Wenn man scheitert.. Es ist besser so. Warum bin ich dann so traurig? *lang*

Ich bin gerade so traurig. Ich weiss, dass eine Trennung richtig und der einzige Weg ist, aber trotzdem tut es so sehr weh.

Wir sind seit Januar 2015 zusammen. Im Januar 2016 bin ich zu ihm gezogen (100km von meinem alten Heimatort entfernt). Wir sind beide Ende 30, ich war alleinerziehende Mutter eines heute Vorschulkindes (Vater nicht involviert auf eigenen Wunsch), er seit einigen Jahren verwitwet mit zwei Grundschulkindern.

Die Ausgangssituation war also schon nicht so easy. Wir mussten uns mit Kindern kennenlernen, das ist natürlich schon was anderes als mit ungebundenen Mitte 20 ;-)
Solange wir pendelten, war alles super. Seine Familie hat mich mit offenen Armen empfangen, mit den Kindern kam ich super klar, die Kinder untereinander auch. Im Januar 2016 ergab sich per Zufall die Chance auf einen der sehr begehrten Plätze in einem supertollen Kindergarten hier vor Ort, und wir haben kurzfristig zugegriffen und Nägel mit Köpfen gemacht.

Das lief auch alles gut an. Aber ich kam nicht so richtig in die Rolle der dreifachen Mutter rein, dazu das große Haus, trotzdem wenig Möglichkeit des Rückzuges, kaum Zweisamkeit. Die Kinder sind alles Jungs und sehr lebhaft mit großem Bewegungsdrang, spielen eigentlich oft gut miteinander, dann gibts wieder Klopperei, mit wechselnden Allianzen, oft ist es ein Hauen und Stechen und sehr sehr laut. Das ist anstrengend und natürlich schon weit entfernt von meinem überschaubaren Mutterdasein vorher.

Mein Partner und ich haben leider sehr unterschiedliche Auffassungen von Erziehung. Ich gehör(t)e mit meinem Einzelkind bisher in das Lager der "attachment parenting" Ecke, also bedürfnis- und bindungsorientierte Beziehung zu meinem Kind. Ich habe das nicht übertrieben, aber mein Kind Anschreien, körperlich Angehen und ihnen absichtlich weh tun, verarschen, sich nicht verlässlich verhalten gab es bei mir nicht. Bei meinem Partner hingegen schon. Er geht mit den Kindern manchmal wie mit einem Hund um, da werden Befehle gebellt, und die sind auszuführen Punkt. Da sind wir oft aneinandergerasselt, ich habe ihn oft gebremst, auch vor den Kindern. Das war sicher falsch. Ich habe versucht, mit ihm zu reden, ihm seine Erziehung und die Folgen davon versucht klarzumachen. Ein paar Dinge machte er sdeitdem auch besser, aber eher weil ich das verlange und nicht weil er wirklich verstanden hat, um was es geht. Er schreit generell sehr viel die Kinder an und das stört mich sehr und verunsichert mein Kind (so sehr, dass er leider manchmal nur noch reagiert, wenn man laut wird, dabei konnte man ihn vorher wunderbar über die Verständnisebene steuern).

Seiner Familie war ich gegenüber immer offen und freundlich, habe sie bewirtet, die Kindergeburtstage habe ich ausgerichtet (die Familie ist groß, wir hatten über 30 Leute zum Brunch da #schwitz) ich habe die Kommunionsfeier mit organisiert und der Oma Fotos geschickt und sie auf dem Laufenden gehalten. Wie ich dachte, dass man es von mir erwartet. Ich habe mich sehr bemüht.
Irgendwas ist irgendwann passiert.. Die Kinder waren in den Osterferien bei den beiden Großelternpaaren (die sich untereinander sehr gut kennen) und die Kinder kamen wie ausgewechselt zurück: aufgestachelt und total "anti" zu mir und zu meinem Kind. Bzw kamen sie nicht zurück, mein Partner musste sie abholen (ich wurde von der Oma mehrfach deutlich daran erinnert, nicht mitzukommen) und er durfte zum Rapport antreten. Alle vier Großeltern waren versammelt, setzten die Kinder mit an den Tisch und sagten: "So Kinder, und jetzt erzahlt auch mal eurem Vater, was euch an eurer Stiefmutter stört". Ende vom Lied: die Kinder waren zurück, eine Woche war nicht mal an ein halbwergs harmonsiches Familienleben zu denken und der Tenor war, ich hätte ihn gar nichts zu sagen, das hätte die Oma so gesagt. Mein Partner sah dem ganzen nur betreten zu, wenn er denn mal da war. Handeln oder Kommunizieren ist halt nicht sein Ding #wolke

