Ich bin am Ende

Schlaflos bin ich heute – mal wieder.

Ich bin am Nachdenken und das die ganze Zeit schon. Im Moment bricht so vieles über mich herein.

Ich weiß gar nicht so recht wo ich anfangen soll, denn durch mein Leben scheint sich ein roter Faden zu ziehen. Ich bin down und traurig.
Fazit ist: Ich bin eine Versagerin. Ich habe bisher noch nichts auf die Reihe bekommen. Ich versuche es immer und immer wieder doch scheinbar bekomm ich es nicht hin. Ich beneide die Menschen die mit beiden Beinen fest im Leben stehen.

Vielleicht mal von vorne. Mit 16 bin ich ausgezogen, weil ich es zuhause nicht mehr ausgehalten habe. Ich habe kein stabiles Elternhaus und eine wirklich schlimme Kindheit hinter mir. (Drogen, Alkohol und musste mit ansehen wie meine Mutter verprügelt wurde) Ich bin die Nachzüglerin der Familie. Die Kleine – Das langersehnte Mädchen. Meine Mutter konnte sich nicht um mich richtig kümmern, weil sie viel arbeiten war und mein Vater war beruflich im Ausland unterwegs. Also bin ich eher „nebenher“ groß geworden.

Mein Vater und ich haben kein besonders gutes Verhältnis. Eben die Kurzform: Mit 16 ausgezogen, mit meinem damaligen Freund zusammen gezogen, Schule wurde ich runtergeworfen, weil meine Mutter meine Privatschule nicht bezahlte. Nach Klasse 9 haben die mich dann runtergenommen, weil ich meine Pflichtjahre voll hatte. Eine öffentliche Schule nahm mich nicht, weil ich keine 2. Sprache spreche. Bin dann wie gesagt mit meinem damaligen Freund zusammen gezogen, weil mein Elternhaus die Hölle war. Habe eine Ausbildung angefangen und habe später abgebrochen, weil ich monatelang keinen Lohn bekam. (Mein Chef war meine Mutter) Rechtliche Schritte wollte ich damals nicht. Mein Ex hat mich betrogen und mir Clamydien angehangen. Mit 18 dann die Trennung. Jemand neuen kennengelernt. Erst einmal alleine gelebt, 2,5 Jahre später geheiratet. Wir haben dann eine Wohnung gekauft und im selben Monat habe ich meinen Aushilfsjob verloren, weil der Laden schloss. 6 Monate später hat mich mein Mann verlassen und mich rausgeworfen. Mit 100 Euro hab ich neu gestartet.

Mittlerweile habe ich eine neue Partnerschaft, mein Mann ist ein Goldstück und niemals möchte ich ihn wieder hergeben. Vor einem Jahr habe ich begonnen meinen Abschluss nachzuholen. Nächstes Jahr bin ich fertig. Ich habe jetzt in 6 Monaten den zweiten Aushilfsjob verloren.

Gestern den Zweiten, weil ich krankgeschrieben bin. (Habe einen Nerv unterm Rippenbogen eingeklemmt) Da ich in der Probezeit bin ist dies für den Betrieb völlig legitim, aber ich fühle mich schrecklich.

Ich bekomm nichts auf die Reihe. Ich trage nichts in diesem Haus bei. Die finanzielle Verpflichtung trägt mein Partner. Und ich? Er muss mich finanziell durchfüttern und meine Schule mitfinanzieren.

Bafög-Antrag läuft, aber bisher habe ich keine Rückmeldung und noch ist es nicht sicher, dass ich auch welches bekomme.

Finanziell können wir das nicht lange stemmen. Durch Bafög und Jobverlust fehlen uns 770 Euro.

Ich fühle mich schrecklich und bin am weinen, weil ich grad in so einem tiefen Loch hänge und am liebsten (Oh Wunder!) alles schmeißen würde und mich lieber in eine Fabrik stellen würde um meinen Mann zu unterstützen und ich ihm das nicht aufbürden will.

Er steht hinter mir und sagt das alles gut wird, aber irgendwie sehe ich kein Licht am Ende des Tunnels. Das Versagen zieht sich jetzt schon viele Jahre durch mein Leben und irgendwie bekomme ich es nicht auf die Reihe. Ich möchte gern die Zeit vordrehen. Endlich meinen Abschluss und eine Ausbildung machen, aber bis dahin sind wir wahrscheinlich verschuldet.

Ich kann im Moment einfach nicht mehr und ich suche nach einem Ausweg. Ich habe bereits inseriert und suche im Netz nach einem Job, weil ich unbedingt weiter arbeiten will und muss, aber eigentlich weiß ich das mein Mann ohne mich besser da stehen würde.

Ich weiß nicht was ich mir erhoffe, aber es musste einfach raus.

