Hallo!
Ich weiß nicht was ich von der Situation halten soll die ich euch jetzt beschreibe, vielleicht habt ihr dazu eine Idee?
Mein Freund fragt mich immer wieder, ob ich zu ihm ziehen möchte. An sich finde ich das auch sehr schön, und ich könnte mir auch gut vorstellen diesen Schritt in unserer Beziehung zu gehen, denn obwohl wir uns erst seit einem halben Jahr kennen, fühle ich mich ihm sehr nah - anders als in früheren Beziehungen.
Einen großen Widerspruch sehe ich allerdings in seiner Sehnsucht so oft wie Möglich am Wochenende zu seinen Eltern zu fahren. Das nimmt dann von Freitag Nachmittag bis Sontag Nacht das gesamte Wochenende in Beschlag, da sie 400km entfernt wohnen, und sich zugegebenermaßen ein kürzerer aufenthalt nicht lohnen würde.
Ich dachte erst, naja, er muss sich eben erst an die neue Situation mit Freundin gewöhnen, und die Termine sind auch lang schon abgesprochen. Aber jetzt sind wir mal grob 2010 durchgegangen (er hat uns einen Partnerkalender gekauft, damit wir unsere Termine koordinieren können) und er weiß jetzt schon, dass er mindestens 15 (!) Wochenenden bei seinen Eltern verbringen will.
Hinzu kommt, dass er einen sehr anstrengenden Job hat, der ihn jeden Tag mindestens 10 Stunden fordert und noch zusätzlich zwei bis drei Abende seinem Sport nachgeht. Die Wochenenden sind für uns also wichtig.
Ich frage mich, was das soll, wo ich in dieser Beziehung vorkomme. Entweder möchte er, dass ich zu ihm ziehe und wir unser eigenes Leben leben, oder er kann die Wochenenden dort verbringen. Seine Eltern sind nicht krank oder besonders alt, so dass man sich regelmäßig um sie kümmern müsste.
Was meint ihr dazu?
Setzt er falsche Prioritäten?
Ich glaube, ich würde mit einem Zusammenzug noch ein wenig warten, wäre ich in dieser Situation.
Sonst sähe ich mich in ein paar Monaten wochenends alleine zu Hause hocken, vielleicht sogar noch mit der Bügelwäsche beschäftigt, während er bei seinen Eltern weilt.
Du solltest ihm auf jeden Fall von deinen Bedenken erzählen. Gegen Besuche bei den Eltern ist ja im Prinzip nichts zu sagen - aber im Rahmen sollte das schon bleiben.
Sonst bleibt für gemeinsame Unternehmungen kein Raum mehr.
LG,
gedankenspiel
Liebe coralie23,
Zu aller erst mal möchte ich Dir sagen, dass ich Deine Grundfrage nach "Deinem Platz" in Eurer Beziehung gut verstehen kann. Grade am Anfang und bei großen Schritten wie zusammen ziehen etc. sind so Fragen wichtig.
Du machst daraus jedoch eine Art Ultimatum: Zusammen ziehen mit Dir vs. Wochenenden bei seinen Eltern.
Ob das wirklich in Deinem Sinne sein kann, wage ich zu bezweifeln.
Zusammen ziehen hat (neben wirtschaftlichen Gründen) sicher die Intention, die alltäglichen Leben des Paares stärker zu verflechten. Wenn er also mit Dir zusammen ziehen möchte, möchte er mehr Zeit mit Dir verbringen.
Du fragst, ob die Wochenenden dann nicht die "falschen" Prioritäten sind. Ich möchte Dir sagen, dass es die "falschen" Prioritäten per se erstmal nicht gibt. Er gestaltet sein Leben nach seinen Vorstellungen - ein Leben das er offensichtlich mit Dir teilen möchte.
Ich habe keine Ahnung, wie oft Ihr Euch jetzt seht. Wahrscheinlich aber nicht so oft, als wenn ihr eine Wohnung teilen würdet, oder?
Friss Dich nicht an seinen Eltern fest. Frage Dich: "Was will ich? Womit kann ich leben? Was reicht mir nicht?"
