Guten Morgen,
durch meine letzte Diskussion u. durch einige Beiträge von euch angeregt, stelle ich mir inzwischen folgende Frage:
Es passiert in so vielen Ehen/Beziehungen, dass sich irgendwann die Liebe verflüchtigt. Mal gibt es offensichtliche Gründe, mal weiß keiner so genau, warum.
Ist es wirklich unbedingt nötig, sich in einem solchen Fall zu trennen? Ich selber bin nicht sicher, drum frag ich hier in die Runde.
Lassen wir mal Extremfälle außer acht (Alkoholsimus, Gewalt etc.). Aber in jeder Beziehung gibt es ja auch positive Aspekte, irgendetwas funktioniert doch immer, sei es zusammen shoppen, Urlaub machen, gemeinsames Eigentum, Sex, was auch immer.
Und ist das nicht überhaupt der NORMALE Verlauf einer Beziehung, eben DASS im Laufe der Zeit die Gefühle weitgehend einschlafen u. man DENNOCH zusammen bleibt?
Früher (u. vielleicht heute auch noch) wurde doch hauptsächlich aus ganz anderen Gründen geheiratet u. diese Ehen hielten bis zum Tod. Ok, die Leute sind früher nicht so alt geworden wie wir, aber auch heute gibt es in meinem Umfeld sehr viele Paare, die Goldhochzeit feiern u. alle locker über 70 sind. Und ich glaube nicht, dass die sich alle noch in Liebe zueinander verzehren...
Ich stelle einfach mal provokativ in den Raum: Sind wir, die wir ständig an unseren Beziehungen zweifeln (u. dazu zähle ich mich auch), nicht vielleicht einfach ZU anspruchsvoll, zu nörgelig, zu negativ denkend?
Was meint ihr?
Geht Ehe auch ohne Liebe?
Eine Ehe ist immer ein Arrangement und beide Partner müssen zum guten Gelingen in etwa die gleichen Anteile beitragen.
Dazu muss nicht unbedingt Liebe gehören.
Hauptsache zwei sind sich einig. Dann läufts.
Ich denke Urlaub machen, shoppen kann ich auch mit guten Freunden und Spaß haben.
Ich denke ebenfalls, oftmals sind "wir" zu anspruchsvoll, oftmal wird zu schnell auseinandergerannt, ja, das sicher auch.
Aaaaber... die Liebe sollte sich in einer Beziehung/Ehe nciht verflüchtigen, die sollte als Basis und Grundlage immer da sein. Sie wird sicher mal ausgeprägter und mal weniger ausgeprägter ge- und erlebt, klar gibt es Alltag und auchmal Dinge, die nicht so klappen oder nicht so ideal sind aber ohne Liebe aus Gewohnheit zusammenzubleiben grenzt für mich an seelischer Grausamkeit.
Aber vielleicht gibt es Menschen, die sich ihr Leben so einrichten können... kommt mir aber oft so vor wie ein mehr oder weniger lebloses ausharren in einer Situation, die nicht glücklich macht aber die derjenige sich nicht in der Lage sieht zu ändern....
Für mich ein klaren nein, Ehe oder Beziehung, Partnerschaft, wie auch immer man das nennen mag ohne Liebe ginge für mich nicht.
lichtchen
Hallo!
Ich hab da mal einen Spruch gehört:
"Heirate lieber einen guten Freund als einen Liebhaber..."
Ich finde, da ist was Wahres dran und der Grund, warum ich fast 13 Jahre bei meinem Ex-Partner geblieben bin.
Gegangen bin ich nur, weil er sich ne 20jährige angelacht hatte, was er jetzt bereut...
Naja nun bin ich erstmal der Liebe wegen mit jemandem zusammen und hoffe, dass es auch noch ein guter Freund wird
LG Shalina
Hallo,
das ist eine interessante Frage, finde ich. Früher gab es viele Ehen ohne Liebe, weil die Ehen arrangiert waren oder weil man heiraten "mußte" wenn ein Kind unterwegs war .... all solche Sachen.
