Ich erkenn mich selber nicht!

In letzter Zeit hatten mein Partner und ich (seit 3 Jahren ein Paar) eine schwere Zeit. Wir standen (ich immernoch) kurz vor unseren Abschlussprüfungen und die Nerven lagen Blank. Ich behaupte zumindest einfach mal es lag daran. Haben wir uns gesehen haben wir uns genervt, haben wir uns nicht gesehen hat es uns genervt das wir uns nicht sehen. Hat er mir zwei Minuten nicht zurückgeschrieben bin ich durchgedreht und er ist durchgedreht, weil ich ihm dauernd geschrieben habe. Wie gesagt, es war ziemlich komisch, es hat für uns beide überhaupt nicht mehr gestimmt, war kurz vor Schluss.

Jetzt haben wir uns wieder aufgerappelt, es geht langsam bergauf. Mein Ferund hat mir meine besagten "Fehler" verziehen, wir haben uns ausgesprochen & auch ich war bereit ihm zu verzeihen. Dachte ich auf jedenfall.

Nun ist es so, dass eigentlich alles wieder gut sein könnte. Nur habe ich dauernd das Gefühl, dass irgendwas nicht in Ordnung ist, dass er mich nicht mehr liebt, dass ich ihn nerve, wie auch immer. Wenn ich ihn darauf anspreche sagt er immer ich soll mir mal nicht so viele Gedanken machen, und dass wür ihn alles in Ordnung ist. Im nächsten Moment kommt er aber (wir sehen uns 1-2 mal in der Woche) und legt sich ins Bett und pennt. Nach einer Woche würde ich aber gerne mich mit ihm unterhalten oder sowas, das hat er davor auch nie gemacht und ich hab irgendwie das Gefühl er will mir aus dem Weg gehen.

Ich weiss nicht, ob das daran liegt, dass ich momentan einfach total unzufrieden mit mir selbst bin. Vielleicht bild ich es mir ja auch nur ein. Leider habe ich nicht so viele Freunde, da ich (wie alle sagen) viel zu lieb zu allen bin und adnn immer ausgenutzt werde. Ich fühle mich hässlich und unnütz momentan, ich weiss nicht wohin mit meinen Gefühlen, will ihn ja auch nicht dauernd nerven. Ich weiss nicht, wo ich das einordnen soll. Bin ich depressiv? Manchmal möchte ich einfach nur den ganzen Tag im bett bleiben und am liebsten heulen, weil mein Freund mir keine SMS geschrieben hat oder einfach so grundlos. Ich komm mir dann auch selber total dumm dabei vor, und das machts dann noch schlimmer. Eigentlich bin ich immer gut gelaunt, sehr fröhlich und immer am plappern. Ich habe grosse Angst meine Prüfungen nicht zu bestehen und das er mich verlässt wenn ich so weiter mache, denn ich liebe ihn wirklich sehr und unsere Beziehung war bis anhin eigentlich perfekt.

Das wurde jetzt etwas lang, weiss auch nicht was ich von euch erwarte. Wenigstens ists jetzt mal aufgeschrieben, auch wenn ich mir jetzt vorkomm wie ein Psycho. :-p

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Ganz ehrlich: Such dir ein Hobby und beschäftige dich mal selber. Ich bin zwar auch eine Frau, aber mich würde es tierisch nerven, wenn mir ein Mann ständig SMS schicken würde oder anrufen würde.

Ich glaub auch nicht, dass du depressiv bist, sondern eher, dass du mit dir selber nichts anfangen kannst. Das sollte frau eigentlich gelernt haben, bevor sie sich auf eine Beziehung einlässt.

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Hallo & danke für deine Antwort.

Wie gesagt, ich weiss das das nervt, das würde mich ja auch nerven. Ich erkenn mich selbst nicht, denn sonst bin ich nicht so und kann mich super alleine beschäftigen. Ich treibe 5 Mal die Woche Sport. Ich habe Hobbys, aber im Moment weiss ich echt nicht wohin mit mir.

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Kenne ich sehr gut, dieses Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung ist, ohne das man greifen kann, was es ist. Man kann sich da sehr gut reinsteigern. Dann wird gesagt, dass alles gut ist, und für 5 Minuten ist man glücklich und die Welt in Ordnung ... und dann geht es wieder los, das komische Gefühl, ohne dass man weiß, was es ist. Und dann versucht man eine SMS "zu erpressen", damit man wieder die Rückversicherung hat.

Aber dieses Gefühl ist nicht umsonst und kommt nicht von ganz allein. Irgendwas ist nicht ok. Du musst nur rausfinden, was das ist.

Hilft dir wahrscheinlich gar nicht mein bla-bla ... aber ich kann dich verstehen.

