Depression oder nur Überempfindlichkeit

Hallo,

langsam verzweifle ich und suche deshalb erst mal anonym Rat...

Das Problem:

Ich bin seit der Geburt unserer Tochter (sie wird bald 2) sehr empfindlich. Vorher habe ich nur sehr sehr selten mal geweint, jetzt muss ich (nicht immer aber häufig) schon weinen, wenn mein Mann und ich nicht einer Meinung sind.

Also nicht mal im richtigen Streit, sondern es genügt teilweise, wenn er z.B. beim Zähneputzen unserer Tochter (die da momentan keine Lust drauf hat) sagt "jetzt mach doch nicht immer so ein Theater davon". Ähh - ich versuche nur, es hinzukriegen, ohne sie festzuhalten oder ihr weh zu tun.

Oder ein weiteres Beispiel: wir sind beim einkaufen, ich lauf hinter dem Wagen, weil ich noch am Regal was schaue und er mault mich an "du willst doch was von der Käsetheke - dann geh auch vor!"

So Sachen nerven mich einfach, ich fühle mich da gemaßregelt ohne Grund und breche dann eben leicht in Tränen aus.

Theorie meines Mannes: Ich hätte eine Depression und solle mich behandeln lassen. Er würde uns sehr lieben, aber es dieses ewige Geheule könne er nicht ertragen. Er sehe da keinen Grund. Da es zeitlich eben mit Geburt unserer Tochter begann, mutmaßt er, das ich da irgendwie die Geburt nicht verarbeitet habe oder Probleme habe, weil ich sie nicht so stillen konnte, wie ich es mir vorgenommen hatte.

Meine Theorie bzw. Erwiderung zu seiner: Ich bin eben sensibler geworden. Eine Depression sieht m.E. anders aus. Ich habe weder Antriebslosigkeit noch Zukunftsängste oder sonstiges. Ich wünsche mir einfach mehr Verständnis von ihm, keine blöden Sprüche, die mir zeigen, das es ihn einfach nur nervt!

Zum Geburt verarbeiten und Stillen: Ich hatte eine Geburt nach Einleitung. Da es mein erstes Kind ist, habe ich keinen Vergleich. Aber es verlief alles in meinen Augen normal bis gut (nach Einnahme der 1. Tablette ca. 3 Stunden später Blasensprung, dann direkt Wehen ca. 15 Stunden, dann natürliche Geburt). Keine großartigen Probleme hinterher. Baby Blues hatte ich nicht!!! Stillen konnte ich nur 4 Wochen, dann waren die Brustwarzen entzündet und ich hatte solche Schmerzen, das es nicht mehr ging. Hatte ich mir anderes vorgestellt, ja, aber im Endeffekt war ich auch froh, weil ich das Stillen kurz gesagt als nicht schön empfand...

Ich fürchte, ich habe es etwas verworren geschrieben...

Wer durchgehalten hat: besten Dank!!

Was würdet ihr tun? Arzt aufsuchen?

Ich habe bei meiner FA ca. 6 Monate nach Geburt des Kindes nachgefragt, ob es normal wäre, so empfindlich zu sein. Antwort: Ich solle mir mehr Zeit geben, nach Geburt ändert sich vieles. Man könne auch milde Antidepressiva nehmen, das wäre nicht verwerflich... Ich fühlte mich da abgebügelt und habe entsprechend keine große Hoffnung, das es z.B. beim HA anders wäre.

Grüße! XXX

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Hallo!

Du brichst also im Supermarkt in Tränen aus, weil Dein Mann kurz meckert, Du sollst zur Käsetheke vor gehen. Ja, definitiv stimmt etwas nicht mit Dir, gar keine Frage.

Und auch definitiv wird das nicht 2 Jahre nach der Geburt noch "einfach von alleine" weg gehen, offenbar hat sich diese Übermäßige Empfindlichkeit entschieden, zu bleiben.

Es ist doch egal, ob man dem ganzen jetzt das Etikett "Depression" drauf kleben kann oder ob es ganz anders heißt - ganz eindeutig ist, dass Du Hilfe brauchst, um da wieder raus zu kommen.