Leider ist mein Partner also ein großer Schweiger. Ich habe mehrfach versucht, die Probleme die ich empfinde, bei ihm anzusprechen. Da kommt einfach kaum was. Als ich ihm sagte, dass ich seit Monaten über meinen Auszug nachdenke, ist er aus allen Wolken gefallen. Er ist sehr wenig mitfühlend, nicht mal ein bisschen empathisch (kein Wunder bei der Mutter #augen), er "sieht" keine Gefühle, hat kein Verständnis für emotionale Reaktionen und kann diese weder voraussehen noch im Moment des Geschehens beim Gegenüber spüren. Wenn ich mit ihm über Gefühle, über Empfindungen reden will, habe ich manchmal den Eindruck, ich erzähle einem Blinden was von Farben.

Ich weiss, ich habe Fehler gemacht. Mit den Kindern. In der Beziehung zu ihm. Ich bin nicht perfekt. Aber ich habe mich nach Kräften bemüht. Es ist so schwierig, diese tote Ex als Übermutter über allem Schweben zu haben (z.B. "Meine Mama hat niihiiieeee mit mir geschimpft" "Das mag sein, aber damals warst du noch sehr klein und deine Mutter hat damals auch keinen Anruf der Klassenlehrerin bekommen, weil du wiederholt keine Hausaufgaben vorzeigen wolltest"). Ja, ich habe mein leibliches Kind wiederholt in Schutz genommen, ihm mehr erlaubt, es manchmal auch bevorzugt. Das war bestimmt nicht immer richtig, aber das alles musste ich auch erst lernen. Oftmals ist der Große z.B. nicht zimperlich und zieht seinen kleinen Geschwistern gerne mal Spielzeug, Sammelkarten, das Lieblingsauto oder ähnliches mit einem Trick ab.

Ich war und bin auch oft genervt, das Chaos, was diese drei verbreiten, die Berge an Wäsche, die Berge an Essen, ständiger Lärm, ständiges Gebrüll, ständiges Gekloppe bis wieder einer heult, das geht an die Nerven, echt jetzt.

Dazu die Probleme, hier vor Ort auf dem Land einen Job zu finden, kurze Kigaöffnungszeiten (ja, so toll er ist, zwei Stunden länger wären toller). Ich habe hier sehr nette Nachbarinnen bzw. auch ein paar nette Mütter von anderen Kindern getroffen. Echte Freundschaften, jemanden zum Quatschen, das fehlt mir hier. Zuhause hatte ich ein grpßes Netz an Freunden und Familie. Mein Partner ist jedoch kein Socializer, er hat kaum soziale Kontakte ausserhalb seiner Familie, meistens organisiere ich das wenn dann. Wir hatten in einem ganzen halben Jahr ein einziges Wochenede mal für uns, und das war auch toll. Wir gehen beide gerne raus in die Natur, wir lieben es, im Garten zu buddeln, wir beide zusammen kommen ohne Kinder super aus. Aber mit Kindern als Elternpaar, unter diesen maximal erschwerten Patchwork-Umständen auch noch, muss man sich doch absprechen, immer wieder abgleichen, miteinander im Gespräch bleiben, Konflikte lösen. Und von ihm kommt: NICHTS. Er bemerkt diese Konflikte noch nicht mal. Er spricht nichts an.

