Hallo ihr,
Ich habe folgendes Problem:
Ende letzten Jahres lernte ich meinen Freund kennen. Wir sind gleichaltrig und wohnen sogar im selben Ort. Zuerst war alles ganz toll und unauffällig. Er hat mir u. a. zwar erzählt, dass er früher viele Drogen genommen hat, aber davon ist er seit Jahren weg. Er hat einen Job, in dem er ziemlich gut verdient, der ihm aber keinen Spaß macht. Früher war er sehr dick, hat dann aber wahnsinnig viel abgenommen. Freundinnen hatte er nur 2 und nur für kurze Zeit. Seine Mutter ist (angeblich) depressiv und selbstmordgefährdet. Ich habe ihr das noch nie angemerkt. Auf mich macht sie einen „normalen“ Eindruck.
Nun zum eigentlichen Problem: Mein Freund ist grundlos pessimistisch. Seine Kollegen ärgern ihn (angeblich), sein Chef auch. Der Job ist unsicher, er bekommt sicher bald die Kündigung. In der Zeitung hat er gelesen, dass er herzinfarktgefährdet sei, sein Auto hält sicher auch nicht mehr lange, die meisten Freunde melden sich auch nicht mehr so oft wie früher. Das Geld reicht nie, das Wetter ist immer schlecht usw. usw.
Was ich damit sagen will: Es geht eigentlich nur um Kleinigkeiten, an denen er sich aufhängt. Wirklich schlimme Schicksalsschläge hat er nie erlebt. Dann hätte ich ja noch mehr Verständnis.
Ich bin eigentlich ein ziemlich fröhlicher Mensch. Auch wenn ich manchmal schlechte Laune habe, finde ich doch irgendwann wieder etwas Positives, was mich freut.
Wenn ich unser Leben vergleiche, stehe ich im Grunde genommen schlimmer da: Meine Eltern ließen sich früh scheiden, meine Mutter schob mich zu meiner Oma ab und schleppte ständig neue Männer an. Mit ihrem zweiten Mann lieferte sie sich einen Scheidungskrieg, in den ich auch noch mit reingezogen wurde. Den Kontakt zu meinem leiblichen Vater hat sie mir auch verweigert. Ich war krank (Burn out), lange Zeit arbeitslos, in meinem Job verdiene ich nicht sehr viel Geld. Meine Großeltern werden in absehbarer Zeit pflegebedürftig. Keine rosigen Aussichten eigentlich für mich. Dennoch bin ich sehr fröhlich. Mit Männern hatte ich nur Pech. Meine große Liebe hat mich für eine andere Frau verlassen und ansonsten hab ich immer nur Internet-Idioten an Land gezogen.
Diesmal wäre alles so schön, wenn mein Freund nun nicht so anfangen würde. Er behauptet, dass ich an seiner Verfassung schuld bin. Weil er mir nicht vertrauen kann (grundlos). Er behauptet, dass er sich ständig Gedanken darüber macht, ob ich bei ihm bleibe oder ihn betrüge und dann weint er herum.
Ich fühle mich schlecht dabei, weil er mir nicht glaubt, dass ich ihn liebe.
Was soll ich nur tun? Ich kann mich doch nicht zum Sündenbock für sein depressives Verhalten machen lassen. Ich will einen fröhlichen Freund, Spaß haben, was erleben. Etwas anderes passt gar nicht zu mir. Ich bin traurig und enttäuscht. Ich will nicht ständig der Stärkere Part in unserer Beziehung sein.
Was ratet ihr?
Freund-depressiv-und ich bin schuld? Brauche Rat!
Hast Du schonmal mit ihm Klartext geredet, ihm all das gesagt, was Du jetzt hier aufgeschrieben hast?
Hast Du ihm mal gesagt, dass Dir seine grundlos pessimistische Einstellung auf die Nerven geht?
