Hallo zusammen,
ich muss mir irgendwie mal Luft machen.
Mein Partner leidet momentan an einer depressiven Episode.
Ich versuche so einfühlsam wie möglich zu sein und ihm das Gefühl zu geben, dass ich ihm zur Seite stehe. Letztlich kann er ja nichts dafür.
Das Ganze geht mit einer Art Gefühlskälte einher, die mich natürlich direkt betrifft. Es gib Tage, da verzieht er noch nicht mal die Mundwinkel, wenn ich nach Hause komme. Er sagt er liebt mich... das weiss ich auch. Aber ich MERKE an solchen Tagen davon überhaupt nichts. Ich kann froh sein, wenn er mich fragt, ob er mir auch einen Kaffee machen soll.
Klar, er ist mit sich selbst beschäftigt und fühlt sich schrecklich.... aber auch wenn mir gesagt wird, dass es nichts mit mir zu tun hat - es ist so unheimlich schwer, diesen Gedanken aufrecht zu erhalten. Manchmal würde ich ihn am Liebsten schütteln! Es macht mich hin und wieder so unheimlich wütend... und verletzt ungemein.
Ich habe mir jetzt einen Termin in einer psychologischen Beratungsstelle besorgt und hoffe, dass man mir dort helfen kann.
Vielleicht kennt ja jemand von Euch solche Situationen und kann mir sagen, wie er damit umgegangen ist.
Vielen Dank.
Liebe Grüße
Partner depressiv - wohin mit den eigenen Gefühlen?
Ist er in Behandlung?
Gruß
Manavgat
Hallo,
momentan lehnt er das noch ab. Mir ist klar,dass es nicht ohne gehen wird... aber er muss erstmal darauf kommen.
Ich habe es ihm mehrfach vorgeschlagen. Aber dann fühlt er sich eher unter Druck gesetzt.
Gruß
Verlang, dass er sich in Behandlung begibt.
Alternativ kannst Du Tranquelizer nehmen, damit Du ihn erträgst.
Gruß
Manavgat
Hallo
ich bin in der Situation deines Partners. Ich leide seit vielen Jahren immer wieder an Depressionen, nehme regelmäßig Medikamente, habe lange Therapie gemacht etc.
Trotzdem habe ich gerade wieder so eine absolut besch*** Phase, wo ich meinen Partner, und generell auch mich, ständig an die Wand klatschen könnte. Ich bin weiß Gott nicht nett zu ihm, aber ich KANN es einfach nicht. Sein Leiden an mir, an meiner Kälte, an meiner Laune, macht mich wütend und traurig. Er trennt sich einzig und allein wegen unseres Kindes nicht. Das wiederum gibt mir das Gefühl, behindert zu sein, kein vollständiger Mensch zu sein, geschweige denn eine vollwertige Partnerin. ein depressiver Mensch ist wahrscheinlich nicht in der Lage, eine dauerhaft erfüllende Partnerschaft einzugehen. Meine Meinung. Hat nichts mit dir zu tun. Wenn er eine Therapie/Medikation findet, die wirklich hilft, dann kann es wieder werden. Wenn nicht...
Traurige Grüße
die Depressive
Herzlichen Dank für Deine Antwort.
Es tut mir sehr Leid, dass es Dir schlecht geht!
Gibt es denn irgendetwas, was Dein Partner für Dich tun kann?
Ich gebe ihm immer das Gefühl, dass ich ihn verstehen kann und für ihn da bin, mache keinen Druck etc.... aber das scheint auch nicht das Richtige zu sein.
Eigentlich haben wir eine wirklich tolle Beziehung und die letzten 3 Jahre ging es ihm gut.
Liebe Grüße,
Danke. Es geht mir nicht gut, aber es geht mir auch nicht immer schlecht. Nur ist es so, die guten Momente sind rar, und manchmal denkt man, sie kommen nie wieder. Es ist so, dass "Gesunde" es einfach nicht nachvollziehen können, dass man so fühlt. Sie sind genervt, weil sie nicht verstehen wie man immer so negativ sein kann. Es ist eine Krankheit. Aber dahinter sollte man sich auch nicht verstecken.
