Hallo,
es geht hier nicht um meine Beziehung, sondern um eine gute Freundin und ihre Ansprüche an Männer und die Ansprüche von Frauen im allgemeinen.
Am Wochenende habe ich eine gute Freundin besucht, die ich schon länger nicht mehr gesehen habe. Wir kennen uns noch aus der Schule. Haben zusammen Abi gemacht. Sie hat dann studiert und ich hab eine Ausbildung gemacht. Bis etwa Ende 20 waren wir unzertrennlich. Dann haben sich unsere Wege getrennt, aufgrund unterschiedlicher Lebenssituationen. Ich lernte meinen Mann kennen, habe geheiratet und zwei Kinder bekommen. Sie ist für ein Jahr ins Ausland gegangen und hat danach etwas weiter weg eine Stelle angenommen und an ihrer Karriere gebastelt. Wir hatten in dieser Zeit zwar immer noch Konakt und sahen uns ab und zu, wenn sie in der Gegend war. Aber wir hatten keine Gemeinsamkeiten mehr. Sie die Karrierefrau und ich Hausfrau und Mutti.
Nun hat sie über Ostern ihre Familie hier besucht und wir haben uns zufällig getroffen und haben einen Kaffee getrunken. Es war vom Gefühl her wie früher. Die Nähe war sofort wieder da. Sie lud mich ein sie zu besuchen inkl. Übernachtung. Und so kam es dann zu dem Treffen.
Sie wohnt in einem sehr noblem Viertel in einem Neubau mit Tiefgarage. Sie gab mir vorher den Code für die Tiefgarage damit ich dort parken konnte. Ich fuhr also mit meinem alten und dreckigen Ford Focus in diese Tierfgarage und parkte ihn neben die blitzblanken Nobelkarossen. Ich dachte noch bei mir, ich hätte vorher zur Waschanlage fahren sollen.
Ich kam in ihre Wohung, wir begrüßten uns und mein erster Gedanke war: Gut dass sie nicht zu uns gekommen ist. Die Wohnung war sehr edel eingerichtet und sehr sauber. Bei uns herrscht Chaos!
Nun, wir machten es uns gemütlich. Bestellten beim Italiener, köpften eine Flasche Wein und teilten uns eine Schachtel Zigaretten (ich rauche eigentlich gar nicht mehr). Es war ein sehr schöner Abend. Ich erzählte von meinem Job (Ich arbeite wieder), von den Kindern und unserem Alltag und sie von ihrem. Sie hat ein sehr spannendes Leben und kommt viel rum. Ich sagte ihr, dass ich sie darum beneide. Aber nicht wirklich böse. Ich gönn ihr das. Darauf sagte sie, sie würde mich um meine Familie und meine Partnerschaft beneiden. Auf ihren Topf würde irgendwie kein Deckel passen. Die guten Männer wären alle schon vergeben und in ihrer Position sei es nicht einfach jemanden zu finden, der ihren Ansprüchen genügt.
Also sprachen wir über ihre Ansprüche. Sie will einen Mann, der ihr was bieten oder finanziell zumindest mithalten kann und sie möchte zu einem Mann aufschauen können... Ich war etwas überrascht. Solange ich sie kenne, habe ich immer ihre Unabhängigkeit und ihre Emanzipation bewundert. Und nun das. Sie will einen Mann zu dem sie aufschauen kann...
Ich fragte: "Hey, wo ist deine Emanzipation geblieben?" Sie sagte: "Scheiß auf die Emanzipation. Wir ticken noch wie vor 10.000 Jahren. Jede Frau möchte einen Mann zu dem sie aufschauen kann!"
Und jetzt grüble ich so vor mich hin und gehe unseren Bekanntenkreis durch und tatsächlich ist es so, dass, bis auf zwei Ausnahmen, die Männer dort meistens die Höhere Bildung haben. Selbst bei uns ist das so. Mein Mann ist Akademiker und ich nicht. Feunde von uns: Er Architekt - sie Bürokauffrau, er Betriebswirt - sie Erzieherin, er Ingenieur - sie Erzieherin, er Mathematiker - sie Versicherungskauffrau, Er Informatiker - sie Arzthelferin, sie Grafikdisignerin - er Dr. in Biologie usw.
