Brauche Meinungen, nach Zusammenziehen wieder Auseinanderziehen, kann das gehen?

Hallo zusammen, ich brauche ein paar neutrale Meinungen, darum wende ich mich an Euch. Leider muss ich ein wenig zur Vorgeschichte erklären, ich hoffe, es wird nicht zu lang.

Ich bin seit 4 Jahren mit meinem Freund zusammen (beide 39, ich habe einen 9jährigen Sohn).

Letztes Jahr sind mein Sohn und ich zu meinem Freund gezogen. Das war für mich ein schwerer Schritt, da ich sowohl mich als auch meinen Sohn aus unserem gewohnten Umfeld rausgerissen habe, ich arbeite weiterhin in unserem früheren Wohnort, mein Sohn geht dort zu Schule, unser komplettes soziales Netz befindet sich dort. Da das Haus, in dem wir jetzt wohnen, meinem Freund gehört, war es nahe liegend, dort mit einzuziehen, wirklich gewollt habe ich das nie, aber nachdem dann auch noch meine frühere Vermieterin gestorben ist und ich eh aus meiner alten Wohnung ausziehen musste, habe ich mich auf das „Experiment“ eingelassen.

Unglücklich bin ich dort eigentlich vom ersten Tag an, ins Detail zu gehen, würde hier den Rahmen sprengen… Es gibt viele Dinge, die meinem Sohn und mir das Leben seit dem Umzug schwer machen. Dazu kommt, dass mein Freund ein extremer Choleriker ist, das geht teilweise schon in Richtung Borderline. Seit wir dort wohnen, sind wir seinen Ausrastern schutzlos ausgeliefert. Bitte versteht mich nicht falsch, mein Freund ist ein wunderbarer Mann, liebevoll, großzügig, hilfsbereit, wir haben schöne Zeiten miteinander… Aber mind. genauso viele schlechte Zeiten, seine Stimmung kann, oft ohne ersichtlichen Grund, innerhalb von Minuten umschlagen und er ist dann ein ganz anderer Mensch. Das war früher ähnlich, vielleicht nicht ganz so extrem, da wir uns nur ein paar Mal in der Woche abends gesehen haben, jetzt habe ich keine Rückzugmöglichkeit mehr und das ist unerträglich.

Im August kam es an einem Abend mal wieder zu einer massiven verbalen Entgleisung seinerseits, mein Sohn ist daraufhin in Tränen ausgebrochen und hat gesagt, dass er weg will… Er hat mir damit aus der Seele gesprochen, schon lange habe ich mit dem Gedanken gespielt wieder auszuziehen, aber die Idee in die Tat umzusetzen, ist nicht so leicht… Noch an diesem besagten Abend habe ich ein Wohnungsinserat aufgegeben, noch in der gleichen Woche Wohnungen angeschaut und eine weitere Woche später den Mietvertrag unterschrieben, eine Wohnung in unserem früheren Ort, nur 2 Straßen über unserer früheren Straße, alle Freunde meines Sohnes sind innerhalb von 2 Minuten erreichbar, die Wohnung ist genau das, was ich immer wollte, alles perfekt.

Mein Freund war anfangs geschockt, damit hat er nicht gerechnet (gesagt habe ich es schon oft, aber er hat mich nicht ernst genommen). Wir haben daraufhin viele geredet und beide festgestellt, dass wir uns lieben, aber ein Zusammenleben absolut nicht möglich ist. Nun wollen wir versuchen, „die Uhr zurückzudrehen“, ich ziehe mit meinem Sohn in meine Wohnung und wir werden uns wieder nur an bestimmten Tagen sehen… Wir teilen also unsere schönen Stunden und klammern den Alltag bzw. die Dinge, die uns das Leben im Moment schwer machen, weitgehend aus. Ganz aufgeben können wir uns nicht, dafür haben wir uns zu lieb. Allerdings reagiert unser gesamtes Umfeld völlig ablehnend, das würde nie funktionieren, man kann die Uhr nicht zurückdrehen, diese Idee sei daneben, ich soll mich komplett trennen und neu anfangen.

Was denkt Ihr? Ist es wirklich so abwegig eine solche Entscheidung zu treffen? Bin ich einfach nur blind und sehe die Realität nicht? Es gibt keinen, der diese Idee gutheißt, jeder sagt, dass das früher oder später zum Scheitern verurteilt ist. Hat jemand ähnliches erlebt?

Liebe Grüße

1

Hallo.