Heute heiraten viele Menschen aus Liebe und ich finde, das ist auch gut so. Allerdings habe ich auch oft den Eindruck, daß man zu schnell heiratet. Es gibt ja dieses Sprichwort "Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet." Wenn man aber gerade frisch verknallt ist und dann gleich heiratet, konnte man sich noch gar nicht prüfen. Vielleicht sollte man erst dann heiraten, wenn nach ein oder zwei Jahren die rosa Brille weg ist und man den Partner trotzdem noch liebt. Dann steht die Beziehung sicherlich auf einer festeren Basis, als wenn man ratzfatz heiratet und plötzlich merkt, daß der Partner ja ganz anders ist, als man es sich gedacht hat und daß man mit seinen Eigenheiten doch nicht klarkommt.
Und: Man sollte sich vor einer Heirat klarmachen, daß der Partner immer so bleiben wird, wie er jetzt ist und sich in grundlegenden Charakterzügen nicht ändern wird. Viele Frauen denken: Wenn ich ihn jetzt heirate, wird er sich mir zu liebe ändern und ordentlicher werden, mehr im Haushalt helfen, nicht mehr trinken .... was weiß ich. Das ist aber in den allermeisten Fällen nicht so. Menschen sind, wie sie sind und wenn man jemanden heiratet, sollte man sich darüber klar sein, ob man gewisse Macken des Partners unter Umständen ein Leben lang ertragen könnte.
Ich habe auch eine Ehe ohne Liebe versucht. Eine Weile ging es gut, aber nach zehn Jahren Beziehung und acht Jahren Ehe (davon eigentlich nur zwei Jahre richtig harmonisch) habe ich es nicht mehr ausgehalten. Rückwirkend betrachtet haben wir von Anfang an nicht wirklich gut zusammengepaßt. Liebe war zu Beginn vorhanden, aber die hat nicht gereicht, um die Unterschiede zwischen uns zu überbrücken.
Nein, wir sind nicht zu anspruchsvoll. An meiner aktuellen Beziehung habe ich noch nie gezweifelt. Es gibt den perfekten Mann für mich und ich habe ihn gefunden und, ja, auch geheiratet. Diesmal für immer, da bin ich mir sicher. Ich habe früher auch immer gedacht, man müßte in einer Beziehung eben Kompromisse machen. Aber nein, das muß man nicht. Mein Mann und ich passen in so gut wie allen Punkten perfekt zusammen. Ich weiß nicht, ob es für jeden Menschen den perfekten Partner gibt, aber ich habe ihn gefunden.
Fröhliche Grüße von Swety
Ich kann nicht sagen, daß ich mich nach meinem Mann verzehre, aber es gibt viele andere tiefgehende Dinge, die uns verbinden.
Wir haben uns ein gemütliches Nest gebaut und können uns aufeinander verlassen. Wir lachen zusammen, vertrauen einander und wenn wir länger getrennt sind, vermissen wir uns.
Wir sind füreinander da, wenn es dem anderen schlecht geht, wir respektieren und achten uns.
Wir haben uns auch schon oft gestritten und es gab wirkliche Krisen bei uns. Aber wir werfen nicht gleich das Handtuch, wie es sonst üblich zu sein scheint, sondern gehen durch das Tal.
Gerade das stärkt die Beziehung!
Und, was ganz wichtig ist, wir leben mit den Fehlern des anderen. Es gibt einige Sachen, die mich an meinem Mann stören. Aber ich habe gelernt, damit zu leben und mich damit zu arrangieren. Ich achte ihn MIT seinen Fehlern. Und versuche nicht, ihn zu ändern. Das wäre sowieso zwecklos.
Wir geben uns unsere Freiräume, ich kann mich gut allein beschäftigen, habe viele Freunde. Ich muß nicht ständig mit ihm zusammen sein. Dann freut man sich vielmehr auf den anderen.
Ich renne nicht irgendwelchen Schmetterlingen hinterher. Ich weiß, was ich habe und weiß nicht, was ich wiederbekomme.
Und ich will auch nichts anderes.
Wir sind jetzt beide 40 Jahre alt und seit 22 Jahren zusammen.
So wie du über deine Ehe schreibst, gibt es tatsächlich außer Schmetterlingen im Bauch sehr viel Positives.
Mir springen ein paar Sachen ins Auge (...vermissen wir uns.... und ......wir respektieren u. achten uns....), die mich sehr nachdenklich machen.
