Depressionen und Partnerschaft

Hallo,

mein Mann und ich stecken momentan in einer schwierigen Situation. Er hat Depressionen und er will einfach nicht zum Arzt gehen, um sich helfen zu lassen. Für mich wird es allerdings immer schwieriger, damit umzugehen, weil auch seine Krankheit immer heftiger wird finde ich.

Wenn er von der Arbeit kommt, sitzt er vor dem Fernseher und spielt Computer. Den ganzen Abend, das komplette Wochenende. Belastet ihn etwas auf der Arbeit, kann er kaum schlafen. Für seine Tochter hat er kaum Kraft. Er blockt total ab, weil er sich vergräbt. Unser Haus müsste dringend an der ein oder anderen Stelle renoviert werden, aber er macht einfach gar nichts. Er weiß das zwar, aber er hat dafür keine Kraft mehr übrig.

Er sagt auch selbst, dass ihm dazu die Kraft fehlt, er keine Freude an Haus, Garten usw. hat. Wenn die Sonne scheint, geht er nicht raus. Mit dem Hund geht er am liebsten, wenn es regnet, weil dann nicht so viele Leute draußen sind.

Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Er sieht ein, dass er Depressionen hat, meint aber, dass er nicht den Kopf frei hat, um zu einem Arzt zu gehen. Ich liebe ihn, gar keine Frage. Ich finde es nur verdammt schwierig, mit keinem darüber reden zu können und immer zurückstecken zu müssen. Auch wenn ich es ihm zu liebe natürlich mache, weil ich ja weiß, dass er nichts dafür kann.

Was kann ich tun, um ihn dazu zu bewegen, zum Arzt zu gehen? In ruhigen Minuten sprechen wir mal ab und an drüber, er gibt zu, dass er Probleme hat und sich vergräbt, dass er keine Freude mehr an seiner Freizeit hat und dass das nicht normal ist, aber an so einem Tag wie heute, sitzt er dann von morgens bis abends vor dem PC und ich bekomme ihn da nicht weg. Die Wut kocht dann in mir, auch wenn ich immer daran denke, dass er "krank" ist, aber ich bin dann auch oft traurig.

Was kann ich tun, damit er zu einem Arzt geht?

Danke und lg

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Was nun? Soll er zum Arzt oder die Bude renovieren?

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deine frage ist unangebracht.

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Nein, meine Frage ist das erste was mir in den Sinn kam, als ich die Abschnitte las.

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hallo,

ich habe meinen mann damals an die hand genommen. er war zu sehr mit sich beschäftigt und konnte keine wirklichen entscheidungen alleine treffen. er stand vor mir und sagte: mir gehts echt dreckig, aber meinste ich soll zum arzt?

ich habe ihm gesagt: zieh dich an, wir fahren.

als wir beim arzt ankamen, sagte das reizende mädel am empfang: tja, ohne termin geht hier gar nichts. in drei monaten hätte ich einen. ich sagte, dass mein mann kaum den tag geregelt bekommt und sie sich nun etwas in diese lage versetzten sollte. und zack, wir kamen keine min später dran. dazu muss ich allerdings sagen, dass mein mann zu diesem zeitpunkt einen rückfall hatte. er hatte eine schwere depression.

der weg ist auch für angehörige unheimlich hart und steinig. und der betroffene hat oft schlicht weg nicht die kraft sich damit auseinander zu setzten- der simple weg zum arzt ist zuviel. die suche nach einem therapeuten oft undenkbar. doch so ist das system und sie müssen dadurch.

damals bin ich schritt für schritt mit ihm gegangen und das war wirklich nicht leicht, denn er wurde zeitweise richtig fies à la: du hast mein leben zerstört, etc.

ich habe mich damals in einem forum für angehörige angemeldet und der austausch half mir, ihn zu verstehen und sein verhalten und seine art nicht persönlich zu nehmen. ich hatte plötzlich einen anderen blick darauf.

das ist drei jahre her und ihm gehts besser denn je.

ich wünsche euch alles liebe

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Du wirst ihn wohl nicht zwingen können.

