An die Scheidungskinder..

Hallo,

ich habe da mal eine Frage an diejenigen die eine Scheidung miterlebt haben.
Ich habe mich nach zehn Jahren Beziehung von meinem Mann getrennt. Mein Sohn ist jetzt fast drei. Bis jetzt habe ich immer an der Ehe festgehalten um meinen Sohn nicht zum Scheidungskind zu machen. Jetzt möchte ich gerne wissen ob es schlimmer ist eine Scheidung mitzumachen oder eine kaputte Ehe!? Mein Ex und ich verstehen uns gut. (Wir haben einfach nicht zusammen gepasst) Er würde sich auch weiterhin so gut wie möglich um seinen Sohn kümmern und liebt ihn über alles. Es tut mir so leid für den kleinen und ich höre immer verschiedene Meinungen. Die einen sagen das es ein Fehler wäre nur wegen dem gemeinsamen Kind zusammen zu bleiben, und die anderen haben ihr Leben lang an der Scheidung ihrer Eltern zu nagen und tragen auch eventuell einen Schaden davon.

Was meint ihr? Wie ist es besser? Und wie alt wart ihr bei der Scheidung?

#danke

1

Hallo,

ich denke, dass kann man nicht pauschal sagen.
Es kommt immer darauf an, wie die Eltern mit der Trennung umgehen und diese dem Kind vermitteln und wie die weitere Beziehung abläuft.
Wenn ihr euch ansonsten gut vertragt und dem Kind die Trennung so leicht, wie möglich macht, dann kann die Trennung echt eine Erleichterung für das Kind sein.

Nur wegen dem Kind zusammen bleiben, halte ich für keine Alternative.

2

Hallo,

ich glaube ich war 3 oder 4, als meine Eltern sich scheiden ließen.

Ich habe es aber gut weggesteckt. Zumindest sehe ich das so im Nachhinein. Wie es mir direkt bei der Scheidung/Trennung ging, kann ich nicht mehr sagen.

Im Laufe der Jahre hatten meine Eltern (trotz neuer Partner) immer ein super Verhältnis. Ich konnte IMMER zu meinem Vater, wenn dieser Zeit hatte.
Auch gabs diese typischen Abholsituationen nicht. Meine Eltern sind immer noch kurz mit in die Wohnung des jeweils anderen gegangen und haben über wichtige Sachen oder Allgemeines gesprochen.

Ich habe auch niemals von meinen Eltern ein schlechtes Wort über den jeweils anderen gehört.
Beide erklärten mir, dass sie sich zwar nicht mehr so dolle mögen, aber es nichts mit mir zu tun hätte und dass sie mich beide noch lieb haben.

Das war mir unheimlich wichtig.

Leider war mein Vater Alkoholiker (ist letztendlich auch daran gestorben), dennoch hat meine Mutter mich immer unterstützt, wenn ich wegen dem Umstand fertig war (ich bin noch nie und komme jetzt auch immer noch nicht - gute 11 Jahre nach seinem Tod - damit klar). Meine Mutter fuhr mich z.B. ins Krankenhaus, wenn er wieder eine Therapie hatte oder ist mir mir sogar zum Kurort meines Vaters gefahren. Selbst bei seiner Beerdigung war sie mit.

Ich durfte immer mit meinem Vater in den Urlaub fahren oder Zeit mit ihm verbringen.

Ich denke: lieber geordnete getrennte Leben, als eins zusammen, wo Streit und Ärger vorkommt.

Gruß
Sandra

3

Ich habe beides miterlebt: Die Scheidung meiner Eltern (ich war auch 3) und anschließend eine kaputte Ehe (meine Mutter ist nun zum 3. Mal verheiratet), die geschieden wurde, als ich 14 war. Ganz ehrlich: letzteres war für mich als Kind die Hölle!!

Eltern, die sich immer gegenseitig anfoppen etc., daran zerbricht ein Kind schnell!

4

Meine Eltern haben sich getrennt als ich 13 war, aber ganz ehrlich - ich hätte mir gewünscht sie hätten es schon 10 Jahre vorher getan.
Meine Mutter gehört zu den Frauen, die "wegen der Kinder" bei Ihrem Mann bleiben.
M.E. das bescheuertste was man machen kann.

Trenn Dich und sieh zu dass Ihr gut klar kommt und Euch beide ums Kind kümmert, dann wird Dein Sohn auch keinen Schaden nehmen...