Mir ist aufgefallen, selbst als ich 3 Wochen zur Kur war, habe ich meinen Mann nicht wirklich vermisst. Auch die täglichen Anrufe waren mir fast zuviel. Wieder zu Hause, sind wir auf diese Anrufe zu sprechen gekommen u. siehe da, jeder hat vom anderen geglaubt, er brauche diese Anrufe. Aber bei Beiden war das nicht der Fall. Jedem hätte alle paar Tage anrufen genügt.
Und zum Respekt: Wird man vom Partner respektiert, wenn er wegen jeder Kleinigkeit sofort rumbrüllt u. cholerisch reagiert?
Und reicht das Fehlen dieser Aspekte dennoch, um eine Ehe fortzusetzen?
Ich glaube, ich schweife etwas vom Thema ab....
Wir haben natürlich unterschiedlich Männer und Beziehungen.
Das mit dem Vermissen habe auch ich tatsächlich auf meine Kur bezogen. Die ersten 1,5 Wochen waren super, danach habe ich ihn schrecklich vermisst. Und das obwohl wir täglich telefoniert haben.
Ein großer Teil unserer Beziehung wird wohl auch Gewohnheit sein, aber für mich ist das nichts schlechtes.
Vielleicht lebst Du auch in einer kaputten Beziehung, das ist sicher etwas anderes.
Mein Mann z.B. ist noch nie laut geworden, noch nie!
Ich hätte nie einen Choleriker geheiratet und kann mir nur schwer vorstellen, daß ein sanftmütiger Typ irgendwann cholerisch wird.
Züge davon wird er also immer gehabt haben und da muß ich Dich fragen, warum Du ihn überhaupt geheiratet hast.
Moin
Warum in schwarz?
"Ich stelle einfach mal provokativ in den Raum: Sind wir, die wir ständig an unseren Beziehungen zweifeln (u. dazu zähle ich mich auch), nicht vielleicht einfach ZU anspruchsvoll, zu nörgelig, zu negativ denkend?"
Ich denke, die Frage ist klar mit "ja" zu beantworten!
Kurzfassung:
Ich bin der Auffassung, dass dies mit der noch immer fortschreitenden Individualisierung bzw. teilweise auch der Emazipation UND auch den Medien zu tun hat! Individualisierung führt wenn sie aus dem Ruder gerät zu Egoismus (vielleicht IST sie auch Egoismus!). Vielleicht zu dem Egoismus, das ausleben zu wollen, was die Medien repräsentieren?! Die Suche nach der heilen Welt? In dieser Suche fühlt man sich insbesondere dann bestärkt, wenn's mit dem Partner mal nicht so rund läuft... Ein Teufelskreis
Naja, so in etwa stell ich mir das vor. Ob das nun gut ist oder schlecht, wage ich nicht zu bewerten. Aber dass Beziehungen u.a. deswegen weniger lang andauern, kann ich mir schon vorstellen!
Dass Menschen früher lange an Ehen festgehalten haben, hängt sicher auch damit zusammen, dass das Scheidungsrecht ein anderes war. Frauen ließen sich nicht scheiden, bzw. durften nur, wenn bestimmte Gegebenheiten vorlagen! Außerdem war es auch eine Prestige-Sache! Also der Vergleich, dass die Ehen ja damals viel länger dauerten (und damit von außen evtl als "glücklicher" definiert werden) als heute, hinkt, weil die Umstände (Religion spielt da auch ne Rolle, genau so wie Erziehung und Tradition) einfach andere waren!
Ich hör mal auf, bevor's zu lang wird :-P
LG
sniksnak
Hallo,
nein ich denke nicht das es normal ist das die Gefühle für einander völlig einschlafen.
Sie verändern sich, das ist richtig und das ist auch gut so.
Die rosa Brille verschwindet, die Leidenschaft verebbt vielleicht ein wenig, die oft blinde Verliebtheit wird zu einer tiefen, reiferen Liebe zueinander.
Manchmal schläft die Liebe ein wenig ein, über Probleme, Sorgen, Streß, doch sollte sie immer wieder erwachen und dann reifer sein als vorher.
