Ich will weg aus Deutschland

Hallo,

eigentlich verrückt, ich bin selbst Deutsche und hier aufgewachsen, habe Freunde und Familie hier, bin aber mit einem Südländer verheiratet ich wusste schon als Kind das ich niemals einen deutschen Mann haben möchte, versteht mich nicht falsch es gibt natürlich auch deutsche Männer die sich nicht der Saufkultur hier hergeben und liebevolle Menschen sind. Genauso gibt es Südländer die sich daneben benehmen, doch die Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit findet man bei Deutschen nur sehr selten. Meist sind es egoistische und hochnäsige Leute.
Nun hat mein Mann hier aber einen gut bezahlten Job, er hat hier studiert und wir haben 2 Kinder die zur Schule gehen, ich möchte aber unbedingt auswandern, es belastet mich von Tag zu Tag mehr.
Meine Eltern leben noch und ich möchte sie nicht alleine lassen das ist der einzige Punkt der mich hier hält, mein Mann wäre auch dabei doch uns fehlt das nötige Startkapital. Fühlt jemand auch so wie ich? Bitte versteht mich nicht falsch ich habe auch deutsche Freunde und mag auch dieses Land, aber die zunehmende Ausländerfeindlichkeit, Unzufriedenheit der Menschen hier macht mir Sorge. Die Anschläge in anderen Ländern sind natürlich auch nicht wegzudenken :-( Hier habe ich oft das Gefühl man wird auf darauf reduziert was man hat und wie man rumläuft, geht man schick in einen Laden wird man sofort bedient und freundlich behandelt, läuft man im Schlabberlook herum wird abschätzig geschaut, das gibt es in der Türkei oder in Italien nicht. Auch in Dubai habe ich das nicht erlebt.

Wer kann meine Gefühle verstehen und ist ausgewandert? Mein Mann ist der vernünftige Part und sagt immer wir können nicht alles hinschmeissen wegen den Kindern, er hat ja Recht aber ich werde immer unglücklicher :-(

Ganz liebe Grüße

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Hi,

ich habe eine Weile in England gelebt, in Italien und Argentinien.

Ja, vordergründig ist dort vieles einfacher, lockerer. Und dadurch oft auch unverbindlicher, distanzloser und eben von anderen "Gesetzen" reglementiert.

Im kinderfreundlichen Süden werden Kinder aber auch oft mitgeschleppt zu Veranstaltungen die nix für Kinder sind, sie werden häufig noch deutlich härter angefasst in der Erziehung (hast dir mal ne türkische Schule abseits der Metropolen angeschaut? Da wird ganz andere Disziplin gefordert...), körperliche Züchtigung wird durchaus noch vielerorts in der Türkei als gängiges Mittel der Pädagogik gesehen...das würde ich mir gut überlegen. Abgesehen davon, würde ich mir echt überlegen ob ich freiwillig in einen Staat auswandern würde, in dem espraktisch keine Pressefreiheit weiß gibt und Recht und Gesetz vom Gerechtigkeit sich immer weiter entfernen.

Jede Gesellschaft hat ihre Schattenseiten und ihr Gutes.

In meinem Bekanntenkreis kommt Ausländerfeindlichkeit nicht vor, in der Schule meines Großen sind viele Nationalitäten vertreten und ich weiß von keinen Vorfällen.

Man kann über vieles meckern und sich auf das Negative konzentrieren oder erstmal versuchen aus dem was man hat das Beste zu machen und das zu schätzen was es bei uns gibt (Krankenversicherung, medizinische Versorgung, Bildung für alle auf hohem Niveau...).

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Na ja, ich kenne sehr viele nette, nicht hochnäse und total gastfreundliche Deutsche!
Natürlich auch Südländer, aber da finde ich z.T. die Freundlichkeit sogar sehr oberflächlich.

Kommt anscheinend sehr darauf an WENN man kennenlernt.

Mit der Kleidung gebe ich dir recht, aber das habe ich weder in Südamerika, noch in Italien etc. anders empfunden. Da wird genauso drauf geschaut.

In welches Land möchtet ihr auswandern? Habt ihr da Jobchancen, wie sieht die Ausbildung für die Kinder aus? Wenn die wichtigsten Punkte geklärt sind, dann würde ich deine "Sehnsucht" ja verstehen, aber das scheint mir nicht so.

Bist du sehr unzufrieden in deinem Leben?

Ich kenne diese Rastlosigkeit auch, auch das ich gerne umziehe, soblad mir was nicht passt. Aber das geht halt schlecht wenn man nicht Single ist und allein auf der Welt. Wir sind irgendwann von der Stadt mitten aufs Land gezogen und hier ist vieles anders, auch das was die sog. "Oberflächlichkeiten" betrifft, hier fühle ich mich wohl und kann es auch ein paar Jährchen aushalten.

