Unzufrieden mit meinem Mann ... was tun?

Hallo liebe Forumsmitglieder!

Ich hab da ein Problem.

Ich bin seit 15 Jahren mit meinem Mann zusammen, seit 6 Jahren verheiratet und seit 6 Monaten haben wir ein (Wunsch)Kind.

Ich liebe meinen Mann, aber seit das Kind da ist, bin ich irgendwie kritischer geworden.

Auf einmal stören mich einige Dinge.

Zum Beispiel, dass er seit Jahren unglücklich in seinem Job ist (er kennt es gar nicht, wie es ist, wenn man seinen Beruf liebt und Freude daran hat), aber nichts ändert, obwohl ich ihm schon seit Jahren immer wieder Möglichkeiten aufzeige und ihm sogar helfen könnte. Er ist einfach kein Macher, manchmal denke ich, er jammert und leidet lieber?! Das macht mich wahnsinnig.

Er verdient auch nicht besonders gut, hat kein Interesse an Karriere und wird vermutlich in 25 Jahren immer noch den gleichen langweiligen und ihn unterfordernden Job machen. Ich finde das so schade, weil er so viel mehr aus sich machen könnte.

Es gibt noch ein paar andere ähnliche Dinge, die mich stören.

Ich tu mich momentan einfach so schwer, ihn zu bewundern und toll zu finden. Klar, er ist auch müde wegen der Baby-Nächte, aber er ist so negativ, begeistert sich für nichts, packt die Dinge nicht an.

Gemerkt habe ich das Ganze dadurch, dass ich angefangen habe, ein bisschen neidisch auf meine Freundinnen zu werden, die alle eher so Macher-Typen als Männer oder Freunde haben. Männer, die ihren Job lieben und/oder Karriere machen. Manchmal sogar etwas zu viel (das sind dann die Beratertypen ;-)), aber trotzdem, ich hätte gerne, dass meiner auch ein bisschen mehr so wäre.

Komischerweise hat mich das bisher nie groß gestört. Ich war die Karrierefrau und er halt eher der Freizeitorientierte. Aber seit das Kind da ist ...

Ich möchte mich nicht trennen, weil wir abgesehen von diesem Ärgernis viel gemeinsam haben, uns eigentlich gut verstehen, gerne zusammen sind. Er ist auch ein sehr liebevoller Vater.

Tja, was könnte ich tun? Kann ihn doch nicht ändern. Wie kann ich besser damit leben, wie er ist? Bzw. kann ich ihn vielleicht zu etwas mehr Begeisterungsfähigkeit und "Machertum" motivieren?

Danke & LG
Patsy

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Du hast keinen "Macher" geheiratet, und Dein Mann wird nicht nach 15 Jahren auf einmal ein anderer Charakter werden, bloß weil Du auf einmal ein bißchen neidisch auf Deine Freundinnen bist. Nicht jeder hat den Ehrgeiz, beruflich "viel aus sich zu machen" - muß ja auch nicht sein, schließlich gibt es viele Jobs, die nun mal nicht sehr prickelnd sind, die aber auch jemand machen muß.

Vielleicht solltest Du Dich von der Erwartung lösen, Deinen Mann immer "bewundern" zu müssen? Er ist Dein Partner, kein Teenie-Idol.

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Hi Anyca,

ich finde aber, dass man den Partner schon ein bisschen "bewundern" können muss - bewundern im Sinne von toll finden, nicht anhimmeln. Ich möchte so gerne stolz auf ihn sein, und ich möchte, dass er glücklich ist. Er ist es aber nicht, und das macht mich auch traurig. Schließlich ist der Job mehr als nur Geld verdienen, man verbringt so viel Zeit damit. Und mit ein bisschen mehr Einsatz könnte er zumindest etwas machen, das ihm Freude macht, ums Geld geht's mir ja gar nicht, das habe ich selbst ausreichend (erarbeitet).

Es macht mich einfach wahnsinnig, dass er immerzu jammert, aber den Hintern nicht hochbekommt.

