Hallo,
mein Partner mit dem ich schon seit 15 Jahren zusammen bin ist schon immer psychisch nicht sehr stabil. Er war im Zeitraum unserer Beziehung zweimal in der Psychiatrie und hat zahlreiche Therapien hinter sich. Seit 2007 hat er Medikamente genommen und war halbwegs stabil. Davor hatte er diverse depressive und psychotische Episoden, bei denen er aber immer selbst den Behandlungsbedarf eingesehen hat und sich auch Hilfe gesucht hat. In den letzten Jahren haben sich seine Symptome in den psychosomatischen Bereich verlagert. Bereits seinem letzten Krankenhausaufenthalt 2006 ging eine Episode von fast einem Jahr voraus in der er große Schwierigkeiten mit der Verdauung hatte.
Seit einem Jahr hat er in Rücksprache mit seinem Psychiater die Medikamente abgesetzt. Seit Anfang diesen Jahres hat er zunehmende körperliche Symptome die er genau beobachtet und die mit großen Ängsten, v.a. vor Krebs begleitet sind. Zunächst war er überzeugt Prostatakrebs zu haben, seit dies durch verschiedene Tests relativ sicher ausgeschlossen ist haben sich seine Probleme wieder in Richtung Magen-Darm-Trakt verlagert. Ihm ist immer wieder übel und er hat Schmerzen im Bauchraum. Nach einer Darmspiegelung die befundlos war ist er jetzt davon überzeugt eine Erkrankung des Dünndarms bzw. dort Krebs zu haben.
Die Situation ist für mich schwer auszuhalten. Wir haben zwei Kinder zusammen und seine Ängste/Krankheit schränken ihn im Alltag momentan stark ein. Zudem hat er ein enormes Bedürfnis darüber zu reden wie es ihm grade geht, wie seine Stuhlkonsistenz ist () etc... Ich fand das schon vor den Kindern schwer auszuhalten aber so geht es langsam über meine Kräfte. Einerseits merke ich natürlich, dass seine Symptome stärker werden, wenn er im Stress ist und je mehr er sich damit beschäftigt. Andererseits habe ich natürlich trotzdem auch Angst um ihn und davor dass es doch irgendwas Schlimmes sein könnte. Die letzten Tage ist es wieder ganz schlimm geworden und er sagt dann auch solche Sachen wie "wenn ich dann noch da bin" oder "wer weiß wie lange ich noch hab", wenn ich über die (nahe) Zukunft rede.
Ich weiß einfach nicht, wie ich weiter damit umgehen soll. Wenn ich ihm versuche zu sagen, dass seine Symptome evtl auch anders zu erklären sind, wird er sauer, weil er meint ich nähme ihn nicht ernst. Oft sag ich einfach garnichts zu seinen Schilderungen, aber das führt nur dazu, dass er immer weiter davon erzählt, weil er sich eine Reaktion meinerseits wünscht. Wenn ich ihn frage was ich denn dazu sagen soll, dann meint er das wisse er auch nicht.
Oh man, ich dachte echt wir wären mit dem Thema durch, weil er so lange stabil war. Das lag aber wohl schon an den Medikamenten.
Gibt es hier noch andere mit Partnern mit psychischen Problemen? Wie geht ihr und euer Partner damit um?
Danke schonmal fürs lesen
LG
Partner mit extremer Krankheitsangst - Achtung lang
Ich bin selbst Hypochonder und im letzten Jahr war es ganz schlimm. Ich erkenne mich in dem, wie du deinen Partner bescheibst, sehr wieder.
Ist dein Partner denn noch in Therapie? Ansonsten soll er schnell nach einem Verhaltenstherapeuten suchen. Ängste sind recht gut in den Griff zu bekommen.
Parallel dazu sollte er Sport machen (mir hat das viel Sicherheit gegeben zu merken, dass mein vermeintlich todkranker Körper doch sehr belastbar ist) und üben, sich aktiv zu entspannen (Yoga, progressive Muskelentspannung, autogenes Training, ich habe einen so genannten MBSR-Kurs gemacht, der für mich Gold wert war, kannst ja mal googlen)
Du musst dir seine Krankheitsängste nicht anhören. Du kannst sie eh nicht zerstreuen, da er die absolute Sicherheit sucht, die ihm eh niemand geben kann.
