Schlechtes Gewissen Kinder in diese Welt gesetzt zu haben..,

Hallo,
Irgendwie packt mich seit einiger Zeit Traurigkeit.. Traurigkeit und ein schlechtes Gewissen.. meine söhne sind 3,5 und 8 Wochen und ich habe richtig Sorge um ihre Zukunft. Seit über einem Jahr war mein Sohn nicht mehr im Schwimmbad, was er so sehr liebt, Freundschaften aufzubauen ist ihm maximal in der Kita möglich ( dabei war er mehr zuhause als dort) private Kontakte sind aufs minimalste begrenzt. Kein Museum, kein Zoo, Spielplätze nur wenn sie leer sind... ich finde es so langsam wirklich furchtbar.. dazu der Klimawandel und wer weiß was nach Corona noch alles kommt.... für mich keine Rückbildungsgymnastik oder andere Kurse die man mit seinem Baby besuchen kann ...

Manchmal frag ich mich, wie ich nur so egoistisch sein konnte und noch ein Kind in diese sch..... Welt setzen konnte...

Wie geht ihr damit um?
Eigentlich bin ich ein lebensfroher, positiver und geselliger Mensch aber momentan frag ich mich wirklich was die Zukunft für meine Söhne bereit hält...

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In dem ich nicht allzuweit in die Zukunft vorausplane und voraus denke.

Ich habe schon viel geplant oder gedacht, Angst gehabt oder mich gefreut und dann kam etwas dazwischen. Das Leben.

In der Schule hatten wir etwas im Unterricht, das hat mir große Angst gemacht. Vor der Zukunft, vor dem wie sich die Zukunft vorgestellt wird. Was hatte ich schlaflose Nächte.
Dann kam das Leben dazwischen und ich hatte keine Zeit mich daran zu erinnern.
Als ich dann die Unterlagen beim ausmisten gefunden habe, merkte ich, dass der beschriebene Zeitraum längst drüber ist und es nicht so schlimm war, wie dargestellt. Hätte ich es gewusst, hätte ich sehr viel besser geschlafen - oder aber es hätte mir was anderes Angst gemacht.

Meine Mutter machte sich ähnliche Gedanken in der Zeit von Tschernobyl. Nie wieder Pilze, nie wieder frisches Obst. Würden die Kinder jemals wieder draußen spielen können?
Wenn ich es nicht vergangenes Jahr bei urbia gelesen hätte, hätte ich mich gar nicht mehr daran erinnert. Ganz weit weg erinnere ich mich noch, dass wir nicht mehr draußen spielen durften. Zu gefährlich.

Es würde mich nicht wundern, wenn deine Söhne in 10 Jahren fragen werden: Mama, warum hattet ihr so bunte Kleidung im Gesicht? Da war doch gar kein Fasching ;-)


Was mir auch hilft: Nachrichten für Kinder ansehen. Nicht die für Erwachsene.
Weniger Schock, weniger Effekt. Mehr Information. Angenehmer erklärt. Zusammenhängender erklärt.

Mich mit dem umgeben, das mir gut tut. Nicht nur Menschen, sondern auch Gedanken, wohl fühlen.

Wenn dein kleiner 8 Wochen alt ist und du sonst lebensfroh und positiv bist, das auch im Blick behalten, dass du nicht in eine Wochenbettdepression reinrutschst.
Phasen mit Ängsten sind ok. Dass man auch mal mies drauf ist und mal Angst vor der Zukunft hat, ist normal. Mal alles schwarz sehen, darf auch mal sein.

Beobachten und ggf. Hilfe holen würde ich, wenn die Gedanken mehrere Tage andauern. Wenn du alleine nicht mehr rauskommst. Wenn du merkst, dass sich etwas verändert, das dir nicht gut tut.
Dann mit Hebamme, Frauenarzt, Partner sprechen. Lieber früher als später.

Ich wünsche dir viel Kraft und gute Gedanken.

