Hallo Forumsgemeinde
Kurz zu mir: ich bin männlich, knapp Ü 50 , 24 Jahre verheiratet und lebe seit ca fünf Jahren in einer sehr unglücklichen Ehe. Meine Frau lässt mich am ausgestreckten Arm verhungern, Zärtlichkeiten bekomme ich keine, die Kinder sind aus dem Haus. Seit Jahren leben wir aus Bequemlichkeit, gemeinsamen Verbindlichkeiten, nebeneinander her.
Und jetzt ist das passiert, was ich nicht mehr geglaubt habe. Ich habe mich Hals über Kopf in eine etwas jüngere (Mitte 40) Kollegin verliebt, die neu in der Abteilung ist. Ich fühle mich wie ein Teenager. Wenn ich ihre Stimme nur höre, bekomme ich Herzrasen, ich finde einfach alles an ihr umwerfend. Sie ist eine gute Zuhörerin und ich habe ihr meine Gefühle gestanden. Sie weiß von meiner Situation. Sie hat zugegeben mich auch sehr zu mögen, meint aber, dass für sie eine Affäre mit einen verheirateten Mann absolut tabu ist. Ich soll meine Entscheidung nicht von ihr abhängig machen, sondern mir überlegen, wie ich mir mein Leben weiter vorstelle. Erst wenn ich getrennt bin, könnten wir beide sehen, in welche Richtung unsere Freundschaft geht. Ich kann nur noch an diese Frau denken, zu Hause bin ich nur der Geldverdienen und sonst nichts. Meiner Frau ist alles egal, Paartherapie haben wir vor Jahren gemacht.
Eigentlich weiß ich gar nicht, warum ich schreibe, denn ich weiß was ich will. Vielleicht brauche ich ein paar mutmachende Antworten.
Vielen Dank
Schlaflos
Was soll ich nur machen?
Korrekte Frau. Sag ich mal so salopp. Mein Ex war auch mal mein Kollege und ich hätte mir eher die Zunge abgebissen, als ihm zu sagen, dass ich ihn toll finde. Er hat sich dann von selbst gegen seine Ehe entschieden. Da weisst Du also schon mehr, als Du wissen dürftest.
Was für mutmachende Antworten brauchst Du denn überhaupt? Eine Trennung wird Dich glücklicher machen, egal ob es nun mit der Kollegin klappt oder nicht. Das weisst Du selber.
Die Frage ist doch: Was willst du? Und was hält dich in deiner Ehe?
Man kann ja nun nicht sagen, dass ihr es nicht versucht hättet, wenn ihr schon eine Paartherapie gemacht habt. Hat die nichts gebracht?
Ich kann deine Situation verstehen, vor ein paar Jahren ging es mir ähnlich. Ganz ehrlich: ohne ein kleines Kind daheim wäre ich damals gegangen. Wir haben es geschafft unser eigentlich komplett aussichtsloses Nebeneinanderherleben wieder in eine funktionierende Ehe zu verwandeln. Aber selbst mit dieser Erfahrung weiß ich für mich, dass ich in deiner Situation morgen weg wäre. Kein abzuzahlendes Haus und keine Ehe ist diesen jahrelangen Verlust an Lebenszeit und entgangenen Möglichkeiten wert.
Schreib gern mal per PN.
M.
Hallo!
Mal ganz ehrlich: was hält dich noch, außer der Bequemlichkeit und ein bisschen Feigheit?
Eine Frau mit der Dich nichts mehr verbindet, neben der Du her lebst wie in einer WG, nur dass DU keine Freundin mitbringen darfst, ggf. sogar Jahrelang keinen Sex mehr hattest? Deine Frau hat die Ehe doch auch schon vor Jahren aufgegeben, nur bist Du eben bequem als Geldquelle.
Halten Dich deine Kinder? Die sind schon groß und führen ihr eigenes Leben. Ob die jetzt Weihnachten erst Mama und dann Papa besuchen oder ihr zusammen am Tisch sitzt, und euch nichts zu sagen habt, das ist doch egal. Ich kann für mich nur sagen, dass ich das Weihnachtsessen mit meiner Mutter und deren neuem Lebensgefährten wesentlich angenehmer finde als das letzte gemeinsame Familienfest mit meinen Eltern an einem Tisch - an Lachen und Spaß war da nämlich nicht zu denken.
