Hallo Ihr Lieben!
Meine Frage steht ja schon im Betreff. Wann merkt man, dass eine Beziehung zu Ende ist und es Zeit ist, zu gehen?
Es ist alles so schwierig, und ich habe das Gefühl, ich stehe vor dem Scherbenhaufen meiner Ehe und vor der schwierigsten Entscheidung meines Lebens.
Bin 40 Jahre, seit 15 Jahren mit meinem Mann zusammen (davon 12 verheiratet), 2 kids mit 5 und 8 Jahren. Meine Ehe läuft schon längers nicht mehr gut, viele Dinge sind schief gelaufen, und seitdem die Kleine größer geworden ist, hatte ich mehr und mehr Zeit über mich, unsere Ehe und alles nachzudenken. Vorher war ich jahrelang im Stress mit der Arbeit und den Kindern. Da hatte ich (weil wir hier alleine sind, wo wir wohnen) keine große Zeit mir Gedanken zu machen ... vielleicht wollte ich es auch nicht, es gab ja keine Perspektive.
Mein Mann ist ein emotionsloser Mensch, der sich wenig um mich und kaum um die Kinder kümmert. Er nimmt sie nie in Arm (mich auch nie) und gibt ihnen nie einen Kuss. Eigentlich furchtbar ... Ich arbeite bei ihm in der Firma mit, wofür ich nie Geld bekommen habe. Wofür auch, ich soll es doch einfach vom Konto abheben. Das war immer ein riesen Streitpunkt in unserer Ehe. Ach, es gibt so viele Dinge, die bei uns schief laufen. Er ist stur und uneinsichtig, Paartherapie lehnt er ab (wofür auch, so ein Unsinn meint er). Die Liebe ist im Laufe der Jahre abhanden gekommen. Gespräche nur übers Geschäft und die Kinder, zum Sex überwinde ich mich quasi ... echt traurig. Was ich wohl sagen muss, er ist total engagiert, was die Arbeit betrifft. Aber ich glaube, er fällt schon fast wieder unter workoholic. Leider haben uns immer wieder finanzielle Schwierigkeiten begleitet ...
Klar, es passierte, was passieren musste. Im Urlaub mit der Freundin habe ich einen Mann kennen gelernt, mit dem ich mich super verstehe. Es hat eingeschlagen wie ein Blitz. Wir telefonieren seit Monaten täglich, haben uns auch öfter getroffen. Wir bequatschen unsere alltäglichen Dinge und auch unsere Eheprobleme. Tja, durch ihn hat die ganze Sache bei mir eine ungeahnte Dynamik angenommen. Ich habe einfach gemerkt, ich kann und will so nicht weiter leben, in einer solche emotionslosen Beziehung, die nur noch funktioniert. Aber, wenn man Kinder, Haus, Firma hat ist das alles nicht so einfach. Heute war ich zu einem Informationsgespräch beim Anwalt, der mich über alles aufgeklärt hat. Das Gespräch war sehr ernüchternd. Ich denke, das wird finanziell nicht ganz einfach werden. Wenn ich die Trennung durchziehen will liegt vor mir ein riesen Berg an Dingen, die ich abklären muss um überhaupt irgendwann zu wissen, was ich finanziell bekomme. Ich weiß auch, dass es mit meinem Mann nicht einfach werden wird ... er wird sicher ungemütlich werden ...
Mich interessiert jetzt einfach. Gibt es hier auch jemanden, der vielleicht in einer ähnlichen Situation steckte? Wann habt Ihr gemerkt, wann es einfach nicht mehr weiter ging? Ich habe solche Angst. Angst, die falsche Entscheidung zu treffen. Angst, es alleine mit den Kindern nicht zu schaffen. Damit meine ich vor allem die finanzielle Seite. Ich will den Kindern ja auch etwas bieten. Bei mir ist es so, dass wir in einer super Wohngegend wohnen. Bei mir wäre eine Scheidung auch mit einem Statusverlust verbunden. Ach, ich bin gerade super traurig, könnte echt weinen. Das Problem ist, ich kann mit meinem Mann nicht reden. Das hatte ich vor 3 Monaten mal probiert, da ist er fast ausgerastet.
