Hallo!
Wollte mich mal umhorchen, wie Ihr das schafft: mein Mann hat mich verlassen bzw. ich hab ihn rausgeworfen, nachdem seine Affäre aufflog. Er wohnt nun bei ihr.
Wir waren lange zusammen und haben ein Kleinkind. Meist geht es mir mittlerweile wieder gut (sind ein halbes Jahr getrennt), mein Ego ist allerdings am Boden. Er hat sich ja für eine andere Frau entschieden (will ihn auch gar nicht wieder, davon mal abgesehen, aber trotzdem), wir hatten Probleme nach der Geburt, ihm war alles zuviel (der Arsch...).
Na ja, jedenfalls ist sie - laut Erzählungen, habe sie noch nicht gesehen - das Gegenteil von mir: Blond, groß, schlank. Da fühl ich mich gleich noch mal ein bisschen moppeliger. Und sie scheint mega-verständnisvoll, sagt wohl immer, dass er sich gut um uns kümmern soll, weil ihr Cousine oder so auch mal ohne Mann dastand. Toll - aber sich einen verheirateten Mann mit Kleindkind schnappen...
Fühle mich wie der letzte Depp, das ausgetauschte Muttchen...er fand unser Leben nach der Geburt übrigens "langweilig" und unternimmt nun viel mit ihr.
Wer kennt das Gefühl dieser gefühlten Unzulänglichkeit? Unternehme zwar auch wieder viel, habe für mich abgenommen etc aber sitze halt doch meist mit Kind zuhause, was ja aber auch schön ist. Sage mir ja immer, dass er uns gar nicht verdient hat und irgendwo ein Mann wartet, der mich mag wie ich bin, aber...ach, weiss auch nicht.
Grüße von der Deprimierten
nach Trennung: Ego am Boden...SiloPo
Männer sind halt nicht 40 Wochen schwanger und auch für sie ist es eine enorme Umstellung, wenn da so ein kleiner Wurm die Hauptrolle von heute auf morgen spielt.
Sie sollen die ganze Schwangerschaft jedes Zimperlein verstehen, sich an dem selben erfreuen was Frau gerade im Kopf hat und kaum ist das Baby da, in ihrer Vaterrolle aufgehen.
Für Frauen die von Anfang an eine völlig andere Bindung zu dem Kind haben, ist das doch alles eine ganz andere Ebene.
Tja und wenn man aufhört zu reden und sein Gegenüber zu sehen, passiert so etwas halt recht häufig.
Für dich scheisse...
Vielleicht hätteste dir vorher die Mühe machen sollen hinzusehen mit wem du da zusammen bist und etwas genauer die Ebenen abchecken die euch verbinden.
Es gibt im übrigen nur eine einzige Ebene auf der das Zusammenleben auf Dauer funktioniert....das ist die Gefühlsebene. Ist die nicht auf beiden Seiten vorhanden, wird es früher oder später immer Probleme geben.
Für deine Zukunft wünsche ich dir alles Gute...
"Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar"
Das Mutti
Meine geheimnisvolle Verwandlung vollzog sich an einem ganz normalen Montag, nachmittags 17.45 MEZ, von einer Minute auf die andere. Aus der Spezies "Frau" (w., besondere Kennzeichen: leichtsinnig, fröhlich bis albern, sinnlich, kapriziös, attraktiv, witzig mit einem Hang zum Luxus und zum schönen Phlegma) wurde die Gattung "das Mutti" (s., besondere Kennzeichen: bieder, belastbar, besorgt, ernsthaft, genügsam, nervös, 24 Stunden voll im Einsatz). Das Mutti ist streng geschlechtsneutral und kommt überall auf der Welt vor, gehäuft auf Kinderspielplätzen. Zu erkennen ist das Mutti an seiner bellenden oder schrillen Tonlage: "Stefan! Sofort runter da, sonst setzt es was!", und an einem rastlosen Betätigungsdrang (bevorzugte Tätigkeiten: stricken, Rotz abwischen, backe-backe-Kuchen machen, Mützen ab- und aufsetzen, Apfelsinen schälen, Fläschchen schütteln, Küsschen oder Kniffe verteilen). Sitzt das Mutti wider Erwarten mal ganz ruhig da, ist zumindest der Fuß in Bewegung: Der schaukelt den Kinderwagen. Das Mutti tritt niemals allein auf, sondern ist stets rudelweise von seinen Jungen umgeben. Sind diese noch klein, trägt das Mutti sie in einer textilen Ausbuchtung vor Bauch und Rücken geschnallt (ähnlich dem australischen Känguru, jedoch bewegt sich das Mutti nur selten hüpfend vorwärts). Wenn die Jungen größer sind und aufrecht gehen könne, übt es geduldig die Tätigkeit des "Spazierenstehens" aus. Während das Mutti-Junge sich im Matsch suhlt, jedes Steinchen auf seine Verwendbarkeit untersucht, Grashalme frisst oder tiefsinnig sein Spiegelbild in Pfützen betrachtet, bleibt das Mutti einfach stehen. So verbringt es einen Großteil seiner Zeit, in Kälte und Nässe ausharrend, stumm, schicksalsergeben.
Mutti ist Frau nicht von Geburt an, zum Mutti wird sie gemacht. Viele Frauen bezeichnen diese Vorgang als äußerst lustvoll, wahrscheinlich gibt es deshalb so viele Muttis in der Welt. Die wenigsten machen sich klar, was die Mutti-Metamorphose bedeutet. Auf jeden Fall ist es ein irreversibler Prozess: Einmal Mutti - immer Mutti. Was sich darin ausdrückt, dass manche "Vatis" (m., besondere Kennzeichen: oft aushäusig, meist paschamäßig auf Draht und windelmäßig unerfahren, auch - oder gerade - nach der Geburt der Jungen unentwegt um die begehrenswertere Spezies "Frau" herumbalzend) es fortan neutral "Mutti" nennen. Für die Aufzucht sind stets wir Muttis allein zuständig - eine Aufgabe, in der wir für den Rest unseres Lebens aufzugehen haben. Durchdrungen von der existentiellen Wichtigkeit des Brutpflegebetriebs, werden wir durch ständige Adrenalinausschüttung offensichtlich jahrelang zu Höchstleistungen angetrieben. Einem Mutti - und darin erweist sich die ausgesprochene Widerstandsfähigkeit dieser äußerlich schutzbedürftigen, innerlich aber erstaunlich zähen Gattung - macht es nichts aus, drei bis viermal pro Nacht das warme Nest zu verlassen, um die brüllenden Jungen mit Nahrung zu versorgen. Ein Mutti ödet es nicht an, täglich den immergleichen Brei zu bereiten und den immergleichen Spielplatz mit den immergleichen mit-Muttis aufzusuchen und dort die immergleichen Gespräche zu führen. Wer sich als Artfremder mit uns Muttis unterhalten will, fühlt sich binnen kurzem außen vor. Haben wir Muttis doch eine Art Geheimcode entwickelt, mit dem wir uns mühelos untereinander verständigen: Da wimmelt es plötzlich von Worten wie Strampelpeterfixies, Paidi, Peaudoux oder Oshkosh, es gibt Duplos, den Snuggli, den Schniedelwutz oder den Pipimann, die Tuttutbahn, das tatütata und das hoppehoppe, da schwirren so exotische Begriffe durch die Luft wie "abgartest", "Phimose", "Urvertrauen", "rechtsdrehender Joghurt" oder "Dreimonatskoliken". Kurz: Besonders Jung-Muttis, die sich in ihrem früheren Dasein als Frau profiliert haben, indem sie ihr Abi mit 1 und ihr Examen mit "cum laude" gemacht haben, machen in der Regel eine seltsame intellektuelle Regression durch. Wie alle Muttis dieser Welt verfallen sie in eine Art frühkindlicher Stammelsprache, deren Hauptbestandteil das Diminuitiv ist ("Will Dodolein jetzt Heiaheia machen? Aber erst kriegt Dodolein noch ein Küssilein..."). Die Muttimetamorphose ist in allen Bereichen des täglichen Lebens spürbar. Statt "Die Liebe in Zeiten der Cholera" liest das Mutti jetzt "Häschenschule", statt raffiniertem "Kaninchen in Senfsauce" bereitet es gesunden, salzlosen Blumenkohl, statt zu Kabarett geht es ins Kindertheater zu "Peterchens Mondfahrt". Und beim Shopping halten wir Muttis nicht etwa nach einem gepunkteten Rock für uns, sondern nach einer strapazierfähigen Latzhose für das Jüngste Ausschau, genügsam wie wir nun mal sind.