Wie seht ihr das? Brauchen wir Frauen noch immer Männer zu denen wir aufsehen können?
Ich habe meinen Mann nicht geheiratet, weil er Akademiker ist, sondern weil er ein toller Mensch ist. Oder läuft das irgendwie unterbewusst ab?
Sie will einen Mann zu dem sie aufschauen kann...
Ich persönlich möchte einfach einen Mann, den ich anziehend finde. Der ehrlich ist und der den gleichen Humor hat. Außerdem ist die gleiche 'Blickrichtung' nötig.
Ja, ich möchte keinen Mann durchfüttern. Ich möchte mich unterhalten können und verstanden werden. Ob er jetzt aber mehr verdient, eine bessere Ausbildung hat ist mir egal.
Wir beide haben den gleichen beruflichen Background, was natürlich perfekt ist.
Verdienen mehr oder weniger ähnlich.
Ich habe aber auch schon mal mehr verdient als er.
Total egal. Uns jedenfalls.
Klar bin ich sehr stolz auf meinen Freund und ja, ich blicke auch auf zu ihm, aber weil er so toll ist, so unfassbar witzig, loyal, ehrlich - und außerdem hat er n geilen Arsch
Glücklichsein ist so viel Wert, so wichtig. Ich brauch keinen mit 'nem Dr.-Titel!
Ach, das gibt's auch umgekehrt: Meine Frau hat den Doktor gemacht, ich nicht, weil ich immer schon fand, dass einer reicht für uns beide. Okay, wir kannten uns schon vor den Studium, aber heute sehe ich das nicht anders.
Aufschauen darf sie trotzdem manchmal zu mir, genauso wie ich oft stolz auf sie bin.
Jaja, wer keinen Doktor macht, muß einen heiraten
Ich möchte auch zu meinem Mann aufschauen können aber dazu muss er nicht studiert haben oder Dr. sein.
Er muss im Leben stehen mit beiden Beinen, Beruflich durchaus etwas aus sich gemacht haben (das kann aber z.B. auch als Handwerker sein) und ich muss mich mit ihm Unthalten können, also er sollte eine gewisse Allgemein-Bildung haben. Er sollte eine gewisse Lebenserfahrung haben, und selbstständig sein, sodass er nicht überfordert ist wenn er mal wo anrufen oder was klären/sich beschweren muss und ich möchte ihn überall mithin nehmen können und er weiß wie man sich in verschiedenen Kreisen/Sitationen angemessen verhält.
Und jemanden der auch sagt was er will (bzw. es auch weiß) - also kein Jasager.
Dann schaue ich zu einem Mann auf - nicht wenn er studiert hat!
Ich hatte schon die unterschiedlichsten Konstellationen. Ich habe selber studiert und komme aus einem recht wohlhabenden Elternhaus. Ich hatte reiche studierte Freunde, reiche nicht studierte, arme studierte und sogar einen armen nicht studierten.
Was ich sagen kann, ist dass ich einen Mann brauche, mit dem ich reden, mit dem ich mich austauschen und der selber interessante Dinge berichten kann, der etwas aus seinem Leben in meins hineintragen kann, sei es interessante Dinge aus dem Beruf, dem Hobby, einer bestimmten Gabe (der arme unstudierte war ein begnadeter Heimwerker und IT-Spezialist - nicht ganz unpraktisch ), oder sonst etwas. Und ja, durchfüttern möchte ich ihn auch nicht müssen, genauso wenig, wie ich das umgekehrt erwarte. Gut ist immer eine gewisse Augenhöhe, die allerdings nicht zwangsläufig durch die Bildung zustande kommt.
Offensichtlich will deine Freundin ein Alphamännchen, das dann bitte neben astonomischer Gage, toll klingendem Titel, adäquatem Auto, idealer hochwertiger Wohnungebung, perfekt domestiziert und stubenrein, natürlich viel Freizeit für Frau und kulturelle Veranstaltungen und Reisen etc pp. mitbringt. Die eierlegende Wollmilchsau also. Klar, die laufen alle mit Mitte/Ende dreißig noch frei rum und warten nur noch sehnsüchtig auf eine etwas unentspannte Karriereschnickse
Neben des fragwürdigen Suchschemas kommen weitere Faktoren hinzu. Wie ist sie drauf, wie viel Ballast schleppt sie so emotional mit sich rum, ganz wichtig: wie war ihre Beziehung zum Vater (ich lege hier jeder Frau das Buch "Scheisskerle" von Herrn Koidl wärmstens ans Herz, sehr aufschlussreich!!), in wie weit kann sie sich überhaupt auf Beziehungen einlassen, in wie weit würde sie ihre Autarkie wirklich ausgegeben können und wollen, was ist mit Kindern, wie viel Verantwortung und Einschränkung verträgt sie diesbezüglich und so weiter.