Also egal wie man es nun heißen mag, such Dir Hilfe, und das weder beim Frauenarzt noch beim Hausarzt. Das sind eben keine Fachleute für seelische Befindlichkeiten, und nicht alle sind da sonderlich geschickt im Umgang. Wobei ich gar nicht finde, dass Deine FA da sonderlich unsensibel gewesen wäre, sondern DU warst ÜBERSENSIBEL und hast Dich deswegen abgebügellt gefühlt.

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Danke für deine Antwort.

Ich kann mich dann in der Öffentlichkeit schon zusammenreißen, so ist es nicht!

Nein, ich finde es nicht egal, wie man es nennt! Depression ist eine Krankheit, Überempfindlichkeit ja wohl nicht. Und gegen Überempfindlichkeit wird wohl auch niemand was tun können.

Mich störte bei der FA nur das lapidare anbieten von Pillen ohne sich weiter mit der Sachlage zu beschäftigen. Davon halte ich nichts!

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Hallo!

Du fühlst Dich ja auch hier gleich angegriffen, was? Das war von mir nicht so beabsichtigt.

Aber ich denke schon, dass Deine Überempfindlichkeit in eine Krankhafte Rochtung geht, und nachdem sie nach 2 Jahren immer noch da ist, glaube ich nicht, dass sie von alleine verschwindet.

Nicht jede Depression hat alle Symptome wie aus dem Lehrbuch. Manche sind gar nicht niedergeschlagen, können aber kaum was essen und schlafen sehr schlecht.

Vielleicht hast Du eine Depression, die sich eben vor allem darin äußert, dass Du wegen Allem losheulst, nicht mehr in der Lage bist, Kritik oder Streit durchzustehen.

Sei doch nicht gleich so abweisend, ziehe es wenigstens ernsthaft in Erwägung,. statt von Deinem Mann zu verlangen einfach damit zu leben, dass er jedes Wort auf die Goldwaage legen muss.

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Hallo

ich bin nach der Geburt des ersten Kindes auch empfindlicher geworden.
Vorher habe ich sehr selten und meistens aus Wut geheult. Danach reichte schon ein Bericht im TV über Kindesmisshandlung und mir kamen die Tränen. Auch bei manchen Filmen kamen mir schnell die Tränen.Ich habe Freundinnen da war das schon immer so.
Warum sollte das negativ oder krankhaft sein ? Ich habe das so hingenommen und irgendwann wurde es wieder weniger.Ich glaube da war meine Älteste so ca.5 Jahre alt.

Wir können hier schwer beurteilen ob es bei dir etwas zur generellen Konfliktunfähigkeit führt.
Vielleicht ist der Ton deines Mannes allgemein maß regelnd und Dauer genervt?

Allerdings bricht man dann nicht jedes mal in Tränen aus.
Ich würde nichts nehmen und einfach abwarten.

L.G.

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Mir erging es genauso nach dem ersten Kind.

>>>Vielleicht ist der Ton deines Mannes allgemein maß regelnd und Dauer genervt?<<<

Das vermute ich auch.

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Das ist eben schwer zu sagen, da es auf die Perspektive ankommt.

Ja, ich empfinde das so.

Er nicht, er findet seinen Ton normal.

Schwierig!

Aber ich danke euch für die Einschätzung!

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Zwei Jahre sind doch eine lange Zeit mit solchen Problemen. Hast Du kein Vertrauen zu Deinem Hausarzt? Darüber reden kann man doch wirklich mal mit ihm, Du könntest es doch auch mal mit einem pflanzlichen Mittel versuchen.....Johanniskraut, Lavendel....da kann Dich auch ein guter Apotheker beraten. Es ist absolut keine Schande, solche Mittel mal eine Zeitlang einzunehmen. Die Heulerei nervt Dich ja selber und Du wärest sicher entspannter, wenn sich das bessert. Alles Gute. LG Moni

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Danke für deine Antwort.