So wie Du das Zusammenleben mit Deinem Freund schilderst, gibt es ja gar keine andere Möglichkeit, als wieder getrennt zu leben ... mal abgesehen davon, dass Du Dich nie wohlgefühlt hast, bist Du in der Pflicht, Dein Kind vor diesem Menschen zu schützen (ich frage mich ernsthaft, wie man überhaupt auf die Idee kommen kann, sein Kind dem auszusetzen, wenn man von den psychischen Problematiken des Freundes weiß) ... und natürlich solltest auch Du Dich selbst schützen.

>>> Wir teilen also unsere schönen Stunden und klammern den Alltag bzw. die Dinge, die uns das Leben im Moment schwer machen, weitgehend aus. <<<

Dann aber bitte ohne Kind - das kannst Du ja gerne tun, aber Dein Kind sollte nach der "Hölle" nichts mehr mit diesem Mann zu schaffen haben (sorry, wenn ich mich jetzt so aus dem Fenster lehne, aber diesen Schluss kann ich nur aus Deinem Geschilderten ziehen).

Was Dein Umfeld denkt, ist sekundär ... ob Ihr dauerhaft zusammenbleiben werdet, weiß kein Mensch ...

... Du sollest im Übrigen die Einwände Deines Umfeldes nicht ganz abtun - sie können auch ein Ausdruck dafür sein, dass sie froh wären, dass die Beziehung scheitert, da sie Deinem Kind und Dir nicht gut tut.

LG

2

Was tut er denn gegen seine Ausraster?

Wenn eine Beziehung nur zu 50% gut ist, ist sie Zeitverschwendung.

3

und was hätte das für eine Zukunft? Dein Sohn wird vor dem Mann Angst haben, daher würde ich ihn nicht mit ihm konfrontieren. Wenn ich mit einem Mann zusammen bin, dann möchte ich ihn "ganz", ihn nicht vor meinen Kindern verstecken oder nur mal zum Kuscheln auf die Couch holen heimlich. Ich fürchte, das wird dich auf lange Zeit einfach nicht glücklich machen. Du wirst mehr wollen. Und verbaust dir damit Zeit, um alleine oder mit einem anderen Mann an deiner Seite glücklich zu werden. Ich würds lassen. Gut, dass du den räumlichen Abstand geschaffen hast. Ich fürchte, jetzt muss du da ganz durch.

LG und alles Gute,
palo

4

Für mich würde so eine Beziehung nicht in frage kommen.

Entweder es klappt auch mit dem zusammen leben,eine Beziehung in der Man nicht zusammen lebt ist für mich keine richtige Beziehung.

Meine Mutter warmit einem Mann 5 jahre zusammen,dann zogen wir zusammen nach einem Jahr sind wir wieder ausgezogen.Erst beim zusammen leben haben sie sich kennengelernt.

Mein Onkel war 13 Jahre mit seiner Freundin zusammen haben sich nicht oft gesehen.Nach 13 Jahren die trennung.Heute sagt er wäre er mit ihr zusammen gezogen wäre die Trennung schon viel früher gekommen.

Wenn dir die Zeit nicht zu schade ist,macht es weiter.Ansonsten beende es.

8

<<Entweder es klappt auch mit dem zusammen leben,eine Beziehung in der Man nicht zusammen lebt ist für mich keine richtige Beziehung.
<<

Engstirnige Sichtweise. Beziehungen haben viele Gesichter, es gibt nicht nur EIN ultimatives Modell.

Gruss
agostea

5

Hallo!

Nein ich habe so etwas nicht erlebt. Möchte dir trotzdem antworten. :-)

Ehrlich gesagt finde ich es sehr gut, dass du auf deinen Verstand gehört hast und ausgezogen bist. Das kommt dir und vor allem auch deinem Sohn zugute.

Auf der anderen Seite muss ich auch sagen, das es für "mich" so keinen Sinn hätte. Mir wäre es wichtig, dass mein Freund "irgendwann" bei mir wohnt. (egal wer zu wem zieht) Was ist, wenn ihr noch ein Kind möchtet, oder eben mehr Zeit verbringen.
Bin auch verheiratet und würde es nicht schön finden, wenn mein Mann, eine andere Wohnung hätte, vor allem dann, wenn es eine "gemeinsame" Zukunft gibt. (wir haben zwei gemeinsame Kinder)

Hört sich doof an, entweder ganz oder gar nicht.

Bei euch ist das aber nicht möglich, eben weil dein Freund sich so "schlecht" verhält. Meiner Meinung nach muss es einen Grund geben, warum er so ist. Wenn ihr ihm wichtig seid, dann wird er sich Hilfe holen.

Alles Gute.

Gruß Nati

6

Hallo,

also erstmal: was die anderen sagen, ist egal. Sie sind nicht Du, sie sind nicht er, sie leben nicht mit Euch.

Frag zehn Leute nach ihrer Meinung, und Du bekommst zehn verschiedene Antworten...