Abschließend gebe ich gerne den Tipp, auch mal abseits der Suchpfade auf die Pirsch zu gehen. Das meine ich nicht örtlich sondern die eigenen Suchparameter zu hinterfragen. Oft sind die auf dem ersten Blick etwas weniger attraktiven Männer die wirklich tollen Partner, der weniger beruflich eingespannte hat mehr Zeit für Frau und Kind, der nicht so auf seinen Sportwagen fixierte ist entspannter be ider Wahl einer Familienkutsche und mit dem kulturell nicht ganz so Aktiven kann man viel besser sonntags im Bett kuscheln. Es muss also nicht immer der Typ aus der ersten Reihe sein. Die daneben und dahinter haben oft viel mehr zu bieten.
PS. Ich wollte auch immer erst nur Karriere. Und wenn Familie, dann erst Mann, dann Haus, dann Kind(er). Was ich bekam, war Job, Kind, keinen Mann. Jetzt habe ich einen, der selber schon zwei hat und wir Patchworken glücklich. Seine Eltern sind keine Akademiker, aber liebenswerte, bodenständige Menschen. Er ist selber Akademiker, hat einen sehr guten Job aber keine weiteren Karriereambitionen, was uns zeitigen Feierabend und freie Wochenenden beschert. Er hat keine ausufernden, zeitraubenden Hobbies, ist sehr belesen und was Wirtschaft, Geld und Zahlen angeht unschlagbar. Wir akzeptieren und lieben unsere Kinder und die den anderen und genießen unser Familienleben. Vor zehn Jahren hätte ich mir dieses Szenario nicht mal denken können. Jetzt finde ich es ziemlich toll
Hallo,
die Situation, das Phänomen, das du da beschreibst, ist sozialwissenschaftlich schon ganz gut beschrieben/beackert...deine Freundin ist repräsentativ, guckst du z.B. hier
http://www.welt.de/wissenschaft/article1709424/Was-Karriere-Frauen-falsch-machen.html
Was die Partnersuche anbelangt, was wir am anderen attraktiv finden...da sind wir von den Rollenbildern unserer Eltern und Großeltern nicht wirklich weit weg (die haben uns ja auch erzogen und damit geprägt!).
Die sogenannte Gleichberechtigung der Frau...nur an der Oberfläche nach meiner Einschätzung, darunter..."alte", klassische Geschlechterrollen.
Wenn ein Paar kinderlos ist, berufstätig, dann können wir uns noch leicht vormachen, es gäbe die klassische Rollenverteilung nicht mehr...das ändert sich an dem Tag, wo dieses Paar Eltern wird! Was dann passiert, nennen die Soziologen "Retraditionalisierung".
Insofern? Viele Frauen wollen sicher noch den Mann, zu dem sie aufsehen können - das bedeutet ja, dass sie sich irgendwie "unter" ihm verorten, wie soll man sonst aufsehen? - aber er soll eben auch noch zur Augenhöhe in der Lage sein UND auch noch eher "weiche" Eigenschaften und Fähigkeitn haben, Kochen, Waschen, Saubermachen, KInder erziehen, Einfühlung, Sensibilität etc.
Die Frauen sollen klassische Fraueneigenschaften haben, aber auch tough sein, selbstständig, ökonomisch unabhängig, eine eigene Meinung etc.
Aus meiner Sicht ist für viele heute die Partnersuche komplizierter als noch in der Generatioin unserer Eltern. Die Erwartungen und Ansprüche sind sehr hoch.
Schwer ist es auf jeden Fall für akademische Frauen und arbeitslose Männer bzw. Männer mit Berufen mit geringem sozialen Status.