Am verblüffendsten aber ist die optische Verwandlung des Muttis. Knallenge Calvin-Kleinjeans, spitzenbesetzte BHs unter schimmernden Seidenblusen, verführerische Stöckel oder ausgeflippte 50er Klamotten - alles passe. Das Mutti, ewig mit Brei bekleckert und ewig in Zeitnot, hat sein farbenfrohes Kleid abgelegt, mit dem es einst Vati zur Balz aufforderte. Bequeme Jeans, Turnschuhe, einweites Sweatshirt - so etwa sieht der Einheitslook des mitteleuropäischen Mutti-Tiers aus - Verhaltensforscher sprechen inzwischen schon von einem deutlich ausgeprägten "Mimikri-Effekt": Je grauer und eintöniger der Alltag des Muttis zwischen Küche-Kacke-Kindergarten ist, desto grauer und einfallsloser kleidet es sich. Und Vati? Vati, der all das gewollt und verursacht hat? Vati schmollt. Er fühlt sich, zumindest im ersten Jahr, um all das betrogen, was ihm bis dahin lieb und teuer war: seine ungestörte Nachtruhe. Sein geregeltes Sexualleben. Seine spontanen, ausgedehnten Kneipentouren. Seine saubere, untadelig aufgeräumte Wohnung. Seine stets perfekt angezogene Vorzeigefrau. Seine Vorrangstellung im Herzen derselben. Statt dessen sitzt er da mit diesem völlig fremden Wesen, dem Mutti, und leidet unter dem sogenannten "Babyschock"-Symptome: nächtliche Schweißausbrüche bei der ersten lautstarken Unmutsäußerung des Babys, ein heftiges, langanhaltendes Gefühl der Unzulängllichkeit dem Mutti gegenüber ("Was zum Teufel ist teiladaptierte Milch...?) und das Ausgeliefertsein, das oft klaustrophobische Züge annimmt ("Hier komm ich nie mehr raus, das geht jetzt 20 Jahre lang so weiter), nie gekannte seelische Wechselbäder von unbändigem Stolz bis zu ohnmächtiger Wut. Unter dieser Schockeinwirkung - also im Stadium der Unzurechnungsfähigkeit - erliegen manche Väter gern der nächstbesten Versuchung, deren Name "Weib" ist, und trennen sich vom Mutti. Doch es nützt nicht. An einem x-beliebigen Mittwoch um 13.33 Uhr, ist es mal wieder so weit: Ein zarter Schrei - und aus einer Frau wird ein "Mutti"...
So war es und so sei es!
Super und auf dem Punkt gebracht!
lg
Seeehr gut analysiert und ausgewertet
Ich wurde oft in die Situation gebracht, wo ich nachdenken musste wie eine Mutti auszusehen hat. Denn oft auf Partys unterwegs höre ich- oh, du hast ein Kind? Du siehst gar nicht wie eine Mutter aus! Nur, weil ich im Sommer Highheels und ein kurzes Kleid trage? Dabei ist es so einfach aus der Mutti-Rolle in die Weib-Rolle zu schlüpfen und schon ist man "auf der anderen Seite". Es wird wohl erwartet, dass man als Mutter leicht übergewichtig, mit bequemem Haarschnitt in altbacknerer Jeans daher kommt...oder was?
lass dich erst mal
mir erging es genauso wie dir. Am Anfang war er der stolze Papa, dann wurde es ihm zuviel. Unser Kind war etwas über ein Jahr alt, als sich mein Mann in Richtung blond, schlank und beruflich erfolgreich verabschiedete.