Ich weiß, ich darf meine Entscheidung nicht von einem anderen Mann abhängig machen. Wir kennen uns gerade mal 5 Monate, sind uns aber so sehr vertraut. Alleine das Wissen, wie sich Liebe anfühlt, lässt mich die Ehe mit meinem Mann immer unerträglicher machen. Mir tun die Kinder so leid, die die Spannungen zwischen uns sicher auch schon merken. Ich weißt nicht vor und nicht zurück, meine Gedanken kreisen seit Monaten um meine Ehe.
Kann mir jemand einen Tipp geben, wie man raus findet, was man wirklich im Leben will? Wie man die Kraft bekommt, Entscheidungen umzusetzen? Das blöde ist, ich wohne in einer fremden Stadt, meine Eltern weit weg. Ich habe hier allerdings einen sehr guten Freund, der mich unterstützt.
Danke für Eure Antworten!
LG
Ich
Wann merkt man, dass es Zeit ist zu gehen ...
Hallo
Ich hatte fast die gleiche Situation, fast.
War mit meinem Exmann über 20 Jahre zusammen, verheiratet 14. Zwei Kinder, 17&10 Jahre alt. Habe bei ihm in der Firma gearbeitet, und ein MINI-Gehalt von unter 400 Euro bekommen, für jeden Tag Maloche im Büro, Tag und Nacht, da 24 Std. Betrieb, incl Schwiegereltern und Schwägerin sowie Schwager mit im Betrieb....
Er wurde immer schlimmer, Workaholic ohne ende, leider wurde er auch immer aggressiver, zuletzt wurde er gegen die Kinder handgreiflich. Er vergraulte alle meine Freundinnen, wie erfuhr ich erst nach der Trennung. Er hat sie alle angetatscht! Betrogen hat er mich, seit unser 1. Kind auf der Welt war... und ich habs immer verdrängt, immer geschworen, ER würde so was niiiiie machen. Dabei war ich die Schlimme, weinte mich bei Kollegen aus, männlichen, wohlgemerkt. Aber bei mir (bevor ich bei ihm im Betrieb arbeiten ging!) waren eben nur Männer... und er stellte es als fremdgehen hin. Dann zwang er mich, noch etwas zu tun, was er nie hätte tun dürfen. Darüber kann ich heute noch nicht richtig reden, nur mit bestimmten Menschen.
Kurz und gut, über meine einzige und beste Freundin lernte ich einen Mann kennen und später lieben. Es war nicht geplant, weder er noch ich waren auf der Suche. Wir sind verliebt, sind aber wegen widriger Umstände noch immer nicht zusammen, was mich bald um den Verstand bringt, aber ich habe Geduld und hoffe, nein ich weiß. es wird bald alles gut werden.
Es gibt ein Leben, für das es sich lohnt, weiter zu gehn. Es lohnt sich, auch finanziell um vieles kürzer zu treten. Mein Ex zahlt fast nichts, lügt und betrügt alles und jeden, damit er keinen Unterhalt zahlen muss, d.h. die Kinder bekommen ein paar Euro, die er aber nun auch kürzen will, da das 1. Kind in Ausbildung geht. Es ist niemandem zuzumuten, eine Ehe aufrecht zu erhalten, die ohne Liebe, ohne Nähe und ohne Rücksicht besteht. Einfach nur, weil es eben so ist, muss man nicht verheiratet bleiben, wenn man selbst dabei unglücklich ohne ende ist. Wenn die Liebe weg ist und auch nicht mehr "aufflammen" kann, dann ist es vorbei. Wegen Geld bleiben? Das ist keine Ehe. Ich war an dem Punkt angekommen, an dem ich auch ohne eine neue Liebe gegangen wäre. Wenn man es genau nimmt, bin ich ja noch immer allein. Es ist wie es ist und es ist gut. Die Kinder sind froh und leben freier und vor allem leben wir ohne Angst. DAS war das wichtigste für uns.
Niemand kann dir sagen, was genau du tun musst, sonder nur raten. Du hast dich informiert, was passieren könnte. Was genau passiert, weiß du erst, wenn du es tust. Es kann schlimmer kommen, es kann auch besser enden. Muss ja nicht die gleiche Katastrophe sein, wie bei mir!
Ich würde jederzeit wieder so handeln und gehen. Ein Leben ohne Liebe, ohne Nähe, das will und werde ich nie wieder in einer Partnerschaft dulden und leben. Meine Ehe war keine Partnerschaft, heute weiß ich, das war sie leider nie. Ich hätte schon viele Jahre früher gehen müssen, aber wegen den Kindern hatte ich ausgehalten, als sie es wenigstens noch gut hatten. Ich wusste, sie müssen alt genug sein, um die Entscheidung von mir zu verstehen. Das sie nun leider auch darunter gelitten hatten, dass sich der Vater zu einem Monster verwandelt hatte... so wollte ich es nie. Ich wollte, dass sie selbst sagen konnten, wo sie leben möchten.
