Mein Kind ist zum Vater gezogen.

Hallo

Ich bin durcheinander, wütend, traurig und verletzt.
Ich liebe meinen 11 jährigen Sohn über alles. Als er ein Jahr alt war haben sein Vater und ich uns nach nur 1,5 Jahren Ehe getrennt. Ich war zu diesem Zeitpunkt erst 21 Jahte alt. Es war eine harte Zeit aber ich habe mich mit meinem Sohn irgendwie durchgekämpft. Mein Exmann hat mir und dem Kind das Leben zu keinem Zeitpunkt leicht gemacht. Er ist ein eingebildeter Großkotz. Aber ok, er hat seinen Weg gemacht. Er ist mittlerweile sehr gut situiert. Mehrere Immobilien, einen gut bezahlten Job. Er ist bereits seit einigen Jahren wieder neu verheiratet und vor kurzem wurde sein 2. Sohn geboren. Soweit so gut.

Auch ich habe meinen Weg gemacht. Vielleicht nicht mit so viel Geld aber ich bin glücklich. Ich habe einen neuen Mann, wir haben eine gemeinsame 4 jährige Tochter und leben zur miete in einem kleinen aber feinen Reihenendhaus.

Allerdings ist es so, wie schon angedeutet, das mein Exmann uns immer versucht hat das Leben schwer zu machen. Er hat zwar regelmäßig den Unterhalt nach Tabelle gezahlt, hat sich aber ansonsten geweigert irgendeinen cent extra in seinen Sohn zu investieren. Das heißt es gab keine Unternehmungen beim Umgang, keine Geschenke zu Weihnachten, Geburtstag usw.

Der Umgang fand manchmal mehr manchmal weniger statt. Also eine weile hat er ihn jedes 2. Wochenende abgeholt. Es gab aber auch Monate da hat er ihn gar nicht geholt. Die meiste Zeit war es so das er ihn ein mal im Monat eine Nacht geholt hat. Im letzten Jahr hat unser Sohn zusammengerechnet 10 Nächte bei seinem Vater verbracht.
Ich fand diese Unregelmäßigkeit schrecklich für unseren Sohn und habe unzählige Male versucht meinen Exmann dazu zu bewegen sich öfter und vor allem Regelmäßig zu kümmern. Aber ohne Erfolg. Generell hat mein Exmann es immer vermieden mit mir zu sprechen. Er hat auch nie nach seinem Sohn gefragt. Hatte auch kein Interesse daran ihn an Feiertagen zu sich zu nehmen, an seiner Einschulung oder anderen wichtigen Tagen teilzunehmen.
Aber was er immer gemacht hat ist mich bei unserem Sohn schlecht zu machen. Bei Mama ist doch eh alles doof, zieh zu mir und ich kauf dir ne Playstation oder was auch immer du willst. ...(mein neuer Mann) hat dir sowieso nichts zu sagen ist ja schließlich nicht dein Vater. Hier bekommst du alles du musst nur herziehen. So in etwa ging das dann über Jahre.
Unser Sohn wurde älter und es wurde leider immer schlimmer. Bei jeder Auseinandersetzung hieß es: ich will zu meinem Vater ziehen! Es wurde extrem schwierig und auch das Jugendamt konnte nicht helfen.
Es würde noch 10 Seiten füllen wenn ich jetzt alles genau aufschreibe aber fakt ist: ich war irgendwann an einem Punkt wo ich nicht mehr konnte und nachgeben musste sonst wäre hier alles auseinander gebrochen.

Nun war es soweit und ich musste mein Kind ziehen lassen. Er ist nun bei seinem Vater der sich freut mir damit so richtig weh getan zu haben. Das hat er mich beim Abschied mehr als deutlich spüren lassen.

Ich fühle mich wie eine Versagerin. Ich habe so viele Jahre für mein geliebtes Kind gekämpft, gemacht und getan. So wie es eine Mutter eben macht. Aber mein Exmann war nie ein Vater. Er hat keine Ahnung wie der Alltag mit unserem Sohn sein wird. Eigentlich kennt er ihn ja gar nicht richtig.

Und ich habe Angst das er unserem Sohn ( leider kein sehr einfaches Kind, extrem Lebhaft und sehr eigensinnig) nicht das "bieten" wird/kann was er ihm versprochen hat. Das wird dann für meinen Sohn eine herbe Enttäuschung.
Eigentlich glaube ich das Beide ihr blaues Wunder erleben werden.
Mir würde das alles leichter fallen wenn ich wüsste das es meinem Sohn dort gut gehen wird aber ich befürchte schlimmes.
Es tut einfach nur weh.

