Deutscher in Partnerschaft mit einer Yesidin

Liebe Forumsmitglieder.
Ich habe eine Freundin, wo jedoch unsere Beziehung weitgehendst unter dem Deckmäntelchen der Verschwiegen existiert. Ein paar Freunde u. Verwandte meinerseits wissen hierrüber bescheid. Anfangs, als ich sie kennenlernte, wußte ich nicht wirklich was Yesiden sind bzw. was für eine Problematik in dieser Partnerschaft besteht. Nach einer geraumen Zeit bekam ich dies jedoch von ihr geschildert bzw. konnte mich dessen belesen.
Fakt ist, daß wir uns lieben u. auch eine Zukunft planen. So zu mindest ihre Worte u. meine Einstellung hierzu. Jetzt stellt man sich natürlich auch viele Fragen. Das diese Partnerschaft durch die Gegebenheiten nicht ganz einfach ist, versteht sich. Fakt ist, daß sie nie einen anders religiösen bzw. kurlurellen Menschen heiraten darf, als das er ihrer Religion bzw. Kultur entspricht. Sollte sie es dennoch machen, wird sie nicht mehr Yesidin sein u. wird von ihrer Familie verstoßen. Auch hat sich uns die Frage gestellt, ob mit Gewalt bzw. Drohungen zu rechnen ist.
Sind hierzu Erfahrungen bekannt bzw. Tipps zum Vorgehen?
Liebe Grüße

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Das musste ich nun erstmal googeln. Also eine Kurdin. Tja, was soll man dazu sagen? Dieses Problem existiert ja auch bei Moslems. Wobei ich durchaus einige Familien kenne, die mittlerweile tolerant sind. Was willst du dagegen tun? Wenn sie aus dieser Sippe "aussteigen" will, sucht sie am Besten Hilfe bei speziellen Frauenhilfegruppen.

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Hui, da hab ich erst mal googeln müssen, weil ich nicht mal wusste was Yeziden sind. #schwitz
Hört sich aber gut an, was man bei wiki so zu lesen bekommt. Besonders deren Glauben finde ich gut.

Tja, wie tolerant ihre Familie ist, wird sie nur selber wissen. Aber als schwierig empfinde ich den Ausstieg aus ihrer Glaubensgemeinschaft. Das ist wirklich harter Tobak und nicht zu unterschätzen. Kann sie denn nach dem Ausstieg noch Kontakt zu ihrer Familie und yezidischen Freunden haben? Dazu habe ich leider nichts gefunden.

Ich wünsche euch viel Glück!!
LG, Ciara

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Ciara, was meintest Du mit harter Tobak genau?

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Damit meine ich den Ausstieg aus ihrer Glaubensgemeinschaft. Immerhin ist ihre ganze Familie darin involviert. Das bedeutet je nachdem, dass sie mit ihrer ganzen Familie und ihren Freunden brechen muss, um mit dir zusammen sein zu können. Das ist hart. Für sie und für dich. Würdest du denn damit leben können, wenn sie dir zuliebe alles (Familie, Freunde, ihr gesamtes altes Leben) aufgibt? Nur um mit dir zusammen sein zu können?

Aber eben, vielleicht ist ihre Familie weltoffen und tolerant. Dann ginge es nur um den Glauben, den sie nicht mehr mit ihren Leuten teilen kann/darf. Sie würde die Menschen aber nicht verlieren.

Wobei wenn sie sehr gläubig erzogen wurde und auch selber sehr gläubig ist, kann die Trennung zum Glauben sich schon als sehr schwierig erweisen. Vielleicht ist das für sie noch nicht einmal machbar.

Nur deine Freundin weiss wie ihre Leute schlussendlich reagieren würden. Sie scheint sich aber ziemliche Gedanken zu machen und ihr verheimlicht deswegen sogar eure Beziehung. Ich vermute darum, dass ihre Familie evtl. nicht so tolerant und weltoffen ist. Ob ihr tatsächlich ein Leben auf der Flucht führen müsstet, kann ich nicht beurteilen.

Es ist aber auch schlimm, wenn die eigene Familie und auch die Freunde mit denen man evtl. aufgewachsen ist und mit denen einen viel verbindet nichts mehr mit einem zu tun haben wollen. Die sich dann auf der Strasse umdrehen, wenn man sich begegnet. Das kann einen ziemlich stark belasten.

So meinte ich.

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Puuh, da braucht Ihr mindestens gute Nerven... ich habe mich mal mit einem Yeziden über den Familienbegriff etc. unterhalten. Soweit ich das verstanden habe, dürfen die nur in den eigenen Reihen heiraten und die Familie, deren Eigentum das Mädchen praktisch ist, hat eine Menge zu bestimmen.

Sie müsste sich folglich von der Familie lossagen. Je nachdem, wie eng und konsequent der Ehrbegriff verfolgt wird, habt Ihr auch mit Repressalien zu rechnen bis hin zum Zwang, untertachen zu müssen.

