Heute war's es besonders anstrengend. Eckdaten: Zwei autistische Grundschüler in Homeschooling plus ein Kleinkind in ausgeprägter Trotzphase. Die Große hat hauptsächlich Konzentrationsprobleme, macht es aber echt super, der Mittlere ist hochsensibel, extrem niedrige Frusttoleranz und extremer Perfektionismus treiben ihn täglich weinend unter den Tisch.
Heute kommt meine Schwägerin mit ihren 3 Kinder, die wir schon länger nicht mehr gesehen haben. Der einzige Haushalt, mit dem wir uns zur Zeit noch sehen, um nicht komplett durchzudrehen. Sie bringt starkzuckerhaltiges mit. Inkl. Kaffee und endlich Gespräche mit einer Erwachsenen ist die beste Therapie für mich. Es tut so gut. (Mann ist 7:30 Uhr bis 20 Uhr außer Haus und kann meine Lage nicht so gut nachfühlen wie meine Schwägerin).
Ich lade jetzt alle hier ein zu einer online Therapie Sitzung. Redet euch alles von der Seele. Greift ohne Gedanken an Übergewicht und Gesundheit zu, Buffet geöffnet mit allem was euer Herz begehrt. Wie meine Ärztin Mal sagte, es ist gesünder gelegentlich zu sündigen als immer 100% zu verzichten.
Beste Therapie SILOPO
Oh, Kaffee und starkzuckerhaltiges, da bin ich gleich dabei...
Ich hadere gerade täglich mit mir, was der richtige Weg ist, was man tun oder lassen sollte, wie werde ich dem Kind gerecht... Die kleine war gerade im Kindergarten eingewöhnt und hat sich tierisch wohl gefühlt, jetzt ist alles dicht...
Ich bin Krankenschwester auf einer beatmungs intensiv und arbeite bisher 5 Nächte im Monat. Deshalb haben wir bis jetzt keine notbeteuung gebraucht. Zum 1.2 übernehme ich noch einen Job in Führungsposition vormittags, das heißt, jetzt darf sie also wieder ihre Freunde sehen. Vormittags steht grad täglich unser nachbarskind vor der Tür um mit meiner zu spielen. Da kann ich nicht nein sagen.
Aber dieser Zwiespalt zwischen "ich weiß, dass Kontakte, egal in welcher Form doof sind" und "was soll ich tun, ich arbeite eh bald und im Kindergarten hat sie auch Kontakte" macht mir manchmal zu schaffen. Egal, was man macht aktuell ist falsch 😩
Genauso geht es mir tatsächlich auch! Wir Schränken uns hier wirklich extrem ein mit unseren Kontakten. Meine Kinder haben absolut keinen Kontakt mehr zu anderen Kindern. Der kleine wird im April 2 und kenn es nicht anders. Der Großen fällt es schon schwerer. Es ist auch ein Kraftakt beiden Kindern einen guten Alltag zu gewährleisten.
Ich habe festgestellt, das nur ein gut strukturierter und sich immer wiederholender Tagesablauf die Lösung ist. Wie es mir dabei geht ist natürlich wieder eine andere Geschichte. Ich hatte vor einigen Wochen ein unglaubliches Tief. Die Oma meines Mannes ist an Corona gestorben kurz vor Weihnachten. Das hat alles aus dem Gleichgewicht gebracht und ich habe es am Verhalten meiner Kids bemerkt. Aufgedreht, weinerlich und einfach mega anstrengend.
Ich selber bin an meiner Belastungsgrenze angekommen und habe für mich entschieden wieder arbeiten zu gehen. Mal davon abgesehen, dass wir natürlich auch das Geld brauchen...ich muss hier raus und wieder unter Menschen. Meine Kinder kommen ab Februar in die Kita und ich hoffe wieder ein Stück Normalität zurück zu gewinnen.
Vor einigen Monaten war es schon ein Highlight einkaufen zu gehen oder eine Stunde spazieren zu gehen. Mittlerweile reicht es nee bei weitem nicht mehr aus. Ich möchte mich wieder mit jemanden unterhalten können, Menschen kennenlernen mit anderen zusammen lachen und etwas erleben.
Die Angst sich anzustecken ist mein ständiger Begleiter und ich weiß jetzt schon, wenn ich mich auf der Arbeit anstecken sollte, dann werde ich mir sicher auch sagen „selbst Schuld!Du hast es ja gewusst!“ Aber nochmal ein Jahr länger zuhause zu bleiben ist für mich und meine Kinder von der Belastung her keine Option.
Ich finde, so lange man nicht auf größere Menschensammlungen geht oder täglich andere ungeschützte Kontakte hat, ist alles im Rahmen. Wir sind soziale Wesen. Deshalb habe ich kein schlechtes Gewissen, dass wir uns zur Zeit wöchentlich, aber immer mit dem gleichen Haushalt, treffen. Sie hat auch 3 Kinder und das hilft unseren Kinder sehr bzw. sie brauchen Kontakt. Schulschließungen sind für uns nachvollziehbar, aber wenigstens ein fester Kontakt finde ich wichtig.
