Hallo meine Lieben,
ich um die 40 mit 2 Kindern, 7 und 5, hatte vor einigen Wochen mit Freundinnen ein verlängertes Wochenende verbracht. Auf dieser Reise war ich raus vom Alltag, raus von der Arbeit, raus von den Kindern und all den Problemen, die man so hat. Ich hatte mal Zeit, über mich und mein "Leben" nachzudenken und darüber zu reden. Das hatte ich all die Jahre vorher nicht bzw. habe es weg geschoben.
Ich bin seit 15 Jahren mit meinem Mann zusammen. Wir hatten alle möglichen Höhen und Tiefen. Ein Problem (es gibt mehrere) ist, dass mein Mann kaum bzw. gar nicht über seine Gefühle redet. Er arbeitet sehr viel, kommt abends spät nach Hause und kümmert sich wenig um die Kinder. Ich, ebenfalls berufstätig, kümmere mich um die Kinder und den Alltag (mehr oder weniger alleine!!). Der Alltag ist eingerostet und irgendwie sind viele Dinge eingeschlafen. Wir haben im Prinzip keine gemeinsamen Interessen mehr, das wird sich auch wohl nicht ändern. Irgendwie fehlt die Basis in unserer Beziehung .... Wobei ich sagen muss, wir streiten nicht. Ich denke, wir haben uns einfach auseinander gelebt und von ihm kommt kein Versuch, daran etwas zu ändern. Ich glaube, er liebt mich nicht mehr richtig und ich ihn auch nicht mehr ...
Habe schon oft Gesprächsversuche unternommen, mittlerweile mache ich das nicht mehr, weil ich der Ansicht bin, er ändert sich sowieso nicht. Dann kann es schon mal passieren, dass wir 2-3 Tage kaum miteinander reden. Nun gut, da das ja schon lange so ist, habe ich mir auch nicht so groß Gedanken über eine Verändung gemacht, ich war nur zwischendurch frustriert. Aber wenn man es nicht anders kennt.... In meinem Kopf festigte sich aber schon lange der Gedanke, das machst Du so nicht ewig mit. Aber, wie das mit so kleinen Kindern ist, man ist busy ohne Ende und hat auch gar nicht die Wahl, daran alleine etwas zu ändern.
Es kam wie es kommen musste, ich habe in diesem Kurzurlaub einen tollen Mann kennen gelernt und mich in ihn verliebt. Ihm ging es auch so. Ein Mann, wie ich ihn in all den Jahren noch nie kennen gelernt habe. Wir haben uns sofort super verstanden, es war sofort ein solch vertrautes miteinander (das ist echt verrückt), wir haben die gleichen Interessen, sind intellektuell auf einer Höhe. Meine Freundinnen sagten, wenn man Euch beide gemeinsam zusammen sieht, ihr wirkt wie ein Paar (dabei kannten wir uns zu dem Zeitpunkt nur 2 Tage). Nun kommt der Knackpunkt, er ist ebenso wie ich verheiratet und hat 2 Kinder (14 und 10). Er ist auch nicht glücklich verheiratet, im Prinzip hat er die gleichen Probleme wie ich. Bei ihm ist die Frau emotional unterkühlt und er leidet schon lange darunter. Nur weil es bei ihm schon länger so ist, hat er innerhalb der Ehe wohl resigniert und ließ es auch so laufen. Laufen ... so lange ... bis er mich kennen lernte.
Tja, das Problem ist - er wohnt 580 km von mir entfernt. Wir haben uns seit dem Urlaub 1 x gesehen-das war vor 4 Wochen (er kam extra angeflogen um mich einen Abend/Nacht zu sehen). Wir hatten super ... Ihr könnt Euch denken was ). Seit seinem Besuch (und auch schon vorher) telefonieren wir häufig, jeden Tag bestimmt 1 - 1,5 Std. Wir sms-en, schicken ab und zu ne Mail. Es ist zwischen uns beiden, auch wenn wir uns nicht oft gesehen haben klar, dass da gefühlsmäßig viel zwischen uns ist (wir sprechen schon von Liebe) und es auch keine Affäre ist, wo man sich ab und zu mal trifft. Es ist auch klar zwischen uns, dass wir beide auf Dauer keine Affäre möchten. Wir haben uns gegenseitig geoutet und jeder von uns könnte sich vor stellen, im Leben noch mal neu zu beginnen. Tja, natürlich wirft man nicht von heute auf Morgen alles hin, es bringt ja auch viele Probleme mit sich, vor allem wenn man Kinder hat.
Meine Frage wäre. Was denkt Ihr. Hat eine solche Beziehung, mit einer Distanz über knapp 600 km eine Chance? Wie lange dauert es, bis man einen Menschen richtig kennt, um eine solche "Lebensentscheidung" zu treffen? Hat man das Recht, wenn man die große Liebe trifft, sein Leben noch mal "umzukrempeln" und neu durchzustarten?
Nächste Woche treffen wir uns wieder. Er kommt wieder extra angeflogen. In einigen Wochen haben wir unseren Urlaub gleichzeitig gelegt und werden uns am Urlaubsort häufiger über den Weg laufen und viel Zeit für Gespräche haben.
Ach, ich bin einerseits froh, ihn kennengelernt zu haben und andererseits total unglücklich, weil ich nicht weiß, ob eine solche Liebe eine Chance hat. Wobei ich sagen muss, wir beide stehen mit beiden Beinen, auch berufsmäßig, im Leben. Wir sind beide erfolgreich und sich nicht die "kopflosen" Typen. Für ihn scheint die Distanz nicht so das Problem zu sein, wobei er sich beruflich nicht verändern kann (selbständig).
