Verschiedene politische Ansichten in der Partnerschaft

Hallo,

Ich habe mal eine Frage. Könntet ihr mit jemandem eine Beziehung führen, der politisch auf der entgegengesetzten Seite steht?

Ich bin seit etwas mehr als zwei Jahren mit meinem Freund zusammen. Wir verstehen uns soweit ganz gut und auch wenn wir hin und wieder mal verschiedenen Meinungen in politischen Dingen hatten, habe ich mir nie ernsthafte Gedanken gemacht. Was die Asylpolitik angeht, sind wir aber so verschiedener Meinung, dass mich das mittlerweile sehr belastet. Seine Aussagen und Ansichten zeichnen ein ganz anders Bild von ihm, als ich ihn bisher wahrgenommen hatte. Nun frage ich mich, wie ich damit umgehen soll, dass mein Partner ganz andere Werte vertritt, als ich? Hat hier jemand Erfahrung damit?

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Entweder Thema unter den Tisch fallen lassen, so gesehen bei einem örtlichen Parteimitglied und seiner Frau, die konsequent alles verweigert, was mit Wahlen und Parteien zu tun hat. Das Thema Politik haben sie nach mehreren anfänglichen zermürbenden Diskussionen total ad akta gelegt, fahren wohl gut damit. Er macht sein Ding, sie hält ihm den Rücken frei, aber gesprochen wird darüber nur das Nötigste. Sie wählt nach wie vor nicht und will auch sonst nichts davon wissen.

Oder eben jemanden suchen, der auf einer Wellenlänge ist und genauso denkt.

Problematisch finde ich, wenn eine Tendenz nach rechts zu sehen ist, die man einfach nicht mehr ignorieren kann. Da wäre bei mir jegliche Liebe aber auch schlagartig vorbei.

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Mein Expartner und ich, wir hatten auch verschiedene politische Ansichten, die teilweise weit auseinander lagen.
Wir haben dem anderen immer seine Meinung gelassen und trotzdem hatte ich das Gefühl, dass wir uns im Laufe der Jahre angenähert haben.

Was ich nicht hätte tolerieren können, wäre eine totale Ablehnung der Flüchtlinge. Da hätte es vermutlich täglich Zoff gegeben.
Getrennt hätte ich mich deswegen nicht. Ich wäre aber auch nicht still geblieben.

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Ich finde Ablehnung ist nicht so schlimm, das ist oft nur die Angst. Sätze wie "Endlich Grenzen schliessen!" geht noch.
Schlimmer ist es, wenn Du sowas hörst oder liest wie "naja, wir können ja die Gasanlagen von damals wieder reaktivieren, dann erledigt sich das schon". Mit so jemandem kann ich nicht zusammen leben.

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Nein, ich hab keine Erfahrung damit und ich würde auch keine machen. Ähnliche Werte in einer Partnerschaft sind für mich so essentiell, dass ich nicht wüsste, wie in solch einem Fall "gut verstehen" möglich wäre.

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Ja ich hatte mal nen Partner, bei dem sich raus stellte, dass er politisch rechts steht. Naja vielmehr hat er Stammtischparolen nachgeplappert und konnte selbst nicht denken. Ich hab sofort Schluss gemacht. Dummheit ist nicht gerade sexy und mir war er ab dem Zeitpunkt, an dem ich es raus fand, total peinlich.

Generell kann ich damit umgehen wenn jemand "Angst" hat. Ich stehe auch nicht allem positiv gegenüber und habe Kritik an manchen Dingen. Aber wenn es nivaulos wird und nicht zielorientiert sondern nur dumm, kann ich da keinen Respekt mehr vor einer Meinung haben.

Mit meinem Mann bin ich mir da komplett einig. Darüber bin ich sehr froh. Für eine gemeinsame Zukunft ist es wichtig eine gemeinsame Basis in solchen und anderem Dingen zu haben.

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Da unterschiedliche politische Richtungen nicht zwingend mit völlig anderen Werten einhergehen, zumindest nicht denjenigen, die ich als essentiell einstufe, hängt es davon ab, wie man kommunizieren kann.

Ob man dem Partner Toleranz entgegenbringen kann und wie tolerant oder ideologisch die eigenen Positionen vertreten werden.

Wenn ein offener Dialog gelingt, dann wäre es auch spannend, ganz anderen Input zu bekommen.

Schwierig wäre es, wenn ich einen Partner hätte, der mit seinen Überzeugungen meinen Alltag behindern würde. Z.B. ist ein grundsätzliches okölogisches Bewusstsein wichtig. Ich würde jedoch weder einen Partner haben wollen, der in der Innenstadt mit seinem SUV fährt noch einen, der mich massiv kritisiert, wenn ich ein 1-2 Mal im Jahr einen Kurzstreckenflug antrete anstatt die Bahn zu nehmen.

