Männliche Sorgen und die Realität *lang*

Guten Tag an alle!

Gerade sitze ich hier und mir laufen die Tränen übers Gesicht, so traurig und ratlos bin ich.
Hoffentlich gelingt es mir, das alles halbwegs zu formulieren....

Mein Mann und ich sind seit gut 3 Jahren verheiratet und wünschen uns Nachwuchs. Nun hat es endlich geklappt und ich bin im 8. Monat schwanger. Die Freude ist bei uns beiden riesengross.
Leider war die Schwangerschaft bisher anders als gedacht, ich war viel krank, musste liegen und mich ständig schonen. Natürlich begleitet von einer permanenten, wenn auch unterschwelligen Angst, dass mit dem kleinen Kerlchen was nicht stimmt oder schief geht.
Aber so gut es geht reiße ich mich zusammen und versuche es positiv zu sehen und das Beste daraus zu machen. So weit so gut.

Seit etwa einem halben Jahr macht sich mein Mann sehr grosse Sorgen um seine Gesundheit. Er sieht sich nun wohl als "Ernährer" der Familie und will das zu 100% leisten. Im November klagte er dann über Bauchschmerzen und Druckgefühle im Unterbauch.
Sein selbst im Internet recherchierter "Befund" lautete dann Leberzirrhose.
Auf mein Drängen ist er kurzfristig zum Hausarzt. Da konnte per Tast-Befund und Blutbild nix der gleichen festgestellt werden. Also Entwarnung. Dachte ich.

Um Weihnachten war es dann sehr extrem. Er versuchte jede Regung deines Körpers zu deuten und natürlich immer in die gleiche Richtung. Er tastete mehrmals täglich nach seiner Leber, beobachtete eventuelle Hautänderungen, Stuhlgang und Wohlbefinden rund um die Uhr.
Bis es mir reichte und ich in ins Krankenhaus geschleppt habe.
Da wollte er ja nicht hin vor Angst.
Doch auch da: grosses Blutbild tipptopp und nix zu tasten.
Auf dem Heimweg meinte er dann glückselig, dann er es nun glauben werde und alles gut ist.

Weit gefehlt. Nach einigen Tagen ging es wieder so los. Er lies sich auch nicht beruhigen, weder von mir, seinen Geschwistern (ärztliches Personal dabei) noch von logischen Denkansätzen.
Also machte er einen Termin beim Internisten.
Dort folge ein eingehendes Gespräch, Ultraschall aller inneren Organe und auswerten der Blutwerte. Das Ergebnis war, dass alles okay ist. Er habe ein Fettleber wie etwa 2/3 der Bevölkerung und sonst nix.
Dazu folgten Tipps zur Ernährung und zum Sport, sowie der augenzwinkernde Hinweis, dass ja in der Schwangerschaft eher der Mann auf die Sorgen der Frau eingehen soll.

Seit dem hat er mir mehrfach gesagt, dass er das nun glauben muss und will.
Ein kurzen Intermezzo war noch der Drang nach einer zuzätzlichen Risiko-Lebensversicherung, aber das konnten wir ihm quasi "ausreden".

Seit gestern ist er nun ständig am Spiegel anzutreffen, oder sitzt mit abwesendem Blick herum.
Auf mein Fragen reagiert er zunächst immer mit: "Es ist nix." und dann kommt dann irgendwann: "na ja ich habe Angst und Sorgen. Das Gleiche wie immer."
Angeblich verspürt er häufig eine leichte Übelkeit. Wobei ich mir denke, dass das nur Einbildung ist. Beziehungsweise eine Art "lauern" auf ein Symptom.
Weiterhin meint er Ausschlag bekommen zu haben, was nicht stimmt und er klagt darüber bereits am frühen Abend müde zu sein. Das wären alles Anzeichen für eine Lebererkrankung.

Ich habe wirklich sehr viel Verständnis und nehme seine Sorgen ernst.
Nur leider weiss ich mir nicht mehr zu helfen.
Alle Versuche logisch und vernünftig ran zu gehen, tragen nur kurze Früchte.
Auch der Gedanke, dass es für ihn eine neue und schwierige Situation ist, ist mir nicht fremd. Mehr als versuchen seine Ängste zu zerstreuen, kann ich aber nicht machen.
Und er braucht sich wirklich nicht sorgen. Er ist verbeamtet und verdient gut genug. Wir haben ein schönes zu Hause und eine stabile und innige Beziehung. Was will man mehr....

Nur langsam überfordert es mich.
Ich kann dieses Bauchabtasten und diese Sorgenmacherei nicht mehr lange ertragen. Meine Kraft braucht doch unser Baby und ich muss mich schonen, also auch nicht aufregen oder so. Statt dass ich mich mal bei ihm ausweine, muss ich ständig auf ihn achten und seine Ängste ernst nehmen. Seit Monaten.

Was soll ich nur tun, wenn unser Kind da ist, er sich aber weiter so verhält...
Das wird meine Kräfte übersteigen...

Kann mich jemand verstehen?
Was soll ich nur tun....

1

Ich glaube dein Mann fühlt sich völlig überfordert mit der Situation. Er scheint unglaublich belastende Ängste zu haben. Ich denke, ein Psychologe wäre die richtige Anlaufstelle.

