Hallo zusammen,
ich weiß gar nicht, was ich schreiben soll. Eigentlich muss alles nur mal raus.
Wir sind bisher verhältnismäßig gut durch die Krise gekommen. Mein Mann konnte normal weiter arbeiten - keine Kurzarbeit, kein Gehaltsverlust. Wir leben in einem großen EFH mit Garten, ich bin zu Hause.
Die Kinder sind in der 4. und 7. Klasse.
Das Homeschooling lief eigentlich gut. Besonders das Gymnasium der Großen hat wirklich richtig was geleistet. Es gibt kaum fachliche Lücken, täglich Onlineunterricht, Aufgaben, ansprechbare Lehrer usw.
Auch mit der Kleinen war es ok.
Aber die schier unendliche Länge der ganzen Situation bricht uns jetzt das Genick. Insbesondere der Dreizehnjährigen. Sie entwickelt meiner Meinung nach eine echte Depression. Sie sagt, ihr Leben sei im Moment komplett sinnlos, alles nur noch scheiße, sie war noch nie so unglücklich usw. Sie faucht einen entweder an, sie weint oder ist genervt.
Sie arbeitet für die Schule und erledigt ihren Kram auch wirklich vernünftig.
Ansonsten liegt sie von morgens bis Abends im Bett und ist am Handy, Tablet oder sonst was.
ich habe soviel versucht. Spaziergänge, Spiele rausgekramt, mir Aktionen überlegt usw. Mit der Jüngeren klappt das soweit noch. Die ist psychisch stabil, auch wenn sie sehr traurig ist, dass es für sie so blöd endet in der Grundschule.
Aber die Große...
Sie hat keine Lust mehr mit Mama und kleiner Schwester durch die Wälder zu latschen, zu malen oder Gesellschaftsspiele zu spielen.
Wir haben keine weitere Familie hier. Kontakt zu Großeltern ist im Moment praktisch nicht vorhanden - was nicht an uns liegt. Ich habe mit Beginn des zweiten Lockdowns beiden Kindern ausdrücklich erlaubt, ihre jeweils zwei, drei besten Freundinnen auch zu treffen.
Die Große hat sich genau einmal mit ihrer besten Freundin getroffen.
Sie kann sich nicht mehr aufraffen.
Sie hat ohnehin nicht viele Freunde, aber dafür gute. Sie war nie ein Typ für Hobbies, hatte aber vor Corona gerade einen Platz in der begehrten Schwimm AG bekommen und war da sehr begeistert. Auch alles gestrichen. Sie verlässt ihr Zimmer praktisch gar nicht mehr.
Wir lassen sie nicht hängen. Ich versuche wirklich alles, um für sie da zu sein.
Ich hab ihr Bücher besorgt.
Sie wollte mal die Harry Potter Reihe lesen. Also hat sie alle Bücher von mir übernommen. Ich habe ihr noch das Angebot gemacht, dass wir nach jedem gelesenen Buch einen Kinoabend zu Hause machen mit Popcorn und Co und uns den dazugehörigen Film ansehen.
Aber sie kann sich nicht aufraffen.
So geht das die ganze Zeit.
Wir hatten Hula Hoops gekauft, weil die Mädchen damit anfangen wollten und das haben beide auch begeistert gemacht. Aber im Haus geht das schlecht und hier ist das Wetter seit Wochen sehr schlecht. Regen, kalt, windig...
Es kommt alles zusammen.
Es ging lange wirklich gut. Aber seit Anfang/Mitte März geht es nur noch bergab.
Parallel dazu merke ich, wie ich ebenfalls langsam meine Grenze erreiche. Während die Große tief depressiv abtaucht und mir große Sorgen macht, hängt die Jüngere praktisch von morgens bis Abends bei mir.
Das ist ok; meine Kinder waren nie ein Störfaktor oder eine Belastung für mich. Aber nach einem Jahr... Mir gehen die Ideen aus. Sie kann sich auch gut allein beschäftigen, aber inzwischen ist alles langweilig.
