Wie dem Kind erklären dass....

der Vater Alkoholiker ist und kommt vielleicht nicht wieder?

Hallo,

nun ist mein Mann endlich weg aus dem Haus, wieder mal zur Entgiftung. Was er danach macht - keine Ahnung und erlich gesagt möchte ich dass gar nicht wissen.

Wir haben aber ein Kind 5 J. Wie soll man jetzt dem Kind das alles erklären?
Dass Papa ständig krank und müde ist (weil er betrunken war) oder nicht da, weil er zur Engiftung war hat es schon mitbekommen aber warum genau - das weiß es noch nicht oder besser gesagt versteht noch nicht.

Wenn ich jetzt anfange irgendwas über ALKOHOL zu erzählen wird es nicht verstehen.

Ich habe überlegt dass ich sage dass Papa krank ist und kommt nicht zurück bis er wieder gesund ist.

Und überhaupt mus ICH es sagen oder soll ER dass machen. Vielleicht wenn Er dass sagen muss wird ihm auch klar was macht und dass er alles kapput gemacht hat...

Danke für eure Meinungen

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Hallo,

auf keinen Fall das Märchen vom "kranken Vater"!! Zwar ist Alkoholismus vor allem eine Krankheit, allerdings ruft das Wort "krank" beim Kind vor allem hervor, dass man sich um den Vater kümmern muss und das ist so ziemlich das Schlechteste, was ausgelöst werden kann.

Mein Sohn hat auch einen Vater, der Alkoholiker ist. Er ist von klein auf miteinbezogen worden, wir haben ihm erklärt, dass es Getränke gibt, die Kinder niemals und Erwachsene nur vorsichtig trinken dürfen, zB Bier, Wein, Schnaps, etc. weil da ALKOHOL drin ist. Wenn man davon zu viel trinkt, dann kann man davon süchtig werden und muss immer mehr trinken. Bei Papa ist das so, dass er damit nicht mehr aufhören kann und deshalb ist er jetzt bei speziellen Ärzten, die versuchen, ihm zu zeigen, wie er damit aufhören kann. Ob das klappt, weiß man aber nicht, denn Papa muss das selber wollen und WIR können ihm dabei nicht helfen.

Es ist ganz wichtig, dass die Kinder NICHT in eine Helferfalle rutschen, dass sie nicht versuchen, dem Alkoholabhängigen Dinge rechtzumachen, damit sie nicht coabhängig werden. Sie müssen lernen, offen damit umzugehen und keine Scham zu entwickeln.

Und nein, fünf ist keinesfalls zu jung dafür. Kinder von Alkoholikern unterliegen einer stark erhöhten Gefahr, selbst abhängig zu werden, man vermutet ungefähr gleich große Ursachen in der Sozialisation als auch in der Genetik. Sie brauchen also eine erhöhte Suchtprophylaxe und die kann nicht früh genug beginnen:

Alkoholismus macht Familien kaputt
Alkoholismus verursacht soziale Not
Alkolismus... tut so viel.

Natürlich bekommen Kinder in dem Alter nicht sofort alles vor den Latz geknallt. Aber der Alkoholismus des Elternteils hat ja auch Auswirkungen auf SIE persönlich:
Der Elternteil kann sich nicht kümmern oder ist unzuverlässig, sie erleben ihn vielleicht auch "komisch", der Elternteil verschwindet über Monate von der Bildfläche.. sie müssen diese Dinge klar zuordnen können. Daher ist es wichtig, dem Kind von vornherein die Wahrheit altersgemäß zu sagen.

Außerdem entgeht man so der Gefahr, dass das ältere Nachbarskind mal kommt und sagt: "Na, ist Dein Alter wieder in der Klinik, weil er zu viel gesoffen hat?" Das Kind sollte die Problematik zu Hause erörtert kriegen und nicht durch den Dorfbuschfunk.

LG

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"Ich habe überlegt dass ich sage dass Papa krank ist und kommt nicht zurück bis er wieder gesund ist."

Das reicht für eine 5-jährige und ist schon hart genug.
Mit Worten wie " Entgiftung" wirst du sei heillos überfordern (im schlimmsten Fall denkt sie,Papa wurde VERgiftet...)
Und ja,DU solltest es ihr sagen.Ihr Vater kann ihr alles erklären,wenn er trocken ist.
Ihn das erklären lassen,weil du hoffst,er merkt dann was er angerichtet hat-keine gute Idee.
Wahrscheinlich braucht er erstmal Zeit um alles/sich zu reflektieren und leid tun wird es ihm noch früh genug.Mit Sicherheit.

liebe Grüße und alles Gute

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Hallo,

ich weiß nicht, ich denke, dein Sohn hat den Alkoholkonsum mitbekommen, deshalb würde ich es nicht komplett ausklammern. Außerdem ist er 5 und erschließt sich die Welt schon in vielen Bereichen.