Zudem wird mir es persönlich extrem gut tun wenn ich in 2 Wochen nach 4 Jahren (Beschäftigungsverbot, Elternzeit) wieder arbeiten gehe und wieder Erwachsene um mich rum habe, natürlich mit Maske und Abstand ist dort auch kein Problem. Man muss eine Waage finden zwischen den Schutzmaßnahmen und seinem eigenen Schutz. Wenn man sich wirklich komplett extrem zurück zieht, sind doch diese Konsequenzen schlimmer. Dann lieber ein fester Kontakt.
Darf ich mal fragen wann deine Kinder ihre Diagnose hatten? Ich habe einen Sohn mit Autismus Verdachtsdiagnose. Wir waren im SPZ als er 5 war- man könnte es weder ausschließen noch bestätigen.
Irgendwas ist aber mit ihm. So ganz normal ist er leider nicht, wenn auch vermutlich nur schwach betroffen.
Lernen funktioniert ganz gut- wenn ich ihn mal an den Schreibtisch bekomme. Er hat null bock.
Er rechnet mit wenig Unterstützung, zügig und fehlerfrei. Aber jammert dabei ständig sein Gehirn würde gleich platzen..? Er liest ganz toll. Aber hat keine Lust. Schreiben ist die Höchststrafe.
Könnte besser laufen. Wir bekommen zwar die Aufgaben hin, und er scheint es auch zu verstehen- aber er fühlt sich überfordert. Was seltsam ist, weil er es eigentlich ganz gut kann.
Ich verstehe ihn manchmal nicht. Aber vermutlich verstehe ich ihn noch besser als der Lehrer, dem ist er auch schon negativ aufgefallen...
Nun habe ich im SPZ angerufen, wir brauchen Unterstützung. Aber es meldet sich niemand, ein Trauerspiel....
Zucker und Koffein brauche ich auch, hab auch noch in Kindergarten Kind hier. Und arbeite noch parallel im Homeoffice..
Da ich zwei Autisten habe kann ich schon ganz gut behaupten, es gibt eine sehr große Vielfalt an Autismus.
Die Große hat sich immer sehr zurück gezogen, hat im Kindergarten eine Stunde mit Mandarinenschalen gespielt. War in ihrer Traumwelt, komplett abgeschottet von der Außenwelt. Da habe ich die Hilferufe der Erzieherinnen und das "mit ihr stimmt was nicht" ängstlich ignoriert. Danach in der Montessori Schule starrte sie die Decke an, ging Spazieren, saß im leeren Zimmer, weil sie nicht bemerkte, dass die ganze Klasse wegen Sport schon in den Schulhof ging. Ich habe sie nachmittags mit Säugling im Arm unterrichtet. Mit ihrem IQ von 125 ging das, damit sie nicht wiederholen musste.
Also bin ich in eine psychische Kinderklinik, die sowas testet. Nach einem Jahr und 10-20 Sitzungen bekam sie Diagnose. Also bekam sie im Frühling in der 2. Klasse eine Schulbegleitung, es ging bergauf. Inzwischen ist sie in der 4. Klasse und hat sich wahnsinnig verändert. Sie kann seit 2-3 Monaten die Hausaufgaben komplett alleine machen ohne geistig abzutriften. ADS wurde negativ getestet.
Durch ihre Diagnose bekam mein Sohn mit 6 Jahren nach wenigen Sitzungen die gleiche Diagnose.
Als Kleinkind hat er immer sehr viel geschrieen, gezickt. Es wurde schlimmer. Er hat getreten, geschlagen. Ich war am Ende. Mit knapp 4 habe ich mir Hilfe bei der Kinderärztin geholt. Sie hat mir erklärt wie ich mich verhalten könnte bei Wutausbrüche. Irgendwie wurde es immer besser, warum weiß ich nicht. Theoretisch ist er sehr ruhig, brav, extrem hilfsbereit, sehr selbstständig, isst nur Fleisch und Eier von glücklichen Tieren, am liebsten vom Bauernhof. Aber... er tickt plötzlich aus. In der 1. Klasse hatten wir ein halbes Jahr eine Therapeutin hier vom Jugendamt. Sie war der Meinung, dass es kein Autismus ist. Schon allein wie er seinen kleineren Bruder behandelt. Er beschützt ihn, liebt ihn abgöttisch. Er hat sich bedankt, dass ich ihm diesen Bruder geschenkt habe. Als ich das Wort hochsensibel in den Raum warf sind ihr die Augen aufgegangen. Ich weiß nicht was es ist. Aber inzwischen ist es ganz gut geworden, wird immer besser. Er wird bald 8. Auch wenn es manchmal noch schwierig ist, wir sind auf einem guten Weg. Bei Wutanfälle schlägt und brüllt er schon länger nicht mehr. Stattdessen verzieht er sich in die Ecke, weint ein paar Minuten und kann dann mit mir über sein Problem sprechen.