Warum schreibe ich das alles? Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und kann diese mit mir teilen. Oder vielleicht mag mir jemand einfach so seine Meinung und Gedanken zu meinem Text mitteilen.

LG und vielen Dank fürs lesen.

ps: eine kleine Frage am Rande: mein Exmann sagte mir er freue sich schon sehr auf meine Unterhaltszahlungen. Ich arbeite auch wegen meiner kleinen Tochter nur auf geringfügiger Basis. Meine Arbeit macht mir großen Spaß und ich will sie nicht aufgeben allerdings kann ich zurzeit meine Stunden noch nicht erhöhen. Mein Mann erhält ein Durchschnittsgehalt und hat ein Kind aus 1. Ehe dem er jeden Monat Unterhalt zahlt.

Nachdem nun der Unterhalt und das Kindergeld für meinen Sohn weggefallen ist bleibt nicht mehr viel. Ich kann davon beim besten Willen keinen Unterhalt zahlen.
Vielleicht kann mir jemand sagen was da auf mich zukommen kann?

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Was den finanziellen Teil angeht, kenne ich mich leider nicht aus, das würde ich im schlimmsten Fall über einen Fachanwalt abklären lassen, wo Du sicher sein kannst, dass dort dann die Informationen auch Hand und Fuss haben.

Was Deinen Sohn angeht, der unbedingt zu "Papa" wollte....lass ihn die Erfahrung ruhig machen...genauso wie Deinen Ex.

Du hast den Verlauf mit der Formulierung über das "blaue Wunder" in meinen Augen schon sehr treffend formuliert.

Beide werden erkennen, dass es ein Unterschied ist, ob man ab und an mal ein WE zusammen verbringt, wo der Alltag ausgeblendet werden kann und man einfach nur Spass hat, oder ob man Tag für Tag miteinander auskommen muss, ohne sich an die Kehle zu gehen.

Was für zusätzliche Erkenntnisse Dein Ex evtl. erlangt, dürfte Dir und uns allen hier herzlich egal sein, aber Dein Sohn wird irgendwann erkennen, dass bei seinem Erzeuger die Scheisse auch nicht nach Rosen duftet...man möge mir die Ausdrucksweise bitte nachsehen.

<<<Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und kann diese mit mir teilen.>>>

Mein Tipp:

Sage gegenüber Deinem Sohn nichts schlechtes über Deinen Ex, und lass es zu, dass Dein Sohn selbst seine Erfahrung mit seinem Erzeuger macht. Das wird wahrscheinlich recht schnell gehen, bis Dein Sohn erkennt, was für ein Typ Mensch sein "Vater" wirklich ist.

<<<Es tut einfach nur weh.>>>

Das wird es auch noch lange tun....so oder so.....in der Form enttäuscht zu werden, verursacht mehr Leid als eine Trennung...und selbst wenn Junior/ette wieder zurück kommt, bleibt es lange im Hinterkopf.

Alles Gute
Tomm

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Du hast doch sicherlich einen Anwalt!?

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Hallo,

ich geh davon aus, das ihr das gemeinsame Sorgerecht habt, weil das Kind in einer Ehe geboren wurde.

Wer hat das Aufenthaltsbestimmungsrecht gehabt ( wenn das Kind bei dir die ganzen 10 Jahre gemeldet war, meine ich das du es eh hast / ist aber unverbindlich).

Hol dir nen Anwalt für Familienrecht, Jugendamt ist zu langsam und lass ihn arbeiten.

Natürlich gibt es immer für die Kinder vom Elternteil, wo sie nicht wohnen das allergrößte Glitzergeschenkpaket und die neueste Konsole. Lass dich von diesen materiellen Sachen nicht irritieren.

schau mal bitte im BGB, § 1671, Abs. 2,Satz 1 !

Jüngere Kinder werden befragt und es liegt dann im Ermessen des Gerichts, wie hoch die Kindesmeinung als Maß in den Beschluss einfließt.

Je jünger das Kind, je weniger zählt die Kindesmeinung und das Kindeswohl wird aus den anderen, relevanten Faktoren hergeleitet.
Nachgewiesene Manipulation wird sehr oft erkannt und mindert die Erfolgschance.

Wie lange ist er denn nun schon bei Papa?

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Mist. Doof. Versuch es wo es geht mit Fassung zu tragen. Wenn du es irgendwie schaffst: Rede vor deinem Sohn nicht schlecht über seinen leiblichen Vater. Versuch nicht ihn "zurückzuholen". Gib ihm das Gefühl: "Ich bin deine Mama und ich liebe dich, egal wo du wohnst!". Superschwer, aber ich glaube es lohnt sich.

