten kam vorbei, Gesangsverein, Spaziergänger aus dem Ort, gab auch immer Kaffee und Kuchen für die Besucher am Nachmittag - ist ja jetzt alles nicht mehr. Es ist was anderes ob die die Pflegerin füttert oder der "Bua vom Hannes" und dir alte Kammeln von Früher erzählt.
Über Weihnachten wurde das Impfzentrum umfunktioniert für Schnelltest - kostenlos nur für Besucher in Einrichtungen - Und jetzt? Keine Schnelltests mehr, kaum erhältlich, Impftermine sind auch gestrichen worden.
Ich arbeite in einem Seniorenheim in Hamburg. Seit März letzten Jahres tragen wir FFP2 Masken. Seit September kommt man nur nach Voranmeldung rein. Seit Oktober nur nach Schnelltest. Wir werden vor jedem Dienst getestet. Leider konnten wir das Virus trotzdem nicht draußen halten. Wir haben nun einen Wohnbereich der nur für COVID Patienten ist. Wir haben nun volle Schutzkleidung an.
Vorgestern wurden alle negativen Bewohner und Mitarbeiter geimpft.