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Indem ich zum einen das Beste aus der Zeit mache. Man kann gar nicht alles im normalen Leben unterbringen. Viel mit dem Kind machen, viel in der Natur sein, Sport machen, Freunde, Kindergarten.... Normalerweise vernachlässigt jeder Teilbereiche abhängig von seinen Werten und seinen Neigungen.

Ich bin zb ein totaler Naturmensch und Spielenensch. Auch bzw gerade in Coronazeiten sind wir jeden Tag draußen, haben viel Umgang mit Tieren, basteln mit gesammelten Material und spielen jeden Tag Gesellschaftsspiele. Kontakt zu Gleichaltrigen hat unser Kind auch eingeschränkt gerade wenn er nicht in den Kindergarten geht aber ein Ende der Misere ist ja abzusehen.

Ich sehe diesen Punkt nicht als einen wegen dem man Zweifel haben sollte. Es gibt im Leben immer beschissene Phasen, eine Bekannte macht gerade eine Krebstherapie mit 2 Grundschulkindern, u der Kind war auch 5 Monate im Krankenhaus, meine Kollegin als Kind auch Monate.... das ist einfach Leben.

Wegen Klimaschutzgedanken etc kann ich es eher verstehen, diese Zweifel hatte ich auch. Da hilft mir Engagement. Ich bin ein ewiger Weltverbesserer und war schon in der Schule die die in der Schülerzeitung Artikel über Müllvermeidung geschrieben habe. Ich engagiere mich halt, Elternbeirat im Kindergarten, ehrenamtlich helfen beim Kleidermarkt, und wenn der lütt alt genug ist denke ich dass ich vielleicht ne Jugendgruppe bei irgendeinem Umweltverband übernehme oder so.

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Na dann ändere was daran. Sucht euch eine Familie mit der ihr exklusive Kontakt habt mit Kindern im Alter von Euren. Wir haben seid letztem Sommer nur noch mit einer befreundeten Familie persönlichen Kontakt, sonst mit keinem, auch nicht Familie. Im Sommer waren wir viel am See, auch da kann man schwimmen, mein Mann hat es soweit getrieben das er jetzt auch im Herbst und Winter immer Mal in einem See schwimmen war, unser Sohn findet das lustig und macht teilweise mit. Es gibt so viel was man auch als Familie machen kann, ok wir haben das Glück das unser Sohn schon wesentlich älter ist, trotzdem ist jedes Alter anders schwierig.

Es wird immer Situation und Zeiten im Leben geben die nicht optimal sind, meist gehen wir aber gestärkt aus diesen Zeiten hervor und werden später bessere Zeiten viel mehr zu würdigen wissen.

Einige meiner jüngeren Kollegen haben sich gerade jetzt für Kinder entschieden, das zeigen ja auch die Zahlen, im letzten Jahr sind nicht weniger Babies geboren, bzw. wurden nicht weniger Frauen schwanger.

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Wir sind verwöhnt, das Leben in Deutschland ist viel zu gut in Vergleich zu anderen Ländern. Aber, wenn ich nichts anderes kennen würde, würde ich, vielleicht, auch so denke wie du. Ich sehe jedoch ein Licht am Ende des Tunnels. Es wird besser.

Nur diese "Spielchen" von der Regierung kann ich langsam nicht mehr ernst nehmen, allerdings halte ich mich an alles, und halte meine Klappe. Geduld - die muss man jetzt haben, und die zahlt sich dann aus. Ich denke wir können durch die Pandemie viel lernen, es sind nicht nur negative Sachen.

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🙏🏻

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Huhu

wieso schlechtes gewissen... kann man doch nicht vorhersehen was passiert.

du kannst doch mit den Kids rausgehen. Geht in den Wald oder einen Park und lass dein Kind alles erkunden.. Vielleicht hast du jemanden der in dem alter deines Kindes ist. Mit einer Familie würde ich mich schon treffen. Wir können froh sein das wir raus dürfen. Andere Länder waren schlimmer dran.

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Ich versteh dich, mir geht es auch oft so...