8

Ich will Deiner Mutter nicht zu nahe treten, aber oft ist das "Wegen der Kinder" eher ein "Wegen der eigenen Angst vor Veränderungen" ...

Meine Mutter hat sich auch nach 20 Jahren Ehe, von denen 18 Jahre sch**** waren, getrennt. Das bedeutete 18 Jahre Dauerstreit. Ich war noch kleiner, aber mein Bruder hat die vollen 18 Jahre mitbekommen...


Liebe Grüße
Nele

9

Bin absolut Deiner Meinung.
Aber gerade deswegen hat sich bei mir so eine Haltung eingebrannt, dass ich eben lieber die Veränderung nehme, egal wieviel Angst ich habe, anstatt zu leiden.
Ich will nicht so ein "Opfer" sein wie meine Mutter...

weiteren Kommentar laden
5

Wir Kinder ( drei an der Zahl ) waren froh, als der Mann, der sich unser Vater nennt endlich weg war und wir alle wieder leben und aufatmen konnten.
Vor allem, dass Mutter nicht mehr weinte.

6

Danke für eure Antworten. Ihr habt mir echt geholfen und mein Gewissen etwas erleichtert. Ich denke das es das beste ist das wir es so weiterführen wie bisher. Wir tun beide alles dafür das unser Sohn glücklich ist, und er verbringt weiterhin mit beiden so viel Zeit wie bisher. Ich weiß das, dass nicht immer so sein wird weil wir bestimmt auch irgendwann mal neue Partner haben werden und sich das dann ändern wird. Aber bis dahin hat er sich bestimmt daran gewöhnt und weiß das wir ihn über alles lieben und er mit der Trennung nichts zu tun hat bzw. nicht Schuld daran ist...

#herzlich#danke

7

Hi,

ich war 8 bei der Scheidung meiner Eltern. An dem Tag, an dem meine Mutter mit uns ging, war es ein riesiger Schock. Das lag aber daran, dass sie mich nicht drauf vorbereitete. Ich kam von irgendwoher nach Hause, da hieß es "Wir fahren jetzt zu Oma und kommen nie mehr zurück" #schock

Meine Mutter sah sich damals gezwungen, in einer Nacht-und-Nebel-Aktion abzuhauen. Klamotten hat sie später mit meinem Onkel geholt.

Die Art, wie sie es präsentierte, nehme ich ihr trotzdem bis heute übel. Ich war nämlich ein Papakind.

Dennoch war ich einige Zeit später erleichtert: Kein Dauerstreit mehr, kein Geschreie mitten in der Nacht. Keine völlig aufgelöste Mutter, die zu Oma flüchtet und dann doch wiederkommt.
Meine Eltern haben sich eingebildet, dass Kinder das nicht mitbekommen - aber ich sage Dir, Kinder bekommen ALLES (!!!) mit!

Ich habe wegen vielen Dingen heute keinen Kontakt mehr zu meiner Mutter, zu meinem Vater inzwischen wieder. Die Scheidung an sich ist wie schon geschrieben mit Ausnahme der ersten paar Tage ok für mich gewesen.

LG, Nele

10

Hi,

ich war 15 und meine Schwester 6 als mein Vater sagte, er gehe. Es war ein riesen Schock, wir waren alle nicht vorbereitet. Meine Mutter war fix und alle, verstand die Welt nicht mehr. Es gab nie gross Krach, eben das normale an Problemen.
Meine Mutter unendlich gelitten wie ich meine kl Schwester. Er hat meine Mutter ziemlich gemein behandelt, sie beschimpft und schlecht gemacht. Sie musste hart daran knabbern, viel mehr arbeiten, hatte kaum noch Zeit und war oft einfach nur traurig und fertig. Er hat mal gezahlt, dann wieder nicht, es gab immer Stress wegen ihm. Ich habe damals meiner Mutter gesagt, ich wolle keinen Mann mehr im Haus haben. Mein Vater ist wegen einer anderen gegangen und die ist so ne richtige Hexe, furchtbare Person die ordentlich gegen meine Mutter gehetzt und schlecht gesprochen hat. Daher haben wir auch keinen Kontakt mehr seit 2 Jahren. Ich hielt das nicht mehr aus.
Meine Mutter ist alleine geblieben und ich bin ihr dankbar. Es hat lange gedauert bis wir alle wieder normal gelebt haben, der Terror nach der Trennung war der Horror.