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Lass die beiden ihre Erfahrung miteinander machen, Dein Sohn wird früher oder später bei Dir vor der Tür stehen.

Was den Unterhalt betrifft, Dein jetziger Partner hat damit rein gar nichts zu tun, wenn Dein Ex es allerdings drauf anlegt, so kann Dir mit einem 4-jährigen Kind weit mehr als ein 450,-- € Job zugemutet werden, so dass Du unterhaltsfähig bist bzw. wirst.

Stell Dir vor, Dein Ex wäre damit gekommen, dass er leider nicht zahlen könne, weil der nur einen € 450,-- Job hat.... #schock

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Das trifft in dem Fall aber nicht zu da ja bisher das Kind bei Ihr gewohnt hat und sie daher anders geplant hat.

Feste Fristen bis wann sie wieder zu arbeiten hat gibt es in so einem Fall nicht, das einzige Urteil das ich dazu kenne beinhaltete das ein Erziehungsurlaub nicht abgebrochen werden muss ( bzw auch gar nicht darf weil man den ja verbindlich anmelden muss).
Falls sie momentan arbeitslos ist (wovon ich jetzt mal ausgehe) muss sie sich intensiv bewerben - eine Garantie auf einen gut bezahlten Job ist das leider ja nach Gegend und Beruf nicht.

LG

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Oh je ich kann sehr gut verstehen wie du dich fühlst...meine Geschichte ist zwar doch sehr anders aber ich denke die Gefühle die du gerade hast kenne ich auch.

Habt ihr das ganze jetzt unter euch geklärt oder gab es Gespräche mit dem jugendamt?

Ich denke das der Wunsch eines kindes zwar berücksichtigt werden sollte aber immer im Hinblick auf das Alter . Dein Sohn ist elf ..denkst du er kann die situation realistisch einschätzen wie es beim vater sein wird? Also was es bedeutet wirklich zum Vater zu wechseln?

Vielleicht könnt ihr so eine Art Probelauf machen? !
Ich glaube ich würde das ganze nicht ohne jugendamt oder anwalt machen....allein schon wg der unterhaltsfragen die du hast.
Grundsätzlich musst du den zahlen...aber am Ende ist es immer eine einuelfallentscheidung.

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Es ist völlig klar, dass du dir Sorgen machst. Aber halten kannst du deinen Sohn nicht und in seinem kindlichen Alter hat er sicher keine Vorstellung davon, wie der Alltag mit der anderen Familie aussieht, woher auch, wenn er nur sporadisch dort war. Dazu kommen noch zwei nicht bedachte Komponenten. Nämlich die neue Frau, die eine besondere Rolle einnehmen muss, da sie ja vermutlich die "Hauptlast" in der Woche trägt und sich kümmern muss. Dazu noch ein Neueborenes, das ein großes Maß an Aufmerksamkeit fordert. U. U. merKt dein Sohn sehr schnell, dass dort auch nicht allles rosarot ist und er vielleicht sogar weniger Aufmerksamkeit bekommt als bei dir.

Dein Mann ist ein A****** und missbraucht den Jungen, um dir eins auszuwischen. Deshalb vage ich zu bezweifeln, dass er die Rolle des aufopferungsvollen Vaters lange aufrecht erhalten kann. Ihm ist ja nicht wirklich an dem Jungen gelegen.

Was du erlebst, ist nicht ungewöhnlich. Die Kinder wünschen sich häufig den nicht ständig anwesenden Elterteil, wenn zuhause gerade dicke Luft ist und verwechseln Qualityzeit am WE mit dem realen Alltag, der zuhause vorherrscht.

Lass' dich zur Sicherheit anwaltlich beraten. Auch was den Unterhalt angeht und dokumentiere jede Außerung deines Sohnes, falls er sich kritisch zu seinem jetzigen Wohnort äußern sollte. Vielleicht kannst du es noch einmal brauchen. Es könnte ja sein, dass dein Exmann ihm eine Rückkehr zu dir schlechtredet und dein Sohn Angst hat, wieder zu dir zu kommen.

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Das tut mir so leid für dich. Bei meinen Halbgeschwistern war es ähnlich, dass meine Mutter immer versucht hat, vor ihnen nicht schlecht über ihren Vater zu reden, während der Vater die Mutter vor den Kindern immer schlecht gemacht hat. Ich fürchte ja, dass du deinen Sohn nicht so bald zurück bekommen wirst. Selbst wenn dein Sohn merkt, dass er doch lieber bei dir sein möchte, könnte ich mir vorstellen, dass der Vater ihn nicht so leicht ziehen lässt, sondern mit Manipulation und Druck zu halten versucht. Bei dem Vater meiner Geschwister hat nur die Zeit dazu beigetragen, dass er nicht mehr um jeden Preis der "Gewinner" sein wollte, sondern auch wieder das Interesse der Kinder im Blick hatte bzw. das es eigentlich auch in seinem eigenen Interesse ist, wenn er einen vernünftigen Umgang mit der Kindsmutter pflegt.