Er bräuchte einen Arzt/Therapeuten, der ihm erklärt, wie sich Angst, also Stress, auf den Körper auswirkt und das seine Verdauungsorobleme eine Folge der Angst sind und nicht die Ursache.
Seitdem ich weiß, dass mich die Angst krankmacht und der Stress, der dadurch entsteht, fühle ich mich nicht mehr so ausgeliefert. Gegen Angst und Stress kann man gut etwas machen. Hat dein Mann diese Erfahrung erst einmal gemacht, wird es ihm vermutlich besser gehen.
Dir Wünsche ich ein dickes Fell und viel Druchhaltevermögen!!
Danke für deine Antwort. Es hilft mir sehr das mal aus Sicht einer Betroffenen zu hören. Mein Mann steckt da momentan so drin, dass man mit ihm nicht ernsthaft darüber reden kann ohne dass er sich angegriffen und nicht ernst genommen fühlt.
Im Moment ist er nicht in Therapie, ich habe ihm bereits angeraten die wieder aufzunehmen. Er hatte zuletzt eine Verhaltenstherapie gemacht, ist aber da mit der Therapeutin unglücklich gewesen und hat die Therapie dann auslaufen lassen. Ich glaube er hat das absetzen der Medikamente echt unterschätzt. Wahrscheinlich hätte er sich dabei therapeutisch begleiten lassen sollen.
Er hatte dieses Jahr mal angefangen zu joggen, hat es aber wegen seiner gesundheitlichen Probleme wieder aufgegeben.
Hattest du einen Partner in der Phase? Klar muss ich mir das nicht anhören, aber ich finde es wirklich schwierig ihm das zu vermitteln. Ich bin da einfach total hilflos. Ansonsten können wir gut über alles reden, aber bei dem Thema geht garnichts mehr.
LG
Hoffentlich liest du das noch, irgendwie hat das Glöckchen nicht deine Antwort angezeigt.
Ja, ich hatte und habe einen Partner, der durch diese Phase mit mir durch musste.
Er musste sich auch täglich mehrfach Symptomlisten und von mir selbst erstellte Diagnosen anhören. Er hat das auch relativ geduldig gemacht, aber geholfen hat mir das nicht, denn einerseits wollte ich ja von ihm hören, dass alles in Ordnung ist, andererseits wollte ich mich auch ernstgenommen in meiner Krankheit fühlen. Beides zu leisten, geht ja nun mal nicht.
Was mir in der akuten Phase auch sehr geholfen hat, war zunächst wirklich einmal alle Ärzte anzulaufen, die ich für hilfreich bei der Diagnosesstellung fand. Erst als Endokrinologe, Hausarzt, HNO, Gastroenterologe, Urologe, Zahnarzt, Neurologe, Radiologe, Orthopäde und Neurochriurg wirklich alle nichts gefunden hatten, bin ich so langsam auf die Idee gekommen, dass es dann wohl die Psyche sein muss, auch wenn ich mir absolut nicht vorstellen könnt, wie hierdurch mein buntes Potpourri an Beschwerden entstehen konnte.
Noch heute, nach fast einjähriger Verhaltenstherapie, verfalle ich in Stresssituationen in alte Denkmuster: Ich muss doch krank sein, dieses Zucken ist doch komisch etc....
Aber ich weiß jetzt, dass es DenkMUSTER sind. Ich erkenne Auslöser und weiß, wie ich reagiere und warum. Somit komme ich da jetzt schneller raus.
Was mir fast noch mehr als die Verhaltenstherapie gebracht hat, ist die Teilnahme an einem so genannten MBSR-Kurs. Das ist ein angeleitetes Achtsamkeitstraining, in dem man viele hilfreiche Dinge lernt: Selbstwahrnehmung, Geduld, Selbstannahme, das Zurückhalten von Wertungen, Entspannung, Lebensfreude... der Kurs sollte meines Erachtens verpflichtend für jeden Hypochonder oder Angatpatienten sein, so überzeugt bin ich davon...
Liebe Grüße, du hast es nicht leicht....