Hat mein Mann ein Alkoholproblem?

Ich bin grad etwas niedergeschlagen. #schmoll
Mein Mann und ich sind seit vier Jahren verheiratet und seit zehn Jahren zusammen. In unserer Beziehung läuft eigentlich alles bestens. Wenn's Probleme gibt, reden wir drüber, ohne dass wir uns zoffen würden. Wir arbeiten fleißig am Nachwuchs, ist nur nicht so ganz einfach. Auf Arbeit geht es ihm seit geraumer Zeit nicht so gut, leider hat er aber momentan keine Alternative.

Jetzt ist er aber sauer auf mich. Hintergrund ist Folgender:
Mir ist in letzter Zeit des Öfteren aufgefallen, dass er bereits am Vormittag Bier trinkt, was ich nicht wirklich toll finde. Insbesondere finde ich es unmöglich, wenn er das vor der Arbeit macht. Das habe ich ihm auch und wieder schon gesagt. Er scheint mich jedoch nicht ernst zu nehmen.
Heute war wieder so ein Tag. Ich habe bereits gegen Mittag meinen Unmut darüber zum Ausdruck gebracht, weil ich meinte, es wäre bereits seine dritte Flasche und bekam zur Antwort: "Was denn? Das ist doch erst die zweite! Außerdem ist heute Sonntag." Nachmittags waren meine Eltern da. Wir haben Kaffee getrunken, alles ganz normal. Dann bot er meinen Vater plötzlich nen Grappa an, der ihm eigentlich gar nicht schmeckt. Und heute abend trank er Wein, den er eigentlich gar nicht trinkt, aber es war halt kein Bier mehr da.
Ich mache mir Sorgen, weil ich den Eindruck habe, dass er neuerdings offenbar einen gewissen Alkoholpegel braucht. Und das habe ich ihm so gesagt. Oder findet ihr das normal?
Das hat er mir natürlich übel genommen. Das Ding ist, seine Mutti hatte vor einiger Zeit auch schonmal solche Bemerkungen gemacht und da ist er am Telefon richtig sauer geworden. Damals habe ich noch zu ihm gehalten und gesagt, das ist alles Quatsch.
Aber meine Beobachtungen der letzten Wochen wecken in mir eben ein ungutes Gefühl. Es ist nicht so, dass er sich volllaufen lässt. Trotzdem drängt sich mir der Verdacht auf, dass er tatsächlich ein (beginnendes) Alkoholproblem hat.

Naja und seine Reaktion spricht auch irgendwo Bände. Auch wenn er den Wein nicht mehr getrunken, sondern weggekippt hat, war doch kein bisschen Einsicht zu spüren. Bevor er ins Bett ging, meinte er noch, dass er eigentlich von mir erwartet hätte, dass ich wüsste, dass er sich im Griff hat (im übertragenen Sinne) Ich muss dazu sagen: ich hatte ihn auf eine Sache angesprochen, wo ich mir mal (in meinen Augen) unberechtigte Kritik anhören musste, weil er besorgt war - aber das ist ja für ihn etwas völlig anderes und er hat mir angeblich trotzdem vertraut

Gibt es jemanden, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat? Bilde ich mir etwas ein? Bin ich überbesorgt?
Ja ich möchte ihm gerne vertrauen und an ihn glauben. Aber merkt jemand, der allmählich einer Sucht verfällt, dass es so ist? #gruebel

1


Ich denke du hast recht. Leider wirst du ihm nicht helfen können, solange ihm die Einsicht fehlt.


Gruß Siomi

2

Und wie kriege ich ihn dazu, dass er es einsieht?

Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, nochmal mit seiner Mutter zu reden. Aber ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.

