Beziehungsangst bewältigen ?

Hallo Ihr Lieben!

Ich bin 35 Jahre alt und habe festgestellt, daß ich große Ängste habe, eine feste Beziehung zu führen.
Nach ca. 4 -5 Monaten kippt meine anfänglich verliebte und optimistische Stimmung und ich bin generft, fühle mich eingeengt, als sexuelles Objekt missbraucht und will dann nur noch raus. Manchmal gab es nach einiger Zeit eine Neuauflage, die dann auch nicht funktionierte. Das war schon bei meiner ersten Beziehung mit Anfang 20 zu.
Einmal war es auch andersherum, als ich an einen Mann geriet, der sich definitiv nicht binden wollte. Von ihm habe ich eine 4,5 jährige Tochter. Aber da er im Ausland lebt, erziehe ich sie alleine und muss mich auch hier nicht mit ihm und einer Beziehung auseinander setzen.
Seitdem springe ich zwar schnell ab, wenn ich merke, der Mann hat kein Interesse. Aber lerne ich einen beziehungswilligen Mann kennen, kippt bei mir die Stimmung nach wenigen Monaten.

So auch dieses Mal. Im März kennengelernt und nun seit einigen Wochen wieder das alte Spiel. Nun habe ich Bücher über Beziehungsangst gelesen und mich dort sehr genau wieder gefunden.
Nun bin ich auch noch schwanger von ihm.
Und möchte aber trotzdem letztendlich lieber allein sein.

Ich bin schon seit Teenagerzeiten sehr selbstständig, und hatte vor allen Dingen ein großes Bedürfnis, alleine zu wohnen, mein eigenes Ding zu machen und mich nicht jemand anderen (meinen Eltern) mehr unterordnen zu müssen. Bis auf wenige Ausnahmen habe ich dann auch immer allein gewohnt. Mit meiner Tochter zu wohnen ist für mich kein Problem.

Nun plagen mich mal wieder diese Engegefühle und es kommt mir vor, daß trotz der Erkenntnis, WAS mein Problem eigentlich ist, ich es nicht lösen kann. Wie eine Krankheit, die ich mein Leben lang erdulden muss.
Wegen der ich nicht wie manche andere Menschen eine normale Beziehung führen kann. Und mich dann phasenweise natürlich sehr einsam fühle.

Gibt es jemanden von Euch, der das auch erlebt oder erlebt hat und eine Möglichkeit gefunden hat, mit diesen Problemen fertig zu werden?
Oder ist die einzige Möglichkeit, es mit den Beziehungen bleiben zu lassen? Um den anderen nicht immer wieder zu verletzten?
Denn ich habe bei mir das Gefühl, die Beziehungsangst ist recht stark ausgebildet.

Vielen Dank für´s Lesen und Antworten!

Irina

1

ja, kenn ich.

manchmal renn ich auch am liebsten was das zeug hält.....

weil ich aber auch schon erlebt habe, dass das ding mit liebe und so, wirklich schön sein kann, denk ich dann doch immer mal wieder drüber nach.

kannst du denn darüber mit deinem partner sprechen?

bibbi

4

Ja, ich kann mit meinem Partner darüber sprechen.
Er liest sogar auch nun das Buch über Beziehungsangst, welches ich gelesen habe.
Wohler fühle ich mich aber nicht deswegen. Denke eher, er sollte es sich nicht antun mit mir.
Er hat schon eine 7 jahre andauernde Beziehung mit einer Frau, die vermutlich an Borderline leidet, hinter sich.
Auch mit mir ist - zunächst - zumindest keine "normale" Liebesbeziehung möglich. Warum sollte er sich das noch einmal antun?

Ich kann es einfach nicht fassen, daß es Ängste und Bedürfnisse gibt, die so stark sind, daß sie existenzielle Dinge im Leben wie Nähe und Liebe zu einem gleichwertigen Partner nicht zulassen. Das, wonach ich seit gut 18 Jahren suche, kann ich gar nicht ständig ertragen.

#kratz

2

Hallo Irina,

mir geht es da genauso wie dir. Du bist damit also nicht allein. Zur Zeit stecke ich auch wieder in einer solchen Lage. Leider habe ich mit Männern sehr oft sehr schlechte Erfahrung gemacht, nun habe ich einen sehr lieben Partner an meiner Seite und es ist so, wie ich es mir immer gewünscht habe. Ich bin nur leider wieder an einem Punkt, wo ich anfange es mir selber kaputt zu machen. Ich habe sooo unheimlich große Angst. Ich habe schon mehrere Therapien hinter mir, ich denke das ist das Beste was man tun kann. Es hat mir sehr geholfen doch auch nicht alle Ängste genommen.
Würd mich freuen nochmal von dir zu hören.