____________________________________

Mein LG und ich (wir haben übrigens beide eine Borderline-Diagnose) sind nach 6 Jahren zusammengezogen...nach einem Jahr waren wir kurz vorm Durchdrehen oder einem Mord...

es geht einfach nicht. Er ist chaotisch, ich bin pingelig, er schläft gerne mal lang, ich stehe jeden Tag um 6 h auf, egal ob frei oder WE. Er hortet gerne Sachen und macht hier ein "Häufchen", dort ein anderes - ich schmeisse gerne weg und bin kein Sammler...

aber wir lieben uns und brauchen uns, haben unheimlich viel gemeinsam erreicht, gerade durch das Anderssein war viel Wachstum möglich!

Nun hat er wieder ein Zimmerchen in einer WG, müllt sich dort ein (in meinen Augen), schläft 3 x die Woche dort und den Rest bei mir...herrlich!!! So haben sich unsere Streitereien drastisch reduziert.

Ein nochmaliges Zusammenziehen würde wohl nur in einem Riesenhaus mit mehreren Etagen funktionieren ;-).

Aber mal ehrlich: wieso ist eine Partnerschaft nur dann eine, wenn man eine Wohnung teilt ???
So ein Schwachsinn!! Wir konnten unsere nur retten, weil wir wieder getrennt wohnen.
Nächste Woche haben wir unseren 8. Jahrestag und das bei Borderlinern, die ja angeblich NICHT beziehungsfähig sein (der nächste Blödsinn!).

Also: lass die Leute reden...es ist EURE Beziehung! Höre auf Dein Bauchgefühl! Es gibt keine Normen in Beziehungen!

Liebe Grüße!
#winke

14

Vielen lieben Dank!!! Ich musste grinsen, als ich Dein Post gelesen habe, so viele Parallelen, nur bei uns bin ich der Frühaufsteher und Häufchenbilder, mein Freund der Aufräumer und Wegschmeisser und dafür Langschläfer ;-)

"Ein nochmaliges Zusammenziehen würde wohl nur in einem Riesenhaus mit mehreren Etagen funktionieren." Genau das habe ich auch gesagt. Und wie bei Euch denke ich, dass wir unsere Beziehung nur auf diese Art behalten können und es gibt genug Gründe, dass ich ihn und wir uns nicht aufgeben.

Danke, dass Du mir von Dir erzählt hast!!!
Ganz liebe Grüße

19

Hallo liebe "heute nicht" :-),

ich bin der Meinung, dass es viel weniger Trennungen und Scheidungen geben würde, wenn die Menschen ehrlicher wären und sich nicht in Zwänge begeben "man muss zusammenziehen..nach..spätestens 2 Jahren, sonst taugt es nix"...

Wir brauchen alle unseren Raum für uns, verbiegen funktioniert auf Dauer nicht, beide leiden dann.

Ich habe früher auch in diesen blöden Normen gedacht, habe immer geglaubt, mit mir stimmt etwas nicht!

Das ist genauso, wenn ich als Mutter sage, meine Kinder nerven mich, ich brauche heute meine Ruhe. Ohje, dann schauen einen diese Übermütter schief an, die, die ihre Kinder IMMER lieben und betüddeln und in jeder Elternsprechgeschichte vorne mitmischen. Und insgeheim empfinden sie genauso, trauen sich aber nicht, das offen zu sagen..

Also, ich wünsch Euch alles Liebe, Du bist doch auf dem richtigen Weg bzw. Ihr seid es, und Dein Sohnemann lernt gleich fürs Leben: es gibt kein Schema F, wir sind alle verschieden und die Mama braucht eben mehr Raum, die eigenen vier Wände, das kann ihn nur bestärken, auch später SEINEN Weg zu gehen ohne faule Kompromisse.

Liebe Grüße (und ich geniesse heute meinen MANN- UND -KINDERfreien Abend in schlunziger Jogginghose, Schlabbershirt, natürlich ohne nervigen BH - ach herrlich! :-))

7

<<<<Wir haben daraufhin viele geredet und beide festgestellt, dass wir uns lieben, aber ein Zusammenleben absolut nicht möglich ist>>>>

Mal ein dickes Lob...habt Ihr toll geregelt !

<<<<Allerdings reagiert unser gesamtes Umfeld völlig ablehnend>>>>

Interessiert nicht.....wichtig ist das IHR DREI klar kommt....was andere sagen ist schnurz ! Sollen sie doch reden......wen juckt das?

<<<Es gibt keinen, der diese Idee gutheißt>>>

Meine Meinung mag nicht sonderlich relevant sein, aber Versuch macht kluch´ !