Nach viel hin und her und einiger Zeit in den Ferien alleine mit meinem Kind in der alten Heimat habe ich jetzt beschlossen, meine Sachen zu packen und zu gehen. Mit tut es für mein Kind leid, der Kindergarten ist toll und die "Brüder" trotz aller Streitereien gute Gefährten. Aber ich gehe hier ein, ich zahle drauf, ich komme nicht mehr klar. Es ist mir so peinlich, kleinlaut und auf der ganzen Linie gescheitert nach Hause zu ziehen (zum Glück hatte ich meine alte Eigentumswohnung noch nicht vermietet). Ich suche gerade wieder nach einem Kindergarten für mein Kind, der ähnlich toll ist wie dieser hier. Mein Partner ist von meinem Auszug wohl nicht begeistert, aber tut auch nichts dagegen. Kein "bitte bleib bei mir". Kein "ich will dich nicht verlieren". Keine Wolke vier mehr mit ihm dafür unten wieder ganz allein. #gruebel

Und ich fühle mich schlecht. Wir hatten so viel Potential. Ich habe ihn sehr gern. Ich fand das Gefühl, eine eigene Familie zu haben so schön. Und deswegen bin ich jetzt taurig. Einsam. Verletzt. Unverstanden. Nicht wertgeschätzt. Ich bin es nicht einmal wert, um mich zu kämpfen. Das ist so bitter. #heul

2

Wenn Menschen von außen gegen eine Beziehung schießen, kann man davon nur unbeeindruckt bleiben, wenn beide Partner sich davorstellen und nichts durchlassen.

So wie du deinen Partner beschreibst, ist er weit entfernt davon, für dich Partei zu ergreifen.
Egal, ob er es nicht sieht oder nicht sehen will, wirst du so nicht glücklich.

Dein letzter Absatz sagt mir eigentlich alles. Er hält dich nicht fest, versucht nicht, Wege zu finden, damit ihr beide glücklich seid.

Das wird mit zunehmender Dauer eurer Beziehung nicht besser werden.

Du machst es richtig: lieber unten wieder ganz allein als mit einem Partner, der nicht mal Wolke vier schafft.

Alles Gute.

Hezna #klee

1

Du hast wirklich viel aufgegeben, damit eure Patchworkfamilie funktioniert. Und du hast auch sehr viel gegeben. Bei ihm kann ich nicht erkennen, was er aufgegeben oder gegeben hat. Bitter finde ich, dass du alles tust, um seinen Kindern eine Mutter zu sein, die gesamte Hausarbeit leistest und dass er dich dann nicht verteidigt bei den Grosseltern mit deren unmöglicher Aktion. Das wäre er dir schuldig gewesen.

Zum Glück hast du noch deine Eigentumswohnung! Vielleicht schafft ihr es, mit etwas Abstand, ein paar Regeln aufzustellen und es wird doch noch etwas? Regel Nr. 1 müsste sein, dass du, wenn du schon die ganze Arbeit hast mit seinen Kindern, sie auch nach deinen Vorstellungen erziehen darfst. Das Anschreien der Kinder und unzuverlässiges Verhalten ihnen gegenüber hingegen muss tabu sein. Will er keine Veränderungen, müsstest du in deinem und im Interesse deines Kindes die Beziehung tatsächlich als gescheitert ansehen.

Vielleicht hilft euch eine Familienberatung?

3

kann total verstehen dass du traurig bist.
du bist nicht gescheitert - dein partner ist gescheitert.
er hätte allen omas und opas klar machen müssen, dass in eurem haus nun eure regeln gelten und sich die kinder da unterordnen müssen und die grosseltern raushalten müssen.

und dein partner hätte mit dir an einem strang ziehen müssen.

du hattest eine undankbare rolle.

und egal wie schlecht die beziehung war, man ist trotzdem immer traurig. und man ist auch ausgelaugt vom jahrelangen kämpfen.

4

Nicht IHR hattet Potential. DU hast Potential.

DU hast Dein Leben auf den Kopf gestellt. Und das Leben Deines Sohnes. DU veränderst Dich, gibst alles, machst Dir jede Mühe, Dich auf ihn und sein Umfeld einzulassen, machst Dir Gedanken, machst und tust und gibst alles...bis zur Erschöpfung. Er steht am Zaun und schaut zu, wie Du auf dem Schlachtfeld stehst und kämpfst...und untergehst. Und dann dreht er sich um und geht.