*drück*

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Guten Morgen,

Ich bin eine ähnlich gestrickte Persönlichkeit. Dieses Gefühl, durchzudrehen, den Boden unter den Füßen zu verlieren, einfach weil man das Gefühl hat, der Partner könnte sich ein wenig von einem entfernt haben, auch wenn es nachvollziehbar ist, weil er einfach ein wenig Ruhe braucht, kenne ich.

Vor einigen Jahren hatte ich eine Beziehung mit einem Mann, der Psychologe ist. Er sagte mir irgendwann, ich habe kein Urvertrauen – dadurch dass ich ein Geburtstrauma (ich wurde direkt vom Mutterleib in ein Säuglingsheim gegeben, zur Adoption) erlitten habe und meine (Adoptiv-)Mutter eine Persönlichkeitsstörung hatte, ich schätze im Rückblick Bipolare Störung, brauche ich extrem viel Sicherheit. Ich vertraue nichts und niemand. Menschliche Beziehungen sind außerordentlich schwierig für mich – weil Menschen eben sind, wie sie sind, veränderlich.

Ich schaffe mir meine eigene Sicherheit indem ich dafür sorge, für den Job fit zu sein, mein Zuhause als Refugium gestalte, meine liebsten Freundschaften pflege und ansonsten meinen Alltag zu strukturieren. Ein paar "zuverlässige Zonen" brauche ich. Natürlich ist es dennoch stressig und beängstigend, wenn etwas ins Rutschen gerät…dafür habe ich Hobbies und Interessen, die mich "erden". So lange ich alles alleine bestimmen kann, ist alles gut…nur ist eine Partnerschaft ja doch ganz schön…

Zum Glück habe ich einen Partner, der das alles weiß. Klar, haben wir Streit und Schwierigkeiten gehabt – zumal er ein Typ ist, der es gewohnt ist, sein Ding durchzuziehen und viel Freiraum zu beanspruchen. Wir haben in 4 Jahren schon 3 Trennungen hinter uns – lieben uns aber und haben so langsam unseren Weg gefunden. Er weiß, ich muss mich 120% auf seine Aussagen verlassen können – er musste also lernen, in sich zu gehen und seine Gefühle zu spüren, nicht heute hü, morgen hott, weil man gerne etwas verspricht, was man dann nicht einhalten kann, da man sich dann arg verbiegen müsste. Wir reden viel, ergründen, sind ehrlich, finden Lösungen. Ich vertraue ihm. Und wenn es Probleme gibt weiß ich – er rennt nicht weg, wir lösen sie gemeinsam. Das Entscheidende für mich ist…er ist „da“…er muss auf nichts verzichten, ich würde ihn niemals einengen wollen, aber ich weiß, wenn’s brennt ist er „bei mir“….und….ich kann auch ohne ihn.

Alles in allem kann ich nur sagen….es wird nicht besser wenn du deinen Partner bedrängst. Du musst ihn zwar mit einbeziehen, aber an DIR arbeiten, DEINEN Weg finden.

#klee

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Deine Beschreibung des fehlenden Urvertrauens und der daraus resultierenden Verunsicherung, die ins Unermessliche wächst, sobald Versprechen nicht eingehalten werden, hilft auch mir sehr. Ich hatte das bislang nie in einen Kontext gebracht.

Danke für Deinen offenen und tollen Beitrag!

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Ich denke dein Problem ist tatsächlich dein Selbstwertgefühl. Du fühlst dich unsicher und möchtest in unsicheren Momenten die Bestätigung von deinem Freund, dass mit dir alles in Ordnung ist, dass du ein netter und liebenswerter Mensch bist. Wenn dir dein Freund diese Bestätigung nicht gibt (keine Sms schreibt, sich nicht um dich "kümmert") fühlst du dich sofort ungeliebt, dein Selbstwertgefühl ist im Eimer.
Diese Probleme wirst du mit jedem Partner haben, wenn du nicht daran arbeitest, reif und erwachsen zu werden! Erwachsene sollten in der Lage sein, sich selber diesen Halt zu geben, wenn sie mal aus der Balance kommen. Wenn man ständig andere (vor allem den Partner) braucht, um sicher selber gut zu fühlen, wird das für den Partner ziemlich anstrengend.

Arbeite also an dir und deinem Selbstwertgefühl. Warum lässt du dich z.B. von anderen ausnutzen? Denkst du, dass dich andere nur mögen, wenn du etwas für sie tust? Hast du Angst sofort die Zuwendung anderen Menschen zu verlieren, wenn du mal "nein" sagst, wenn du offen deine Meinung sagst?
An solchen Fragen würde ich ansetzen! Die Krise mit deinem Freund ist nur ein Symptom für deine Probleme mit dir selber.

Vielleicht hilft dir bei den ersten Schritten ein Buch zum Thema "Selbstliebe"? Zum Beispiel:

http://www.amazon.de/Liebe-selbst-sonst-liebt-keiner/dp/3866161255/ref=pd_sim_b_6

Grüße
Luka