Wir leben allein, seit vielen Monaten haben die Kinder den Kontakt zu ihm komplett abgebrochen und wollen daran auch nichts mehr ändern. Es ist zu schaffen, wenn man die eigenen Ansprüche "runterschraubt" und sich einschränkt. Geld ist nicht alles. Es erleichtert sehr viel, aber es ist allein nicht das, was das Leben lebenswert macht.
Alles Gute,
Tine
Liebe Tine,
ganz lieben Dank für Deine Antwort. Es ist schon interessant zu lesen, dass es anderen Frauen auch so ähnlich erging. Du steckst ja momentan auch in keiner einfachen Situation.
Darf ich fragen, seit wann Ihr getrennt seid?
Ja, es ist alles sehr schwierig. Rein aus menschlicher Seite, was er persönlich für mich und die Kinder tut, sollte ich ihn verlassen. Diese Ignoranz und Kälte (aber eigentlich war er ja nie anders, nur irgendwie konnte ich damit leben. Ich denke, das hat damit zu tun, dass ich jahrelang nur gearbeitet & die Kinder versorgt habe) ist mittlerweile schwer für mich zu ertragen. Auch das Fehlen von persönlichen Gesprächen (alles dreht sich nur um die Arbeit). Agressiv ist er Gott sei Dank nicht. Mein Mann zeigt wenig Gefühlsregungen. Na ja, was soll ich sagen. Ich versuche nicht daran zu denken. Und eigentlich will ich meinen Freund auch nicht ständig damit belasten (was ich aber tue). In Kürze mache ich so eine Art "Selbstfindungsseminar". Ich bin gespannt, was da raus kommt. Ich habe nur so sehr Angst, am Ende alleine mit meinen Kindern da zu stehen. Was mit dem "Freund" in ein paar Monaten raus kommt weiß keiner. Er wohnt ein paar hundert Kilometer weit weg und hat selbst einen großen Berg von Problemen. Die hatte er schon vor mir, sind nun aber durch mich verstärkt. Er kann sich jetzt, nach 5 Monaten, aber auch noch zu keiner Entscheidung durchringen. Gut möglich, dass er sich für seine Familie entscheidet und die Situation weiter erträgt. Er sagt zwar, er kann sich ein Leben mit mir vorstellen, aber wie gesagt, nach 5 Monaten ist das alles noch recht frisch. Ich spüre es, dass er derjenige wäre, der zu mir passt. Wie lange hat das bei Dir gedauert, bis Du Dich getrennt hast? Na ja, letztendlich kann ich meine Entscheidung von keinem anderen abmachen, aber es würde mir einiges erleichtern.
Ich wünsche Dir, dass Du bald mit Deinem Freund zusammen sein kannst. Was denkst Du, wie lange es noch dauern wird?
LG
Ich
Hallo du,
solltest deine Entscheidung nicht von deinem Freund abhängig machen. Du musst wissen, ob die deine Situation ändern willst oder nicht - das ist denke ich ist der springende Punkt.
Denk daran: Du hast vermutlich nur dieses eine Leben - soll das weiterhin so aussehen? Oder willst du es anders versuchen auch wenn das erstmal mit Ungewissheit und (finanziellen Sorgen) verbunden ist...
Leider neigen wir alle dazu schlimme Situationen auszuhalten statt zu gehen - es ist im Menschen wohl so angelegt, dass der Leidensdruck sehr hoch sein muss bevor er bereit ist etwas zu ändern. Die Angst vor der Ungewissheit ist meist so groß, dass man eher bereit ist eine schlimme Situation durchzuhalten - da weiß man wenigstens wie man dran ist...
Manchmal macht man aber auch die Erfahrung, dass es richtig und wichtig war sich zu verändern und gar nicht so schlimm wie man dachte.
Pass drauf auf, dass du dich nicht eines Tages damit abfinden musst dein Leben "verpasst" zu haben...
Ich wünsch dir alles Gute!