Das, was Du beschreibst, erinnert mich an einen sehr guten Freund von mir, der bei seiner neuen Freundin (grundlos imho) auch total abgedreht ist, ständig denkt sie liebt ihn nicht, sie betrügt ihn usw. Leider ist er so verbohrt, dass man ihm mit Argumenten nicht beikommt
Schick ihn zum Arzt.
Du bist nicht verantwortlich für den psychischen Zustand deines Freundes, den Schuh darf und kann er dir nicht andrehen.
Sag ihm klipp und klar, dass wenn er so weiter macht, du die Beziehung nicht als fortführenswert betrachtest, da er sie durch seinen dauernden Pessimismus belastet und ihr alle potentiell schönen Seiten nimmt.
In einer Beziehung sollte nicht einer dem anderen die Schuld für die selbst-produzierten Probleme geben. Da entsteht ein Ungleichgewicht, bei dem auf Dauer gesehen einer der beiden immer mehr dem Abgrund entgegenrast.
Alles Gute!
Ich vermute, das er ein tieferes Problem hat.
Depressive Zustände, früherer Drogenmißbrauch...
Du hilft ihm nicht wenn du ihm sagst, dass wenn hier jemand jammert du dies sein müsstes.
Ich denke, ihr befindet euch schon in einem Kreislauf, aus dem ihr so nicht raus kommt.
Liebst du ihn? Wenn ja, sage ihm das.
Sage ihm nicht, dass du die Beziehung als nicht fortführungswürdig hälst, wenn dem nicht tatsächlich so ist.
Willst du euch eine Perspektive geben, dann sage ihm, wie du eure Beziehung siehst, dass er sich Hilfe holen muß (oder auch ihr beide), da es so nicht weiter gehen kann.
Alles gute!
Hi Du,
ich habe auch eine Erfahrung mit so jemandem gemacht. Er war meine sehr große Liebe, allerdings fing es auch vermeintlich harmlos mit solchen Äußerungen an. Er hat alles schlecht gemacht. Dummerweise bin ich mit ihm zusammengezogen und da wurde es erst richtig schlimm. Ja ja, zum Arzt schicken.... Wenn das mal so einfach wäre. Ihm helfen wollen..... wenn das mal so ginge. Schlussendlich war ich diejenige, die gegangen ist und zwar erst, als ich komplett am Ende war. Schlimme Zeit. Sehr sehr schlimme Zeit, und die möchte ich nie wieder erleben. Vielleicht meinst Du ja, Du könntest ihm helfen, aber das kannst Du nicht, es zerrt an Deinen Nerven und Deiner Kraft... Überlege Dir gut, ob Du mit ihm zusammenbleiben willst.....
Stell ihn vor die Wahl:
entweder er sucht einen Facharzt auf (Psychiater) und lässt seine Depressionen behandeln, oder er lebt sein Leben ohne Dich.
Alternativ kannst Du warten bist Du selbst ernsthaft psychisch erkrankst.
Alles Gute
Manavgat
Hallo du,
ich muss jetzt schnell weg, möchte dir aber gerne später ausführlich antworten. Magst du schreiben, welche Drogen/Substanzen im Spiel waren und ob eine Sucht diagnostiziert und therapiert wurde?
Dann kann ich dir einen gezielteren Rat geben.
Liebe Grüße
Mariella
Hallo,
also es handelte sich um: Cannabis, sehr viel und lange Ecstasy, Speed, Pepp. Ich hoffe ich habe das richtig geschrieben, ich selbst habe nämlich noch niemals damit Kontakt gehabt. Hauptsächlich aber Ecstasy.
Soweit ich weiß, hat er auch ganz selten Koks und Pilze (?) genommen.
Mittels Ecstasy hat er die Hälfte seine Gewichts abgenommen. Er nimmt (angeblich) seit 5 Jahren nichts mehr (außer ab und an kiffen). Therapiert wurde er nicht. Angeblich hat er 9 Monate lang einen Entzug selbst zu Hause gemacht. Allerdings ging ein epileptischer Anfall voraus, aufgrund dessen er aus Angst angeblich mit den Drogen aufgehört hat.
