Hallo,
das Thema wurde ja hier schon vor kurzem sehr rege diskutiert daher hoffe ich, daß ich hier vielleicht noch ein paar "Denk-Anstöße" bekommen kann.
Zur Vorgeschichte: Ich bin vor 6 Jahren nach Spanien gezogen und habe meinen Mann hier kennengelernt. Hier ist es anscheinend (ich kenne zumindest keinen der es nicht macht) "normal" nach Feierabend in eine Bar zu gehen und 2 bis .... Bier zu trinken. Für mich war das schwer zu verstehen, da ich das aus D-Land nicht kenne. Am Anfang unserer Beziehung hat mich das auch gestört aber ich habe gelernt es zu tollerieren. Mein Mann sagt, er kann nicht gleich nach Hause kommen, er muß um "abzuschalten" noch 2 Feierabend-Bier trinken (es sind immer 2 auch wenn es in wirklichkeit 4 oder mehr waren). Wenn ein paar Kollegen kommen werden es auch mal 3 - ????. Dazu kommen zu Hause noch mind. 2 Bier und am Wochenende sind es dann so 6/Tag. Das ist der Normal-Zustand. Dazu kommt, daß es gelegentlich (mind. 1 x pro Woche) ausgehen muß (was ich ihm ja gönne) aber da wird bis zur Besinnungslosigkeit getrunken (O-Ton: Man kann doch kein Männerabend ohne Bier machen). Leider fährt er dann auch immer noch Auto.
Seit unsere 1. Tochter geboren wurde, gibts häufig Streit deswegen. Ich sage ihm er hätte jetzt mehr Verantwortung und ich habe keine Lust u.a. meiner Tochter zu erklären warum der Papa heute mal wieder Kopfweh hat. Auch frage ich Ihn was ich machen soll, wenn er den Führerschein verliert oder noch schlimmer nen Unfall hat ? All das wird ignoriert. Es sagt es sei sein "Recht" als Alleinverdiener sich auch mal ne "Auszeit" zu nehmen.
Wie bei den meisten passiert nach einem heftigen Streit, das er Besserung gelobt und auch tut, ich Ihm glaube bis zu dem Punkt wo es wieder heftig wird und mir der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Ich weis, ich bin CO-ABHÄNGIG !
Jetzt habe ich keine Lust mehr. Das Jahr begann mit 1 Tag richtig saufen, 1 Tag krank, 1 Tag richtig saufen,1 Tag krank,..... Immer gab es einen Grund warum er an diesem Tag so viel trinken "mußte". Jetzt sagte ich Ihm, daß ich mich von Ihm trenne wenn er sich keine Hilfe sucht, da ich (das habe ich Ihm aber schon immer gesagt) denke, daß er Alkoholiker ist.
Hier wurde immer gesagt, daß Alkoholiker "aufwachen" wenn Sie am Boden sind. Mein Mann hat schon 2 Beziehungen (natürlich NICHT wegen dem Alkohol) verloren und es war immer die Schuld der anderen. Jetzt ist es auch wieder meine Schuld, da ich es nicht verstehe.
Heute war ich bei einer Sozialarbeiterin um zu klären, welche staatlichen Hilfen mir bei einer Trennung zustehen. Leider gar keine. Nur die Hoffnung, daß mein Mann Unterhalt für mich und die Kinder bezahlt. Jetzt bin ich am Boden zerstört, denn nur wegen dem Geld bei Ihm zu bleiben ist ja auch keine Lösung. Aber vielleicht sehe ich es ja auch wirklich nur so verbissen mit dem trinken, da ich seit 4 Jahren gar nichts mehr trinke (aber nicht wegen einer Sucht, sondern wegen der Schwangerschaft und danach hats nicht mehr geschmeckt).
Und zum Schluß: Ich liebe meinen Mann noch immer, unser einziges Problem ist der Alkohol sonst ist wirklich alles super. BLEIBT MIR NUR DIE TRENNUNG ODER GIBTS NOCH EINEN WEG ????
Sorry jetzt ist es ja doch super lang geworden. Danke für die die es bis zum Ende gelesen haben. Ich hoffe auf viele Erfahrungsberichte und schicke Euch etwas Sonne
Kerstin
Evtl. Trennung von "funktionierendem" Alkoholiker (vorsicht lang)
Hallo,
man kann nie definitv sagen wo eine Alkoholsucht besteht und wo nicht.
Solange dein Mann aber nicht einsieht, dass er eventuell ein Alkoholproblem hat, wird er natürlich auch nichts dagegen unternehmen.
"Drohungen", ich verlasse dich, wenn du weiter trinkst führen nicht zum Erfolg. Vielleicht trinkt er dann ein paar Tage nichts oder aber heimlich.
Ein Alkoholiker wird immer trinken, komme was da wolle.
Wenn du das Gefühl hast dein Mann trinkt zuviel, muß er das auch selbst einsehen.
Du sagst du bist Co-Abhängig.
Dann bliebe nur ein einziger Weg. Den Mann verlassen bevor er dich und dein Kind in Gefahr bringt.