Ich würde Z.B. etwas in der Richtung sagen, dass er mitbekommen hat, dass Papa zuviel von dem Alkohol getrunken hat und nun krank geworden ist, so wie das mit allem ist, wenn man zuviel davon nimmt (z.B. wie wenn man zuviel Schokolade ist, bekommt man Bauchschmerzen, etc.).

Ich würde sagen, dass der Papa jetzt in einer Klinik ist, vgl. mit dem Krankenhaus, dort arbeiten Ärzte und die geben ihm Medizin und helfen ihm wieder gesund zu werden.
Du weißt aber nicht, wie lange das dauern kann, wie das eben bei KRankheiten so ist (kennt dein Sohn bestimmt auch, ein Husten kann Wochen z.B. dauern).

Ich würde deinem Sohn das in dieser Art erklären und es mit Situationen aus dem Leben eines Kindes vergleichen.

Falls dein Mann dann tatsächlich zurück kommt, kannst du dann wieder ein Gespräch führen, was dann die Situation erklärt.

ich wünsch dir viel Erfolg bei deinem GEspräch und Euch erstmal ein entspanntes Weihnachtsfest.

lg
doris

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P.S.: Ich bin jetzt von einem Jungen ausgegangen.... vielleicht hast du aber auch ein Mädchen, sorry

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Danke schon mal für eure Antworten.

Es iat natürlich klar dass die Kinder mit 5 schon einiges mitbekommen und einiges verstehen.

Ich würde "ALKOHOL" - Wort aus dem Gespräch nicht ausschließen wenn mein Kind das gesehen hätte.

Ich möchte damit sagen dass mein Mann nie vor dem Kind getrunken hat, es hat ihn nie mit nem Bier Oder was anderem in der Hand gesehen. Das Kind hat also nie die Situation mitbekam dass der Vater "normal" war und hat er was getrunken und "nicht normal" geworden. Er hat immer auswärts getrunken.

Also bin ich mir nicht sicher ob ich gleich das Kind mit allem konfrontieren soll, aber in ein paar Jahren - das werde ich müssen.

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Hallo,
auch wenn ich denke, dass man es den Kindern auch schon schonend erklären kann, würde ich mich an deiner Stelle unbedingt an Al-Anon wenden, das ist eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Alkoholikern http://www.al-anon.de/

Die Mutter einer Freundin war Alkoholikerin (starb an den Folgeschäden) und die Al-Anon legen ihren Fokus eben auf die Angehörigen und stehen ihnen mit Rat und Tat zur Seite.

Für Teenager gibt es da auch Alateen(wäre für euer Kind bestimmt später hilfreich), aber bei Al Anon können sie dir bestimmt weiterhelfen, nicht nur, wie oder was Du Deinem Kind als Erklärung zumuten kannst/sollst, sondern auch, was Deine Position angeht.

Kann es wirklich empfehlen, meine Freundin hat mir viel erzählt, wie sie der Kontakt dort aufgebaut hat, wenn sie unglücklich war, und dass man ihr auch Strategien für den Umgang mit ihrer Mutter an die Hand gegeben hat (sie war ja in der Zwickmühle, weil ihre Mama auch ein ganz liebenswerter Mensch war, aber sie musste lernen, dass sie nicht für ihre Mutter die Sucht besiegen konnte etc pp).

Lg und euch allen viel Kraft, Jette

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Ich kann Dir aus eigener Erfahrung sagen, dass Dein Kind schon längst weiss, dass etwas nicht stimmt mit Papa. Meine haben das auch immer genau gewusst. Bei seiner Therapie war meine Kleine auch ca. 5 Jahre alt und hat das sehr wohl verstanden. Ich und auch der behandelnde Psychologe in der Therapie haben es den Kindern so gesagt wie es ist. Wir haben den Papa aber auch in der Therapie besucht und die Kinder haben alles ganz klar mitbekommen und wir haben ihnen auch alles erklärt was abgeht.

Mit der Wahrheit können Kinder meistens besser umgehen als mit allem anderen!

Wenn Du unsicher bist, dann sprich den behandelnden Arzt darauf an. Unsere kids wurden auch zu 2 Gesprächen während der Therapie beigezogen.

Was sicherlich auch auf Dich zukommt: es bleibt nicht bei dieser einen Erklärung. Das Thema wird Dich einen grossen Teil Eures Lebens begleiten und Du wirst mit Deinem Kind noch viele Jahre darüber sprechen. Das tue ich auch.

Viel Glück und achte auf Dich und Dein Kind. Arbeite Dich aus der Coabhängigkeit raus. Dein Leben wird wieder frei sein!!!!! #herzlich