Extreme Ausprägungen könnte ich nicht tolerieren, dass heißt weder einen (radikalen) Antifaaktivisten noch einen Rechtsradikalen.

Das ist aber sehr theoretisch, denn eigentlich merkt man recht früh bei Dates in Gesprächen, wohin der Hase läuft.

Der Standpunkt meines Mannes zur Asylpolitik ist für mich nicht überraschend.

Vertritt dein Partner denn wirklich andere Werte als du oder hat er nur andere politische Meinungen zur Asylkrise?

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"Könntet ihr mit jemandem eine Beziehung führen, der politisch auf der entgegengesetzten Seite steht?"

Nein, das kann ich nicht.

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<<<Hat hier jemand Erfahrung damit? >>>

Nein.

Mein Mann vertritt die Gleichen, politischen Ansichten wie ich...Genauso wie die religiösen Ansichten. Die sind mir beide sehr wichtig, da wir Ansonsten nicht miteinander klar kommen würden.

<<<Nun frage ich mich, wie ich damit umgehen soll, dass mein Partner ganz andere Werte vertritt, als ich?>>>

Wenn es "nur" um die Asylpolitik geht, würde ich diesen Diskussionen, mit ihm als Diskussionspartner, aus dem Weg gehen.

Aber es kommt natürlich auch immer darauf an, welche "Werte" er vertritt und wie weit diese gehen.

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Ist das denn ein ständiges Thema bei euch?

Ich würde es davon abhängig machen, wie politisch engagiert jeder ist und wie oft es zu unschönen Diskussionen kommt. Verschiedene Auffassungen müssen ja nicht schlecht sein und können die Partnerschaft auch bereichern falls man sich vernünftig darüber austauscht, wenn es denn nicht bei jeder Tagesschau oder den anstehenden Wahlen zu mittleren Ehekrisen kommt. Extreme in jede Richtung finde ich immer etwas bedenklich und selten wird dann eine andere Meinung toleriert. Auch mit rechts orientierten Menschen hätte ich so meine Schwierigkeiten. Mir ist das herzlich egal, wen mein Mann wählt. Ich weiß es nicht einmal und umgekehrt genauso.

So lange der Partner sich nicht menschenverachtend äußert oder verhält, dann sehe ich keine Probleme darin. Das würde ich dann weniger der politischen Gesinnung als einem für mich nicht tolerierbaren Charakter zuschreiben.

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Hallo!

Es kommt darauf an, wie sehr die Ansichten auseinander gehen, also, ob es schon in Richtung grundlegender Werte geht oder nur um unterschiedliche Meinungen zum Umgang mit bestimmten Problemen.

Einen Partner, der z.B. beim Thema Asyl die Meinung hätte, alle Asylbewerber sollten rausgeschmissen werden, könnte ich nicht akzeptieren. Nicht wegen einer anderen Meinung, sondern wegen der Geisteshaltung dahinter. Totschweigen wäre da keine Lösung, denn ich wüsste ja, dass er fremdenfeindliche Ansichten hat - und evtl. auch noch den Kindern vermittelt.

Wenn es nur Unterschiede gebe, ob man von den Flüchtlingen mehr fordern sollte oder schneller abschieben etc. wäre das ok und ich würde gern mit ihm diskutieren. Zumindest, wenn er vernünftig diskutieren kann, also nicht persönlich beleidigt ist oder mir seine Meinung aufzwingen will.

Bei dir liest es sich so, als ob tatsächlich unterschiedliche Geisteshaltungen bzw. ein unterschiedliches Menschenbild dahinter steht. Das sehe ich kritisch... wie sind denn die unterschiedlichen Positionen?

LG, Nele

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Du triffst es ! Es sind die Grundwerte, die hinter den Ansichten stehen !

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Hi,

es kommt drauf an, in wie weit die Meinungen auseinander gehen....

A ) Deutschland ist für alle Ausländer offen
B) Deutschland muss schneller prüfen, wer abgeschoben kann
C) Deutschland muss die Mauer ziehen

Meinung A) und B) können noch kompatibel sein, wenn man ansonsten ähnlich tickt aber zwischen A) und C) die die Lücke einfach zu groß.

Ich heule eher, wenn die Flüchtlinge sehe mit vielen kleinen Kindern....die zu Fuß bei uns lange Märsche zum Bahnhof gehen müssen. Würde mein Mann da blöde Sprüche tätigen, könnte er zu Fuss gehen....und zwar inkl. seinem Koffer und da würde ich garantiert nicht heulen.

LG
Lisa