Vielleicht fällt mir das jetzt erst richtig auf, weil wir jetzt zu dritt sind und es nicht mehr nur um uns beide geht, sondern auch um die Gesamtheit unserer kleinen Familie. Später geht's dann ja auch um eine Vorbildfunktion für unser Kind.

Wie gesagt, es geht mir nicht um Geld und Status, ich hätte einfach gerne, dass er etwas macht, was ihm Spaß macht, statt in seinem öden Job zu verharren und mir die Ohren vollzujammern.

GLG
Patsy

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Klar, Gejammer ist nicht so toll, aber da kannst Du ja ihm auch deutlich machen, daß Du Dir das nicht reinziehen willst, wenn er nichts ändert.

Zum "Macher" wird er aber vermutlich nicht werden.

Und als Vorbild für Euer Kind mußt Du dann eben herhalten!

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Ich bezweifle das es möglich ist nach 15 Jahren einen Macher aus deinem Mann zu machen - unauffälliges Coachen kannst du weiter versuchen.
Es wird schon einen Grund haben warum er liebevoll zu dir und dem Kind ist - du hast selbst festgestellt , dass bei Karriere-Männern andere Abstriche zu machen sind.
Die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht.
Freu dich, dass du ihn nach 15 Jahren noch so sehr magst und mach vielleicht lieber selbst Karriere -
deine Unzufriedenheit könnte sich noch zu einem Problem auswachsen.

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Was würde es dir bringen, wenn er Karriere machen und kaum noch zu Hause sein würde? Vielleicht ist ihm das Arbeiten an sich verhaßt - ein anderer Job würde ihm wohl auch nicht so recht in den Kram passen.

Genieße es einfach, daß er für euch da ist, dir mit dem Baby hilft, ihr gemeinsame Freizeitaktivitäten habt.


Such die guten Seiten an ihm :-)


LG

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Hallo Patsy,

wenn du eher die Karrierefrau bist und er in der Hinsicht keine Ambitionen hegt, dafür aber ein liebevoller Vater ist, warum tauscht ihr nicht die Rollen? Er könnte in Elternzeit gehen während du arbeitest.

LG, Heike

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Das war auch mein Gedanke, gute Idee!

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Hallo Heike,

das machen wir auch, ab Januar ist er für ein halbes Jahr in Elternzeit und ich arbeite wieder. Allerdings musste ich meine "Karriere" und meinen alten Job wegen des Kindes aufgeben, 8 Monate Pause sind in diesem Job einfach nicht drin. Ist nicht so schlimm für mich, aber nach der Elterngeld-Zeit müssen wir dann aus finanziellen Gründen beide arbeiten.

Ob das wirklich was ändert?

LG, Patsy


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Nun ja, es kommt wohl meist auf die Betrachtungsweise an. Ich frage mich, warum es Dich die letzten Jahre nicht gestört hat?

Ich glaube nicht, dass Du ihn wirst ändern können aber Du musst einen Weg finden, Dich damit zu arrangieren. Wie wäre es, wenn Du weiter an Deiner Karriere bastelst und Dein Mann sich mehr in Sachen Kinderbetreuung engagiert?

Na ja, den Blick auf die Freundinnen kennen wir wohl alle und sobald man unzufrieden ist, scheint es bei allen anderen besser zu laufen. Schau' mal dahinter. Wie fühlen sich die Frauen, wenn der Karrierist meist nicht vor 20 Uhr nach Hause kommt? Viel auf Geschäftsreisen ist und/oder das Wochenende ebenfalls für den Job draufgeht?

Beides hat seine Seiten und ich denke, Du solltest zunächst mal in Dich hinein horchen, warum gerade jetzt das ein Thema für Dich ist.

LG
M

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Hallo!

Zum Karrieretypen wirst Du ihn nicht ändern können und stolz sein, kannst Du ja auf ihn, Du schreibst ja, das er ein guter Vater ist. Das ist viel wichtiger als ein Karrieretyp, den die Kinder als Vater gar nicht kennen.

