Ab wann schadet es den Kindern?

Hallo, hatte vor einiger Zeit schon mal geschrieben:
http://www.urbia.de/forum/16-partnerschaft/3341444-wie-verkraften-wenn-der-partner-geistig-abbaut/21187409

Mein Mann hatte vor ein paar Jahren einen Schlaganfall.
Geblieben sind minimale Einschränkungen, die Außenstehenden gar nicht auffallen, aber er ist anders seitdem.
Nicht mehr so belastbar und oft mit für mich einfachen Dingen überfordert.

Therapie oder ähnliches macht er nicht, schafft es auch gar nicht organisatorisch.
Selbsthilfegruppe oder so hat nichts gebracht, da sind eher die harten Fälle, die Pflegestufe haben oder so.

Aber er fährt immer wieder aus heiterem Himmel aus der Haut, nicht nur bei mir auch bei Familiengeburtstagen etwa.
Es ist dann plötzlich total wütend und argumentiert extrem subjektiv/unlogisch.
Hinterher, wenn ich ihn darauf anspreche, tut es ihm meistens echt leid.

Unsere Tochter,4, erschrickt sich dann oft so sehr, dass sie anfängt zu weinen.
Das macht mich total fertig, und ich frage mich, bis wohin ich ihr das zumuten kann.

Unsere Beziehung ist kaum mehr existent. Die Liebe ist weg.
Er ist ein toller liebender Papa, daher sind wir ja auch noch zusammen, ohne Kind sähe das sicher anders aus.

Aber was soll ich meiner Tochter sagen, wenn sie mich nach einem solchen Wutausbruch fragt, wieso er so ist?
Ab wann muss ich zum Wohle meines Kindes gehen?

Eine Situation als Beispiel, heute:
wir essen zum Abendbrot Gurkenscheiben, die er geschnitten hat.
Alles scheint friedlich, bis ich sage: Die Gurke hat einen komischen Nachgeschmack, bitte erstmal nicht dem Kind geben.
Wieder wird er ganz plötzlich wütend und laut: Er würde es ja generell hassen, wenn ich Lebensmittel so leichtfertig wegwerfe!
Meine Tochter sitzt neben ihm und fängt wieder an zu weinen, wohl auch wegen dem Tonfalls, der dann immer so sehr aggressiv ist.
Das steht in großem Gegensatz zu seinem sonstigen Verhalten, wie eine andere Seite.

Kann ich einem Kind sowas vermitteln oder muss ich es anders schützen?

Bitte sagt mir einfach eure Meinung.
Ich werde mir Leute suchen, mit denen ich drüber reden kann, aber ich brauche jetzt Rückmeldungen!

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Kann es sein, dass du ihn verlassen möchtest, weil du nicht mehr mit ihm leben willst? Um die Schuldgefühle los zu werden, schiebst du das kindeswohl vor.

Es ist legitim einen Mann zu verlassen, auch wenn er einen Schlaganfall hatte, wenn es für dich nicht mehr geht.

Ich würde dir eine Psychotherapie empfehlen, damit du herausfindest, was am besten für dich ist.

Gruß

Manavgat

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Den Gedanken an eine Trennung habe ich schon gehabt, aber grade zum Wohle unserer Tochter möchte ich es so lange wie möglich aushalten.
Wir wollten beide sehr dieses Kind und unsere Liebe für sie ist eine große Gemeinsamkeit, die ja immerhin viel wert ist, denke ich.

Nur diese Streite ab und zu lassen sich nicht verhindern, und ich versuche, abzuschätzen, was schlimmer ist für sie; diese Wutausbrüche aus heiterem Himmel vom Papa oder eine Trennung.

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Hallo.