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Ich kenne auch viele liebe Deutsche so ist es ja nicht, aber der Großteil ist leider ziemlich kalt. Alte Menschen vereinsamen hier immer mehr, mit vielen Kindern wird man abgestempelt, die Stellung der Mutter ist hier eine ganz andere habe ich das Gefühl als in den südlichen Ländern.

Jobchancen hätte mein Mann auf jeden Fall, das Problem ist, das unsere große Tochter nicht umziehen möchte, sie hat hier einen Freund und natürlich viele Freunde. Das kann ich voll und ganz verstehen.

Wir würden gerne in die Türkei, das Heimatland von meinem Mann, oder nach Dubai für eine Zeit, wobei Dubai eher ein Traum bleiben wird.

Ich bin überhaupt nicht unzufrieden mit meinem Leben, ich habe eine wunderbare Familie, viele Freunde ein schönes Haus eigentlich alles was man braucht wir sind gesund, und doch fehlt etwas.

Das Leben in der Türkei ist einfach bunter, lebendiger, ich vermisse die Märkte, das frische Obst, die Melonen die am Straßenrand verkauft werden, die Weite der Berge diese Freiheit die man hier nicht hat. Hier ist alles sehr strukturiert, arbeiten bis man tot umfällt, wenige Leute leben hier wirklich.Möchte man abends mal wo hingehen ist das mit Kindern sowieso fast unmöglich weil es hier nichts gibt, in der Türkei sind überall Parks mit Grillplätzen, Spielplätze die auch gefüllt sind.

Wir wohnen schon recht ländlich und haben auch nette Nachbarn ich kann mich nicht beschweren das jemand unfreundlich wäre.

Vermutlich wird es darauf hinauslaufen das wir warten bis die Kinder groß sind, uns vielleicht eine kleine Wohnung dort kaufen und unser Haus verkaufen damit wir dort leben können. Im Sommer fahren wir erstmal 6 Wochen in die Türkei, ich werde mal versuchen die schlechten Seiten zu sehen damit es nicht mehr ganz so schlimm wird, wenn ich wieder zurück gehe.

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Zum Thema Männer...das ist ja auch relativ - je nachdem wenn man kennenlern, oder?

Meine Mutter war dreimal mit "Südländern" verheiratet (Libanon, Syrien, Chile) - keine Ehe hat lange gehalten und es gab enormes Unverständniss zu beiden Seiten.

Ich bin mit meinem "deutschen" Mann sehr zufrieden ;o)) - wir verstehen und gut, können über alles reden und diskutieren, sind tolerant dem anderen gegenüber und sind in der Partnerschaft auch gleichberechtigt. Hier säuft und gröllt keiner, und Fussball können wir beide nicht viel anfangen mit...passt also alles.

Vielleicht musst du deine eigene Haltung und Toleranz auch mal überdenken.

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Hallo.

Die Dinge die du anbringt finde ich etwas merkwürdig, das ist für mich kein Grund alle zelte abzubrechen. Ihr habt 2 kinder und kein startkapital. Willst du deinen Kindern wirklich eine so ungewisse Zukunft zumuten weil du mit dem unzufriedenen und hochnäsigen deutschen nicht klar kommst? Überdenke deine Einstellung und Denkweise. Wenn man Leuten freundlich und offen begegnet dann kommt es auch fast immer so zurück, unabhängig welche Klamotten man trägt und wie man aussieht.

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Hallo,

auf der anderen Seite ist das Gras nicht unbedingt grüner. Südländer haben für Dich eine offene, sympathische Mentalität. Andere empfinden es als übergriffig und zu nah, wenn z.B. die italienischen Schwiegereltern für zwei Wochen sich einnisten, wenn ein Baby zur Welt kommt. Die Mentalität hängt nicht nur von der Staatsangehörigkeit ab, sondern vom Umfeld, der Region und der Persönlichkeit, vor allem der eigenen.
Ob Du in einem anderen Land glücklicher wirst, kann Dir keiner sagen. Ohne Jobperspektive und dem Ja des Mannes sowie der Kinder geht es aber nicht. Jedes Land bringt aber auch seine Probleme mit sich.

"doch die Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit findet man bei Deutschen nur sehr selten. Meist sind es egoistische und hochnäsige Leute."

Das kann ich so nicht sagen. Es gibt solche und solche. Kommt auf das Umfeld an, in dem man sich bewegt.