Eine gemeinsame Familie zu "führen" ist schon eine große Aufgabe, eine Patchworkfamilie erst recht. Ihr hättet viel mehr reden sollen, gemeinsam Wege finden, welche Regeln bei Euch gelten. Und sie gemeinsam umsetzen. So habt Ihr gegeneinander gearbeitet. Aber das schreibst Du ja selbst auch.

Jungs sind (i.d.R.) voller Energie, laut, rabiat, grob. Ich habe 3 Stück alleine großgezogen und es ging bei uns teilweise vom Ton her auch zu wie in der Kaserne. Sonst wäre wohl einer im Laufe der Jahre gestorben. Allerdings haben wir später über Dinge, die eine Erklärung bedurten, gesprochen, damit sie wissen, warum sie nicht auf der Straße vor den Autos springen oder die 25 Meter hohe Tannen als Schiffsmast im Sturm benutzen sollen. Kinder spielen immer Eltern gegeneinander aus. Nun haben sie bei Oma und Opa gepetzt, die kleinen Kröten. Deren Reaktion ist aber erschreckend. Die Großeltern haben kein Recht, sich einzumischen. Vor allem nicht auf dieser Art. Nicht zu fassen, was sie sich rausnehmen! Da hätte er sich - und Euch - abgrenzen müssen, da es seine Familie ist.

Dass Du (noch) keine Kontakte dort hast, ist nicht ungewöhnlich. Das dauert. Allerdings stehst Du komplett alleine da. Mit Deinem Freund hast Du nicht viel "WIR-Gefühl", seine Familie hat klar Front gegen Dich bezogen, und seine Kinder sind eben Kinder, dennoch sehen sie Dich nun, durch die Großeltern, als "der Feind".

Dass Du ausziehst ist gut. Möchtest Du noch an dieser Beziehung festhalten? Arbeiten? Alleine oder zu zweit? Oder ist der Drops gelutscht? Für mich wäre es das Ende. Jemand, von dem ich sage, er sieht meine Gefühle nicht, schätzt mich nicht wert, und sich nicht um mich bemüht, wenn ich das Feld räume, weil ich kaputt gehe, brauche ich in meinem Leben nicht. Aber vielleicht ist das der Wink mit dem Zaunpfahl...er kann oder will sich nicht (mehr) verändern...besser, wenn Du gehst.

Ich habe vor 4 Jahren eine sehr ähnliche Geschichte hinter mich gebracht. Heute bin ich froh und dankbar, nicht den Rest meines Lebens mit diesem Mann, dem ich alles hätte geben müssen und von dem ich nichts zurückbekommen hätte, verbringen zu müssen. Unglücklich, alleine, ungeliebt.

Viel Glück, Dir #liebdrueck

5

Hallo

jede Trennung tut weh.Sind Kinder involviert um so mehr.
Da zerbrechen Träume, Zukunftspläne, eine Gemeinschaft. Ich war zwei Jahre lang sehr ,sehr traurig nach der Trennung, obwohl meine erste Ehe zuletzt wirklich mehr als schlecht war.Eigentlich eine komplette Katastrophe.
Durch dieses Tal musst du durch.
Mach dir immer wieder klar, wie aussichtslos ( und so empfinde ich deine Beziehung durch das Verhalten deines Partners ) diese Beziehung ist.
Du klingst reflektiert und realistisch.
Irgendwann bist du froh diesen Schritt gemacht zu haben.
Auf der einen Seite schreit er die Kinder an ( so wollte ich nicht leben ) andererseits ist er sprachlos, wenn es um die Kinder oder um eure Beziehung geht.
Nicht wirklich alltagstauglich als Familienvater und Partner.Was würde im Laufe der Jahre unter diesen Bedingungen übrig bleiben von deinen Gefühlen?
Wäre ein Scheitern nach einigen Jahren nicht noch sehr viel schlimmer für die Kinder?

Ich wünsch dir alles Gute und einen Mann der dich zu schätzen weiß.#klee#blume

Wird schon.

L.G.