Die Schule ist ein großer Belastungspunkt. Ich bin ständig dabei irgendwas hochzuladen, zu schicken, zu kopieren, zu drucken... Der ganze Vormittag geht für die Schule drauf.
Da wir nunmal keine Unterstützung durch Großeltern und Co haben (mit der Grund, warum ich meinen Beruf aufgeben musste) und mein Mann von Morgens bis Abends arbeiten ist, bleibt die komplette Bewältigung der Krise an mir hängen.
Und ich kann nicht mehr.
Ich war seit über einem Jahr praktisch nicht mehr allein. Grundsätzlich würde ich noch weiter durchhalten können, aber die Situation mit der Großen ist so belastend, dass ich einfach nur noch laut schreien möchte.
Ich brauche Hilfe - für mein Kind.
Aber niemand hilft.
Meine Tochter ist ein Corona Opfer. Und ich habe langsam Angst, dass die Schäden nicht mehr zu reparieren sind.
Wir wohnen auf dem Land. Kinder-und Jugendpsychologen sind fast nicht vorhanden und überall auf unbestimmte Zeit ausgebucht. Es gibt keine Plätze mehr.
Und grundsätzlich bräuchte sie das gar nicht. Sie bräuchte ein Stückchen Normalität.
Mir macht auch Sorgen, dass sie von der Schule komplett entwöhnt ist. Seit Dezember ist sie zu Hause. Davor war sie nur 3 Monate in der Schule.
Heute kam die Nachricht, dass sie aufgrund der stark sinkenden Zahlen nach Pfingsten wohl wieder wird gehen können - ab Juni vielleicht die letzten paar Wochen bis zu den Ferien sogar ohne Wechselunterricht, wenn die Inzidenz stabil bleibt.
Sie will nicht. Sie sagt, sie will nicht mehr in die Schule, sie wird eh nur schlechte Noten kassieren - obwohl sie wirklich gut gelernt hat und ich nicht den Eindruck habe, dass sie große Probleme hat. Sie hat in ihrem schwächsten Fach - Englisch - sogar richtig gut aufgeholt.
Ich habe ihr auch gesagt, dass mir die Noten gerade herzlich egal sind. Sie ist in der 7. Klasse - sie hat massig Zeit, dass auszubügeln. Wir reden hier auch nicht über fünfen und sechsen, sondern vielleicht mal ein paar mehr Vieren als üblich.
Und das ist gerade wirklich kein Problem -wir machen ihr da keinen Druck.
Sie ist nicht immer so. Es gibt auch gute Tage. Letzte Woche am Feiertag war das Wetter plötzlich besser als erwartet. Wir haben alle draußen Zeit verbracht, Ball gespielt, Blödsinn gemacht, spontan gegrillt... Da war sie auch mit dabei und hatte Spaß.
Aber die letzten zwei, drei Tage ist sie wieder tief depressiv.
Vor allem das Thema Schule belastet sie sehr.
Ich wünschte, ich könnte es ihr abnehmen. Ich wünschte, ich könnte mit den Fingern schnippsen und es wäre vorbei.
Aber so wie es aussieht, sind meine Kinder diejenigen, die als Letztes die Maßnahmen fallen lassen dürfen.
Ich weiß, dass mir niemand helfen kann. Aber ich musste es rauslassen. In der Familie (meine Eltern und Co) werden meine Tränen gar nicht zur Kenntnis genommen. Das ich langsam Unterstützung bräuchte - ist mein Problem.
Danke fürs "zuhören".
Ich wünsche Euch, dass es auch besser geht und wenn nicht, alles wieder gut wird!
Jetzt geht uns doch die Puste aus... (sehr lang)
Ich kann leider keine guten Vorschläge machen, aber mir ist, als würdest du von uns schreiben. Nur habe ich einen 13 jährigen Sohn und eine 10jährige Tochter. Der 13jährige kommt nicht mehr aus seinem Zimmer, trifft sich mit niemandem und hat zu nichts Lust. Hier fängt auch nächste Woche der Wechselunterricht an und so wie man hört, ab dem 31.5. wohl Präsenzunterricht. Mein Sohn will nicht. Ich denke Corona und Pubertät ist eine elende Kombination, die Großeltern planen hier auch schon die nächsten Urlaube, denn sie sind ja dann geimpft. Es sei ihnen gegönnt, aber meinen Kindern eben auch.