Das es sich nervt, das er jammert, kann ich verstehen. Aber dann zieh dir dieses gejammere gar nicht mehr rein. Sag ihm klipp und klar, das er, wenn er unzufrieden im Job ist, sich einen anderen suchen soll und Du ihn dabei gerne unterstützt, oder den Mund halten soll ;-)

Vielleicht ist es ja in Wirklichkeit gar nicht der Job, der so schlimm ist, sondern evtl. braucht er einfach ein bißchen die "Bemutterung" von Dir? Manche wollen gar nichts ändern, weil sie sich in der "Opferrolle" ganz wohl fühlen. Wenn Du verstehst, was ich damit sagen will...

LG janamausi

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Hallo Patsy,

ich kann gut nachvollziehen, wie Du dich fühlst. Mein Freund scheint nämlich vom Typ her deinem Mann ganz ähnlich zu sein. Auch er ist jemand, der sehr selten selbst die Initiative ergreift und sicher mehr aus seiner "Karriere" machen könnte, wenn er es nur wollte. Es gab auch eine Zeit in unserer Beziehung, da hat mich das sehr unzufrieden gemacht und unsere Beziehung drohte zu zerbrechen. Insbesondere weil ich eher der aktivere Typ bin und auch was aus meiner Karriere machen will, bereits während dem Studium war klar, dass der Job nicht nur dazu da ist Geld zu verdienen, sondern auch einen Großteil an Selbstverwirklichung darstellt und ich damit glücklich sein möchte. Nachdem wir dann wirklich eine handfeste Krise mit vorübergehnder Trennung usw. hatten, bin ich nochmal ganz tief in mich gegangen und habe festgestellt, dass ich mit einem "Macher" vielleicht gar nicht glücklich wäre. Mein Freund, auch wenn er manchmal etwas flegmatisch ist, ist genau richtig für mich, er ist mein Ruhepol wenn ich nach einem stressigen Tag nach Hause komme und holt mich auch mal wieder auf den Teppich zurück wenn es sein muss. Wir haben das Mann-Frau-Rollenverhältnis einfach umgekehrt. Ich habe es übernommen meinem Job und meiner Karriere nachzugehen, verdiene auch ein bisschen mehr und er ist mehr der häusliche Typ. Ich hatte gerade die Möglichkeit, über die Arbeit eine Zeit lang ins Ausland zu gehen. Das war schon immer mein Traum, mein Freund wusste dies von Beginn an und da er nicht so sehr an seinem Job hängt, kommt er einfach mit und wird hier zum Hausmann. Wir haben beide kein Problem damit die klassischen Rollen zu vertauschen. Mit einem "Macher" oder "Karriere-Mann" als Partner wäre das sicher nicht so einfach gewesen.

Weißt Du Patsy, das Gras auf der anderen Seite ist immer grüner. Man hat immer Wünsche, die sich nicht erfüllen und den perfekten Partner gibt es einfach nicht. Nimm ihn einfach so wie er ist, ansonsten machst du dir das Leben schwer, denn ob du ihn in so grundlegenden Dingen ändern kannst, bezweifle ich.

Ich wünsche eurer kleinen Familie auf jeden Fall alles Gute und hoffe deine Unzufriedenheit ist nur so eine Vorüberhende, wie meine war ;-)

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Liebe Zaubermaus,

vielen Dank für Deinen Beitrag. Er hat mir sehr geholfen.

Stimmt, the grass is always greener on the other side. Und wie auch die anderen (danke auch Euch!) schon schrieben, ein Karrieretyp hat den Nachteil, dass er sein Kind wohl selten sieht. Das will ich auch nicht, stimmt schon.

Mein Mann ist auch eher phlegmatisch - aber ich werde mal versuchen, das eher als "ruhig und gelassen" zu betrachten.

Ich wünsche Euch alles Gute im Ausland (übrigens auch ein alter Traum von mir, mal sehen, ob das mit Kind jemals noch was wird?) und danke Dir für die lange Antwort!

Bisschen zuversichtlicher:
Patsy