Ist eine total verfahrene Situation. Aber ich kann ein Beispiel von mir erzählen. Mein Ex hatte zwar keinen Schlaganfall, aber er war Alkoholiker. Er begab sich einmal in Therapie und wurde rückfällig. Er begab sich ein zweites mal in Therapie und es hat gefruchtet. ABER: Jetzt kommt der Knackpunkt. Er hatte sich dann so sehr verändert, dass ich es nicht mehr ausgehalten habe. Er fordert so viel Aufmerksamkeit und wenn er diese nicht bekam, drohte er damit, wieder rückfällig zu werden. Die Kinder litten unter seine Launen und hatten auch schon Angst. Also zog ich den Schlussstrich. Jetzt sind sechs Jahre vergangen und er wurde zum Glück nicht rückfällig. War wahrscheinlich nur eine Hilflosigkeit von seiner Seite, sowas zu sagen. Damit konnte er mich aber nicht mehr halten.

Ich will damit sagen, rede mit deinem Mann, sag ihm, dass du keine Gefühle mehr für ihn hast. Die Krankheit jetzt mal außen vor. Denke mal an dein weiteres Leben. Du kannst dich jetzt nicht ewig an diese Sache festnageln. Wenn es für dich am Besten wäre, dann zieh die Trennung durch. Du kannst ja trotzdem einen gesunden Kontakt zu ihm haben, schon der Kleinen wegen. Aber ich denke mal, dass auch für die Kleine dann mehr Ruhe reinkommt.

Viel Glück und Kraft.

LG Hermina

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Hola,

dein Mann leidet an seiner Situation und braucht wahrscheinlich Hilfe und eine Therapie um mit der Krankheit besser fertig zu werden.
Er wird wohl Minderwertigkeitskomplexe haben, glauben nichts richtig zu machen und daher nimmt er jede Kritik als Vorwurf oder Angriff. Er fuehlt sich vielleicht auch nicht mehr angenommen oder kann sich selber nicht annehmen wie er nun ist.

Du bist wahrscheinlich genauso ueberfordert und reagierst uebersensibel, was euer Kind mitbekommt und deswegen so oft weint und reagiert.
Jeder moechte sich wichtig fuehlen und umsorgt und du bist wahrscheinlich auch zu kurz gekommen. Fuehlst dich zurueck gesetzt und nicht geschaetzt fuer das was du tust und leistest.

Ich hatte eine Freundin als Kind mit einem cholerischen Vater. Die Mutter hat die Anfaelle ignoriert und nicht persoenlich genommen. Die ganze Familie hat ihn toben lassen und meine Freundin hat keinen Schaden abbekommen. Vielleicht weil ihre Mutter damit anders umgegangen ist. Ich selber habe mal so einen Anfall erlebt und war erst erschrocken, bis ich sah, dass alle anderen ganz gelassen blieben.
Ich muss dazu erwaehnen, ihr Vater war 15 Jahre aelter als ihre Mutter und ist als Jugendlicher in den Krieg eingezogen worden, war in Gefangenschaft.
Therapien gab es fuer die vielen Maenner die aus der Gefangenschaft kamen oder traumatisiert waren nicht.
Dir irgendwelche Leutchen zu suchen zum reden, wird dir nicht weiter helfen.
Sprich gezielt mit ihm und versucht gemeinsam eine Loesung in Form von Hilfe suchen.

Du kommst ein wenig so rueber, dass du dein Kind vorschiebst um einen Grund zu finden, einen kranken Mann zu verlassen. ( Das machen nicht nur Menschen die einen kranken Partner verlassen wollen, sondern wird generell gerne gemacht )

Ich moechte dir nicht zu nahe treten. Aber ich habe schon schlimmeres gehoert / gelesen und die Familien sind zusammen geblieben.

Saludos

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Hallo,
deine ersten beiden Absätze enthalten viel wahres!
Er ist jetzt schon am Limit und wenn irgendwas extra kommt, geht gar nichts mehr.

Selbst mal ein schönes Gespräch zusammen, wie es uns geht, ist oft schon zu viel.
Aber ich sehe auch, wie er sich bemüht und mir gefallen möchte!

Daher bleibe ich, und weil ich die Vater-Tochter-Beziehung nicht beschädigen möchte.

Erstmal. Wenn ich sehe, sie leidet, dann muss ich handeln. Aber diese Grenze zu definieren ist nicht leicht.

