Kalte Füße oder doch mehr...

Hallo,

ich bin so verwirrt und brauche ganz dringend ein paar Meinungen von Euch.

Mein Freund und ich sind seit 4,5 Jahren ein Paar, seit 4 Jahren wohnen wir zusammen. Ich bin 28, er 31. Unsere Hochzeit ist in drei Monaten und ich habe furchtbare Angst, einen Fehler zu machen.

Eigentlich habe ich ihn die ganze Zeit gedrängelt, daß ich endlich heiraten und Kinder haben möchte. Letztendlich hat er mir auch keinen Antrag gemacht, wir haben lediglich beschlossen, diesen Sommer zu heiraten. Ich habe mich aus voller Kraft in die Vorbereitungen gestürzt und eigentlich steht auch alles. Kirche, Kleid, Anzug, Blumen, Fotograf, alle Einladungen sind raus und die Zusagen schon da.

Seit letzter Woche habe ich furchtbare Magenprobleme und so langsam dämmert mir auch warum. Es fing damit an, daß irgend eine Frau hier im Forum geschrieben hatte, wie sehr sie ihren Mann auch nach all den Jahren noch liebt. Und ganz ehrlich, wenn ich auf meine Beziehung sehe..... dann denke ich das nicht mal heute. Ich habe meinen Freund lieb, keine Frage. Er ist ein toller Mann, aber..... tja....ABER.

Er (und seine Familie) sind sehr sehr traditionell, man könnte sagen altmodisch. Ich bin eher ein Freigeist und während ich mich in seinen traditionellen Familienvorstellungen anfangs sehr wohl gefühlt habe, fühle ich mich plötzlich eingeengt.

Er würde niemals in eine andere Stadt ziehen - ich habe in 5 Jahren in 4 Städten gelebt bevor wir ein Paar wurden. Gestern waren wir auf dem Friedhof und er meinte: "Hier werden wir auch irgendwann nebeneinander liegen." Da kam in mir ehrlich gesagt die blanke Angst hoch. Mein Leben ist total vorgezeichnet. Die ganze Familie rechnet damit, daß ich spätestens Weihnachten schwanger bin. Dann noch ein, zwei Kinder hinterher, kleines Haus auf dem Dorf, fertig. Ich hab' Angst.

Das klingt jetzt alles recht eindeutig, ich weiß, aber Tatsache ist auch, daß ich sehr zu Depressionen neige, meine Antidepressiva aber abgesetzt habe, weil wir ja in drei Monaten anfangen wollen, für unser erstes Kind zu üben. Vielleicht bin ich einfach nur aus dem Gleichgewicht wegen der fehlenden Medikamente.

Aber ich merke, wie mir die Vorbereitungen immer schwerer von der Hand gehen. Und so richtig rund läuft es zwischen uns auch nicht. In den letzten Monaten gab es auch kaum noch Sex, weil ich einfach nicht wollte. Geht das allen Bräuten so? Ist es ganz normal sich solche Gedanken zu machen? Sollte ich mich nicht eigentlich freuen?
Oh Gott, ich kann ihm das doch nicht antun. Seine Familie, das ganze Dorf, alle wissen von der Hochzeit und freuen sich total.

Und ich hab solche Angst. Hilfe?

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Hallo,

eine super Antwort kann ich dir leider nicht geben, was mich nur beschäftigt hat beim durchlesen deines Beitrag ist, ob es so ratsam war das Antidepressiva abzusetzen??
Hast du das in Rücksprache mit deinem Arzt gemacht?
Auch wenn ihr einen Kinderwunsch habt, es gibt auch Antidepressiva, die man bei Kinderwunsch nehmen kann.
Vielleicht sprichst du mal mit deinem Arzt darüber, es könnte ja sein, dass sich deine Ängste dann auch wieder lösen.

Ich wünsche dir alles, alles erdenklich Gute #klee

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Erstmal danke für Deine liebe Antwort.

Und ja, ich habe die Antidepressiva in Rücksprache mit meinem Arzt abgesetzt, und auch ganz artig ausgeschlichen. Meine Depressionen kommen schubweise und ich komme manchmal 1 oder 2 Jahre völlig ohne Medikamente aus. Wir waren uns einig, daß die Aufregung über die Hochzeit und die Hormone der folgenden Schwangerschaft wahrscheinlich ausreichen würden, um mich medikamentenlos übers Jahr zu bringen. Für den Notfall hätte ich auf die von Dir erwähnten Präparate zurückgegriffen, wollte es aber lieber ohne probieren.

Ängste sind normalerweise auch nicht mein Problem, auch nicht in schlimmen Phasen.

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Hallo, bitte mach die Entscheidung nicht von den Antworten hier abhängig.

Mein Rat wäre, dass du mit ihm sprichst, ob er auch etwas Angst hat. Und dann schilderst du ihm deine Gefühle.

Und es muß nicht immer anfühlen wie die ganz große, leidenschaftliche Liebe bis zum Tod.
Altmodische oder traditionelle Familirnstrukturen sind für Freigeister wie dich erstmal beängstigend, aber langfristig bieten sie Sicherheit und Geborgenheit. Hört sich schwülstig an, aber es stimmt.

Sprich mit einer Freundin.