Hallo,
dein Freund ist also ein Polytoxikomane, dh, er pfiff sich fast alles rein, was knallte und nicht mit Aua (Nadeln) verbunden war.
Jede einzelne dieser Drogen kann den Hirnstoffwechsel ziemlich durcheinander bringen, alle zusammen schaffen das mit großer Sicherheit. Die Tatsache, dass er bereits einen Anfall hatte zeigt, dass das sein Gehirn auf die Substanzen bereits heftig reagiert hat.
Du schreibst, angeblich sei er clean und damit zeigst du mir, dass du nicht sicher bist, was eine realistiscshe Einschätzung der Situation ist.
Der gelegentliche Cannabiskonsum kann bei Depressionen rasch in die Abhängigkeit führen, bzw, die Stimmungstiefs extrem verstärken. Heutzutage ist die THC-Konzentration so hoch, dass man nicht mehr vom harmlosen Joint sprechen kann.
Pilze können Pschychosen auslösen, bei Depressionen sollte man unbedingt die Finger davon lassen.
Er hat viel Speed konsumiert, was darauf hindeutet, dass er ein eher antriebsloser Mensch ist, der einen zusätzlichen Kick braucht.
Ein Entzugsymtom aller genannten Drogen sind depressive Verstimmungen bis hin zur handfesten Depression, die in der Tat eine Hirnstoffwechselstörung ist und häufig von Generation zu Generation in Familien auftritt. Deine Schuld ist sie sicher nicht, genausogut könnte er dir Schuld an seinen Plattfüßen geben. Er reagiert auf dich offensichtlich mit haltlosem Misstrauen, also leicht paranoid, reimt sich auf Speed und wird davon begünstigt.
Nun muss man natürlich die Fragen stellen, was zuerst da war: Die Sucht oder die Depression (und mit ihr Antriebslosigkeit, Ängste, mangelndes Selbstwertgefühl). Meist kommt das Eine nicht ohne das Andere aus. D.h: in die Suchtmühle und den massiven Missbrauch geraten Menschen, die dafür besonders empfindlich sind, deren Hirnstoffwechsel also eigentlich ganz besonders sensibel auf Störungen reagiert. Dein Freund ist also möglicherweise schon sehr lange krank, aber hat es gedeckelt mit Drogen, nun hat er aufgehört und der Grauschleier senkt sich nun um so heftiger über sein Leben.
Das muss er fachärztlich behandeln lassen beim klinischen Psychologen, Suchttherapeuten oder sogar beim Psychiater, denn oft braucht man Medikatmente für diese Symptome. Es wird nicht von der Liebe heilen, denn es macht Liebe unmöglich, ein Depressiver zieht den Partner eher mit in den Abgrund.
Was kannst du also tun?
Ich würde dir raten, ihm liebevoll zur Seite zu stehen, wenn er sein Problem angeht und sich in therapeutische Behandlung begibt. Wenn er das ablehnt, dann sehe ich wenig Chance für euch, dann muss er noch eine Runde drehen, aber alleine, sonst machst du dich mit kaputt.
Mache ihm klar, dass er krank ist, nicht schlecht, verdorben oder haltlos. Er hat Anspruch auf Hilfe. Sage ihm auch, welche Zweifel du hast und welche Ängste um ihn, vielleicht bringt ihn das zur Einsicht.
Nur eines hast du nicht - Schuld und das weiß er, er macht nur das übliche Süchtel-Spielchen mit dir: Angriff ist die beste Verteidigung
Und jetzt unter uns und aus´m Bauch: Ich glaube, dass er noch konsumiert, zwar wenig aber nicht nur Shit.
Liebe Grüße
Mariella