"Hier habe ich oft das Gefühl man wird auf darauf reduziert was man hat und wie man rumläuft, geht man schick in einen Laden wird man sofort bedient und freundlich behandelt, läuft man im Schlabberlook herum wird abschätzig geschaut, das gibt es in der Türkei oder in Italien nicht. Auch in Dubai habe ich das nicht erlebt."

Nein, auf die Kleidung und das Äußere wird in vielen Ländern geachtet. Wenn mein Bankberater im Schlabberlook oder mein Arzt in Hotpants vor mir erscheinen würde, könnte ich ihn auch nicht ernst nehmen. Ein gepflegtes Erscheinungsbild sagt mir aus, daß der Mensch auf sich achtet. Damit meine ich nicht den letzten Modeschrei oder teure Kleidung, aber das Aussehen sollte angemessen sein.
Und in manchen Ländern sind die Leute einfach zu höflich, um etwas über den Schlabberlock zu sagen.

LG
Katty

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Du beschreibt genau das, was die TE hier nervt.

Mich würde interessieren, ob es dieses Wort "Übergriffig" auch in anderen Kulturen gibt. Ich spreche einige Sprachen, aber dieses Wort ist mir nicht untergekommen. Eher aufdringlich:)

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oder mein Arzt in Hotpants vor mir erscheinen würde,

#schwitz #rofl #rofl #rofl

Made my day... nu hab ich Kopfkino #rofl

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Hi,

ich war viel in südlichen Ländern und im asiatischen Raum unterwegs. Und es stimmt, dass die Herzenswärme mich oft aus den Augen ansprang und ich den Eindruck hatte, dass ich damit besser zurecht kommen würde.

Allerdings habe ich auf allen Reisen gespürt, dass ich Deutsche bin und dass das auch mein Land ist, wo ich bleiben möchte. Es gab so viele andere Seiten wie Bürokratie, Politik, Menschenrechte, Frauenrechte, Ökologie/Umweltschutz oder -pflege, Machthierarchien, Bestechungen etc... das halte ich auf die Dauer NOCH VIEL weniger aus!

Meinem Magen ging es während der Zeit so gut wie nie in Deutschland. Der Farbenreichtum, das andere Klima (welches mir auch zwischendurch heftigst zu schaffen gemacht hat), das Lebendigere, Pulsierendere... so intensiv habe ich das in D nicht gefunden. Allerdings hat das meine Sinne so geschärft, dass ich in D andere Qualitäten bewusster wahrgenommen habe, die so normal waren und die für mein Wohlbefinden und die Art wahrzunehmen, zu geniessen und zu sein essentiell sind.

Mein Fazit war: ich weiß, dass mir diese Gastfreundschaft, das herzliche Familienleben so wichtig ist, welche Werte ich hier vermisse. Mit der Konsequenz, dass ich sie in meinem Leben integriere (oder versuche mehr zu integrieren), um das den Leuten, mit denen ich zu tun habe, schenken zu können - aber völlig bescheiden und leise.

Es gab eine Zeit eine sehr euphorische Zeit und dann habe ich mir Bücher gekauft von Schriftstellern aus den entsprechenderen Ländern, die über die Zusammenhänge berichten, ob in dokumentarischer oder Roman-Form. Und das hat mich auch etwas geheilt.

Aber ich wollte immer gerne jemanden kennenlernen, der weiß, dass sein Platz NICHT in D ist! Weil ich es mir so gar nicht mehr vorstellen kann so ein Fernweh zu haben!

lg

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Ich unterschreibe jedes Wort und kann dich total gut verstehen.

Freu dich auf später, wenn die Kids aus dem Haus sind. Dann geht's ab in die Türkei. Wohin dort wollt ihr denn?

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Nach Izmir #verliebt

Gut zu wissen, das ich nicht ganz alleine mit meinen Gefühlen bin ;)

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Also ich kenne hier sehr viele türken. Die reisen natürlich in den Sommerferien alle in die türkei.

Und was ich schon 100x gehört habe ist folgendes: hier bin ich der scheiss Türke und in der Türkei der Scheiss deutsche.

Ich kenne einige die wieder rückgewandert sind und letztlich wieder in dtl gelandet sind weil sie dort nicht akzeptiert werden.

Ob es bei ALLEN so ist möchte ich bezweifeln, mir fallen aber sehr viele ein bei denen es so ist.

Meine freundin meint immer sie hat keine heimat, weder hier noch dort

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Dein.Wunsch und Fernweh sind sicher nicht ungewöhnlich.

Aber ich bin etwas irritiert. Du lobst ein Land wie die Türkei in den höchsten Tönen und beklagst die zunehmende Ausländerfeindlichkeit in Deutschland.