Leider weiß ich genau, von was du schreibst. Euer Gymnasium hat keinen Schulpsychologen, Sozialpädagogen etc.?
So ging es uns im Dezember mit unserer Grossen Tochter, sie ist im März 16 geworden.
Vor Corona war sie nur unterwegs, jedes Wochenende ist Sie hier in NRW durch sämtliche Großstädte gezogen mit Ihren Freunden....
Seit September dann gar nicht mehr, aus Angst vor Corona, den Folgen und weil ebend auch viele Freunde sich nicht treffen DURFTEN...
Zusätzlich ist mein Mann und der Papa meiner Kinder Mitte September für 6 Monate nach Afghanistan gegangen.
Das war alles ganz schön viel....
Silvester ist mein Kind weinend zusammen gebrochen, sie hat keinen Sinn mehr im Leben gesehen, hat sich gefragt wofür sie lernen soll, wofür sie sich beim Homeshooling anstrengen soll etc.
Sie saß Tage und Nächte am PC und hat so wenigstens Online Kontakt zu Freunden gehalten...
Ich hab dann Kontakt zu unserer Hausärztin aufgenommen die hat dann erstmal Vitamin D verschrieben was aber nichts brachte im Februar hab ich dann mit einer Überweisung Kontakt zu mehreren Psychologen aufgenommen, Wir haben dann für Anfang März einen Termin bekommen, dort ist Sie nun seit einiger Zeit in Behandlung, es geht mittlerweile besser aber gut noch lange nicht....
Letzten Dienstag konnte sie sich nun die erste Impfe abholen (mit Attest vom Psychologen) und ich glaube das hat ihr Mental zumindest einen kleinen Kick verschafft, Sie sieht nun das Licht am Ende des Tunnels (viele ihrer Freundinnen durften sich ebenfalls schon Impfen weil Pflegeberufe oder ähnliches) Sie wartet jetzt auf die 2. Impfe und hofft das sie dann wieder einige Freiheiten mehr genießen darf....
Lass bei den Psychologen nicht locker, lasst euch auf eine Warteliste setzen erweitere den Radius, die Kinder leiden wirklich und brauchen unsere Unterstützung....
Viel Kraft und Gute Besserung....
Kannst du nicht einfach mal ihre Freundin einladen , zum Grillen, zum Videoabend oder einfach nur so?
Oder ist auch das gar keine so gute Freundin? Denn wenn sie sich in drei Monaten nur ein einziges Mal mit ihrer Freundin getroffen hat, ist das vielleicht gar keine so gute Freundin und das ist das eigentliche Problem... oder lag es an euch Eltern, dass keine Treffen zustande kam?
Hallo,
ich fühle so sehr mit Dir, mit Euch! Hier ist es sehr ähnlich.
Tochter 13 Jahre, 7. Klasse, der kleine Unterschied zu Eurer ist, dass sie eine sehr aktive Freundin hat, die immer wieder vorbei kommt und sie "wachrüttelt". Dafür bin ich richtig dankbar. Ansonsten auch: halb abgedunkeltes Zimmer, Bett, Handy (Hausaufgaben klappen aber auch einigermaßen)
Unser Sohn ist 8, 2. Klasse. Bei ihm merkte ich das irgendwie nicht so stark wie bei der Großen. Gestern kam eine Mail aus der Betreuung, dass sie wieder für alle Kinder öffnen (bisher nur Notbetreuung). Ich fragte ihn, ob er hin möchte. Seine Augen leuchteten auf, die Frage kam wie aus der Pistole geschossen: "ganz so wie früher, alles wieder normal?!" Leider nicht - die Kinder bleiben am Nachmittag in ihren Klassenräumen, dürfen nur abwechselnd in festen Gruppen raus. Als ich ihm das erklärte, hatte ich das Gefühl, ich zöge ihm den Stecker raus. Er möchte nicht hin - verstehe ich gut.