Mein Partner kann etwas für mich tun. Er bleibt bei mir... Aus welchen Gründen, das ist ein anderes Thema.
Wenn es eigentlich eine tolle Beziehung ist, dann habt ihr eine Chance - aber nur, wenn er sich behandeln lässt. Eine depressive Episode kann auch darin enden, dass er aus einem schlechten Gewissen heraus Schluss macht. Ich denke auch immer, das kann ich doch niemandem antun. Aber wir haben ein Kind: das ist wichtiger als jede persönliche Befindlichkeit. Romantisch ist was anderes, aber so ist es.
Übrigens: Du musst Druck machen!!!
Wünsche dir die Kraft, das durchzustehen.
LG
Hallo,
Dein Thread ist zwar schon ein paar Tage her, aber ich möchte Dir trotzdem schreiben.
Mein Partner ist seit Jahren depressiv und nun endlich seit einem Monat in psychotherapeutischer Behandlung. Leider ist es bei ihm keine "normale" Depression sondern eine schwere Persönlichkeitsstörung, die er vor mir versucht hat, jahrelang zu vertuschen und dadurch alles nur noch schlimmer gemacht hat. Als ich dann nach und nach herausfand, was mein Partner in der Vergangenheit aufgrund seiner Krankheit angestellt hat, war es, als würde ich den Boden unter den Füßen verlieren.
Er hat mich zutiefst verletzt (ohne daß er es bewußt wollte... es lag an seiner Störung) und mir damit tiefe Wunden beigefügt.
Lange habe ich nachgedacht, mich von ihm zu trennen, weil ich mit seinem Verhalten einfach nicht klarkomme. Aber ich weiß, daß dies nicht die Lösung ist.
Es brauchte etliche Diskussionen, verzweifelte Versuche meinerseits, ihn zur Einsicht zu bringen, daß er so nicht weitermachen kann.
Diese Phase des "Eingestehens" hat sehr lange gedauert und mich dabei leider mit in die Depression gerissen.
Erst als er merkte, wie schlecht es mir geht und was er mir antut, hat sich bei ihm der Schalter umgelegt. Er stand zum Glück schon länger auf der Warteliste bei einer Psychologin, sonst hätter er nie so schnell eine Behandlung bekommen.
Fakt ist leider, daß es wegen des Ärztemangels hier in Deutschland nicht leicht ist, einen Therapieplatz zu finden. Von daher heißt es handeln!
Dein Mann soll sich auf sämtliche Wartelisten setzen lassen!
Gerade jetzt im Frühling sind alle Psychologen voll ausgelastet, Ihr müßt mit bis zu 6 Monaten Wartezeit rechnen, wenn Ihr nicht gerade in einer Stadt wohnt.
Was Du für Dich tun kannst, hast Du bereits getan: Geh zu dieser Beratungsstelle und laß Dir sagen, wo Du Angehörigen-Hilfe bekommen kannst. Angehörige von Depressiven haben es nicht leicht, müssen viel einstecken, müssen mehr geben können als nehmen.
Ich kann es wie gesagt nicht, hab zusehr darunter gelitten und werde daher auch in Therapie gehen, sobald ich die Möglichkeit habe.
Als erstes gilt es aber, Deinen Partner wachzurütteln. Mach ihm klar, daß es nicht nur sein Problem ist, sondern daß auch Du darunter leidest. Konfrontiere ihn damit, daß er Dir mit seinem Verhalten wehtut und daß Du unter Umständen nicht so mit ihm weiterleben kannst.
Depression ist kein "Makel" sondern eine Krankheit, die geheilt werden kann. Allein die Medikamente können schon sehr viel bewirken.
Ich hoffe, daß Du es schaffst, auch bei Deinem Partner den Schalter im Kopf umzulegen.
Alles Gute!