Ich weiß nicht, wo du in den letzen 12 Monaten gelebt hast und ob du mal wirklich verfolgt hast ud dich dafür interessiert hast, wie es z. B. den Flüchtlingen in Deutschland und dagegen in der Türkei geht.

Die Türkei kann es logistisch und finanziell nicht bewältigen, lässt die Flüchtlinge im wahrsten Sinne des Worte im Regen stehen, über 70 % der Flüchtlingskinder dort besuchen keine Schule, arbeiten für einen Hungerlohn usw. usw. Mal davon abgesehen, dass auch die türkische Bevölkerung darunter leidet.

Warum wollen wohl so viele Menschen aus aller Herren Länder (auch sehr viele Kurden, die in der Türkei auch nichts zu lachen haben) ausgerechnet nach Deutschland?

Natürlich würdest du mit deinem Akademiker als Mann dort zur priviligierten Oberschicht gehören. Wer weiß, ob du dort den Anschluss bekommst, den du hier vermisst. ihr wärt dann dort das, was du hier bei einigen Mitmenschen bemängelst. Vielleicht mit dem Unterschied, das ihr nicht auf andere herabseht oder es den Mitmenschen dort egal ist.

Ich glaube, du hast ein ganz gewaltiges Problem mit dir selbst und projezierst es auf ein Land, auf deine Herkunft, dein Umfeld etc. wer mit sich selbst nicht zufrieden ist und sich hier in Deutschland schon ungerecht behandelt fühlt und den es interessiert, was andere von einem denken, sollte schwer überlegen, in ein Land zu ziehen, in dem die Emanzipation der Frau noch in den Kinderschuhen steckt, die Meinungs- und Pressfreihiet stark eingeschränkt ist, der Islam sehr stark das Leben bestimmt usw. usw.

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Ja, die Türkei hat die Mittel nicht, aber wenigstens fackeln die Menschen keine Heime ab!

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Nö, damit geben sie sich gar nicht erst ab. Wurden nicht erst kürzlich die Friedensprozesse mit der PKK aufgekündigt? Davon abgesehen wurden schon seit den 80ern oder 90ern zehntausende Kurden einfach so ermordet................

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Ich versteh Dich total, wir haben zwei Jahre im südlichen Ausland gelebt und haben vieles so empfunden wie Du. Aaaaber: wir haben auch da die Schattenseiten kennengelernt - Menschen die hungern, Krankenhäuser bei denen Du Dein Verbandsmaterial selbst mitbringen musst, Apotheken die schliessen müssen weil die Krankenkassen seit 6 Monaten nicht mehr gezahlt haben, die regelmäßigen Strom-, Wasser- und Internetausfälle hab ich schon gar nicht mehr wahr genommen und wann welcher Behördenfuzzi wegen Korruption verhaftet wurde war auch ein Grundrauschen in den Medien.

Zurück sind wir wegen des Geldes - mein Mann hatte zwar versucht einen Anschlussjob zu finden, hat aber keinen gefunden.

Wir beide (beide übrigens Deutsche) würden aber sofort wieder gehen wollen - diese Lethargie hier in Deutschland macht mich rasend, die vielen miesen Fressen zum miesen Wetter depressiv.

Aber wir sind auch beide realistisch, wissen dass woanders kein Honig regnet und dass es auch viel schlechtes gibt - dennoch können wir uns für uns vorstellen, uns in einem anderen Übel wohler zu fühlen.

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Hallo,

ja, ich kann dich verstehen und bin aus ähnlicher Motivation heraus auf Zeit im Ausland (mit zwei Kindern).

Wir leben in SOA und die kollektivistische Kultur ist gerade mit Kindern eine besonders schöne Erfahrung. Diese Herzlichkeit habe ich in dieser Form nirgendwo in Deutschland erlebt bisher.
Aber da gibt es viele andere Dinge, die mich beunruhigen (Korruption, medizinische Versorgung, Staatsform, fehlendes Umwelt-/Nachhaltigkeitsbewusstsein, bürokratische Abläufe, körperliche Züchtigung in Kindergärten und Schulen, ungelerntes Personal ebendieser mit keinerlei pädagogischen Kompetenzen,
etc.).. Dinge, die auch sehr belastend sein können. Mehr als man sich von Deutschland aus vorstellen kann. Das Leben in Deutschland ist anders aber in vielen Punkten viel, viel einfacher.
Unter deinen Voraussetzungen (Eltern, Kinder im schulpflichtigen Alter, fehlendes Startkapital) würde ich diesen Wunsch "einfach" vertagen. Du kannst auch in zehn Jahren mit deinem Mann auswandern. Das läuft dir nicht weg. Bis dahin habt ihr Zeit zum planen und könnt euch dafür gezielt Geld zur Seite legen.

Alles Gute.

wind.kind