Hallo,
Weil Tabu-Thema heute in Schwarz. (Kann verschoben werden)
Hypothetisch:
Im Vollbesitz meiner geistigen Fähigkeiten entschließe ich mich, aus diversen Gründen, mein Ableben vorzeitig selbst zu beschleunigen. Wohl gemerkt: ein ernsthafter Versuch, kein Hilferuf.
Warum "darf" ich das nicht? Warum darf ich, als mündiger, erwachsener Bürger, meinem Leben nicht dann ein Ende setzen wenn ich es für Richtig halte? Wenn ich finde, der Moment sei gekommen, aus Todessehnsucht heraus, wegen unheilbarer Krankheit... Oder was auch immer!
Abgesehen von religiösen Begründungen (Selbstmord=Todsünde), fehlt es mir an schlüssigen Argumenten warum nicht ein Jeder von uns das Recht hat einen selbst bestimmten Tod / Todeszeitpunkt zu wählen. Warum wir als Krank gelten, von uns selbst "geschützt" und therapiert werden wenn ein Selbstmordversuch schief geht, warum wir zum Leben quasi gezwungen werden wenn es uns selbst nicht mehr Lebenswert erscheint.
Es gibt etliche Beispiele von Prominenten, die ihrem Leben bewusst ein Ende setzten, aus freien Stücken heraus. Das Entsetzen und die Empörung der Öffentlichkeit ist aber groß. SELBSTMORD geht gar nicht!
Ich jedoch empfinde Bewunderung für diesem Mut und Respekt wegen der Selbstbestimmung des eigenen Lebensendes, verwerflich finde ich es nicht...
Freue mich eure Meinungen zu lesen.
Wieso darf ich mich nicht selbst töten?
Mal eine Frage?
Hast du bereits einen Selbstmordversuch hinter dir oder warst mal kurz davor?
Nein.
Aber nicht ausgeschlossen das ich im Alter nicht bereit bin vor mich hin zu vegetieren.
Grüsse
Da antworte ich dir ganz emotionslos! Natürlich kannst du deinem Leben ein Ende setzen! Möglichkeiten gibt es genug. Aber verurteile nicht die Menschen, die dann traurig wären, weil du nicht mehr da bist.
Ich finde es verständlich wenn man wegen unheilbarer Krankheit die unweigerlich zum Tod führt den Freitod wählt und würde dies persönlich auch so machen-wenn ich keine Kinder hätte! Denn diese würden sich sicher immer fragen warum ich sie nicht so sehr geliebt hab das ich die letzte zeit nicht mit ihnen verbracht hab-Das ist mein Gedanke dazu!
Natürlich darfst du.
Brich die Reaktionen aber nicht nur auf "Entsetzen und Empörung" herunter.
da spielt sicher mehr eine Rolle. Auch in den Reaktionen der Öffentlichkeit. Von Fassungslosigkeit, Mitgefühl und Trauer bis zu Angst wird da wohl alles eine Rolle spielen (in Medien kommt sicher auch die Frage nach dem passenden Aufmacher etc dazu). Wohl auch dass einigen trotz schwerster Krise wohl auch geholfen werden kann - oder man das zumindest hofft.
Hallo,
ich stimme dir zu, meine Beschreibung war nicht allzu gut durchdacht. Vielen Dank!
Grüsse
>>wenn ein Selbstmordversuch schief geht<<
Wenn man es wirklich will klappt es auch Ein Grossteil der Suizidversuche wird aber gar nicht ausgeführt, um dem Leben ein Ende zu setzten sondern um Hilfe zu bekommen. bzw Menschen im Umfeld aufzurütteln.
Passt jetzt nicht ganz zum Thema aber ich bin überzeugt davon, dass man den eigenen Tod auch ohne Hilfsmittelchen herbeiführen kann, wenn man zu 100 Prozent mit dem Leben abgeschlossen hat. Aber wirklich komplett loszulassen und sich vom Leben zu verabschieden. ist schwierig, ich habe das dennoch gleich bei zwei Personen miterlebt.
Selbstbestimmt und im Vollbesitz der geistigen Kräfte - das ist ein schwieriges Thema.