Ich kann deinen Frust verstehen,war auch mal in der Situation.
Ich habe mich getrennt.
Es wurde so extrem und stark das zu der Depression Verfolgungswahn und Reizbarkeit hinzukam.
Ich will garnichmehr drann denken wie mich diese Atmosphäre gedrückt hat.

Bekommt eure Maus das mit?

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Danke für die lieben Antworten. Unsere Tochter bekommt davon nichts mit. Sie ist erst 9 Monate. Wir streiten ja auch nie laut. Wenn dann diskutieren wir im normalen Ton. Ich lasse mir ihr gegenüber nicht anmerken wie sehr mich das belastet.

Gerade habe ich nochmal gefragt, ob er nicht doch mal einen Termin bei einem Arzt machen will. Aber ausserhalb der Depressionattacken hat man das Gefühl er will davon nichts wissen. Habe auch Angst, dass er sich mir nicht mehr anvertraut wenn ich ihn zu sehr unter Druck setze oder nerve.
:-(

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Deinem Mann geht es offenbar mit seinen Depressionen (sind es denn welche?) noch nicht schlecht genug.

Ich habe den Eindruck, DU bist diejenige, die am meisten darunter zu leiden hat.

Je länger dein Mann mit seinem Arztbesuch wartet, umso länger ist der Weg aus der Depression heraus. Du solltest ihn an seine Verantwortung dir gegenüber erinnern.

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Guten Abend!

Ich weiß von Du redest...hatte letztes Jahr selbst seeeehr große Probleme aufgrund von Depressionen:(

Ich kann also deinen Mann gut verstehen!Es ist eine ganz schon verfahrene Situation...wenn man depressiv ist,dann ist man tatsächlich nicht in der Lage auch nur irgendetwas zu machen,zu entscheiden-einem fehlt jeglicher Antrieb und die Freude am Leben.

Für uns war die Situation auch heikel.Unsere Liebe wurde auf eine harte Probe gestellt-nicht einfach.

Bitte hilf deinem Mann und somit euch/eurer Familie!

Wenn ER sich nicht auf den Weg macht,"musst"DU ihn praktisch da hin schleppen!

Notfalls mit Krankenwagen und sofort in die klinik einweisen lassen.

Es ist nicht zu spaßen mit dieser Art Erkrankung.Ich habe 3(!!!) Monate im KKH verbracht-mit Kind (bis auf 3 Wochen-da hatte ich ihr gegenüber so gruselige Gedanken).

Es KANN nur schlimmer werden mit deinem Mann...denkt an eure Zukunft-ohne ärtzliche Hilfe/evt Medikamente wird sich da nichts bessern#herzlich

Alles Gute und bei Fragen-schreiben!:-)

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hallo,

kann dich sehr gut verstehen, für dich (und andere) ist es leicht zu sagen dies und das muss gemacht werden, es sind dinge die zum leben gehören und schon fast alltäglich sind und für jeden zu bewältigen sein sollten.
aber für jemanden der depressionen hat ist selbst das aufstehen schon zuviel, ich spreche da aus erfahrung, habe selber starke depressionen, konnte nicht mehr einkaufen, kaum aufstehen, selbst baden ist für mich so gewesen wie für andere 10std arbeiten....
ich habe mich auch eingesperrt keine freude mehr gehabt, mich nicht mehr bei meinen freunden gemeldet, zum arzt ja , wollte ich auch..aber ich habe es nicht geschafft...ich hatte keinen der mich an die hand nimmt...

letzendlich habe ich mich versucht umzubringen, wurde von meine rfreundin gefunden weil sie sich sorgen machte an diesem abend und ich war dann 3mon in stationärer behandlung, wurde auf medikamente eingestellt und es ging langsam bergauf...aber es ist hart...nicht nur für den kranken auch für familie, freunde und partner...da musst du dir echt ein dickes fell zulegen...es hat bei mir fast 2j gedauert bis ich wieder "lebensfähig" war...
heute merke ich auch noch rückschläge...mir geht es schlecht habe angst zur arbeit zu gehen weil ich eigentlich keine kraft habe aber wenn der partner einen unterstützt und gut zuredet, dann schafft man das.

wenn du deinen partner liebst und dir zutraust diesen steinigen weg zu gehen, würde ihm das sehr helfen und um einiges leichter machen, aber seih dir im klaren du musst immer den ersten schritt machen damit er ihn machen kann.

aber glabe mir er wird es dir irgendwann sehr danken!!!

lg

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ich kenne das von mir... depressionen, selbstverletzendes Verhalten, essstörung.