Weinende Grüße

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google mal "self fulfilling prophecy"...

Im ernst. es gibt Menschen, die haben das Gefühl nur schlechtes anzuziehen, nur negatives widerfährt ihnen. Dadurch verschlechtert sich natürlich der Ausblick auf die Zukunft und damit auch das Erkennen positiver Dinge und Tendenzen...

Du bist vermutlich nicht weniger Versager, als Deine Nachbarn, Kollegen und Freunde, aber Deine Eltern haben Dir denkbar schlechte Startbedingungen geboten. Das tut weh und ist sehr schwer auszugleichen.

Aber es geht.

Arbeite an Deiner Einstellung, denn nur auf die hast Du direkten Einfluss.
Starte damit, Dir kurzfristige, relativ einfach erreichbare Ziele zu setzen.
Nimm Druck raus. Du hast scheinbar endlich einen Partner, der hinter Dir steht (Huch! das ist ja was Gutes! :-) so sehr scheinst Du nicht versagt zu haben).

Schraube Deine Ansprüche an Dich selbst etwas runter. Ich weiss aus eigener Erfahrung, dass wenn man eine lange Durststrecke hatte, man denkt, nur ein grosser positiver Knall kann einen da raus holen. Auch das ist weit gefehlt...
Werde naiver, und damit meine ich naiv im Wortsinn. Nimm Dir etwas von der uns alle innewohnenden Kindlichkeit zurück. Erfreue Dich an den kleinen Dingen, sieh die Welt ab und zu wie durch Kinderaugen.

Nach einiger Zeit wirst Du vermutlich beginnen zu glauben, dass es doch noch etwas positives gibt.
Es ist die ganze Zeit schon da.
es will nur wieder ans Licht befördert werden.

Viel Erfolg dabei.
Auch wenn es sich jetzt erst mal schwer anfühlt, ist es wichtig die kleinen Schritte irgendwann zu gehen...

:-)

2

Du hast von zu Hause aus nichts mitbekommen, keine schöne Kindheit, keine Sicherheit, in Ruhe eine gute Ausbildung zu machen und vor allem nicht die Sicherheit, vorbehaltlos geliebt zu werden.
Das ist für ein junges Mädchen, eine junge Frau, eine sehr schwere Hypothek.
Ich finde, du hast das Beste daraus gemacht.

Du hast dich an Männer gehängt, aber gemerkt, dass das nicht das Wahre war. Aber du hast damals keine andere Chance gesehen.
Du hast jetzt einen Mann gefunden, der hinter dir steht, der dich unterstützt.
Das ist doch toll.
Du bist immer noch jung und kannst etwas erreichen.
Du bist so motiviert, du wirst eine Ausbildung durchziehen, bei deiner Mutter eine Ausbildung anzufangen, war ein Schuss in den Ofen, aber das hast du hinter dir gelassen.
Ich wünsche dir alles Gute, du wirst noch was auf die Beine stellen. #klee

3

"Mittlerweile habe ich eine neue Partnerschaft, mein Mann ist ein Goldstück und niemals möchte ich ihn wieder hergeben. Vor einem Jahr habe ich begonnen meinen Abschluss nachzuholen. Nächstes Jahr bin ich fertig"

DAS ist der Abschnitt, auf den Du nun bitteschön aufbaust. Lass das Gejammer, such Dir notfalls Kellner/Küchen/Zeitungsaustragjobs, damit Du etwas Geld hast, tritt den Bafög-Bearbeiter in den Hintern mit mehrfachen Anrufen und TU WAS !!

Das schreibt Dir jemand, der weitaus mehr Negatives erlebt hat als Du, aber es geht alles, wenn man will. Ich weiß, nicht alle Menschen sind gleich - aber Du bist noch soooo jung und hast noch alles vor Dir.

Solange Du Dir selber dauernd vorsagst, dass Du ein Versager bist, solange bleibst Du auch einer, das halte Dir mal vor Augen.
Wenn Du in 20 Jahren immer noch nichts auf die Reihe gekriegt hast, darfst Du hier wieder jammern - gerne :-D
Eine schlimme Kindheit ist nicht schön (soviel, wie ich verdroschen wurde, müsste ich eigentlich heute ein komplettes Wrack sein), aber es ist kein Freibrief, lebenslang nicht erwachsen zu werden. Irgendwann ist man einfach für sein Leben selber verantwortlich und schaut nach vorne und nicht nur nach hinten.
Es klingt hart, bitte nicht falsch verstehen, es ist wirklich gut gemeint - genauso würde ich es meinen Kindern auch sagen.
Du schaffst das !!!! Besonders mit Deinem lieben Partner #herzlich
LG Moni

7

Hallo und lieben Dank für deine Antwort!

