Hallo zusammen,
nach einer schweren Ehekrise haben mein Mann und ich viele lange Gespräche geführt, in denen es auch ernsthaft um Scheidung ging. Wir sind allerdings zu dem Schluss gekommen, dass wir uns noch lieben und alle Beide definitiv einen Neuanfang wollen und das auch schaffen können.
Ansich ja eine sehr schöne Sache, die mich auch wirklich freut.
Nun ist es aber so, dass der Umgang miteinander irgendwie komisch geworden ist. Es scheint, es hat sich trotz aller Gespräche eine Mauer zwischen uns aufgebaut. Nach außen hin sieht es sicher so aus, als hätten wir es geschafft. Wir gehen freundlich miteinander um, mein Mann nimmt sich mehr Zeit für seine Familie, nimmt mich auch zwischendurch mal wieder in den Arm usw. Und trotzdem ist da eine gewisse Distanz. Jeder ist nur noch darauf bedacht, nichts falsches zu sagen oder zu tun. Wir gehen miteinander um, als wären wir rohe Eier, die auf keinen Fall kaputt gehen dürfen. Vor allem mein Mann lächelt nach außen hin, starrt aber seit dem auch öfters einfach vor sich hin und wirkt total abwesend. Auf Nachfrage, teilte er mir mit, dass er unsere Situation auch als "komisch" ansieht, aber wir wissen scheinbar beide nicht, wie wir das ändern können.
Wir wollen beide so sehr, dass sich die Situation entspannt und wir wieder normal miteinander umgehen können. Wie schaffen wir das nur?
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und kann uns Tipps geben?
Vielen Dank fürs lesen!
Ehekrise und das Danach
Guten Morgen,
für mich scheint der Umgang zwischen euch sehr verkrampft zu sein. Habt ihr auch Zeit für Zweisamkeit? Abends weggehen, was trinken, den Alltag hinter sich zu lassen? Vielleicht die erste Zeit der Verliebtheit aufleben lassen?
Und nicht immer so ernst miteinadner umgehen, sondern immer bisschen auflockern, viel miteinander lachen, das Leben nicht so schwer nehmen. Ihr hattet sicher auch schöne Zeiten zusammen, also geht es doch. Sich vielleicht mal länger in die Augen schauen und lächeln...überleg mal was euch gut tun könnte. Oder eine Komödie im Kino zur Entspannung?
wünsche euch viel Glück
Ich denke, es kann momentan gar nicht anders laufen.
Ihr habt beide - nachdem ihr zuweilen innerlich mit der Ehe abgeschlossen hattet - einen Versuch zur Erhaltung der Ehe gestartet.
Nun ist jeder von euch bedacht darauf, die Dinge, weswegen die Ehe ins schwimmen kam, nicht zu wiederholen.
Er bemüht sich, dir Zärtlichkeit zu geben, er bemüht sich, seine Zeit, die er sonst mit Arbeit und anderen Freizeitvergnügen gefüllt hat, mehr mit euch zu verbringen. Du versuchst, ihn nicht zu gängeln, ihn nicht mit Vorwürfen zu überhäufen oder oder oder.
Das alles kostet Konzentration und Kraft.
Wo soll da noch Natürlichkeit und Nähe bleiben?
Ihr benehmt euch zur Zeit wie Schauspieler die eine Rolle füllen, sie aber nicht leben.
Vermutlich sind die Dinge, die euch erst glauben ließen, ihr seid gescheitert, doch größer und haben für Verletzungen gesorgt, die im Hintergrund mitschwelen.
Das alles braucht Zeit. Daher glaube ich auch nicht, das euch Freizeitvergnügungen weiterbringen sondern der jetzt inszenierte Umgang miteinander muß in den Alltag, in eure Handlungen übergehen.
Dann wird es besser werden.
Oder eure Mauer wird so hoch, das ihr merkt, die Anstrengungen sind vergebens.