Bei mir musste es soweit kommen, dass ich ne halbe Flasche wodka trank und aus meinem Arm hackfleisch machte... am darauffolgenden Tag, bin ich zum arzt gegangen... hab kein wort gesagt, ihm meinen arm gezeigt. er hat reagiert und mich zum psychiater gseschickt, 2 wochen später war ich in einer Klinik.

was ich damit sagen will... ihm geht es noch nicht schlecht genug, als dass er die initative ergreifen kann... und du hast die Wahl.. entweder du trägst es mit... oder du schleifst ihn zum arzt.

So haben wir es mit meinem Vate gemacht (auch depressionen) wir haben ihm einen termin gemacht und meine schwester hat ihn bei der hand genommen und ist mit ihm zum arzt gegangen... aber er musste auch weit unten sein!

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"Was kann ich tun, damit er zu einem Arzt geht?"

Vielleicht hilft es wenn Du ihn für eure gesamte Situation sensibilisierst.
Er ist nicht alleine. Du und eure Tochter leidet unter der Situation und
das sollte er wissen. Hier ist allerdings etwas Fingerspitzengefühl gefragt.
Mach das nicht wenn Du eh gerade wütend auf ihn bist.

Sag ihm das Du nicht weisst wie lange Du diese Situation noch tragen
kannst, das Du ihm zur Seite stehst und für euch kämpfst, wenn er bereit

ist für sich zu kämpfen. Frag ihn ob er eine Ahnung hat wie die Situation
für euch ist und ob er, wenn er darüber nachdenkt, immer noch der Meinung

ist den Schritt zum Arzt nicht gehen zu wollen.

Nimm ihn sinnbildlich an die Hand. Der erste Weg sollte zum Neurologen
führen. Später wäre ein stationärer Aufenthalt von 6-10 Wochen ratsam.
Danach weiterführend 1-2 Gespräche die Woche mit einem Psychologen
in eurer Nähe.

Wenn man in einer Depression steckt hat man das Gefühl das nichts und
niemand diesen Zustand ändern kann. Versuch ihm Hoffnung zu machen,
erzähl ihm das es zwar ein längerer Weg ist, aber das er irgendwann wieder
gesund sein wird. Er muss für sich und euch Eigenverantwortung übernehmen.

lieben Gruß,
sunshine (die selber einen depressiven Freund hat...)

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p.s. ein andere Weg wäre übrigens etwas für Dich zu tun. Geh selber zum Neurologen und besorge Dir einen Platz bei einem Psychiater. Das hat drei Vorteile: Du kannst Deine Sorgen mit jemandem teilen der davon etwas versteht, Dir wird es besser gehen und Du zeigst Deinem Mann wie schwer die Situation für Dich ist bzw. lebst ihm vor wie der Weg sein sollte.

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Hey,

danke für deine Antwort. Ich versuche mal deine Tips umzusetzen. Auch wenn ich Vieles davon schon probiert habe. Wenn er gerade in einem Tief steckt und mich in der Nacht weckt, weil er nicht mehr schlafen kann und alle Gedanken um ihn kreisen und er jemanden zum reden braucht, dann ist er offen für so etwas. Dann sagt er immer: "Ja, ich weiß ja, dass es so nicht weiter geht und ich muss mal gucken". Am nächsten Tag, wenn es ihm wieder etwas besser geht, blockt er dann wieder ab. Trotzdem danke, ich versuche es umzusetzen.

LG

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