Dein Beispiel mit dem cholerischen Vater hilft mir wirklich; mir ist ja klar, dass ich auch anders reagieren könnte.
Aber ich werde spätestens dann wütend, wenn die Kleine weint.

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Wahrscheinlich im Gegensatz zu manch anderen Antworten hier kann ich Dich verstehen, weil ich selber einen Mann habe, der vor 9 Jahren einen Schlaganfall hatte und ich diese Folgen, nicht ganz so gravierend - aber doch kenne.(Habe ich Dir damals ja auch schon geschrieben)
Ein Schlaganfall verändert IMMER einen Menschen, auch wenn es die Außenwelt nicht so sieht. Mein Mann hat auch noch "Glück gehabt" - und trotzdem hat dieser Tag einen komplett anderen Menschen aus ihm gemacht.
Und ja - auch ich bin schon manchmal fast dran verzweifelt; wenn ich ein kleines Kind zuhause hätte, wäre es noch schlimmer, so bin ich ja nur alleine der "Prellbock" für seine manchmal auftretenden Launen und Stimmungswechsel. Trennung war und ist keine Option, er ist zu alt, ich würde ihn niemals im Stich lassen, wir sind 33 Jahre zusammen....

Dein Mann erinnert mich an einen Nachbarn, ebenfalls nach Schlaganfall. Er war zuerst schrecklich launisch und stürzte dann in richtige Depressionen, bis ihn seine Frau buchstäblich über Nacht in eine Psychiatrie einweisen ließ - zu seinem Selbstschutz. Und das war sein Glück. Diese Therapie hat ihm sehr geholfen, als er dann nach Jahren wieder mal "soweit" war, ging er freiwillig nochmal. Seither ist alles im grünen Bereich.

Meiner Ansicht nach MUSS Dein Mann in eine Therapie, organisatorisch schwierig hin oder her. Sein Hausarzt hilft ihm doch dabei. Er liebt doch sicher sein Kind und will ihm nicht schaden. Sprich mal mit ihm in einer guten Situation, ohne das Kind.
In den SHG findet er keine Hilfe, da hast Du recht, da sind wirklich nur die ganz schweren Fälle.
Alleine schaffst Du das nicht - er auch nicht. Das muss er einsehen.

Von eurem Kind kann man nicht verlangen, dass es solche gravierenden Stimmungswechsel versteht, dafür ist es zu klein, es macht ihm einfach Angst. Sag das Deinem Mann bei einem guten Gespräch.

Ich sehe es übrigens bei Dir NICHT als vorgeschobenen "Vorwand" an, Deinen Mann zu verlassen. Jemand, der eine solche Wesensveränderung beim Partner nicht selbst miterlebt, kann da leider überhaupt nicht mitreden.
Irgendwann ist es nicht mehr "Dein Mann" - sondern mehr oder weniger ein "vertrauter Mitbewohner", für dessen Wohlergehen Du verantwortlich bist - und der dafür seine Launen an euch auslässt. Dafür bist Du sicher noch viel zu jung.
Nicht nur Du hast eine Verantwortung für Deine Familie, er auch - und dafür soll er nun mal was tun, Krankheit hin oder her !
LG von Moni

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"Irgendwann ist es nicht mehr "Dein Mann" - sondern mehr oder weniger ein "vertrauter Mitbewohner", für dessen Wohlergehen Du verantwortlich bist -"

Genauso ist es!
Danke für dein Verständnis!

Von dir würde ich auch gern noch wissen, welche Therapien du genau meinst.
Er arbeitet ja Vollzeit, das funktioniert zum Glück wunderbar.
Meistens schlägt die Stimmung daher auch am WE um,wenn wir länger zusammen sind.

Es fällt mir schwer, immer Rücksicht zu nehmen und Geduld zu haben.

Wenn er dann wütend ist, und ich alleine mit ihm bin, muss ich manchmal auch lachen, weil es so albern ist, zB wegen einer Gurke zu streiten.
Und eigentlich möchte ich meinen Mann ja ernst nehmen!

Bin bald auf Kur, hoffe sehr, dass ich für mich da einen Weg finden kann.

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Schreib mich mal bitte per PN an.

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