Das verletzt das Ego natürlich ganz doll.
Ich kam mir auch vor wie das ausgetauschte Muttchen. Nicht schön. Aber im Grunde deckte das was ganz anderes auf: er hat mich als Mensch nicht geschätzt, er wusste nach vielen gemeinsamen Jahren nicht, wen er vor sich hatte, und seine kleine Familie war ihm im Grunde Sch..egal.
Was ich alles für unser Kind getan habe (und die ersten Monate waren alles andere als einfach..ganz zu schweigen von der Schwangerschaft) und vor allem, dass MICH das auch belastete, jetzt ein völlig anderes Leben zu haben, nämlich ein doch sehr eingeschränktes, war ihm total egal. Er hatte ja sein altes Leben noch.
Ich hätte auch viel lieber direkt nach der Geburt alle Pfunde wieder verloren, hätte gern wieder schicke Klamotten getragen, hätte gern frisch und gut gelaunt jeden Tag in der Küche sein Lieblingsessen gezaubert und ihm jeden Abend, wenn er heimkam von der Arbeit, ihm das gut gelaunte Weibchen gemacht. Das natürlich noch weggehen und was erleben will
Stattdessen saß ich da, mit über 25 kg Schwangerschaftskilos (musste in der Schwangerschaft viel liegen), die nur mühsam wieder geschwunden sind. Klamotten passten mir alle nicht mehr. Die "besseren" blieben natürlich auch im Schrank, wer will schon tolle Möhren-Kötzel-Flecken auf seiner Bluse?
Im Alltag ist es ja auch völlig sinnfrei sich rauszuputzen, weil man sich eh alle paar Stunden wieder hinlegt weil man ja nachts nicht geschlafen hat, und sowieso immer vollgesabbert wird.
Wir gingen eh nicht mehr aus, ich glaube sogar, er schämte sich für mich
Jaa, und ich fand das auch nicht gerade prickelnd.
Aber das ist nun mal das Leben. Und ein Mann, der sich in dieser Phase verabschiedet, der weiß nichts vom Leben. Weil es wie gesagt ein Phase ist, die auch wieder vorrüber geht. Gerade das erste Jahr ist besonders hart, wahrscheinlich für beide.
Mein Ex schrieb seiner Neuen mal, sein Leben wäre so grau...und das in einer Phase als unser Kind gerade laufen lernte und wir wieder einigermaßen als Paar funktionierten...scheinbar
Der hatte irgendwie den Blick für die Realität total verloren. Und wenn sich ein Vater nicht an seinem Kind erfreuen kann, dann ist das schon total traurig.
Und heute? Heute ist meine Große ein Schulkind, ich habe sage und schreibe 35 kg abgenommen, bin sportlich, habe einen tollen Freundeskreis, ich mache was aus mir und bin gerade dabei eine neue Ausbildung zu machen
Und dieses tolle und erfüllende Leben wäre mit diesem Saftsack nicht möglich gewesen. Da säße ich jetzt immer noch daheim, wäre nur das Muttchen.
Also, pack dein Leben an, alleine sein ist zwar hart aber manchmal besser als das, was man sonst hätte...und irgendwann triffst du auch wieder einen, der findet dass du eine ganz tolle Frau bist!
Mich hat letztens sogar unser Azubi gefragt, ob ich mal mit ihm ins Kino gehe Er ist 10 Jahre jünger als ich. Soviel dazu, man würde nur noch als Mutti angesehen, nur weil man Mutter ist!
Ist alles eine Frage des Selbstbildnisses....
Ich wünsch dir alles Gute und ganz viel Kraft!!