Eine Freundin von mir hat auch geschiedene Eltern und sie leidet da sehr drunter. Auch wegen einer anderen Frau. Immer sind die neuen Frauen jung und haben daher einen Vorteil. Bei meinem Vater sind es 15 Jahre.

Ich vermisse es eine komplette Familie zu sein, aber jetzt wo ich erwachsen bin, fehlt es mir auch. Schon komisch.

12

Hey,

tut mir sehr Leid für dich das es so gekommen ist.
Mich würde mal interessieren was genau du vermisst? Hattet ihr auch schöne Zeiten als Familie an denen du hängst? Oder vermisst du deinen Vater? Und deine Schwester war ja um weiteres jünger als du. Wie hast sie es verkraftet?

Meine Mutter ist auch wegen uns Kindern mit meinem Vater zusammen geblieben. Als ich sieben war kam sie mal zu mir und fragte mich was ich dazu sagen würde wenn sie sich scheiden lässt. Ich war total dagegen und geschockt. Das war einer der schlimmsten Momente in meinem Leben. Ich war ein totales Papakind. Obwohl er als Ehemann eine totale Katastrophe war. Er hat sie geschlagen und betrogen. Wir Kinder haben davon nie was mitbekommen. Nur von Erzählungen. Trotzdem hätte ich es nicht verkraftet wenn sie sich getrennt hätten. Heute würde ich es nicht zulassen das ein Mann mit mir sowas macht, bin aber trotzdem froh das sie bei ihm geblieben ist. Obwohl es mir sehr Leidtut. Eigentlich sehr egoistisch. #schmoll Ich weiß nicht wieso das bei mir so ist...

11

Hallo,

ich war zwischen 2 und 3 als meine Eltern sich getrennt haben.
Klar die erste Zeit war schwer für mich. Ich kann mich an das meiste aber nur durch Erzählungen erinnern.
Mein Vater hat mich jedes 2. Wochenende abgeholt und ich hatte panische Angst, dass er irgendwann weg geht und nie, nie wieder kommt. Ich bin im Schlafanzug durch Hameln gelaufen und hab ihn gesucht, dabei war er nur kurz Brötchen holen und bei unserem Standardbäcker war die Schlange zu lang, also ist er schnell zu nem anderen in der Nähe. Heute lache ich darüber. Als Kind hatte ich Angst, dass er mich verlässt.
Allerdings haben meine Eltern sich auch super verhalten bei der Scheidung. Ich habe nie Streit mitbekommen oder ähnliches. Sie sind normal miteinander umgegangen auch wenn sie sich am Anfang überhaupt nicht merh leiden konnten.
Heute ist es mit den beiden echt ganz gut. Mein Vater besucht meine Mutter ab und an mal wenn er in der Gegend ist und sie laden sich zu Geburtstagen ein.

Einen Schaden habe ich nicht davon getragen. Und ich finde es auch nicht schlimm, dass ich ein Scheidungskind bin. So habe ich jetzt einen liebevollen und super tollen Ziehvater (meine Mutter hat neu geheiratet) und einen Bruder den ich über alles liebe.

Am Anfang ist es immer schwer für die Kinder. Aber irgendwann haben sie sich denke ich mal dran gewöhnt und es hat sogar manchmal gute Seiten.

Die Wochenenden bei meinem Papa waren immer absolutes Highlight für mich. Er hat mich teilweise direkt Freitags aus der Schule abgeholt und ich war den ganzen Tag hibbelig. Außerdem durfte ich bei Papa mehr als bei Mama und ich wurde mehr verwöhnt. Was wohl daran liegt, dass er mich nicht jeden Tag bei sich hatte.

So ganz schön lang geworden.
Das ist meine Erfahrung zu dem Thema.

LG
Janina

13

Danke für deinen Erfahrungsbericht. #freu
Er hat mich auf jeden Fall weiter gebracht da ich ja in einer ähnlichen Situation stecke wie es bei dir damals der Fall war.

#herzlich Alles gute

15

Gerne.

Also ganz ehrlich. Lieber eine Scheidung und allen geht es gut und verstehen sich noch und lieben Ihr Kind.
Als wenn es immer Streit zu Hause gibt.

Ich bin meinen Eltern nicht böse. Ich bin sogar ganz froh darüber. Klar frage ich mich manchmal was wäre wenn....
Aber es geht uns allen gut und mein Vater hat sich immer gut um mich gekümmert.

ich wünsch dir alles Gute !!!

weiteren Kommentar laden