Ich gehe nur zum Arzt, wenn es sein muss. Also, ich vertraue meiner Hausärztin schon bei Bronchitis, Magen-Darm usw. Aber diese Depression / Überempfindlichkeit ist eine andere Hausnummer für mich.

Und: ja, klar nervt mich das selbst auch!!

Das mit dem Apotheker fragen ist ein guter Tipp, das werde ich machen!

Da wird es ja außer Johanniskraut noch was anderes geben. Denn das kann ich zusammen mit der Anti-Baby-Pille nicht nehmen, das kann die Wirkung wohl aufheben (weiss ich zufällig, da mein Mann es mal bei Schlafproblemen genommen hat - da war der Apotheker aber höchst alarmiert, als ich es zusammen mit meiner Pille mal geholt habe :-) ).

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Schmunzel, naja das wusste ich nicht, aber deswegen schrieb ich ja auch, Apotheker fragen (nicht nur die Verkäuferin bei dm#zitter)Es gibt einiges auf dem Markt, z.B. auch Lavendel, heisst Lasea. Übrigens hat mir meine Hausärztin hervorragend geholfen, als ich nach dem Tod meines Mannes aus dem Loch nicht mehr hochkam. Es gibt wirklich ganz leichte Antidepressiva, die man problemlos wieder absetzen kann, die aber trotzdem helfen.
LG Moni

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Ich würde bei einer Psychotherapeutin probatorische Sitzungen vereinbaren, um herauszubekommen, ob Du eine Depression oder was auch immer hast. Du musst dafür nicht zum Hausarzt gehen, sondern kannst direkt hin.

Irgend etwas ist tatsächlich nicht in Ordnung, wenn du so schnell in Tränen ausbrichst und erzeugt einen Leistungsdruck bei dir. Ich finde den Vorschlag deines Mannes nicht schlecht. Wenn du erkältet bist, gehst du doch auch zum Fachmann alias Arzt. Du scheinst dich jedoch angegriffen zu fühlen von diesem Vorschlag. Ohne Grund, scheint mir.

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Hallo,

so wie Du das Problem schilderst, klingt es für mich nicht nach einer Depression. Dafür fehlen entscheidende Faktoren, und vor allem: MMn haben die meisten Menschen ein ziemlich sicheres Gefühl dafür, ob sie krank sind, und Du hältst Dich nicht für krank.

Das, was Du schilderst, kennen doch viele Frauen. Viele von uns macht Mutterschaft empfindlich, und das finde ich auch logisch. Früher war es wohl die Angst, der Mann auf der Jagd könnte zur Beute des allgegenwärtigen Säbelzahntigers werden, während die Frau mit den Kindern in der Höhle das Feuer in Gang hielt und schon mal den Spieß für den Braten einölte. Heute sind die Sorgen andere: Immer noch ist es das Leben der Frauen, das sich mit der Geburt eines Kindes mehr verändert als das der Männer. Wir tragen meistens die Hauptsorge für das hilflose kleine Wesen. Wir sind mehr denn je abhängig von unseren Männern. Uns ist (oft mehr als den Männern) bewusst, dass die Familie geschützt werden muss, wir aber das Schicksal nicht beeinflussen können und jederzeit etwas die Familie (zer-)stören kann so wie früher der Säbelzahntiger. Das alles haben wir natürlich und zum Glück nicht ständig präsent (denn DANN müsste man fast zwangsläufig Depressionen kriegen!). Kurzum: Wir sind mehr denn je auf Harmonie und Zusammenhalt bedacht. Wenn dann unsere Männer mal nicht harmoniesüchtig drauf sind und nicht liebevoll zwitschern, dass sie uns den Weg zur Käsetheke bahnen, tja...

Vielleicht magst Du mal darüber nachdenken, ob etwas davon oder etwas in der Richtung auf Dich zutrifft. Sollte es so sein, setz Dich einfach mal damit auseinander, was für Dich das Bedrohlichste ist, und überleg Dir, was Du beim Eintreten des worst case tätest. Du wirst merken, dass Du Lösungen für Situationen findest, die in den meisten Fällen nicht eintreten.