Frage sie daher erstmal, ob sie sich vorstellen kann, sich für immer von der Familie loszusagen. Wenn ja, frage Dich, ob es Dir so ernst ist mit Ihr, dass Du alles, was folgen könnte, in Kauf nehmen willst. Wenn ja, lasst Euch mal zusammen beraten bei einer Stelle, die mit Yeziden/Aussteigern Erfahrung hat. Die sagen Euch, wie Ihr vorgehen könnt und haben evtl. auch Erfahrungsberichte von anderen.

LG, Nele

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@ciara
noch ganz vergessen. Sie glaubt, und so konnte ich auch anderweitig die Information einholen, daß die Familie dann den Kontakt ablehnt u. es sogar vieleicht mit Drohungen einher gehen könnte.

@Nele27
Represalien in wie fern meinst Du?
Untertauchen glaube ich weniger.
Bisher konnte ich nichts mit Gewalt nachlesen, was dies bei dieser Religion/Kultur betrifft. Hatte sogar beim Bundesyezidenverein angerufen, denen nichts bekannt war. Sicherlich ist das keine Garantie. Mit Drohungen u. Gewalt kann gerechnet werden sagte meine Freundin, kann es aber gar nicht genau einschätzen.
Das sie sich von der Familie lossagen möchte, zur gegebenen Zeit, hatte sie mir schon des öfteren gesagt.
Gegoogelt hatte ich auch schon nach entsprechenden Stellen, konnte aber nichts genaues ausfindig machen.

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Hola,

fraglich ist, ob sie ihren Glauben wirklich von Herzen ablegen moechte / kann und ihre Familie dazu.
Diese Art von Glauben kann man nicht mit dem kath. oder den evengl. Glauben vergleichen, den man wesentlich einfacher wechseln kann. Menschen die ihr Leben lang mit einem starken Glauben aufgewachsen sind, brauchen meist diesen auch, um eine Sicherheit im Leben zu haben. Also wenn sie den Glauben aufgibt, braucht sie vielleicht eine Alternative, die ihr spirituell Kraft geben kann.
Das ist ein sehr harter Schritt der nicht verharmlost werden darf. Sie wird sich isoliert und abgeschnitten fuehlen, wird von dir abhaenig sein.
Kannst du fuer dich vorstellen, ihren Glauben anzunehmen und vielleicht somit auch von ihrer Familie akzeptiert zu werden?
Wie weit ihre Familie gewaltbereit ist, kann nur deine Freundin einschaetzen.
Eventuell waere es dann ratsam, wenn ihr irgendwo anders neu anfangt.
Ich weiss nicht, ob unter so schweren Umstaenden ein beibehalten des Wohnortes nicht doch zu belastend ist fuer euch Beide. Die Angst man koennte jemanden von der Familie und deren Freunde treffen, die Scham die sie empfinden koennte, die Belastung fuer die Beziehung werden nicht unerheblich sein.

Saludes

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Hallo,
ich kann dir meine Erfahrung schildern als Muslimin. Ich selbst bin mit einem Deutschen Mann verheiratet. die Problematik, mit der ihr gerade zu kämpfen habt, hatten wir auch. Für mich gab es nur 2 Möglichkeiten, entweder, mit ihm durchbrennen und meine Familie/Geschwister für immer vergessen, oder meinen Mann in die Muslimische Gemeinde einführen und konvertieren lassen.
Er ist zum Islam übergetreten, nur wenn sich auch keiner in unsere Ehe einmischt. Das konnte ich ihm auch versprechen, da meine Familie eigentlich ganz locker ist, obwohl sie streng religiös sind.

Ich hatte auch den Vorteil, dass meine Geschwister unsere Beziehung akzeptierten und respektierten.
Wir sind seit fast 9 Jahren glücklich verheiratet und wir haben eine tolle Beziehung zu meiner Familie. Religion spielt für uns keine grosse Rolle.

Ich denke, sprich mit deiner Freundin über Möglichkeiten, wie du ihre Familie von deiner Liebe zu ihr überzeugen kannst.
Am meisten hören die Familien auf Leute, die eine enge Beziehung zu den Eltern haben. Wenn man die überzeugt, dann ist der schwerste Weg geschafft.

Viel Glück auf eurem Weg.....ich drück euch die Daumen, dass ihr die Familie überzuegen könnt und glücklich werdet.

LG Nezide

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Hallo Nezide,
das Problem ist, daß man in die Religion der Yezidin nicht ein- bzw. übertreten kann. Yeziden können nur untereinander heiraten. Von daher wird es mit der Akzeptanz eine schwierige Sache werden, lassen aber das ganze mal auf uns zukommen.
Sich in ihrer Familie bzw. ihrem Freundeskreis jemandem anzuvertrauen, dachte ich auch. Ist jedoch so eine Sache, da sie keine direkte Vertrauensperson hat, die da vermitteln könnte.

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hallo
ich bin auch yesidin..das was du schreibst trift definitiv zu man darf nur jemanden aus der eigenen kultur heiraten...
ich habe jedoch im verwadten und freundeskreis die einfach weg sind und neu angefangen haben mit einem mann der einer anderen kultur zugehört...also ausichtslos ist garnichts man muss nur die kosiquenzen ziehen...

lg