Alles Gute

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Abhängig mache ich meine Entscheidung sicher nicht. Aber ich wollte gern ein paar Meinungen hören. Vielleicht geht es ja allen Bräuten heimlich so, und keine traut sich, es laut zu sagen?

Gegen sichere Familienstrukturen habe ich nichts, das hätte ich auch gern. Es ist das Starre und Unveränderliche, was mich stört. Die Aussicht, bis zu meinem Ende am gleichen Ort zu sein und immer das zu tun, was andere von mir erwarten.

Ich weiß, was Du sagen willst und mir ist auch klar, daß die große leidenschaftliche Liebe nicht unbedingt bis zum Tod hält. Aber sollte sie nicht wenigstens zur Hochzeit noch vorhanden sein?

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Bist Du denn in Behandlung? Es gibt ja Gründe für Depressionen....!

Vielleicht hängt das damit zusammen! Und auch ich habe mal Tabletten genommen, aber diese wurden in Absprache mit meinem Doc erst reduziert und dann abgesetzt...

sonst fällt man in ein tiefes Loch!

Und ganz wichtig, sprich mit Deinem Mann über Deine Ängste und Sorgen!

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Ja, ich bin in Behandlung und auch schon ziemlich lange. Ich schlage mich seit Anfang der Pubertät mit Depressionen herum, habe die Sache aber eigentlich ganz gut im Griff.

Tja, und mit ihm sprechen.... was sagt man da?

"Du Schatz, ich hab Angst auf dem Dorf zu versauern und mein Leben zu verpassen." oder "Ich glaub' ich liebe Dich nicht genug, um mein ganzes Leben mit Dir zu verbringen."

Oh je.

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Nein, natürlich nicht so krass!

Hm, echt schwer, aber.....lass Dir noch ein bissel Zeit, frag Dich in Ruhe, was DU willst und heirate auf keinen Fall, nur weil schon alles geplant ist oder es alle von Dir erwarten!!

Das geht garantiert schief...hab ich erst in meinem Bekanntenkreis erlebt....Mein Kollege hat vor der Hochzeit kalte Füße bekommen, wußte auch nicht, ob er sie noch liebt ( 6 Jahre zusammen), war einen Monat weg, hat dann letztendlich doch geheiratet und ist jetzt todunglücklich!

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Ein ähnlicher Fall sitzt 2 Büros weiter. Ende ihres Liedes: vier Wochen nach der Hochzeit Scheidung eingereicht. EIn Jahr später schwanger von einem anderen.

Es war auch bei ihr eine riesen Hochzeit, ein bombastischer Polterabend, alles 1,5 Jahre geplant. Sie hatte ihren Bräutigam zwar lieb, aber die Liebe ist gegangen - schon vor der Heirat.

Ich bin auch ein Freigeist und kann mir dieses vorgezeichnete Leben auch nicht vorstellen. Das ist auch der Grund, warum ich seit 8 Jahren in einer Wilden Ehe lebe und in der Ehe nur einen finanziellen Sinn sehe oder zur Absicherung der Kinder. Auch ein Haus möchte ich nie kaufen, weil die Bindung daran mir einfach zu viel wäre.

An deiner Stelle würde ich die Medikamente schnellstens wieder nehmen und dann entscheiden. Höre auf dein Herz und nicht auf andere!

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Hmm, schwierig, ich kann dir auch nur raten, deine Medis weiter zu nehmen.

Das mit der Schwangerschaft ist ja erst mal nur rein hypothetischer Natur. Niemand kann dir garantieren, dass du auch wirklich so schnell schwanger wirst. Außerdem gibt es ja Antidepressiva, die man auch während der Schwangerschaft nehmen kann.

Ich denke es wäre wichtig, dass du seelisch erst mal wieder ins Lot kommst. Ich kann mir vorstellen, das dieser vorgezeichnete Weg dir Angst macht. Das fühlt sich an als würde einem die Luft abgeschnürt. Auf der anderen Seite kann das einem sehr viel Stabilität geben. Ein intaktes Umfeld kann auch was ganz tolles sein. Die einsame Anonymität in der Großstadt ist auch nicht wirklich viel erstrebenswerter, oder? ;-)

Das mit der Liebe.. ja nun. Ich denke manchmal, das "sich-lieb-haben" ja auch schon mal nicht schlecht ist. Klar, es gibt sie, diese Ehen und Beziehungen, wo immer noch das Feuer brennt. Aber ein schönes gemeinsames Leben mit einem verlässlichen, angenehmen Partner ist doch auch was.

Sicher, man sucht immer nach dem ultimative Kick, dem ultimativen Partner, die perfekte, leidenschaftliche Beziehung.. Aber es könnte sein, das man auf der Suche danach die Gelegenheit nicht erkennt, mit einem eventuell etwas weniger perfekten Partner ein nicht ganz so ultimatives Leben mit trotzdem hoher Zufriedenheit zu führen.

Nachher alleine da zu stehen weil der perfekte Partner nicht kam und stattdessen eine gute, weniger perfekte, Gelegenheit nicht ergriffen zu haben, fände ich schlimmer.

Sprich mit deinem Partner über deine Sorgen. Und nimm bitte bitte deine Medis wieder!!
Alles Liebe,
Daisy

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Wenn du starke Zweifel hast, solltest du die Hochzeit vielleicht besser absagen. Für mich hört sich das deiner Schilderung nach offen gestanden nicht nur nach "kalten Füßen" an...