Ich kann dazu nur sagen, daß ich 13 Jahre Alkohol mißbraucht habe, um Probleme, Einsamkeit u.ä. zu verdrängen.
Zweimal war der Führerschein weg, einige Beziehungen (von mir aus gesehen natürlich schuldlos ) in die Brüche gegangen und zum Schluß wurde ich noch gekündigt.
Die Wende kam mit meiner SS. Seit dem Moment, wo ich schwanger war, habe ich keinen Tropfen mehr getrunken. Ich würde mich als Mißbräuchler bezeichnen, da ich weder einen körperlichen noch einen psychischen Entzug durchgemacht habe. Aber der Weg in die Abhängigkeit ist fließend, ich stand sicher kurz davor!
Ich kann Dir keinen Rat geben. Ich kann nur sagen, daß Dein Mann an einen Punkt kommen muß, an dem er von selbst abstinent leben möchte.
Es muß nicht unbedingt die Trennung sein, vielleicht steckt er die noch weg.
Ob für Dich eine Trennung sinnvoll ist oder ob Du mit ihm so weiter leben möchtest, mußt Du entscheiden.
Ich wünsche Euch alles Gute!
Hallo kerstinf,
Die Trinkmengen deines Freundes sind noch recht harmlos, werden sich aber sicherlich steigern.
Klar kann es auch bei den Mengen bleiben.
Alkoholiker sind krank, weil sie für den Alkohol "offen" sind. Vielleicht fällt dein Freund nicht darunter.
Wenn du aber damit Probleme hast wende dich an eine Beratungsstelle deines Vertrauens. Dort kannst du professionelle Hilfe bekommen.
Oh doch, die Mengen sind bedenklich und vor allem das Muster (1 Tag trinken - 1 Tag krank). Da besteht eine ganz klare Abhängigkeit, lass Dir nix vormachen.
Leider kannst Du ihm gar nicht anders helfen als ihn vor das Ultimatum zu stellen: Alkoholberatung oder Du gehst. Setz Dir dafür eine zeitliches Ultimatum und ganz wichtig: geh wirklich wenn er nicht aktiv wird.
Wenn er eine Therapie gemacht hat, dann kannst Du immer noch schauen ob ihr es nochmal versuchen wollt.
Aus eigener Erfahrung: alles andere bringt nix! Es wird schlimmer werden und Du wirst immer einsamer werden in dieser Beziehung. Der Aggressionslevel wird steigen weil er auch einen Schädel hat und er wird Dich und Euer Kind ungerecht behandeln (nicht schlagen oder so, aber eben immer öfters mies drauf sein).
Das kannst Du Euch ersparen - handle lieber früher als später. Er kann sich nur selbst helfen, Du musst es ganz loslassen.
Ich spreche aus eigener Erfahrung und mein Partner ist letztes Jahr zur Therapie gegangen.
Viel Glück und viel Kraft!
Das ist in der Tat bedenklich.....
Und geht überhaupt nicht!
Du leidest, Deine Kinder leiden.....
Solange er es nicht einsieht, wird sich nix ändern....
Ich habe eine ähnliche Kindheit durchgemacht und jahrelang unter der Situation zu Hause gelitten....Nie wußte ich, was mich zu Hause erwartet! Ein schlimmes Leben......
Meinen Kindern würde ich daher so ein Leben nie zumuten.....
Ich würde nach Abwägung aller Tatsachen meine Kinder
schnappen und mein Leben in Deutschland bei meiner Familie fortsetzten....
Meine Meinung dazu....
Viel Glück
LG
Dani
Hi Kerstin,
leider habe ich das alles auch hinter mir. Ich habe mich dann an Al-Anon gewand. Wirkliche Tips können die zwar keine geben, aber durch das gemeinsame Reden und zuhören beginnt man selbst klarer zu sehen.
Das erste was ich gelernt habe war, es ist nicht nur schlimm war , sondern sogar viel schlimmer war als ich dachte.
Das zweite, dass es auch Leute geben kann, die nur von einem Glas Apfelwein am Tag abhängig werden können. Die Regelmäßigkeit ist es, die Abhängigkeit entwickeln lässt.
Auch kam ich irgendwann zu dem Punkt, dass ich gelernt habe, das ich keinerlei Einfluss auf ihn hatte. Nur wenn der Mensch selbst erkennt, dass er ein Problem hat und es auch ändern will, besteht Hoffnung. Ansonsten sollte man gehen. Eine Chance hat jeder verdient, aber nicht hunderte.
Ein Bekannter von mir sagte mir einmal, ich solle nicht mit Auszug drohen, wenn ich nicht vorhätte tatsächlich auszuziehen. Dann würde die Drohung irgendwann ihre Wirkung verlieren. Ich kann nur sagen, da ist was dran.
Damals dachte ich, ich gehe erst mal für zwei Wochen. Heute sind es fast acht Jahre her, dass ich gegangen bin.
Er hat sich nicht mehr fangen können. Hat bis zum Schluss getrunken und ist letztes Jahr gestorben.
Ich hoffe für Dich, dass Dein Mann seine Probleme nicht nur zugeben kann, sondern auch eine Therapie beginnt.
Ich wünsche Euch viel Kraft,
Christine