Liebe Grüße von mir

5

Hallo!

Ich habe auch viele schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht, bin aber inzwischen recht geübt darin, die fiesen Typen auszumustern.
Aber bei den lieben nerft mich nach ein paar Monaten, daß die so verliebt in mich sind, mich schlimmstenfalls mit verliebten Dackelblick ansehen und ich gar nicht weiß, was sie an mir bloß so toll finden.
Also große Selbstzweifel und Minderwertigkeitsgefühle sind auf jeden Fall mein Problem.
In Therapie war ich schon viermal seit ich erwachsen bin. Auch wegen Depressionen und den Problemen mit Männern. Aber nicht einer bzw. eine hat mir gesagt, daß ich einfach Angst habe.
Ich habe immer die Fehler bei den anderen gesucht, wenn man will, findet man immer Fehler.
So konnte ich immer wieder aussteigen.

Wie finde ich einen Therapeuten, der sich mit diesem Problem auskennt?

Bisher hat das ja keiner erkannt.

Für mich ist das Schlimme, selbst wenn ich mit meinem jetztigen Freund zusammen bleibe und versuche, damit zu leben,
ich kann meine Gefühle ja nicht steuern. Die kommen aus dem Unterbewußtsein. Das heißt, die lauern unten und kommen unberechenbar wieder hoch.
Und er hat schon gesagt, er kann nicht damit leben, wenn ich ihn nicht wenigstens in die Arme nehme und küsse.
Aber wenn ich gerade auf Abstand bin, will ich nicht mal das.
Auch nicht neben ihm im Bett schlafen.

Ich bin echt ratlos.

10

Hallo Irina,

dann hast du ja schon einige Therapieerfahrung.... hat man bei dir ein Krankheitsbild diagnostiziert?
Was du schreibst könnte echt von mir sein, dass der Partner dann " zu lieb " ist usw.

Ich selbst habe seit 12 Jahren die Diagnose Borderline, so wusste ich wo ich ansetzen muss.....

Und bei dir? Was sagen die Ärzte und Therapeuten dazu?
Ich denke schon das dein Leidensdruck groß ist oder? Ich möchte ja gar nicht allein sein, möchte es irgendwann mal schaffen eine glückliche Familie zu haben,,, aber das ist schlecht wenn man alles wegtritt was einem doch eigentlich lieb ist.... *schief* Aber wie du sagst, es kommt ganz tief aus dem Unterbewusstsein.

Liebe Grüße von mir

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3

Huhu,

also ich kann dir sagen, bei mir war genau der umgekehrte Fall

-> Verlustangst und dadurch extrem schlimm geklammert und den Partner eingeengt.

Ist bei mir auch ein falschen Beziehungs-/Verhaltensmuster aufgrund meiner Kindheit.

Ich versuche seit 5 (!!!!!) Jahren mich selbst zu therapieren und ich kann dir sagen es ist echt sehr mühsam - aber ich muss sagen die Erfolge nach dieser langen Dauer zeigen sich nun endlich! Beziehungen mit mir sind nun viel "erträglicher" für meinen Partner und ich fühle mich auch schon besser und hab ein gutes Gefühl, dass ich auf dem besten Wege bin!

Habe zahlreiche (Selbsthilfe-)Bücher (über Verlustangst, Beziehungsbücher usw.) gelesen und aus jedem konnte ich so einiges mitnehmen! Eine Therapie wollte ich nicht machen, da zum Psychater zu gehen, für mich echt zu dolle wäre... als Psycho abgestempelt zu werden und zum Seelendoktor zu müssen #zitter

Es erfordert viel Kraft und Ausdauer dieses falsche Verhaltensmuster zu ändern und sich neu "zu programmieren", aber jede Anstrengung die das eigene Wohlbefinden steigert, ist es WERT!

Einsicht ist der beste Weg zur Besserung!

Viel Glück und Kraft, dass du es schaffst :-) #blume

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Bewältigen musst Du das nur, wenn Du Leidensdruck hast.

Was meine ich damit? Es gibt Menschen, die fühlen sich allein wohler (Asperger, z. B.) oder auch sehr autonome Menschen. Das ist dann eben so. Na und?

Nur wenn Du selbst leidest, dann würde ich Dir empfehlen, eine Psychotherapie zu versuchen, die Dir hilft herauszufinden woran es liegt und ob und wie Du was ändern willst/kannst.

Gruß

Manavgat

8

Leiden tue ich und habe ich sehr.

Bisher unter der jahrelangen Suche nach einer Partnerschaft, darunter auch diverse "miese" Bekanntschaften, nach der Suche, das zu finden, was im allgemeinen in unserer Gesellschaft immer noch als hohes Ziel angesehen wird: eine feste Bindung und Familienleben und zwar dauerhaft. Minderwertigkeitsgefühle in großem Maße, weil ich das nicht "geschafft" habe.