Sein Problem noch ist die Frusttoleranz und seine zu hohen Erwartungen an sich selbst.
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort, dass hilft mir sehr. Mein Sohn ist eine Mischung aus deinen beiden.
Er war ein sehr anstrengendes Kleinkind, neigte zu Wutausbrüchen das die Wände wackeln- das hab ich noch unter „willensstark“ verbucht, weil die Kinderärztin es normal fand.
Dann als er fünf war gab es den totalen sozialen Rückzug im Kindergarten, ähnlich wie deine Tochter. Er war kaum ansprechbar im Kindergarten. Wir wurden zum Gespräch gebeten und eindringlich darauf hingewiesen das Marcus nicht ist wie andere Kinder und wir ihn untersuchen lassen sollen. Wir sind aus allen Wolken gefallen, zuhause war er wie immer..
Zuvor sind wir schon mehrfach auf sein Gehör angesprochen worden, schon in der Krippe. Hören tut er gut- aber offenbar reagiert er manchmal nicht. Bei mir reagiert er immer auf Ansprache.
Wir hatten nur vier Termine im SPZ.
Zu seiner kleinen Schwester ist er auch sehr liebevoll. Mit Freundschaften und gleichaltrigen Kindern hat er Probleme, obwohl die Phase des völligen Rückzuges vorbei ist. Er hasst die Schule und versteht die Reaktionen seiner Mitschüler nicht. Leider sind die wohl weniger rücksichtsvoll wegen seiner Auffälligkeiten als die Kita Gruppe...
Er neigt dazu immer von einer Wand zur anderen zu rennen und dabei zu zischen. Auf andere muss er manchmal wirken als wäre er völlig bescheuert, dass wird nochmal zu Problemen führen. Mein Mann will es nicht wahrhaben, für ihn ist er ganz normal.
Mich belastet das, ich will endlich das ihm geholfen wird. Ich glaube nicht daran das alles normal ist. ADS oder ADHS passt nicht, er kann sich eigentlich ganz gut konzentrieren.
Mein Vater ist Asperger Autist, ist erst spät diagnostiziert worden. Das möchte ich meinem Sohn ersparen.
Jedenfalls ist es nicht so einfach mit ihm, er ist schon unter normalen Umständen ein anspruchsvolles Kind. Corona macht es nicht besser. Zumindest kommt er ab und zu in der Notbetreuung (wir sind „systemrelevant“) unter andere Kinder, dass tut ihm gut.
Verabreden ist schwierig, er hat nicht wirklich Freunde.
Ich bin überzeugt du machst das super mit deinen Kindern.
Puh, das klingt sehr anstrengend.
Ich habe nur ein Kind. Er ist 17 Monate alt. Seit Dezember darf ich ihn nicht mehr zur Tagesmutter bringen, weil ihr Mann zur Risikogruppe gehört. Da mein Sohn sehr anhänglich ist, kann ich ihn auch nicht einfach irgendwo anders abgeben. Abgesehen von mir hat er nur zu meiner Mutter ein Vertrauensverhältnis. Sie arbeitet aber Vollzeit.
Ich bin im Home Office mit ziemlich unflexibeln Arbeitszeiten, da ich Kurse gebe. Ich versuche immer, sie auf den Abend zu legen, wenn mein Sohn schläft, aber das ist den meisten TeilnehmerInnen zu spät.
Ich könnte heulen, weil ich das Gefühl habe, mein Kind zu vernachlässigen. Er ist wirklich lieb und ruhig (soweit man das von einem Kleinkind erwarten kann), aber ganz oft spielt er nicht, sondern sitzt einfach nur wartend neben mir. Das bricht mir wirklich das Herz und ich habe Angst, dass das Langzeitauswirkungen haben wird.
Ich schenke ihm immer mal zwischendurch neue Spielzeuge oder bereite Aktivitäten für ihn vor, die er noch nicht kennt. Aber das lenkt natürlich immer nur kurz ab und ersetzt nicht Mamas Aufmerksamkeit.
Oh, das ist aber nicht unbedingt weniger anstrengend als bei mir. Mit 17 Monaten sind meine Kinder noch regelrecht an mir geklebt. Dabei Home Office stelle ich mir unmöglich vor. Aber da passiert bestimmt nichts wegen Langzeitfolgen etc. Es ist ein Ende am Tunnel zu sehen. Deinem Kind und deinem Gewissen tut es sicherlich gut, wenn es tägliche Mama Kind Zeiten gibt, vielleicht auch draußen.
Danke, das finde ich beruhigend, dass du da keine Bedenken hast. Ja, ich bemühe mich auch, Zeit für ihn zu schaffen und zusammen nach draußen zu gehen.