3

Hallo. Also erstmal nicht die Pferde scheu machen. Ich denke wenn Dein Mann "mal" ein Wein, Bier trinkt oder auch mal jemand anbietet zum "mittrinken, heisst es noch sehr lange nicht das er ein Alk Problem hat. Hier wirst Du ganz sicher nur auf Frauen und deren Beiträge stossen, die ein Mann haben die nie was trinken oder halt auf Festen. Ich persönlich finde es garnicht sooo schlimm, wenn mein Mann mal einen über dem Durst trinkt, was er natürlich auch gerne macht in Gesellschaft. Zu Hause trinkt er auch nur wenn wir Besuch haben, aber auf einer Feier geht es schon oft über den Durst. Ich finde es erst bedenkenswert, wenn es Täglich ist, egal wo und wann. Wenn Dein Mann sich aber mal Sonntags morgens ein Bierchen gönnt, ist es doch ok. Vor der Arbeit sollte es aber dennoch nicht sein, dann doch lieber ein Feierabendbierchen ;-). Mach nicht aus einer Mücke einen Elefanten. Das würde meinen Mann eher noch weiter weg treiben und davon hast Du noch weniger und machst dazu noch andere verrückt. Ein Mann ist halt so und der andere halt anders. Versuche auch nicht zu kontrollieren, das macht Dich nur noch mehr verrückt. Lg...

weitere Kommentare laden
7

Zu einem Alkoholproblem gehört eigentlich ganz normal auch das verleugnen des Problems - und eine aggressive Reaktion, wenn nahestehende Personen das Problem benennen.

Bei deinem Man nwürde ich kein "beginnendes" Alkoholproblem vermuten - sondern bereits chronischen Missbrauch. Ein Spiegeltrinker, der bereits morgens schon trinkt, ist schon tief drinnen im Schlamassel. Und außerdem bist du nicht die Erste, die Misstrauisch wird ...

Rede mit deiner Schwiegermutter, und dann holt euch schnellstmöglich Rat bei einer Suchthilfegruppe. Das ist ein sehr Ernstes Problem, das ihr alleine nicht in den Griff kriegen werdet - im Gegenteil, es besteht die Gefahr, das ihr als Co-Abhängige zur Stabilisierung und Verschlimmerung der Situation beitragt.



8

Es ist ja nicht so, dass er jeden abend unterm Tisch liegt und nur Schnaps trinkt...

Deswegen gleich zur Beratungsstelle? Sorry aber dieser Gedanke macht mir mehr Angst als alles andere, weil das könnte er mir wirklich richtig übel nehmen!

10

Hi,

eine Beratungsstelle könnte dir aber helfen, die Situation einzuordnen.. und dir Tipps geben, wie du damit umgehen kannst.
Deinen Mann musst du nicht mitschleppen, geht ja auch schlecht, wenn er das Problem verleugnet. Aber dir kann es helfen. Denn wie schon sehr richtig gesagt wurde, ein ganz großes Problem beim Alkoholismus ist ja nicht nur die Erkrankung an sich, sondern die Co-Abhängigkeit der Nahestehenden.. da merkt man oft gar nicht richtig, dass man da reinrutscht, bis es zu spät ist.

Ich kann dir nur raten, such dir Hilfe. Ich war lange Jahre co-abhängig und es hat 'ne Therapie gebraucht, um da rauszukommen. Das wünsch ich dir nicht. Nochmal: Alkoholismus ist eine Krankheit. Kein Grund, sich zu schämen. Ob seine Mutter da weiterhelfen kann, da bin ich ehrlich gesagt skeptisch. Zumindest meiner Erfahrung nach können Angehörige oft nur in sehr begrenztem Maße wirklich helfen, da blocken die Kranken meist mehr ab, weil es ihnen peinlich ist oder sie es als Einmischung empfinden. Aber auch dazu könnte man dir bei einer Beratungsstelle mehr sagen. Trau dich ruhig, den ersten Schritt - das Problem sehen - hast du ja schon getan.

Alles Gute!

Gruß
Sneak

weitere Kommentare laden
13

<<<Und heute abend trank er Wein, den er eigentlich gar nicht trinkt, aber es war halt kein Bier mehr da. >>>

Ich finde DIESER Satz war der prägnasteste und aufschlussreichste Satz deines Postings und bringt das Problem deines Mannes sehr gut zum Ausdruck.

19

Meiner Meinung nach hat er auf jeden Fall ein Alkoholproblem.

1. Es ist ihm sogar egal, mit einer Fahne und alkoholisiert zur Arbeit zu gehen.

2. Er trinkt, was da ist, Hauptsache Alkohol.
##
Dann bot er meinen Vater plötzlich nen Grappa an, der ihm eigentlich gar nicht schmeckt.
##
Wem schmeckt er nicht, deinem Vater oder deinem Mann?