Das wird schon!

LG, basta.pasta
(die es bedenklich findet, wie oft die Diagnose "Depression" von Laien aus 10 Zeilen Text gestellt wird. Psychologen brauchen dafür seitenweise Fragebögen und ausgeklügelte Tests)

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"(die es bedenklich findet, wie oft die Diagnose "Depression" von Laien aus 10 Zeilen Text gestellt wird. "

......sprachs und stellt selber eine Diagnose......:)

"So wie Du das Problem schilderst, klingt es für mich nicht nach einer Depression. "Dafür fehlen entscheidende Faktoren, und vor allem: MMn haben die meisten Menschen ein ziemlich sicheres Gefühl dafür, ob sie krank sind, und Du hältst Dich nicht für nicht krank"

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Ja, klingt schon so.
Dabei habe ich versucht, vorsichtig zu formulieren. "Klingt für mich nicht nach Depression" würde ich als Patient nicht als Diagnose verstehen.
Findest Du nicht, dass in so manchem Thread hier doch sehr schnelle Ferndiagnosen gestellt werden? Oft auch nach Schilderungen über Verhalten, meistens der Männer, wo ich mir denke, dass da von Muffeln und schlecht erzogenen Idi***n die Rede ist. Aber gut, mag subjektives Empfinden sein und hätte ja auch nicht diesen Thread gehört.

LG, basta.pasta

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Ich danke allen für ihr Meinung - es waren viele Denkanstöße für mich dabei!

Klarstellen möchte ich nur noch, das das Problem nicht unseren Alltag bestimmt. Es ist nicht so, das ich täglich diese Überempfindlichkeit habe. Mal kommt es 1-2 mal in der Woche vor, mal 1-2 Monate gar nicht.

Mein Mann und ich haben eine sehr gute, harmonische Partnerschaft. Wir sind absolut gleichberechtigt und "gleich stark". Keiner von uns nutzt die Schwächen des anderen aus und macht den anderen bewusst fertig.

Und ja, es fällt mir schwer, mir Hilfe zu suchen. Ist das denn nicht normal? Wer gibt denn gerne zu, das er ein psychisches Problem hat und Therapie benötigt?

Ich erwarte keinesfalls von meinem Mann, das er ab jetzt bis in alle Ewigkeit jedes Wort auf die Goldwaage legt, damit ich nicht beginne, zu weinen. Ich denke aber, das es nicht mein Problem, sondern ein gemeinsames ist. Denn ich habe es nur im Zusammenspiel mit ihm. Wenn mich bei der Arbeit z.B. jemand anfährt, reagiere ich darauf genauso, wie schon immer. Und zwar keineswegs mit Tränen!

Wie gesagt: ich danke euch für die Denkanstöße!!

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Wie ging es weiter?
Liebe Grüße 🙋‍♀️

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Hi,

danke das du den alten Beitrag noch mal hervorholst :-)
Mir geht es sehr gut auch wenn die Empfindlichkeit geblieben ist - aber deutlich weniger inzwischen. Menschen verändern sich nun mal!

Ich habe einige Zeit nach meinem Beitrag hier meine Hausärztin aufgesucht. Dort habe ich das Thema "Auszeit" für mich in Form einer Mutter-Kind-Kur zur Sprache gebracht und diese auch dann machen dürfen. Dort wurde das Thema in den psychologischen Einzelgesprächen bearbeitet.
Ergebnis: von Depression, Burn-out o.ä. bin ich Meilenweit entfernt. Zu dem Zeitpunkt arg gestresst wegen Kind, Job, Partnerschaft.... und entsprechend sensibel. Aber nichts schlimmeres.
Die Kommunikation mit meinem Mann war (ist noch teilweise) nicht ideal. Stichwort Sender und Empfänger - daran arbeiten wir.
Es ist besser geworden, aber nicht komplett weg. Wir kommen aber beide gut damit zurecht.

LG