Ich danke dir für deine Meinung und es ist überhaupt nicht schlimm, wenn sie etwas härter ausfällt.

Recht hast du.

Ich habe mich heute morgen drangesetzt und meine Bewerbungsunterlagen überarbeitet und mich auf einen Job beworben. Vielleicht habe ich ja Glück.

Werde weiter die Augen offen halten nach weiteren Jobs. Im Moment steht nicht sehr viel in der Zeitung/Netz.

Ich hoffe dieses miese Gefühl, welches in mir drin ist, wird bald weg gehen. Ich möchte zu dieser Partnerschaft etwas beitragen und nicht "nur Schule und Haushalt" machen.

Ich glaub ich brauchte jetzt einfach mal das jammern, aber es muss irgendwie weitergehen.

Das heißt: weiter Schule machen und weiter einen Job suchen. Und darauf hoffen Glück zu haben.

Ich danke allen für die Antworten. Ich hoffe der schwarze Schleier wird bald weg gehen.

LG

4

Ratschlag von mir.... begrab die Vergangenheit. Es ist niemals gut, in der Vergangenheit zu leben, während man versucht in der Gegenwart zu überleben.

Du merkst sicherlich, dass du dich da immer weiter verfängst und dir somit deine Zukunft verbaust, indem du dich selber unter Druck setzt.
Das Gefühl, sich selbst immer etwas beweisen zu müssen, besser sein als andere, weil einem die Welt sonst nicht wirklich wahr und ernst nimmt... reine Kopfsache!!!!

Schaue im Jetzt und Hier.... was siehst du? Du hast einen Mann, der dich liebt und dich unterstützt und dich nicht fallen sehen möchte.... darum hilft er dir, wo es nur geht.
DAS hast du jetzt!!!! Und das ist wichtig; nicht die Vergangenheit, die bereits vorbei ist.

Du wirst deinen Weg gehen und er wird toll werden, vor allem aber, weil dich jemand liebt.
Das ist weitaus mehr, als manch sich erhoffen können. Also schöpfe deine Kraft aus dieser Liebe... wie ehißt es so schön? in guten, wie in schlechten Zeiten.

Und mal ehrlich, es ist keine Schande, heute arbeitslos zu werden, da bist du nicht alleine, es geht vielen anderen auch so. Wichtig ist dabei, dass ihr beiden zusammenhaltet, dann werdet ihr es gemeinsam schaffen. Er als dein Rückhalt und du als diejenige, die gewinnt. =)

Wo siehst du dich in der Zukunft? Ich sehe eine Frau, die Ihren Weg nach oben macht, eine Frau, die nichts erschüttern kann, um Ihren Weg zu gehen. Eine Frau, die alles durch hat und alle Steine auf Ihren Weg ausräumen konnte, sodass Ihr Weg klarer wird.

Gib niemals auf, du stehst nun auf der Gewinnerseite.

Liebe Grüße und ein erfolgreiches Jahr
Volker

5

ich kenne dieses Gefühl sehr gut. Sich als Versager zu fühlen. Bis zum Abitur lief alles glänzend... Und danach nur noch in die Hose... Studium geschmissen. Aus ausbildung geschmissen worden, Studium geschmissen.. Schwanger (ahhhh) ohne ausbildung ohne Geld. Jetzt mit 27 bin ich im 2.ten Ausbildungsjahr. Gehöre mit zu den besten in meinem Kurs.

Weißt du.. du reißt was.. du probierst was zu reißen. das ist wichtig. du wirst wieder nen Aushilfsjob finden. Aber du DARFST AUF KEINEN FALL jetzt die Sache mit der Schule und der Ausbildung schmeißen! Auf keinen fall.. Das ist wichtig!

In einer Partnerschaft steht man füreinander ein. Du würdest ihn doch auch versuchen durchzubringen für eine gewisse zeit oder? und wenn er sich dahinter klemmt dass sich an der Situation was ändert oder?

Also, behalte den Mut. Klopp nicht weiter auf dir rum. Sondern geh es an. Und zieh es durch!

6

Du hattest ein Scheiß Kindheit,hast Drogen und Alkohol hinter dir.Hast dein Schulabschluss nachgeholt,bemühst dich um einen neuen Job...und dann nennst du dich Versagerin?! Du bist eine tapfere Frau die kämpft und nicht aufgibt.Hast einen Liebevollen Partner der zu dir hält.Und genauso soll es sein;in Guten wie in schlechten Zeiten...
Ist gibt viele die auf Jobsuche sind,aber deswegen gleich den Kopf hängen lassen?
Du kannst dir sicher sein das du deinen Job noch findest,mit so viel Willen! Das soll dir erstmal einer nachmachen...

LG