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Guten Morgen!

Mir fehlt da ehrlich gesagt so einiges an Informationen. Und ich hätte sehr gern (ist aber unmöglich, ich weiss) deine geschilderte Situation auch aus der Sicht des Vaters gelesen, einfach, damit man wenigstens ein wenig objektiver nachdenken kann.

1. Wer hat entschieden, dass euer Sohn ab jetzt bei Papa lebt, zu dem es scheinbar jahrelang keinen regelmäßigen Umgang gab? Welcher Richter hat das entschieden? Oder habt ihr das untereinander so ausgemacht? Ich kann mir das nämlich nicht erklären. Ich arbeite beruflich eng mit verschiedenen Jugendämtern zusammen, und bevor ein Vater, der diese Art Umgang zu seinem Kind "pflegt" (nämlich eher mal so mal so und oft auch gar nicht), das Kind in der Tat zu sich holen darf, muss schon viel passiert sein.

2. Du hast Sorge, dass du Unterhalt zahlen musst. Es ist knapp bei euch, seitdem Kindergeld und Unterhalt weggefallen sind. Leider ist ein Kind in einer Trennung auch fast immer ein finanzieller Aspekt, das weiss man aber, sobald man das erste Mal darüber nachdenkt, was wohl geschehen mag, wenn das Kind zum anderen Elternteil ziehen sollte. Das muss dir also klar gewesen sein, dass mit dem Jungen auch ein Betrag X gehen wird. UND es muss dir klar gewesen sein, dass auch DU die Verpflichtung hast, Unterhalt an den Papa zu zahlen. Habt ihr euch da beraten lassen, habt ihr euch da vorbereitet? Es klingt nicht so. Fakt ist, du hast ein Kind, Ü3, du kannst verpflichtet werden, wenigstens Teilzeit zu arbeiten. ABER. Dein Ex (so deine Angabe) freut sich, dass du Unterhalt zu zahlen hast? Er wird sich wundern, denn der Unterhalt ist einkommensabhängig und er wird nicht DAS bekommen, was ER an dich gezahlt hat, sondern das, was bei deinem Einkommen möglich ist.

Wenn ihr bisher OHNE jegliche rechtliche Beratung agiert habt, wird es höchste Zeit, zum Anwalt zu gehen.

Ich denke, du hast eurem Sohn klar gemacht, dass er immer einen Platz bei euch hat? Dass er immer dein Sohn bleiben wird und du ihn jederzeit wieder zu dir nimmst (dann aber ohne beim nächsten Pieps wieder zu Papa zu laufen)? Ich denke, das wäre mir als Mutter das Wichtigste: Dass mein Kind wirklich weiss, ich bin immer da, ich bin nicht beleidigt oder böse, ich vermisse das Kind aber und stehe ihm auch zur Seite, wenn es nicht da ist. Und es kann eben jederzeit zurückkommen. Es geht um die bedingungslose Liebe zum Kind, das muss er spüren, diese Sicherheit braucht er. Denn ich denke, es ist niemals leicht für ein Kind, den familiären Haushalt zu verlassen und wegen einer XBox geht es sich nicht so einfach zu Papa. Da muss schon viel Unsicherheit sein, und es ist wichtig, dass der Junge weiss, DU bist da, auch wenn er einen Fehler gemacht hat (indem er zu Papa gezogen ist).

Ich könnte noch viel mehr schreiben, aber ich weiss letztlich viel zu wenig Fakten.

Mich stört, dass jetzt ganz viele wieder über den "arschigen Vater" herziehen. Man liest ja immer nur die eine Seite. Du bist verletzt und entsprechend schreibst du auch.

Und ich hätte euch als Familie frühzeitig mehr Hilfen von aussen gewünscht, damit es nicht so weit kommt. Damit meine ich ein aktives Jugendamt, das euch alle berät und begleitet, das weitere Schritte einleitet, das klärende Worte spricht.

Vielleicht eine Familienhilfe, die aktiv im Alltag unterstützt, die den Jungen mit auffängt, wenn er denkt, bei Papa ist alles besser.

Vielleicht letztlich einen Richter/eine Richterin, der/die entscheidet, wo das Kind vorerst zu leben hat.

Ich frage mich, was passiert ist, dass all das nicht da war?

L G

White