Trennung trotz Liebe?!?

Hallo allerseits,

ich möchte gerne schildern was mich zur Zeit umtreibt, und ich erhoffe mir neue Gedanken dazu, vielleicht von jemandem, der in einer ähnlichen Situation war/ist oder der sonst etwas dazu zu sagen weis :-)

Mein Mann und ich können selbst kam glauben, dass wir in dieser Situation sind, nämlich kurz vor der Trennung, denn eigentlich lieben wir uns sehr.

Wir sind seit 12 Jahren zusammen und sind ganz früh Eltern geworden. Wir haben alles echt gut gemeistert, haben uns gegenseitig im Studium unterstützt und haben einen wundervollen Sohn, auf den wir echt stolz sind.
Als Paar sind wir glücklich, machen auch viel zu Zweit, haben den gleichen Humor - was sicher auch daran liegt dass wir sozusagen zusammen erwachsen geworden sind und auch viel zeit zusammen verbringen.

Alles könnte also gut sein. Ausser dass ich denke: soll das alles gewesen sein? Unser Sohn ist zwar noch lange nicht erwachsen, aber er wird zunehmend selbstständiger, was ich ihm natürlich gönne. Mein Beruf im medizinischen Bereich macht mir Spaß, aber als lebensfüllende Aufgabe für die nächsten 40 Jahre sehe ich ihn nicht, zumindest nicht ausschließlich.

Mein Mann findet das großartig, meint, in 10 Jahren sind es nur noch wir beide, dann können wir nur noch genießen. Der Gedanke macht mir Angst! Ich möchte mein Leben jetzt noch nicht, und auch nicht in 10 Jahren, "ausklingen" lassen, ich bin erst Mitte 20 !
Ich möchte noch mehr Kinder, eine große Familie, ein schönes Haus. Mein Mann möchte das alles nicht, und das sagt er ganz klar, er ist vollkommen zufrieden so wie es ist. Er sagt, wir haben in unseren jungen Jahren aus vieles verzichtet, und später sind dann wir dran - ich verstehe ihn da auch.

So ganz sicher weis ich ja auch nicht, was ich will - wir hatten auch beide nie Gelegenheit, das jeder für sich herauszufinden. Leider ist unser Beziehungsmuster auch ziemlich aufeinander bezogen und eingefahren und wir haben bereits oft genug aus voller Kraft und doch erfolglos versucht, etwas zu ändern, mehr "Ich" zu sein. Ich möchte aber noch so vieles herausfinden, machen, das auch ausserhalb des "Wir" liegt.

Soll ich nun gewaltsam "Ich" werden, wenn wir es so zusammen nicht schaffen? Ihm geht es genauso, nur dass er eben der Typ "Einmal zusammen-Immer zusammen" ist, und ich eher der Typ "das Leben soll einen schließlich glücklich machen".
Er würde sich also niemals von sich aus trennen, würde mich aber dennoch gut verstehen.

Ist das nur eine Phase? Das Ganze geht schon über ein Jahr, dass ich zweifle. Vom Menschlichen her ist er einfach nur toll, aber ich weiss nicht so recht, ob ich auch das Leben führe bzw. führen kann, das ich führen möchte. Wobei ich ja nicht einmal ganz genau weis was ich will?

Was ist wichtiger/richtiger/besser ? Die eigenen Ansprüche und Wünsche ans Leben verwirklichen, oder "irgendein" Leben aber dafür mit dem richtigen Menschen an der Seite?

So, wer kann mir nun irgendetwas dazu raten? Ist das eine verfrühte Midlife-Crisis? #zitter

Danke und liebe Grüße

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Du hast das Gefühl, was im Leben verpasst zu haben, weil du in dem Alter, wo andere Leute sich normalerweise austoben und entdecken, sowohl sich selbst als auch beziehungstechnisch, schon Verantwortung übernommen hast für eine Familie und ein Leben geführt hast, wie es andere erst in Eurem jetzigen Alter anfangen zu erwägen.

Ich glaube schon, dass du eine Art verfrühter "Midlife-Crisis" hast, wie sie viele junge Menschen haben, die schon in jungen Jahren ein "erwachseneres" Leben geführt haben als es die Altersgenossen eigentlich normalerweise tun. Du fragst dich nun, wie das Leben wohl wäre, wenn es anders wäre, weil dir die entsprechenden Erfahrungen fehlen.