Ach Mann, ich bin so durcheinander .... Hat mir einer einen Ratschlag, wie ich mich die nächsten Monate verhalten soll? Natürlich werde ich meinen Mann nicht einweihen ...
LG
15 Jahre verheiratet und ernsthaft fremd verliebt. Bitte Ratschläge ...
"Hat man das Recht, wenn man die große Liebe trifft, sein Leben noch mal "umzukrempeln" und neu durchzustarten?"
Ja, im Prinzip schon....allerdings ist die "grosse Liebe" in aller Regel eine Illussion bzw. kann erst am Lebensende beurteilt werden, ob es sie war, aber sicher nicht am Anfang einer Beziehung.
Da Ermuedungserscheinungen nach 15 Jahren normal sind, wuerde ich meine Energie eher in diese lange und letztlich ja funktionierende Beziehung einsetzen, als fuer eine Luftblase...
Viel Glueck
Hallo,
ich meine, dass man sich nur für sich selbst von einer Beziehung lösen sollte. Niemals wegen eines anderen potentiellen Partners.
Erst dann gibt man, weil man mit sich im Reinen ist, einer neuen Beziehung eine Chance.
Ich denke, Du solltest nochmal einen ernsthaften Versuch mit Deinem Mann unternehmen.
Ihm Deine Gefühls- und Gedankenwelt (er-)öffnen.
Und gib ihm eine Chance zu verstehen, was Dir fehlt. Das Verständnis dafür wird nicht unbedingt im ersten oder zweiten Gespräch erreicht werden - aber auf Dauer wahrscheinlich doch.
Ob eine Beziehung auf solch eine Entfernung eine Chance hat?
Für mich hätte sie keine Überlebenschance: Ich brauche Nähe und einen gemeinsamen Alltag. Ich möcht abends mit meinem Mann in einem Bett liegen. Seinen Atem hören.
Eine Fernbeziehung mit einem Mann, den ich eigentlich gar nicht richtig kennenlernen kann und dazu die Belastung zweier "Alt-" Ehen und vier kleinen Kindern (welche so eine Trennung auch erstmal verstehen und bearbeiten müssen) - ich würde daran scheitern.
So eine Beziehung ist ja keine, die man mit Anfang 20 einfach mal so "locker und leicht" eingehen konnte. Es würde von Anfang an eine stark belastete Beziehung sein. So viel Kraft würde mir heute fehlen.
Alles Gute.
emma
Ja, das glaube ich auch.
Hallo,
es ist schwierig, das zu trennen, ich würde aber dringend dazu raten, es zu tun: und zwar Deine Ehe und deren Zukunft - und Deine Gefühle für den anderen Mann und Eure Zukunft. Und mit Trennen meine ich nicht, beides in getrennten Sphären ablaufen zu lassen. Sondern die Entscheidung FÜR oder GEGEN die Ehe nicht davon abhängig machen, ob Du wohl eine Zukunft mit Mann B. hast.
Vielleicht hättest Du jetzt keinen Schnitt gemacht, ohne Mann B. Aber das ist jetzt so.
Die Frage, ob Ihr Euch trennt (ob DU Dich trennst!) solltest Du davon unabhängig machen, ob Mann B sich auch trennt und was Ihr dann macht. Sondern Deine Fremdgefühle zum Anlass nehmen zu überlegen, ob Du Deine Ehe so noch willst. Nein? Dann kannst Du a) versuchen sie zu ändern (würde Trennung von Mann B implizieren) oder b) sie beenden.
Und wenn b), kannst Du dann gucken, was Mann B macht. Trennt er sich auch? Dann versucht Euer Glück. Trennt er sich nicht? Dann bist Du vielleicht allein. Oder lernst irgendwann einen Mann C kennen. Eine Garantie gibt es nicht. Bei keiner Option.
Ich finde es nicht richtig, den Absprung aus der Ehe erst zu wagen, wenn eine neue Beziehung in trockenen Tüchern ist. Zweigleisig fahren ist sowieso Mist, aber Mist ist in meinen Augen auch, den ungeliebten Käsekuchen erst dann zurückzuweisen, wenn der Schokokuchen garantiert und mit Gütesiegel Deiner ist: Wenn auf dem Schokokuchen keine Garantie ist, nagst Du Käsekuchen, wartest aber, dass der Schokokuchen sein Zertifikat kriegt und bröselst Dir solange was von der Glasur ab?
Sorry für das schiefe Bild, mir fällt gerade nichts besseres ein.
Perlita (alleinerziehend, ohne neue Beziehung aus der Ehe gegangen, aber jetzt doch wieder gebunden. Mit dem Apfelkuchen, der vorher nicht auf dem Tisch stand...)
"Hat man das Recht, wenn man die große Liebe trifft, sein Leben noch mal "umzukrempeln" und neu durchzustarten?" -> natürlich hat man das!
"Natürlich werde ich meinen Mann nicht einweihen ..." -> Aber dazu hast du kein Recht. Das hat dein Mann nicht verdient. Das hat niemand verdient. Wann magst du denn deinen Mann einweihen? Wenn du dir des anderen Mannes sicher bist? Du willst dir die Tür offenhalten, falls da doch was nicht klappt. Oder was ist deine Intention, es deinem Mann "natürlich nicht" zu sagen? Ich krieg da echt nen Hals bei so viel Unaufrichtigkeit. Du hast dich schon längst im Kopf von deinem Mann getrennt. Entweder du ziehst das jetzt durch, egal was der andere Mann tut, oder du bleibst in deiner Beziehung und versuchst da erstmal, wieder ein paar Scherben zusammenzukehren und zu euch zu finden. In jedem Fall würde ich den Seitensprung deinem Mann zugeben. Diese Lügerei dem anderen Gegenüber nützt niemandem und macht allen nur das Leben schwerer.
palo