Nimm mal an, Oma ist nicht mehr so fit, sie ist Pflegebedürftig, ihre kleine Rente reicht hinten und vorne nicht, das Haus sanierungsbedürftig, der Pflegedienst kann mit dem knappen Geld nicht alles machen, und damit fällt sie automatisch ihren Kindern zur Last. Die Tochter kommt zum putzen, der Sohn macht das allernötigste am Haus, fürs Heizöl legen die Kinder zusammen und sonst füllen sie ihr auch so oft es geht den Kühlschrank. Muss Oma zum Arzt nimmt sich einer in der Arbeit frei und fährt sie, so weit lauten geht nicht mehr, und wirklich verstehen was der Arzt so sagt tut sie eben auch nicht mehr.
Oma ist aber eine bescheidene Frau, sie war die letzten 75 Jahre immer für andere da, und jetzt auf einmal müssen die anderen sich um sie kümmern, und so ein klein wenig dement ist sie auch - nicht wirklich schlimm, aber manchmal etwas schusselig, wunderlich, und sie hat sich auch mal im eigenen Stadtviertel verlaufen.
Wenn man Oma jetzt direkt erlaubt ihrem Leben ein Ende zu setzen, am besten mit schicker Broschüre einer Sterbehilfeorganisation, wo sie gleich auch noch Sarg und Blumenschmuck für die Beerdigung aussuchen kann - würde sie vielleicht Schluss machen wollen, nur um ihren Kindern nicht länger zur Last zu fallen? Oder aus Angst in ein Pflegeheim zu müssen (das ist ja oft gar nicht so schlimm, die Umstellung ist schlimmer als der eigentliche Alltag im Heim)?
Würden vielleicht die Kinder doch ein wenig beeinflussen oder Druck aus üben, von wegen, dann kann man das Haus wenigstens verkaufen statt noch viel rein stecken zu müssen?
Ich finde es einfach sehr riskant und begrüße daher möglichst hohe Hürden. Ist Oma dann mal so schlimm dement dass sie kein Durstgefühl mehr hat und sie kaum noch isst, läuft es ja sowieso auf ein natürliches Ende hin - solange man ihr keine Magensonde verpasst und sie ewig am Leben erhalten kann.
Insofern: Patientenverfügung auf jeden Fall, aber der Unterschied ob jemand so eine Entscheidung wirklich aus sich heraus und in vollem Besitz der geistigen Kräfte treffen kann oder nicht, den finde ich zu schwierig.
Es gibt heute noch Tage an denen mein Vater fast normal wirkt - und Tage an denen er mich nicht mehr erkennt. Wie soll ein Arzt oder Gutachter der ihn da nur eine Stunde lang sieht bemerken, ob er nur nen guten Tag hat oder echt noch eine eigene Entscheidung treffen kann?
>>>Oder aus Angst in ein Pflegeheim zu müssen (das ist ja oft gar nicht so schlimm, die Umstellung ist schlimmer als der eigentliche Alltag im Heim)?<<<
Nachdem ich eben den Filmbericht von Wallraff über Pflegeheime gesehen habe, möchte ich niemals in so ein Heim.
Die Zustände in diesem "Spitzenheim" (alle Noten "sehr gut") waren einfach grauenhaft.
Das hängt vor allem von Deinen Angehörigen ab. Hast Du auch noch Extra danach angeschaut? Da waren auch ausgesprochen gute Heime dabei. Auch das Heim wo mein Vater lebt ist echt gut, da gibt es genug Pflegekräfte, die sich alle große Mühe geben, obwohl mein Vater manchmal schwierig ist oder ihnen an den Hintern grabscht.
Diese Noten sind reine Augenwischerei weil man viel zu viel Ausgleichen kann. Wundgelegene Patienten die viel zu wenig trinken kann man ausgleichen, indem man eine saubere Dokumentation hat und der Speiseplan in extra großer Schrift ausgehangen wird, das ist doch ein Witz. Das weiß aber auch jeder, der sich näher damit befasst hat.
Das Heim von meinem Vater hat nur eine Vier - weil die Menschen wichtiger sind als ein Speiseplan den die Leute zwar lesen können, aber wer nicht weiß welches Jahr gerade ist, weiß noch weniger ob heute Dienstag oder Mittwoch ist.
Bist du hier um zu Leben oder um zu Sterben?