Ich wünsche euch das Erste.
Gruß Hezna
Guten Morgen,
der Punkt ist:
>>>Jeder ist nur noch darauf bedacht, nichts falsches zu sagen oder zu tun.<<<
Denn jeder ist verunsichert, hat Angst den anderen unabsichtlich zu belasten, zu verärgern, schlußendlich zu verlieren.
Ihr MÜSST das formulieren, den anderen wissen lassen, wie es jetzt gerade in der Situation in Euch aussieht!
"Ich habe den Eindruck, dass Du......! Stimmt das?"
"Du wirkst gerade so und so auf mich. Ist das gewollt?"
"Ich bin gerade verunsichert, weil..........! Hilf mir mal bitte da heraus!"
Redet miteinander, sonst gehen Eure guten Vorsätze in erfühlter Belanglosigkeit und getastetem Unsinn unter.
Deutet nicht, interpretiert nicht, verschafft Euch Gewissheit, - fragt und erklärt Euch einander. Nicht nur jetzt, auch in Zukunft.
Ach ja, und warte bitte nicht bis er anfängt.
Alles Gute und nur meine Meinung!
Thomas
Im letzten jahr hatten wir auch eine schwere Krise, mein Mann suchte nach einer Wohnung für sich, ich informierte mich über die Scheidung. Um es der Kinder wegen sauber über die Bühne zu bringen, gingen wir zur Paarberatung. Schnell war klar, dass wir uns nicht trennen wollen, aber dass wir alte Verhaltensmuster vermeiden müssen, um nicht wieder dort zu stehen, wo wir damals waren. Wir haben uns im Kreis gedreht, und das seit Jahren. So wir ihr wahrscheinlich auch.
Die paarberatung hat uns die Augen geöffnet, wie wir mit Meinungsverschiedenheiten umgehen sollten, ohne dass aus einem Streit eine Krise wird. Gleichwohl, dass wir lernen müssen die Meinungen und Kritik des anderen zu akzeptieren, ohne "eingeschnappt" zu sein. Wir waren danach auch Monate auf Distanz, aber das tat uns gut, um den Blick für den anderen wieder zu bekommen und um sein eigenes Verhalten zu reflektieren.
Ich kann Euch nur raten, holt Euch Hilfe von außen, z.B. Pro Familia. Eine Krise ist kein Spaß und viele sind schneller wieder drin, als sie gucken können. Ihr wollt einen neuanfang, das heißt auch, nicht da weiterzumachen, wo ihr aufgehört habt, sondern eure Paarbeziehung neu zu gestalten, alte Fehlrer zu vermeiden!
Auch jetzt noch, ein jahr später, sind wir vorsichtiger miteinander, was nicht heißt, dass wir nicht streiten oder auch mal lautwerden.
Wir sind 12 Jahre zusammen, ich war damals 20, er 23. Es istnicht so einfach, von einer ungezwungenen Beziehung in eine "erwachsene" Beziehung mit 2 Kindern zu gelangen, ohne dabei seine Individualität und seine "Lockerheit" zu verlieren.
Ich habe aber auch akzeptiert, dass die eziehung zu meinem mann niemals unkompliziert sein wird, dass da immer Reibung ist und es bei uns immer wieder Tiefen geben wird.
Ich wünsch Euch alles Gute!
LG
frauke131
Danke für eure Antworten. Wenn ich das so lese, werd ich wohl wirklich versuchen müssen, ihn zu einer Paartherapie zu überreden. Bisher wollte er davon nichts wissen, auch weil er kein Mann der großen Worte ist, zumindest nicht, was sein Gefühlsleben betrifft.