Was habt ihr zu verlieren? Mit etwas Abstand klappt sowas oftmals um einiges besser. Wenn ich nur daran denke, mit meiner allerbesten Freundin Tag für Tag zusammen hocken zu müssen, sich immer zu sehen....ob man was geplant hat oder nicht.....zusammen zu sein, obwohl man sich evtl. gerade eigentlich gar nichts zu sagen hat.......OH GRAUS.

Und sie würde mir heftigst beipflichten. :-)

Ich wünsche Euch einen super tollen Neustart !

TJ

9

Also ich finde toll wie ihr das macht.
Ihr liebt euch und versucht eure Partnerschaft zu retten, das ist doch die Hauptsache.
Was andere sagen, interessiert in dem Fall meiner Meinung nach überhaupt nicht.
Du musst mit dem Mann zurecht kommen und nicht sie.
Und es scheinen ja Dinge an ihm zu geben, für die es sich lohnt, an der Beziehung festzuhalten.
Wer weiß, was die Zukunft bringt.
Wohl fühlt dein Partner sich sicher auch nicht mit seinen Ausrastern, vielleicht nimmt er ja demnächst mal Hilfe in Anspruch.

Alles Gute!

15

Hallo, ja, es gibt viele Dinge, die mich an ihm und unserer Beziehung festhalten lassen, aber nicht auf so engem Raum. Und Du hast recht, er fühlt sich mit seinen Ausrastern nicht wohl, er sagt, dass er nicht weiß, warum das so ist, er sei wie in einem Film, wisse teilweise nicht mal mehr, was er gesagt hat. Gerne würde er die Worte hinterher wieder zurücknehmen, aber das geht nicht und auch wenn ich weiß, dass vieles nicht so gemeint ist, schlagen Worte ebenso tiefe Wunden wie Taten und darum reagiere ich jetzt, trotzdem liebe ich ihn bzw. seine gute Seite.

Liebe Grüße :-)

20

Hat er schon mal daran gedacht, eine Verhaltenstherapie zu machen? Es gibt auch Beratungsstellen, mein LG geht zB zu einer, die nennt sich "Männer gegen Männergewalt", nicht, weil er mir Gewalt antat, sondern weil er in sich auch eine starke Wut hat, die mit seiner Kindheit zu tun hat, die sich aber bei mir (da ich seine nächste Bezugsperson bin) teilweise verbal entlädt.

Dort geht er jede Woche hin, kann mit einer neutralen dritten männlichen Person sprechen und es hilft ihm ungemein.

Vielleicht wäre das auch etwas für Deinen Freund? Gerade weil auch er darunter leidet. Aber er ist nicht willenlos oder fremdgesteuert, er kann lernen, die Signale vorher schon zu erkennen (wenn er zB in Situationen seinen Ärger nicht rausläßt, der sich dann anstaut) und lernen, sich abzugrenzen.

Mal wieder mein Lebensmotto:

Wer will, findet Wege.
Wer nicht will, findet Gründe.

Und Leidensdruck ist ein guter Grund etwas zu verändern.

Liebe Grüße!

#winke

weiteren Kommentar laden
10

Hi TE,

ich geh da absolut mit Seelenspiegel und Allesbanane konform und bin echt erleichtert, dass es offenbar noch mehr kreative Köpfe punkto Beziehungsmodelle gibt.....#freu

Ich finde die Haltung "nur wenn man Zusammenlebt, ist das eine richtige Beziehung" total antiquiert irgendwie und so...hausbacken, sorry.

Was andere Leute denken, sollte dich nicht interessieren. Es ist lästig, ungefragt anderer Leuts Meinung aufgedrückt zu bekommen, ja, - aber dem solltest du nicht soviel Raum geben.

Du hast die Geschichte gut angepackt und einen guten Lösungsweg eingeschlagen. Wichtig und richtig auch erstmal dein Kind aus dem Schlamassel rauszunehmen. Den Rest entzerrst du ja schon durch die räumliche Distanz.

Somit schaffst du neue Chancen für ein evt...etwas...äh...harmonischeres Miteinander;-)

(ich lebe auch ein eher...anderes Beziehungsmodell. Das Beste was ich je hatte..und ich hatte schon ein paar Varianten)#schein

Gruss
agostea

16

Hallo Agostea, ich danke Dir für Deine Worte. So sehe ich das halt auch, warum muss man zwingend brav das Modell Mama, Papa, Kind leben, wenn einen das völlig zermürbt und man weiß, dass es anders viel besser geht, wir hatten das ja 3 Jahre lang und da konnte ich ihn, wenn er mal wieder "nicht gut tat" zu sich nach Hause schicken oder mich selbst zurückziehen.

Ich bin froh, dass es doch noch ein paar Menschen gibt, die mich so ein bisschen verstehen können, danke :-)
Liebe Grüße