Fehlende Impulskontrolle! Meine Kinder leiden unter meinem Mann

Mein Mann hat ein Problem mit seiner Impulskontrolle.
Wir alle leiden darunter.
Ich weiß nicht mehr, wie ich das noch abfangen kann. So langsam geht mir dafür auch die Kraft aus.
Während er dazu neigt, ständig zu explodieren, fresse ich meinen Kummer in mich hinein. Das hat mich krank gemacht.

Aber von vorne:

Mein Mann ist diagnostizierter ADHSler, wurde schon im Kindesalter behandelt.


Mittlerweile haben wir drei Kinder, sind seit 8 Jahren verheiratet.
Die beiden Jungs (3 und 4 Jahre) sind sehr anstrengend. Beim größeren vermuten wir ebenfalls ADS - wird demnächst getestet.

Mein Mann ließ sich wieder Medikamente verschreiben: Concerta. 1x 36 und 1x 18 mg.
Davon nimmt er eine am Morgen und eine am Mittag (insgesamt 56g).
Um das abzuklären war er 1x beim Neurologen - die Folgerezepte schreibt ihm brav der Hausarzt auf.
Also besteht für ihn überhaupt kein Handlungsbedarf... ist ja alles easy.

Leider macht ihn das Medikament aggressiv.
Seine Geduldsschwelle ist sowieso recht niedrig - mit den Medis noch mehr.
Ständig schreit er mit den Kindern, hat NULL Geduld.
Zappeln die Jungs zu viel am Tisch, äfft er sie nach. Oft so wild, dass einer aus Versehen mal die Hand "abkriegt".
Neulich saß der ältere unterm Tisch... mein Mann schrie rum, dass er da rauskommen solle, weil er ihn sonst aus versehen treten würde.
Um das zu demonstrieren, zappelte er wie wild mit den Füßen - und trat das Kind aus Versehen an den Kopf.
Es kam auch schon vor, dass er ihn besonders nachdrücklich auf seinen Stuhl bugsieren wollte - und ihn daneben setzte. Beule an der Stirn.

Ich bemühe mich, so viel wie möglich von ihm abzuhalten.
Aber langsam geht meine Kraft zur Neige.
Eigentlich bin ich ständig auf dem Sprung, um die Kinder aus solchen Situationen rauszuholen.

Letztes Jahr kam noch eine Medikamenten-Abhängigkeit dazu, die er sich schön redete (sooolche Schmerzen... ging nicht ohne Tilidin. Hoch / Überdosiert, manchmal in Kombination mit anderen Schmerzmitteln. Andere Therapieformen lehnte er ab).
Unsere Ehe stand kurz vor dem Aus, weil die Situation mit dem Großen eskaliert war.
Er versprach mir, einen Termin beim Psychologen auszumachen.
Diesen hat er jetzt am Freitag... allerdings bin ich mir nicht sicher, was er diesem sagen wird.
Denn es scheint so, als ginge er nur hin, um hinterher zu sagen, dass er ja nun sein Teil getan hätte.
Wahrscheinlich erhofft er sich eine neue Medikation und ein Schulterklopfen.
Dazu bereit, an sich zu arbeiten (geschweige denn, selbstkritisch über sich nachzudenken) ist er nicht.
Ich habe Angst, dass diese Chance (der Termin) ungenutzt vorbei geht und alles so bleibt wie es ist.

Außerdem bin ich mir sicher, dass er selbst auch nicht mit der Situation zufrieden ist.
Allerdings ist ihm aktives Handeln wohl zu aufwändig.
Er ist ein toller Partner - aber ein schlechter Vater!

Ich weiß, dass ich meine Konsequenzen aus diesem Tun ziehen muss, der Kinder wegen.
Allerdings graut es mir vor diesem Schritt.

Was kann ich tun?

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"Ich weiß, dass ich meine Konsequenzen aus diesem Tun ziehen muss, der Kinder wegen.
Allerdings graut es mir vor diesem Schritt.

Was kann ich tun? "

Eben. Die Konsequenzen ziehen. Es ist gar nicht so schwer, wie du denkst.

LG thyme

2

Doch, es IST schwer.
Ich habe bereits eine Scheidung hinter mir und weiß, was auf mich zukommt - und auf die Kinder.

