Ich möchte ein neues Leben beginnen...

Guten morgen,


mein Mann ist letztes Jahr in die Arbeitslosgkeit gerutscht, leider konnte man ihm keine Stelle bisher vermitteln und so fallen wir jetzt leider ins Hartz4!
Dazu wurde ich dann auch noch sehr krank, mit vielen Krankenhausaufenthalten im letzten halben Jahr.
Das zehrte sehr an mir und auch an meinem Mann, der hier zu Hause an allem alleine hing, Haushalt, Kinder und Co.

Gesundheitlich geht es bei mir nun bergauf, ich hatte nun meine letzte Op und weiss jetzt endlich, dass ich wieder ganz gesund werde.
Die letzten Monate hatte ich im Krankenhaus sehr viel Zeit um über mein/unser Leben nach zu denken, hatte nur nie die Kraft dazu etwas zu ändern.
Ich habe aber gelernt das Leben mit anderen Augen zu sehen, habe nun verstanden (das glaubte ich vor meiner Krankheit schon, war aber nicht so) was es bedeutet zu Leben und wie wertvoll es ist und wie dankbar ich sein kann einen Mann und so wunderbare Kinder zu haben.
Jetzt, nachdem ich die Gewissheit habe, endlich gesund zu sein, möchte ich unser Leben ändern. Ich möchte endlich wieder unabhängig sein, möchte Geld haben um unser Leben selbst zu finanzieren, ich möchte am liebsten nun alles umkrempeln.
Ich bin mit voller Elan ran gegangen meinem Mann eine neue Stelle zu suchen, doch leider ist es immernoch so, dass es keine Stellen bei uns in der Umgebung gibt in seinem Beruf.
Auf der Arge sagte man ihm beim letzten Termin, letzte Woche, dass er kaum eine Chance hat eine Arbeit zu finden in der er so viel verdient um selbstständig wieder seine Familie zu ernähren.
Ich möchte das nicht mehr und habe versucht mit ihm zu reden, ob er nicht mal an eine Umschulung gedacht hat, aber er fühlt sich mit 40 zu alt dafür.
Überhaupt ist er völlig demotiviert, hat keinen Ansporn mehr und hat sich mehr oder weniger an die Hartz4-Empfänger Rolle gewöhnt. Auch wenn das Geld kaum reicht zum leben und wir uns überhaupt nichts mehr erlauben können.
Ich denke an die Zeit zurück in der er im Monat 2400€ hatte und wir richtig gut leben konnten, mir fehlt diese Zeit. Es fehlt mir, meinen Kindern zwischendurch Wünsche zu erfüllen, mal essen zu gehen mit meinem Mann, mal ins Schwimmbad zu gehen usw.

Mir wäre es mittlerweile egal wo mein Mann eine Arbeit findet, ich würde überall mit ihm hin gehen nur um endlich wieder eine Perpektive zu haben, ein Vorbild für unsere Kinder zu sein.
Aber er fühlt sich damit überfordert, er möchte jetzt erst mal noch zu Hause bleiben, bis ich endgültig wieder gesund bin, sprich alle Narben verheilt sind usw. Aber das kann noch einige Zeit dauern, eindeutig zu lange um weiter zu zuwarten.
Mein Mann verschanzt sich zu Hause und vergräbt den Kopf tief im Sand. Auch er träumt von besseren Zeiten ist aber soweit, dass er sagt, dass er keine Chance mehr hat, das die guten Zeiten vorbei sind und wir unser Leben als Hartz4-Empfänger dahinfristen müssen.
Ich möchte das nicht, das Leben ist zu kostbar und kurz um es zu verschwenden.
Momentan wohnen wir bei seinen Eltern mit im Haus um uns die Miete zu sparen, wir treten uns gegenseitig nur noch auf die Füße, niemand hat mehr die Möglichkeit sich zurück zu ziehen. Im Grunde sind alle nur noch genervt und deshalb gibt es sehr oft Streit unter den Kindern, unter uns, unter den Eltern.
Keines der Kinder hat ein eigenes Zimmer, alles ist sehr eng, oft fragen mich die Kinder wann wir hier endlich wieder ausziehen und wieder jeder sein eigenes Zimmer hat.
Eine Antwort darauf kann ich ihnen nicht geben, leider.
Die Situation, die Stimmung ist einfach total angespannt.

Ich träume von einem besseren Leben und möchte auch wieder arbeiten gehen, eventuell mich Selbstständig machen als Naildesignerin und Fußpflegerin. Mein Mann möchte das nicht, er will das ich für die Kinder da bin und mich vorallem erst mal ganz erhole. Er sagt ich kann frühestens in ein oder zwei Jahren darüber nachdenken, wieder zu arbeiten, vorher möchte er das auf keinen Fall. Lieber wäre ihm eigentlich, wenn ich völlig für die Kinder da wäre, er möchte nicht das seine Kinder "Schlüsselkinder" werden, die Mama soll zu Hause sein, wenn die Kinder von der Schule kommen. Von Kitas oder Ganztagsschulen hält er gar nichts, dafür setzt man keine Kinder in die Welt, sagt er.
Ausserdem wäre es die Aufgabe des Mannes für den Lebensunterhalt der Familie zu Sorgen und nicht die der Frau. Er fühlt sich als Versager, sagt, er kann nichts, er ist nichts und würde nie mehr was werden. Das er mal so ein Leben führen würde, hätte er nie geglaubt.
Er sitzt tief in seinem Loch und kommt nicht mehr heraus. Ich habe ihm angeboten, vielleicht eine gemeinsame Gesprächstherapie zu machen um auch die letzten Monate verarbeiten zu können und das er endlich wieder den Mut findet Leben zu wollen. Aber das lehnt er ab, die können ihm alle nicht helfen, die hätten keine gut bezahlte Arbeit für ihn und mit Reden wäre nichts geholfen.
Aber ich bin doch so voller Tatendrang, möchte nun endlich wieder mein Leben zurück mit allem was dazu gehört, aber doch mit ihm zusammen und nicht alleine!!

Leider weiss ich nicht wie wir aus diesem Teufelskreis rauskommen können, ich alleine habe nicht viel Möglichkeiten.
Es muss doch Möglichkeiten geben eine gut bezahlte Arbeit zu bekommen, ohne über schlecht bezahlte Zeitarbeitsfirmen, aber in seiner gelernten Branchen gibt es ja noch nicht mal was über die.

Ach mensch, ich will doch so nicht weiter machen, dass muss doch zu beenden sein, irgendwie.

Vielen lieben Dank fürs zuhören, dass musste ich jetzt mal los werden, ich hab sonst niemanden mit dem ich darüber reden könnte.