LG
Suzanne

3

Das hatte ich auch schon angedacht.
Werde es ihm wohl mal vorschlagen.

Danke

2

Hallo,

es klingt für mich nach hypochondrie - ständiger angst vor krankheiten, was eigentlich ein psychisches problem ist. Ich kenne jemanden aus meinem umfeld der auch sowas hat/hatte. Man kann es gut in den griff bekommen, wenn man die ursachen für diese angst herausfindet. Es sind nicht die krankheiten selbst, sondern viel mehr z.b. eine beziehungskonstellation - kann ja gut möglich sen, dass es bei euch mit der schwangerschaft zusammen hängt.
Ich würde deinem mann raten einen psychologen aufzusuchen und sich hilfe holen, dann wird's für ihn auch leichter. Du musst auch verstehen wie schlimm die situation für ihn ist, er hat vermutlich panische angst. Aber er sollte sich helfen lassen, denn für dich wird die beziehung zu einer riesen belastung.

Alles gute euch beiden,
Kimmi

4

Ich denke, dass wir da beide das Gleiche vermuten.
Werde ihm das noch mal versuchen nahezulegen....

LG

5

Hallo!

Meiner Meinung nach hört es sich an, als ob Dein Mann mehr Aufmerksamkeit braucht.
Vielleicht ist er ja wirklich mit der Situation, dass Du schwanger bist und es Dir oft nicht so gut geht, überfordert. Oder er hat Angst, dass Du, wenn das Baby da ist, keine Zeit mehr für ihn hast und baut jetzt schon mal vor, damit Du Dich dann gleichzeitig auch um ihn kümmern musst.

War er denn schon immer ein kleiner Hypochonder?

Viele Grüße

Gänseblümchen#blume

6

Hallo Sabine,

ich denke, das dein Mann Angst hat ab jetzt die Nr. 2 bei dir zu sein.
Du schreibst, ihr habt eine sehr innige Beziehung. Und da es dir in der Schwangerschaft nicht gut ging, hast du dich bestimmt nicht mehr so um ihn gekümmert/bemuttert/gekuschelt/etc. wie sonst, als ihr noch völlig alleine wart?
Würde vom Zeitpunkt ja wohl so ca. hinkommen, wenn du jetzt im 8. Monat bist und er seit einem halben Jahr seine Symptome "hat".
Also versucht er mit allen Mitteln wieder deine volle Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich denke noch nicht mal das er das bewußt macht, sowas kommt meist so aus dem Bauch;-)

LG
Astrid

7

http://de.wikipedia.org/wiki/Hypochondrie


schau mal hier, hört sich fast danach an.


LG und alles gute

Chelle

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Hallo Sabine,
dein Mann hat ein ernstzunehmendes seelisches Problem, wahrscheinlich ausgelöstt durch den hohen Verantwortungsdruck, den der verspürt. Er will ihn einerseits erfüllen, andererseit auch dem entgehen: Die Hypochondrie macht beises möglich. Er zu krank um seinen Mann zu stehen oder er hat angst es nicht zu schaffen, ohne sein Gesicht zu verlieren. Damit sich diese Problematik nicht festsetzt und verselbständigt bruacht er rasch fachliche, nämlich therapeutische Hilfe. Oft werden sogar Antidrepressiva eingesetzt, um die akuten Schübe in den Griff zu bekommen.
Hier findest du fundierte Infos
http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/psychologie/hypochondrie
Alles Gute für euch!
Mariella

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Hi!

Ich kann mir vorstellen, ich habe si was erlebt in Bekanntenkreis, sowie du es beschreibst, sind es psychosomatische Symtome, dh. für ihn ist es wirklich so und da kann leider nus ein Psychologe weiter helfen.


Ich wünsche dir ganz vile Glück und Kraft#stern

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Hallo Sabine,
ich schliesse mich manchen Antworten an: ich denke, dass tatsächlich ein psychisches Problem vorliegt. Alles was andere sagen und beweisen hilft nur kurz, die Angst ist grösser. Er scheint mit Dir darüber nicht richtig reden zu können, wahrscheinlich weil er denkt er kann sich keine Schwäche Blöße leisten, er ist doch der Mann und demnächst der Alleinernährer...Ausserdem hat er sich mit Dir so lange ein Kind gewünscht, jetzt weiss er nicht damit umzugehen, dass ihn solche Ängste plagen.
Verdrängen bringt nix.
Psychologe bedeutet nicht dass er "bekloppt" ist, wie viele immer noch meinen, das ist auch kein "weiber-mäßiges" Anstellen.
Vielleicht sucht er einfach einen rationellen Grund für seine Angst, etwas das man ihm glauben muss, also wenn e krank wäre.... dann könnte doch jeder seine Angst verstehen.....
Ein Psychologe/Therapeut sucht mit ihm zusammen den Grund und hilft verarbeiten. Hilft ihm die ungetrübte Freude über Euer Kind wiederzufinden, ihm mit Vorschlägen, Gedankenansätzen den Weg zur eigenen Lösung zu weisen.
Versuch ihn zu ermuntern. Depression ist eine Krankheit, eine Stoffwechselstörung im Gehirn, er kann da nix für, er hat ja auch keinen Spaß dran... Er leidet wie Hund....
Ich wünsche Euch alles Gute
Andrea