Dieses verliebte Kribbeln, das rosarote Hochgefühl, die wilde Leidenschaft...sind nicht unbedingt nötig für eine Ehe, wohl aber eine tiefe Zuneigung und...zum Teil auch Liebe.
Natürlich heirateten gerade früher viele aus anderen Gründen, aber Zuneigung und Liebe haben sich dennoch oft eingestellt, zumindest aber hatten die Leute gar keine WAHL und deswegen hielten die Ehen natürlich ein Leben lang.
Ja ich glaube schon das die ewig Unzufriedenen oft zu nörgelig und zu anspruchsvoll sidn, bzw. oft flasche Prioritäten setzen.
Ich kenne einige Leute die 40 Jahre und mehr veheiratet sind, meine Großcousine ist seit diesem Jahr 60 Jahre verheiratet und sie liebt ihren Mann immer noch, genau wie er sie liebt.
Anders als sie sich in jungen Jahren geliebt haben, aber sie lieben und achten sich.
Klingt vielleicht selber, aber ich denke man muß einfach auch mal zufrieden sein und sich auf das besinnen was man hat und nicht immer auf das Gras starren das auf der anderen Seite des Zauns steht.
lg
Andrea
aber auf der anderen Seite ist das Gras nunmal grüner .
Leider denken viele so, das hast Du absolut Recht. War mir nie zu eigen... man muss auch mal das akzeptieren und wertschätzen was man hat, das hat man sich schließlich auch mal ausgesucht
lichtchen
eben *nick* und es lebt sich so viel schöner und leichter und zufriedener wenn man das wertschätzt was man hat.
Das ist immer schon meine Einstellung zum Leben.
lg
Andrea
hallo,
ich glaube, es war "früher" auch nicht viel anders als heute, was die paar, die gefühle und die zweifel angeht.
früher hat man sich aber einfach nicht scheiden lassen,
jedenfalls nicht so schnell wie heute.
eine scheidung war seltener, viel seltener und zudem auch irgendwie verpönt.
heut wundert sich keiner mehr,
wenn frau x 3x geschieden wurde und nun von mann 4 das 4. kind bekommt, ihn auch heiratet.
ich habe den eindruck, daß man heute sehr viel leichtfertiger damit umgeht.
man kann wohl auch tatsächlich sagen,
daß man anspruchsvoller geworden ist.
man erwartet glück und zufriedenheit,
arrangiert sich vllt mit kleinigkeiten,
aber man trennt sich, wenn man sich "auseinander gelebt hat".
ich glaube, DAS war früher nicht so der scheidungsgrund.
Hallo! Na, dich scheint das Thema in seiner gesamten Bandbreite ja momentan ziemlich zu bewegen.
Früher haben Ehen auch deshalb viel länger gehalten, weil die Frauen wirtschaftlich komplett vom Mann abhängig waren. Heute haben Frauen oft ein eigenes Einkommen und müssen nicht mehr "ausharren", nur weil sie (und die Kinder) sonst verarmen würden.
Aber das ist sicher nur ein Aspekt - ich denke auch, es liegt neben der von Sniksnak beschriebenen Individualisierung auch an der potenzierten Auswahl an Partner/innen. Irgendwo habe ich unlängst gelesen, daß eine Frau vor 100 in einem Durchschnittskaff in ihrem Leben etwa drei "taugliche" Heiratskandidaten kennenlernte. Heute können es dank Internet innerhalb einer Stunde hundert sein! Und mit diesem Bewußtsein von "irgendwo da draußen läuft vielleicht noch was besseres rum" (und zusätzlich dem Gedanken "pöh, soll der Alte doch sehen, wo er seine Macken auslebt, ich verdien ja mein eigenes Geld") hat sich der gefühlte Wert von langjährigen Beziehungen verändert.
Und zu deinem letzten Satz: zweifeln ist wichtig. Nichts ist schlimmer, als wenn man seine Lebensumstände niemals hinterfragt - das betoniert uns ein. Ich denke, daß du vieles negativ sieht, ist auch ein Persönlichkeitsmerkmal von dir und gilt sicher nicht nur für deine Beziehung. Die Frage ist, was du mit dem Denkergebnis deiner Zweifel machst.
Joulins