3. Es hört sich an, als würde er oft trinken.


Es kommt nicht immer auf die Menge an. Jemand sprach schon von Spiegeltrinkern.
Die Häufgkeit und Regelmäßigkeit des Trinkens ist auch entscheidend bei einer Abhängigkeit, nicht unbedingt die Menge.


Wie lange schafft er es denn, nichts zu trinken?
Wie viele Tage?

Und wenn gar nichts da ist?
Was dann? Fährt er extra los und kaut sich was?


Wahrscheinlich wird er nichts unternehmen, solange er es nicht einsieht und vor allem so lange er meint, er hätte ja alles toll unter Kontrolle.
Ich weiß nicht, ob es das bringt, wenn du mit seiner Mutter zusammen dagegen "kämpfst".
Vllt verbockt er sich nur und redet sich eben noch eine Weile ein, daß alles ganz normal wäre. Das machen ja die meisten.

20

Nur weil Du meinst, sein Konsum wäre zu hoch, heisst das nicht, dass er das auch ist. Zu hoch im Sinne von schadhaft.

Du wirst in diesem Forum leichtes Spiel für Dein Anliegen haben und jede Menge Zustimmung finden denn es gibt hier eine Unzahl an SuchtexpertInnen, für die schon eine Flasche Bier je Tag ein eindeutiges Anzeichen für Alkoholabhänigkeit bedeutet.

Er trinkt mehr als sonst weil meint es momentan zu brauchen. Das macht aus ihm noch keinen Harald Junhke.

Viele Menschen kompensieren Stress in dem sie sich auf diese Art des Konsums einen Ausgleich schaffen. Manche trinken etwas mehr, manche kaufen Schuhe andere stopfen Süßkram in sich rein.

Solche Phasen hatte ich persönlich auch mal (wie einige in meinem Bekanntenkreis). Vor 11 Jahren z.B. war ich fast jeden Abend breit. Halt immer nach der Arbeit gekifft. Viel zu tun im Job, Freundin war grad abgehauen (von daher ohnehin ohne "Aufsicht"). Das ging so 3 Monate, dann hörte es wieder auf. Wenn der Kopf nicht still stehen kann, sucht man sich Wege, zu Ruhe zu kommen.

Ich würde es an Deiner Stelle beobachten aber unterlass' nölendes Gemeckere. Letztlich ist er ein erwachsener Mensch. Mit ständiger Intervention wird er eher auch das noch als Stress empfinden und die Schlagzahl erhöhen.

23

Ist es selbst dann noch kein "ansprechwürdiges" Konsumverhalten, wenn er ungeliebte Spirituosen zu sich nimmt, weil das gewohnte Bier nicht da ist? Einfach um des Trinkens willen?

24

normal ist es nicht, wenn:

-er schon mittags und auch noch VOR der arbeit was trinkt
-er trinkt was da ist. egal was, hauptsache er muss was trinken
-er alles abstreitet bzw. das so abtut, als wenn es normal sei und er kein problem hat (mittags schon bier trinken usw.)

hat er zur zeit vielleicht stress (beruflich?)? es muss ja einen ausschlaggebenden grund geben, warum er das seit einiger zeit macht.

25

Klar hat der Typ schon ein Problem, vermutlich trinkt er weil ihn das beruhigt aber wenn ers jetzt schon dazu braucht fängt es an. Und wenn er zickt weil ihm andere, nicht nur du also, das sagen, dann weiß er das die anderen Recht haben aber er es nicht zugeben will.
Ela

26

Also wir haben heut darüber gesprochen. Und er hat eingesehen, dass er es in letzter Zeit etwas übertrieben hat. Außerdem hat er mir versprechen, dass es kein Bier mehr vor der Arbeit gibt.
Ich finde, diese Einsicht ist ein erster Schritt zur Besserung und jetzt heißt es abwarten und beobachten, ob er sich auch wirklich dran hält.
Natürlich hat es gestern abend erstmal gesessen, nachdem ich ihm das so deutlich ins Gesicht gesagt hatte. Wahrscheinlich brauchte er selbst erstmal die Zeit um drüber nachzudenken.
Zumindest geht es mir jetzt wieder etwas besser.
Danke an alle fürs Zuhören und Mitdiskutieren! ;-)