Aber dann denk ich mir:

Wie muss es erst unseren Eltern gegangen sein?
Die Welt zur Zeit meiner Geburt und der Meines Bruders:
-Tschernobyl noch ganz kurz her, das Schreckgespenst der nuklearen Kontamination allgegenwärtig (Mama erzählte mir, sie kaufte bzw aß in der Schwangerschaft nur Dosen, sie traute sich nichts anderes)

-Kalter Krieg am Toben, ständig die Gefahr im Hinterkopf, dass jemand auf den roten Knopf drückt un einfach alles vorbei ist. In meiner Kindheit erinnere ich mich lebhaft daran, dass täglich etliche Kampfjets im Tiefflug über unseren Garten donnerte, dass alle Fenster nur so vibrierten - gerne inkl. Überschallknall kurz danach - das war normal, mir ist jetzt erst kürzlich aufgefallen, dass es dieses normale Geräusch meiner Kindheit nicht mehr gibt. 🤷‍♀️
Trotzdem haben sie uns in die Welt gesetzt.

Und auch meine Großeltern- meine Eltern, Tanten, Onkel wurden alle Anfang der 50er, Ende der 40er geboren- in ein Land, das in Trümmern lag. Väter schwer traumatisiert von Kriegsgefangenschaft und was auch immer sie an der Ostfront erlebt haben (hat beide Opas bis zum Tod nicht losgelassen)
Geschichten der Omas über Tiefflieger beim Kirchgang, Soldaten, die um den Hof schleichen, Gefangenschaft, Vergewaltigung, Flucht.... Bis zum Tod blieb da ein Schatten (Kleidung so in den Schrank hängen, dass alles mit einem Handgriff abgenommen und eingepackt werden kann, nichts wegwerfen können etc...)

Trotzdem haben sie geheiratet, 5 bzw 4 Kinder in die Welt gesetzt.

Ich denke unsere Gedanken hat jede Generation- und ich bin dankbar, dass die Generationen vor mir so zuversichtlich waren - und hoffe stark, dass unsere Kinder das auch mal über uns sagen...

🤗🤗🤗🤗

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Wow, wow, wow ich bin baff über diese tollen, aufbauenden und positiven Antworten hier! Die werde ich mir noch ein paar mal durchlesen. Danke :-)

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Also DAS nenne ich mal first World problems.


Uuuuh, meine Kinder können nicht schwimmen gehen... meine Kinder sehen ihre Freunde nur in der Kita... Mein Rückbildungskurs fällt aus....


Sorry, aber uns geht es eindeutig zu gut, wenn ich das lese.

Frage doch mal Menschen aus Kriegsgebieten, wie es denen denn ohne Krabbelgruppen und Schwangerschaftsyoga geht.

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Irgendwie scheinst du die TE gar nicht verstanden zu haben. Klar ist ihr bewusst, dass das alles Luxusprobleme sind. Aber es macht doch deutlich, was bald vielleicht für unsere Kinder zur Normalität gehört: eine Krise nach der anderen, Normalität abgeschafft, wirtschaftlich und ökologisch keine Sicherheit mehr, alles auf den Kopf gestellt. Da wird
man sich doch mal 3 Gedanken machen dürfen.

Aber du sitzt vielleicht zu Hause und sagst dir: hey, ich lebe noch, verhungere nicht und atme frische Luft - also alles gut. Das heißt nicht, dass es damit allen gut gehen muss. Nicht allen hilft die Vorstellung, dass es ja immer jemanden gibt dem es schlechter geht.

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Es geht ja nicht nur um corona und keine Angst, dank des klimawandels werden es bald nicht mehr nur first World problems sein. In unserer Region können schon einige traditionelle Produkte nicht mehr angebaut werden und die Prognose ist dass in 30 Jahren hier keine Landwirtschaft mehr möglich sein wird. Corona zeigt nur vielen dass Szenariendie man bisher verdrängt hatte durchaus Realität werden können

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Ihr könnt ja bald im See baden, statt Schwimmhalle.
Ihr könnt ja viel im Wald spazieren gehen. Es macht Kindern total Spaß. Man kann sich mit Freunden draußen treffen und was spielen.
Und deswegen kein Kind in die Welt setzten?
Eher wegen der Überbevölkerung.