Ich verstehe und akzeptiere die Maßnahmen, wir haben - berufsbedingt und durch in der Welt verstreute Verwandtschaft - wirklich sehr viel Kontakt ins Ausland, ich weiß aus der 1. Hand wie es in den Ländern aussieht, wo die Maßnahmen nicht so gegriffen hatten, wie hier. Aber ich frage mich, ob wir das Ganze zu sehr auf dem Rücken der Kinder austragen, hätte man das nicht irgendwie anders lösen können?
Corona wurde ja schon von vielen mit einem Marathon verglichen. Mein Problem ist dass ich die Länge der Strecke nicht bekannt ist, oder irgendwo unbemerkt eine Schleife eingebaut wurde und wir laufen einen Abschnitt schon zum x-ten mal.
Ich hoffe, der Atem reicht uns, und wir finden den Weg aus der Schleife...
LG
Das Stückchen Normalität ist doch mit der Aussicht auf Schule nach Pfingsten gegeben. Ansonsten ist das für die 13 Jährigen natürlich eine blöde Zeit. Da ist auch viel Pubertät dabei (ist bei uns leider auch so). Die haben auch keinen Bock mehr etwas mit den Eltern zu machen. Da kann man nur animieren, dass sie was mit Gleichaltrigen machen.
Warum bist du denn den ganzen Vormittag mit Schule beschäftigt? Für die Große?
Hi,
meine Tochter ist 13 und in der 8 Klasse. Sie geht seit beginn der Pandemie nicht mehr in die Schule.
Deine Situation ist mir also nicht gänzlich fremd.
Was bei uns hilft ist das sie mit Freundinnen telefoniert und online spielt. Schon seit beginn der Pandemie.
Ihr Handy, Tablett und die Konsole sind eigentlich irgendwie immer in Benutzung.
Spazieren gehen? Ein Krampf, im Winter konnte ich sie ganze zwei mal zum Schneemann bauen rausbekommen. Sonnst Riesen Diskussion und eine Flunsch wird gezogen als wollten wir ihr Böses.
Sie ist mitten in der Pubertät und das merkt man tierisch an manchen Tagen besonders.
Schule ist seit neustem ein Problem da ein Lehrer gerade am Rad dreht. Seit Monaten kommt nichts und jetzt Stress machen. Aber da unterstützen wir sie. Sonnst läuft Schule besser als vorher. Bei manchen Lehrern ist es ganz gut das die nur noch Unterlagen schicken und wir das mit ihr bearbeiten.
Die Kinder können auch zusammen lernen. Macht meine manchmal in kleinen Gruppen oder nur mit einem Klassenkameraden. Das funktioniert auch gut.
Online ist da das Stichwort.
Ich habe hier schon mit ihr gesessen und wir haben gemeinsam mit einer Freundin (online) Mario Kart gespielt. Hat Spaß gemacht. Ich war mies.
Wir haben letztes Jahr schlimmeres durchgestanden. Jetzt ist schon vieles leichter für uns.
Alles gut und durchhalten.
Grüße Anorie
wenigstens scheint es bei euch mit dem home schooling zu laufen . Ansonsten kann ich das was du schreibst nur unterschreiben ich mache genau das seid einem Jahr mit 6 Schulkindern , Pubertät inklusive . Bei mir leiden die jüngeren Kinder mehr unter der Situation besonders weil die sozialen Kontakte und der der geregelte Ablauf fehlen das mit dem depressiv beobachte ich auch . Es ist schwer mir selber geht es auch überhaupt nicht gut jeden Tag der selbe eintönige Ablauf und trotzdem das alles managen zu müssen sind eine enorme Belastung . Die Kinder kleben wie Kaugummi an mir und ich kann nicht mal weg . Ich hoffe jetzt das alles wieder besser wird noch länger schaffe ich das nicht mehr .