Leider wird es dir auch nichts bringen, aus den Erfahrungen ANDERER Menschen für dich selbst was zu holen, die Erfahrungen, auch die negativen, muss man leider meist selbst machen, um glauben zu können, dass die Anderen Recht hatten. Ich kann dir nur sagen, dass du JETZT schon alles hast, was die meisten Frauen sich ihr Leben lang wünschen: Einen treuen Partner, mit dem man auf einer Welle ist und glücklich. Ein tolles Kind, auf das man stolz ist. Eine glückliche Familie. Und ich bin mir sehr sicher, wenn du deine Erfahrungen gemacht hast, zu denen es dich jetzt so zieht, dann wirst du irgendwann erkennen, dass du das, was du brauchst und suchst und möchtest, schon die ganze Zeit HATTEST!

Ich hoffe sehr, du schaffst es, dies selbst herauszufinden, ohne zu verlieren, was du hast, den ich bin sicher, du würdest das sehr bereuen!

Viel Glück! #herzlich

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Vielen vielen Dank für deine Antwort.
In meinem tiefsten Herzen weiß ich schon, dass es so ist wie Du schreibst, dass ich alles erreicht habe, nur zu früh. Und dass ich, wenn ich gehe, doch nur das suche, was ich eigentlich bereits habe. Was ich nicht weiß, ist, wie ich mich auch entsprechend fühlen kann. Und wo ich selbst dabei eigentlich bin. Denn wie gesagt lässt es unsere Beziehung kaum zu, mich selbst kennenzulernen.

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Warum lässt es Eure Beziehung nicht zu? Euer Sohn ist mit 12 ja kein Kleinkind mehr. Meinst du nicht, du kannst mal was nur für DICH machen, ohne Mann und Kind? Mit Freundinnen mal abends feiern gehen (und andersrum deinem Mann das mit seinen Kumpels auch ermöglichen)? Vielleicht sogar mal ein kleiner Urlaub mit einer Freundin? Dass du mal rauskommst, was Anderes siehst und erlebst, siehst, wie es ohne deine Beiden da draußen ist, ohne dafür alles aufgeben zu müssen.

Wenn Ihr zusammen bleiben wollt, müsst Ihr Wege finden, Euch innerhalb der Beziehung die Freiräume zu nehmen und geben, die Ihr braucht. Manchmal braucht es Ablösung, um sich wieder angezogen zu fühlen. Vielleicht würde dir schon ein Urlaub allein reichen, um zu vermissen, was du hast?! Rede mit deinem Mann, versucht Wege zu finden aus der Krise, Wege, die für Euch beide akzeptabel sind!

Etwas muss sich auf jeden Fall ändern, denn sonst wirst du dich dein Leben lang fragen, wie es wohl wäre, wenn... Eine gute Freundin von mir hat in so einer Situation mit Mitte 20 alles hingeschmissen, um noch mal neu anzufangen... Das ist jetzt 17 Jahre her, sie hat NIE wieder einen vergleichbaren Partner gefunden, ist nun schon seit über 10 Jahren Single, kinderlos, er hat schon kurz nach ihr eine andere Frau kennengelernt, mit der er eine Familie gegründet hat und seit 15 Jahren glücklich verheiratet ist, und meine Freundin hat sich mehr als 1x deshalb schon in den Allerwertesten treten können, weil sie weiß, dass SIE das sein könnte, die jetzt dieses Leben mit ihm führt.

Das war mir echt ein ziemlich warnendes Beispiel mein ganzes Leben lang. Immer wenn ich Flausen hatte, musste ich an meine Freundin denken und dann dachte ich sofort wieder: Neee, so will ich nicht eines Tages dasitzen!

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<< Wobei ich ja nicht einmal ganz genau weis was ich will >>

Du weisst es nicht einmal ungenau. Wahrscheinlich ist das eine verfrühte Midlife-Crisis.

Brainstorming kann dir helfen. Mach dich darüber schlau.

Ich schreibe manchmal Listen, was ich tun will / muss. Das wird immer viel mehr als in einem Leben zu schaffen ist.

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Ich kann dich gut nachvollziehen. Auch ich habe in den früheren Jahren (17-19) anders gelebt als meine Altersgenossen. Familie gegründet, verlobt, Eigenheim, Arbeit.

Ich wusste genau DAS wie ich es habe ist so perfekt und wunderbar. Meine Beziehung ist toll und wir haben alles was wir uns wünschen könnten. Ja und das Kind hat es dann noch perfekt abgerundet.

Aber schon in der Schwangerschaft bekam ich manchmal Panik. Ich weiss nicht genau wovor, vielleicht dann (1 Jahr, danach geh ich Vollzeit arbeiten) Hausfrau und Mutter zu sein oder nicht mehr hingehen zu können wo ich will, anderes Land, andere Stadt, andere Menschen?

Ich hätte meinen Mann fast betrogen nur um irgendso ein Gefühl wieder zu bekommen dass sich als betrügerisch rausstellte. Oh mein Gott, ich bin echt froh es nicht getan zu haben!