Du willst die Wochenenden. Das wird sich auf Dauer möglicherweise nie ganz realisieren lassen. Mit wieviel Wochenenden kannst Du leben? Kannst Du vielleicht ebenso etwas tun, damit ihr mehr Zeit miteinander habt? Irgendwann müsstest Du vielleicht mal mit (möglichst vor der Hochzeit ). Besprecht Euch, sagt dem Anderen was verhandelbar ist und was nicht. Dazu sollte jeder von Euch mal tief in sich gehen und ernsthaft darüber nachdenken.
Und an einem Punkt musst Du klipp und klar sagen "Das reicht mir nicht."
Mit dem Risiko, dass er sagt "Ok, dann halt nicht." Es ist nunmal so, dass nicht jeder bereit ist sein Leben für eine Beziehung ganz neu zu ordnen. Das ist auch gut so - schließlich hast Du Dich in diesen Menschen (der nach eigener Wahl genau dieses Leben führt) entschieden. Und Familie (und dazu gehören Eltern irgendwie auch) ist für viele Menschen wichtig.
Als reines Rechenbeispiel bleiben Euch noch deutlich mehr Wochenenden, als er zu seinen Eltern fährt. Wenn er drei mal weniger fährt + Du fährst drei mal mit = 9 Wochenenden allein. = 9 Wochenenden, an denen Du was für Dich tun kannst. Manche Frau mit Mann und Kindern wäre froh über so viel Zeit
Alles Liebe,
Christian
In meinen Augen ein klasse Posting, insbesondere die Meinung, dass es keine falschen Prioritäten gibt, sondern lediglich andere Prioritäten.
Die Frage, wie diese unterschiedlichen Prioritäten zueinander gebracht werden können, sprich, wie man mit der Einstellung des anderen umgeht, ist für mich u. a. entscheidend.
Darüber hinaus für mich ganz wichtig, wie ist der Umgang mit den Eltern? Gegenseitiger Respekt und Wertschätzung, das Kennen und Akzeptieren der Eigenständigkeit des einzelnen oder klebt da jemand an Muttis Rockzipfel.
9 freie Wochenenden im Jahr, das wäre für mich schön Sauna, lesen, mit meinem Freund treffen, vor dem PC abgammeln, mir würde das gefallen...
Es ist schwierig.
Aus heutiger Sicht wäre das für mich inakzeptabel, aber wenn ich in Gekanken an meine 20er zurückdenke, kann ich es auch wieder nachvollziehen:
So lange, bis man eine eigene Familie gründet, sieht man sich immer noch als Teil seiner Urspungsfamilie und möchte dementsprechend viel Zeit mit ihnen verbringen.
Die Frage ist, ob es sich bei deinem Freund normalisiert oder ob es sogar noch schlimmer werden würde, wenn Kinder da sind. Das ist jetzt das Risiko. Auf Dauer muss er wissen, dass er nun ein eigenes Leben hat. Natürlich besucht man die Eltern. Das ist doch klar. Aber so oft?
Ich kann deine Ängste verstehen. Muttersöhnchen braucht keinen Frau als Partner. Du musst selber einschätzen, ob sich sein Verhalten normalisiert oder ob er schon extrem an seinen Eltern hängt.
Liebe Grüße
Luka
Vielen Dank für eure ehrlichen Antworten. Mir ist klar, dass es nur aus meiner Sicht falsche Prioritäten sind, die sich für ihn völlig richtig anfühlen können, und ich mir überlegen muss ob ich das so möchte. Es ist wohl so wie alltagsphilosoph sagt, dass ich mir auch erst selbst über einiges klar werden muss und das am besten bevor ich mit ihm über meine Gefühle spreche.
Anlass meines Postings war ein Gespräch gestern. Ich habe ihn gefragt, wie es an einem bestimmten Wochenende aussieht, weil wir eine Einladung zu einem Geburtstag bekommen haben und ich gerne hätte, dass er mich begleitet. Seine Antwort darauf war:" Da muss ich erstmal schauen, ob an dem WE bei meinen Eltern was stattfindet, danach kann ich dir mehr sagen."
Da fühlte ich mich ziemlich vor den Kopf gestoßen (war nicht die erste vergleichbare Situation).
LG, coralie23
Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder und wir sind eigentlich jedes Wochenende entweder bei meinen Eltern oder den Schwiegis. Nicht immer alle zusammen, manchmal genießt mein Mann auch daheim die sturmfreie Bude, aber es ist selten, daß wir ein Wochenende alle nur daheim sind.
15 Wochenenden ist etwas mehr als einmal im Monat, ist das soooo schlimm?