Die Alternative wäre nun ein Leben ohne Liebesbeziehung, um dem Kreislauf auszuweichen. Ob ich das ein Leben lang kann?

Denn unter den negativen Gefühlen, wie ich sie oben beschrieben habe, leide ich dann auch. Ich fühle mich gar nicht mehr wohl mit dem Menschen und möchte wegrennen.

Ich werde auf jeden Fall darüber nachdenken, ob ich es ändern kann und will oder ob ich mir mein zukünftiges Leben nur mit mir (und meinen Kindern) einrichte. Dann ist es aber auch meine Pflicht, niemanden mehr mit meinen Ängsten zu verletzten, sondern die Karten offen auf den Tisch zu legen.

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Hallo Irina!

Dein Text könnte von mir sein.
Mir geht es exakt genauso.
Seit 2 Jahren lasse ich diese Experimente mit Männern aber ganz sein...
Seit 6 Wochen mache ich wieder eine Therapie.
Keine Ahnung ob die mir hilft, aber schaden tut sie sicher nicht und ich habe das Gefühl aktiv etwas zu tun.

Ich habe das Buch Jein von Stefanie Stahl gelesen. Hast Du noch andere Büchertipps für mich? Darüber würde ich mich sehr freuen.

Einen Tipp habe ich leider nicht für Dich, außer: die Angst ist der Weg!
Nimm Dir Zeit für Dich, für Distanz. Dann kannst Du vielleicht auch wieder Nähe ertragen.
Du brauchst auf jeden Fall einen Partner, der Verständnis hat und das scheint Deiner doch zu haben.


Alles Gute.
Würde mich freuen wieder von Dir zu lesen.

palesun

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Das Buch von Stefanie Stahl habe ich auch gelesen und finde es auch sehr gut.
Es gibt noch "So nah und doch so fern" von Carter und Sokol.
Auch gut erklärt und noch schonungsloser.

Eigentlich sollten sich Menschen von Beziehungsängstlichen lieber fernhalten, ist der Tenor.

Mein Freund sagt: "ich bin ganz erleichtert, daß Du es mir erzählt hast, das ist doch ein gutes Zeichen!" Und: "Das kriegen wir schon hin!"

#augen

Wenn, dann bekomme ICH das hin.

Er sagte aber gleich, er könne nicht damit leben, wenn ich mich körperlich distanziere, also nicht mehr ihn küsse, umarme und kuschele.
Sex müsse nicht dauernd sein, aber das schon.

Ich WILL aber das nicht MÜSSEN. Wenn ich gerade Distanzbedürfnis habe, dann will ich ihn nicht grossartig anfassen.

Ich will nicht, daß er mir nun seine Bedingungen versucht aufzudrücken. Er versucht nun, mich wenigstens ein wenig fest zu nageln. Genau dadurch empfinde ich es als noch schlimmer.

Der Mann, von dem ich meine Tochter habe, hat mich tagsüber so gut wie nie angefasst. Nur nachts. Der wollte sich selbst nicht binden und da war ich immer Feuer und Flamme. Es konnte ja nicht gefährlich werden.

Mein Freund fragte dann auch prompt, ob ich jemals mit ihm zusammen leben könnte. Da war ich dann sauer, denn genau das weiß ich nicht. Das sollte er doch nun verstanden haben, daß ich zu seiner Beruhigung nicht irgendwelche Zukunftsprognosen machen kann.

Durch das Kind, das ca. Ende Febr. 2011 kommt, sind wir nun aber aneinander gekettet.

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Hi,

hast du schon mal drüber nachgedacht, ob der Gedanke "ich bin in einer Beziehung" oder einfach nur "eine Beziehung führen" dir Angst macht?

Könnte es sein, wenn du z.B. mit einem Mann eine Liebesaffaire führst, die nicht definitiv "als feste Bindung" tituliert ist, dennoch alle Annehmlichkeiten wie in einer Beziehung (Küssen, Liebkosungen, Sex, Zärtlichkeiten) zu bieten hat, du dich dann besser fühlst?

Vielleicht treibt dich genau dieser Gedanke "ich bin nun fest gebunden" früher oder später in diese eingeengtheits Gefühle ?

Hast schon mal drüber nachgedacht?

LG

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Ja, mir machen die "Erwartungen" die in einer Partnerschaft mitschweben zu schaffen.

Mir ist das dann alles zu viel, was von mir erwartet wird an emotionaler, physischer und auch zeitlicher Zuwendung.

Ob ich mit einer Liebesaffäre besser leben könnte, weiß ich nicht. Früher nicht, denn da fühlte ich mich immer sexuell ausgenutzt, bei Männern, die nicht mehr als das wollten.

LG