Hallo,
du suchst Meinungen aller Art, oder? Dann lies dir bitte meine auch aufmerksam durch und denke drüber nach. Ich möchte nicht sagen, dass es stimmt, was ich schreibe - ich kenne dich ja nicht. Sieh es einfach als große Frage, als "Checkliste" sozusagen, ob es vielleicht auch ein bisschen so sein könnte, wie ich mein. Vielleicht liegt die Wahrheit auch - wie so oft im Leben - irgendwo dazwischen.
Ich fass die Situation mal kurz zusammen: Du hast viele Jahre mit deinem Mann zusammengelebt, warst nicht direkt unzufrieden, aber auch nicht mega glücklich. Dir fehlen Gefühle, Emotionen, die "große Liebe", Zärtlichkeit. Dann hast du einen anderen Mann kennengelernt und redest mit ihm viel - v.a. auch über deine (wie auch seine) Eheprobleme.
Kann es aber nicht auch so sein: Dein Mann und du seid ein super Team, gut eingespielt und ohne große Streitereien. Klar, die Emotionen sind abhanden gekommen, offenbar auf beiden Seiten (denn in deinem Beitrag steht nichts, wie es dir gefühlsmäßig geht, wenn eine so lange Partnerschaft zerbricht). Jetzt fährst du - wahrscheinlich aus Trotz, weil dein Mann nie Zeit hat - mit deiner Freundin weg und lernst einen Mann kennen, der so ganz anders zu sein scheint. Du besprichst mit ihm Probleme. Naja, und durch dieses viele Besprechen redet man sich vielleicht auch immer mehr in Rage, die Probleme werden durch häufiges Erzählen immer größer (so wie der Fisch, den der Fischer gefangen hat, bei jedem Erzählen immer größer wird). Sachen, die dir vorher nicht aufgefallen sind, die dich nicht gestört haben, findest du jetzt unmöglich und untragbar.
Ich finde es völlig normal, dass man nicht immer knutschend beinander liegt, habe allerdings das Glück, dass in unserer 14jährigen Beziehung körperliche Nähe doch ziemlich stark stattfindet - nicht nur beim Sex. Aber du wusstest ja auch bei der Hochzeit wahrscheinlich schon, dass du keinen romantischen Traumtänzer geheiratet hast und das hast du dir ja auch selber ausgesucht - hat dich wohl auch irgendwo fasziniert. Ich finde es auch normal, dass sich Gespräche häufig um die Arbeit drehen, gerade wenn man gemeinsam arbeitet.
Ich habe damals bei meiner Hochzeit geschworen zusammenzuhalten, "in guten wie in schlechten Tagen" meinen Mann zu "lieben, achten und ehren". Ihn jetzt zu verlassen wegen einer Charaktereigenschaft, die er von Anfang an hatte, das käme für mich nicht so einfach in Frage. Machst du es dir nicht etwas zu leicht, wenn du ihn jetzt verlässt und seine "Gefühlskälte" als Grund angibst, während du dich nur ums finanzielle sorgst?
Überdenke deine Situation gut, prüfe, WAS sich für dich DEFINITIV und LANGFRISTIG VERBESSERN würde, wenn du deinen Mann verlässt. Wie wird es in 10 und 20 Jahren ausschauen? Einen definitiven Schritt kannst du NIE WIEDER rückgängig machen.
An deiner Stelle würde ich vielleicht doch noch einmal das Gespräch mit dem Ehemann suchen. Er hat es verdient, denn aus seiner Sicht kann er sich mit Sicherheit nicht erklären, wo das Problem liegt. Er wird es nicht anders können und hat bis jetzt annehmen müssen, dass du ihn so liebst wie er ist. Raff dich auf, such nicht den einfachsten Weg, mach nicht ihn verantwortlich, sondern euch beide gemeinsam! Such das Gespräch und kämpfe um die Ehe, die man ja einmal als Vertrag geschlossen hat und deshalb auch nicht so einfach auflösen kann. Wenn du dazu nicht bereit bist, dann nimm die "Schuld" auf dich und sag: "Ja, ich hab mich neu verliebt, ICH mag meinen Mann nicht mehr, ICH kann so nicht weiterleben. ICH werde mich trennen." und nicht "ER ist nicht emotional, ER gibt mir keinen Kuss, ER gibt mir kein Geld (wir arbeiten beide und haben selbstvertändlich ein gemeinsames Konto, alles andere fände ich unnormal), ER ..." Ich könnte das nicht, dafür ist mir die Ehe zu viel wert, aber das muss nichts heißen, vielleicht bin ich einfach nur altmodisch.