Am Ende hatte ich das Gefühl alles richtig gemacht zu haben, also mein Mann und meine Familie sind das aller beste.

Gebe es nicht auf für dieses Gefühl dass vielleicht oder wahrscheinlich nur noch in deinem Kopf rumhüpft und dir einreden will es wär so toll weil du genau das gerade nicht hast.

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Hallo

warum veränderst du dich nicht beruflich?
Euer Kind ist aus dem Gröbsten raus ,dein Mann verdient und vielleicht bist du dann irgendwann in der Lage euch ein Haus zu kaufen?Bis dahin hast du neue Herausforderungen und ein neues, anderes Umfeld.
Denk mal drüber nach, was du wirklich gerne und langfristig beruflich machen würdest, anstatt eine funktionierende Ehe zu entsorgen.
Für mich klingt dein Thread als würdest du in erster Linie keine berufliche Perspektive sehen, aber ich kann mich auch irren.

L.G.

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Aie71 hat das sehr schön auf den Punkt gebracht: Wirf nicht weg, wovon andere träumen, und was euch beiden eigentlich viel Wert ist.

Setzt den Hebel stattdessen woanders an: indem ihr euch nämlich mehr Freiräume gebt (Hobby), auch mal alleine was unternehmt.

Durch eure frühe Bindung habt ihr euch zu sehr nur gemeinsam entwickelt, der eine kann ohne den anderen nicht sein. Wie zwei Einbeinige, die nur gemeinsam laufen können.

Das Ziel ist jetzt aber nicht, gemeinsam noch besser laufen zu lernen, sondern dass jeder für sich wieder alleine gehen lernt, und dann den Weg weiter gemeinsamen zu gehen.

Und falls ihr es allein nicht schafft, dann lasst euch helfen. Diese Problem sollte lösbar sein.

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Du betonst ja den Team Gedanken, von daher sollte die Kommunikation ja kein Problem sein.

Was mich aber aufhorchen laesst ist, dass ihr anscheinend von hier an voellig unterschiedliche Vorstellungen von eurem Leben habt.
Dein Mann fuehlt sich wie angekommen und jetzt bitte steht wieder ihr im Mittelpunkt.
Bei Dir dagegen gibt es durchaus noch den weiteren Kinderwunsch und weiteres Entdecken...

Es gibt durchaus so symbiotisch funktionierende Beziehungen und bisher seid ihr gut damit gefahren, von daher wuerde ich jetzt nicht das Heil darin suchen, mehr "ich" zu werden, wenn "Wir" euch bisher gluecklich gemacht hat. Das wuerde euch nicht naeher zusammen bringen, sondern moeglicherweise das schleichende Ende eurer Beziehung einlaeuten.

Ihr muesst aber unbedingt abklaeren, wo ihr aufeinander zugehen koennt in den oben erwaehnten Grundsatzentscheidungen. Wenn er definitiv kein Kind will und Du aber definitiv schon... DANN habt ihr ein Problem, dass sich nicht mit mehr "Ich" loesen laesst. Wenn ihr aber schon bei solchen Grundsatzfragen eure Zukunft betreffend nicht ueber das WAS zusammen kommt, dann braucht ihr euch ueber das WIE gar nicht weiter unterhalten und da weiter Zeit verschwenden...

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Nun ja, dem Ziel "mehr Kinder und schönes Haus" kommst Du ja nicht durch eine Trennung näher.

Kannst Du Dir nicht Ziele suchen, die mit Deiner Ehe und Deinem Beruf vereinbar sind? Hobbys, ehrenamtliche Arbeit, politische Betätigung, was auch immer?

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Hallo!

du hast mit mitte zwanzig das, was andere vielleicht mal mit mitte dreißig oder später haben. Jetzt stehst du an. Es gibt nichts mehr, was sich verändert. Bei den meißten dauert es von kennenlernen bis Kinder und Co sag ich mal 10 Jahre. Hier gibt es immer wieder mal aufregende neue Lebensphasen, die sich bei Dir auf sehr kurze Zeit abgespielt haben müssen. Ich seh es bildlich so, du kriegst ne Torte. Wenn du gleich alles auf einmal verputzt, hast du später kein Stück mehr, an dem du Dich freuen kannst. Was willst Du jetzt? Neue Torte backen? Ich verstehe Dich, versteh das nicht falsch. Ich finde es nur aus meinen Augen den falschen Weg Dich evtl von deinem Partner zu trennen, nur um nicht das Gefühl zu haben, zu stagnieren. Er kann auch nix dafür, dass es ist, wie es ist. Er ist wohl nur dankbarer, für das was er hat.