Außerdem ist da noch ein Haus, für das meine Schwiegereltern die Bürgschaft übernommen haben und eine laufende Privatinsolvenz.

Ich fühle mich wie gelähmt.

3

Wie kann Jemand ein toller Partner sein und so ein Vater? Auch wenn es schwer ist, meine Kinder würde ich so sehr lieben, dass ich das nicht zulassen würde.

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Schnellstens dafür sorgen, dass Dein Mann auf ein anderes Medikament umgestellt wird würde ich erstmal sagen.

lichtchen

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Hallo,

hmmmm eigentlich kannst du gar nichts tun, ausser dich zu trennen zum Wohle deiner Kinder.
Mein Mann ist auch diagnostizierter ADHS´ler.

Er bekommt Ritalin und hat aber auch Psychotherapien die er regelmässig und mit Erfolg absolviert, bzw- absolviert hat.

Ich denke dein mann sagt sich:"Ich nehme die Medikamente und gut ist."
Und das ist halt eben nicht so. Er müsste Therapien machen und jeden Tag hart an sich arbeiten.


Mein Mann hatte auch starke Impulskontrollverluste und ja, es ist sehr anstzrengend an sich zu arbeiten, aber mein Mann hat es geschafft.

Er arbeitet hart an sich und dank des Medikaments aber vorallem seiner Einsicht und seiner Arbeit an sich selber, führen wir ein wunderbares Leben.

Dein Mann sollte ein Vorbild für seine Kinder sein. Unser Kind hat ebenfalls ADS, nur haben wir fest gestellt das seit dem mein Mann sich verändert hat, auch unser Kind mit dem ADS anders umgeht und sich viel von Papa abguckt und sich zeigen lässt.

Es ist schwer dir etwas zu raten, wenn dein Mann keinerlei Einsicht zeigt wird es für deine Kinder und für dich besser sein, ihr trennt euch.
Auch wenn es viele Probleme mit sich führt, so ist euer momentanes Leben ja kein Zustand. Du und deine Kinder werden daran zerbrechen.

Ich wünsche dir viel Kraft.
Vielleicht magst du dich auch mal in diesem Forum umsehen: http://www.adhs-anderswelt.de/

Hier wirst du bestimmt noch eine Menge Antworten auf deine Fragen bekommen.

LG

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Es wundert mich, dass Dein Mann ein Medikament für ADS bekommt, welches nur für Kinder/Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahren zugelassen ist.
Es gibt für erwachsene ADS Patienten ganz andere Medikamente, es gibt verschiedene Studien an Unikliniken. Er müsste sich halt nur drum kümmer.
Denn normalerweise soll sich das zappeln, das unkontrollierte verhalten bei Medikamenteneinnahme ja verbessern. Da er nicht das richtige Medikament bekommt, verschlechtert sich sein Zustand.

Du musst Deine Kinder und dich selbst vor solchen Zuständen schützen. Dazu bist Du als Mutter verpflichtet. Du kannst Dich nicht verstecken, hinter der Krankheit etc. Du musst handeln - schnellstmöglichst. Deine Kinder leiden unsäglich. Toller Partner? Und deshalb lässt du die Kinder leiden?

Im Klartext: Er muss aktiv werden, sich um die richtige Therapie bemühen und daneben eine Verhaltenstherapie machen und eine Bewegungstherapie. Ohne diese beiden Therapien bringen die tabletten rein gar nichts.

Weigert er sich, musst Du die Konsequenzen ziehen. Die Kinder gehen vor! Die müssen geschützt und beschützt werden.

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Hi,
ich selbst habe auch ADHS und zwei meiner Kinder, ich kann es nachvollziehen wie es Deinem Mann geht, aber auch Dir !!
Die Concerta Behandlung muss ( sollte ) immer im Zusammenhang mit einer Therapie laufen.
Deinem Mann tut es mit sicherheit hinterher sehr leid, aber er kann es in diesem Moment nicht kontrollieren, ich weiß das aus eigener Erfahrung. Aber das ist soll keine Entschuldigung dafür sein, schütze Deine Kinder und Dich, wenn er nicht bereit ist zu Therapie, dann verlasse ihn, vielleicht nur bis er dazu bereit ist.

LG