Über seine verschiedenen Hobbys kann er zwar stundenlang "plaudern", aber er redet nicht gern über sich und seine Gefühle und Empfindungen, was auch ein Grund der Krise ist/war. Auch während unserer Gespräche hat er erst "gesprochen", als ich ihm klar und deutlich zu verstehen gegeben habe, dass er mich verliert. Nach außen hin markiert er immer den Starken, aber selten weiß ich, was wirklich in ihm vorgeht. Auch nach fast 16 Jahren Beziehung/Ehe habe ich manchmal das Gefühl, ihn nicht zu kennen. Und das tut verdammt weh.
Die Ehe seiner Eltern war wohl nicht so glücklich und sein Vater hat mit der Scheidung und seinem Auszug gewartet, bis mein Mann seine Schule abgeschlossen hatte, obwohl da wohl schon viele Jahre des Anschweigens oder lautstarken Streits zwischen seinen Eltern lag. Hier mag wohl eine Ursache liegen, aber mittlerweile glaube ich auch, dass wir das nur mit Hilfe schaffen oder beide zugrunde gehen.
LG
Liebe Schreiberin,
ich bin die abloute Ehekrisen-Expertin. Ich hätte meinen Mann zwischendurch gerne ans Ende der Welt (also Neuseeland) geschickt, aber er ließ sich nie überreden.
Im Ernst. Scheidung kam für mich nie in Frage, obwohl eine Trennung oft mein innerster Wunsch gewesen wäre. Und ja, ich habe mich oft damit getröstet, dass ich mich scheiden lassen, sobald die Kinder größer sind!!! Wir beiden sind in einigen Dingen grundverschieden. z.B. in der Art wie wir streiten. Ich bin ruhig, analytisch, brauche auch Zeit im Gespräch nachzudenken. Er: aggressiv, jähzornig, wenn er nicht weiter weiß wird es verbal immer sehr primitiv. Das hat mich sehr belastet. Ich war verzweifelt. Denn: WAS SOLL ICH TUN???? Meinungsverschiedenheiten wird es immer geben, man kann sich dem nicht entziehen. Natürlich gab es auch viel anderes: Stress, kleine Kinder, Hausbau, ich total überfordert, er dünnhäutig...kurzum es war Stellenweise einfach furchtbar. Scheidung? Ausgeschlossen! Warum sollte ich mehr Recht auf ein glückliches Leben haben, als meine Kinder? Und meine Kinder lieben ihren Vater und das zurecht. Denn er ist eben nicht nur der Kotzbrocken, sondern ist AUCH liebevoll, sensibel, unternimmt viel mit den Kurzen, verantwortungsbewusst, immer da, wenn es um wirklich wichtige Dinge des Lebens ging. Und diese guten Eigenschaften habe ich mir immer wie ein Mantra vor Augen geführt. Und dann kam auch wieder der Weg aus der Krise: weniger Stress, wieder mehr Zeit füreinander, das Erwachen der Leidenschaft . Ich war wirklich stolz auf mich, dass ich diese Krise ausgehalten habe...bis zur nächsten zumindest.
Ich habe hier schon einige Male ein Buch empfohlen, das einfach nur genial, genial, genial ist. (Keine Angst, bekomme kein Werbegeld!) Das Buch hat mir in Vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet. Vor allem: Auch ICH habe Fehler !!! Ich habe bis dato immer die Einstellung gehabt: Ich gehe mit Männe zur Eheberatung, damit ihm dort mal gesagt wird, was ER alles falsch macht. Punkt. Das Buch war für mich eine Offenbarung. Es bringt auch viel, wenn nur einer es liest (Mein Mann liest nur Autobild). Ich möchte dich ermutigen an deiner Ehe festzuhalten. Es ist doch normal, dass nach einer Krise die "emotionale Nähe" zum Parnter erst wieder langsam aufgebaut wird. Meine Güte, bis zu Silberhochzeit ist es noch lang. Ihr habt doch so viel Zeit!!!
Liebe Grüße und viel Zuverischt
Luka
...ach herrje, das Buch heißt:
"Die Psycholgie sexueller Leidenschaft" von David Schnarch (der heißt wirklich so!)