Mir haben es meine Eltern nicht so vorgelebt. Ich kenne meinen Vater nicht. Meine Mutter ist Realschullehrerin und war immer alleinerziehend.
Bei mir ist es nicht so, ich habe Abitur, mein Mann einen ganz normalen Hauptschulabschluss. Danach haben wir beide eine normale Ausbildung gemacht, er arbeitet als Metallfacharbeiter, ich im kaufmännischen Bereich.
Meine Eltern haben es mir aber schon so vorgelebt, meine Mutter war Grundschullehrerin, mein Vater hat TVs repariert.
Ich brauche das nicht, einen Mann mit dem man angeben könnte.
Mein Mann und ich stehen auf einer Stufe. Ich möchte keinen Mann, zu dem ich aufschauen muss/kann. Da würde ich mich einfach nicht wohlfühlen. Genauso möchte ich keinen Mann, der weit unter mir steht. Ich bin Akademiker, mein Mann hat "nur" Fachabi. Er hat von uns beiden aber den weit besseren Job und ist auch um einiges intelligenter. Es gibt genug Beispiele, wo Akademiker nicht immer Intelligenzbestien sind. Ich finde diese Bildungsgrad-Denke einfach nur dämlich.
Ich kenne auch genug Beziehungen, wo Frau eher auf Mann herabschaut und wo beide Partner kein Problem damit haben. Im Gegensatz dazu kenne ich wenige Beziehungen, wo die Frau wirklich auf den Mann hinaufschaut. Vielleicht liegt das aber auch an der Gegend, wo ich wohne. In der DDR waren Frau und Mann mehr oder weniger gleichberechtigt, auch Bildungsunterschiede wurden nicht so hervorgehoben wie heute. Vielleicht liegt es an unserer Erziehung, dass die wenigsten Ostfrauen Ü30 einen Mann zum Aufschauen brauchen - keine Ahnung.
Rein von der Evolution her würde ich aber sagen, dass eine Frau sich gerne große, kräftige und intelligente Männer sucht, die mehr und besseres Futter ranbringen können. Umgekehrt sucht sich Mann gern eine Frau, die ein gebärfreudiges Becken und großes Brüste hat, damit das Kinderkriegen leichter vonstatten geht. So blöd das auch klingt, aber ich glaube, dieses bei vielen Menschen die Partnersuche immer noch nach diesem Prinzip funktioniert, um den besten Nachwuchs zu bekommen.
"ch kenne auch genug Beziehungen, wo Frau eher auf Mann herabschaut und wo beide Partner kein Problem damit haben."
Das find ich heftig. Ich hoffe nicht und habe auch nicht das Gefühl, das mein Mann auf mich herabschaut.
Hallo,
mir ist Bildung schon wichtig. Nicht, damit ich zu meinem Mann aufschauen kann, sondern damit wir uns über bestimmte Themen unterhalten können.
Ich möchte keinen Mann zum Aufschauen. Ich möchte noch nichtmal einen Mann zum Anlehnen, zum Beschützen zum.... was auch immer große starke Männer können müssen. Ich möchte die berühmte Beziehung auf Augenhöhe. Ich möchte Partnerschaft, Freundschaft, Leidenschaft, all das. Mal schaue ich zu ihm auf, mal er zu mir, aber meistens ist es ausgeglichen.
So will ich das haben und so empfinde ich meine Beziehung. Ob ich nun ein Fehler der Evolution bin, ist mir dem Grunde nach egal.
Viele Grüße!
" mir ist Bildung schon wichtig. Nicht, damit ich zu meinem Mann aufschauen kann, sondern damit wir uns über bestimmte Themen unterhalten können."
Bildung finde ich auch wichtig. Die Frage ist nur, ob die Berufsausbildung auch etwas über die Allgemeinbildung sagt.
Ich bin keine Akademikerin. Behaupte aber, dass mein Mann mir bei vielen Themen nicht das Wasser reichen kann. Umgekehrt natürlich genauso.
Mein Großvater war Hausmeister. War aber sehr belesen und gebildet. Es gab kein Thema bei dem er nicht mitreden konnte.
"Die Frage ist nur, ob die Berufsausbildung auch etwas über die Allgemeinbildung sagt."
Da hast Du recht. Müsste ich mich entscheiden, wäre mir letzteres deutlich wichtiger.