Bei einem Todeswunsch liegt der Grund meistens ganz woanders. An Dingen, die man selber "nicht gebacken" bekommen hat, die aussichtslos erscheinen (unheilbare Krankheit) oder in denen man das Gefühl hat, einfach "nur" versagt und somit alles verbockt zu haben. Der Tod wird dann als einzige und willkommene Alternative gesehen. Es mag eine Alternative sein, ggf. auch die, die am schnellsten erreicht werden kann und dann die ersehnte Erlösung bringt. Aber bist du dir da so sicher?
nur so einige Gedanken dazu.
Ich persönlich finde ein Leben ist kostbar und es lohnt sich, dafür zu kämpfen. Von daher wirst du wohl von denjenigen, die ebenso empfinden, die das Leben als etwas lebenswertes empfinden, Menschen, die bereits mit dem Tod konfrontiert wurden, nur eine derartige Antwort erhalten können, nämlich dass das Leben zu kostbar ist, um es "einfach so" weg zu werfen.
Meiner Ansicht nach gehört zum Sterben, vor allem zum Selbstbestimmten Sterben, genauso viel Mut, wie zur Entscheidung, leben zu wollen.
vG
ficus
Hallo,
Vielen Dank für deinen Beitrag.
Ich gebe dir (und anderen) in vielen erwähnten Argumenten es recht. Gerade nach der kritischen Frage des Geisteszustandes eines Selbstmörders. Als Außenstehender vermutet man sofort einen psychisch Kranken, depressiven.
Aber ich wage die These, dass es durchaus Selbstmörder gibt, die klaren Verstandes sind.
Was ist mit den, durch Freitod gestorbenen, historischen Helden. Alles psychisch Kranke? Oder die Kamikaze-Flieger des Zweiten Weltkrieges. Oder Völker, in denen man sich selbst richtet weil man dadurch eine vermeintliche Familienentehrung wett machen will?
usw.
Argumentiert man damit, das diese Menschen mit ihrem selbst gewählten Tod etwas bezwecken wollten, der Tod nicht grundlos war. Dann halte ich dagegen und meine, dass das genauso verwerflich oder zu akzeptieren sein sollte wie ein Mensch, der ohne heroischen Hintergrund seinem Leben ein Ende zu setzen beschließt. Einfach weil Er es will und weil ER einen Grund dafür hat. Oder nicht?
Grüsse
"Aber ich wage die These, dass es durchaus Selbstmörder gibt, die klaren Verstandes sind. Was ist mit den, durch Freitod gestorbenen, historischen Helden. Alles psychisch Kranke? Oder die Kamikaze-Flieger des Zweiten Weltkrieges. Oder Völker, in denen man sich selbst richtet weil man dadurch eine vermeintliche Familienentehrung wett machen will?"
Bist du wirklich (!) der Ansicht, dass kamikaze-Flieger ohne äußeren Einfluss waren und sich dafür selbst bestimmt entschieden haben? oder war da nicht ein wenig Manipulation dabei?
Sind nicht die historischen Selbstmörder im Grunde welche, die an ihrer Aufgabe gescheitert und nur den Selbstmord als einzige Möglichkeit gesehen haben, in ihrer Sache Aufsehen zu erregen? Also doch der Grund der Ausweglosigkeit?
Familienentehrung - selbst bestimmter Freitod oder doch eher der Zwang, weil z.B. die Tradition keine andere Wahl lässt?
Sind das wirklich alles Entscheidungen, die derjenige tief aus sich heraus getroffen hat? Ohne äußeren Einfluss anderer?
Wieso denkt man über sowas nach? Keiner kann dich davon abhalten. Wenn du es wirklich willst und richtig durchziehst kann dich auch hinterher niemand mehr davon abhalten.
Ansonsten verkneif' ich mir meine Meinung dazu.
Drüber nachdenken, warum etwas so ist wie es ist? Weil wir Menschen sind, denken wir, will ich meinen.
Ich finde die Gedanken nicht verwerflich.
Ich denke, viele User halten sich an dem "ich" des Users auf, und meinen, er will sich töten, wird aber davon abgehalten.
Aber als rein theoretische Frage ist das durchaus interessant: Warum ist der Suizid (in unserer Gesellschaft) so verwerflich? Warum werden Menschen vom Suizid abgehalten (hier)?
Darüber kann man doch sehr gut diskutieren, ohne gleich Urteile zu bilden über den Fragenden.
L G
White