Hält Dich ein Haus? Wofür, für euch zu zweit? Ein Garten in dem keine Kinder mehr spielen und ein Haufen leere Zimmer, in die oft die ganze Woche keiner rein geht? Höchstens mal wenn am Wochenende eines der Kinder zu Besuch kommt, aber sonst ist da kein Mensch mehr? Ist das wirklich noch etwas, was du brauchst, oder würde da auch eine 3-Zimmer-Wohnung völlig reichen? Gibt ja auch welche mit Garten dabei, wenn dein Herz am Rasenmähen hängt.
Was Dich erwartet ist auch klar - unabhängig von der Kollegin. Ein Leben ohne die Frau, die sowieso nur das nötigste mit dir redet. Eine eigene Wohnung, die völlig reicht, statt einem teuren und leeren Haus. Freizeit in der du tun und lassen kannst, was du willst. Vielleicht eine neue Beziehung, egal mit welcher Frau. Wieder Liebe, wieder Sex. Klar ist auch ein wenig Unsicherheit dabei und ab und zu wirst du auch alleine sein - aber Himmel, du kannst noch 30-40 Jahre Leben. Sollen die wirklich so wie jetzt weiter laufen?
Was erwartet dich noch im Leben, wenn du in der Ehe bleibst? Willst Du dann wenn du endlich in Rente gehst mit DER FRAU auf Reisen gehen? Ernsthaft?
Danke für eure Antworten. Mich hält nichts mehr. Ich habe mit meiner Frau gesprochen. Ihre Antwort: rechne dir den Unterhalt für x und y aus (ein Kind in Ausbildung, eines im Studium), dann Trennungs- und nachehelichen Unterhalt plus Rentenansprüche für mich. Ach Ja, das Haus ist doch auch Zugewinn." Sie war bereits rechtlich bestens informiert. Meine Kollegin hat Prinzipien und wahrscheinlich bin ich genau deswegen verrückt nach ihr. Sie ist geschieden und hat ein Kind. Genau deswegen meint sie, dass sie einfach immer für zwei überlegen muss, ob ihr Handeln sinnvoll ist. Auch wenn ich mich trenne wird sie nicht sofort eine Beziehung wollen. Ihrer Meinung nach brauche ich Zeit, um mich neu zu sortieren. Ich denke, ich wage es. Auf der einen Seite habe ich verdammt Angst vor der Schlammschlacht, die dann folgt. Aber auf der anderen Seite verdanke ich meiner Kollegin das Gefühl, noch am Leben zu sein. Sie ist es mehr als wert.
Ich danke denen, die geantwortet haben
Hallo!
Nachehelichen Unterhalt wird Deine Frau gar nicht so einfach bekommen. Sie wird ja selbst um die 50 sein, die Kinder brauchen keine Betreuung mehr, und grundsätzlich arbeitsfähig ist sie - da müsste es schon sehr seltsam laufen, wenn sie gar keine Arbeit finden kann. Vor allem müsste sie das nachweisen können.
Trennungsunterhalt im Trennungsjahr wirst du zahlen müssen, und etwa das halbe Haus und die Hälfte der Ersparnisse steht ihr auch zu, ebenso wie 3/7 der Rentenansprüche dem jeweiligen Partner zustehen. Da bleibt aber wahrscheinlich trotzdem ein Rest übrig für Dich.
Und Studium und Ausbildung der Kinder werden ja auch nicht mehr ewig dauern. Nachdem der Azubi ja auch ein Einkommen hat, dürfte da der Unterhalt nicht allzu hoch sein.
Kopier Dir alle wichtigen Unterlagen, Gehaltsabrechnungen, Versicherungspolicen etc. Die Schlammschlacht wird gar nicht so schlimm werden, und wenn in 3 Jahren die Kinder Studium und Ausbildung beendet haben, die Scheidung durch ist, sollte es auch finanziell bergauf gehen.
Ich kann Dir nur raten, Dich selber auch erstmal zu erkundigen, was Du zahlen musst. Mehr als Du hast, kann man Dir kaum nehmen. Ein Bekannter soll 1300 Euro zahlen und verdient nur 1800 und hat noch ein Kind in Ausbildung zuhause....
Habt ihr das Haus in der Ehe gebaut? Dann wirds eng. Aber die Kinder sind groß, Deine Frau kann arbeiten gehen. Lebenslanger schöner Lenz auf Kosten des geschiedenen Ehemannes ist nicht mehr! Schön wird so eine Trennung nicht und billig schon garnicht, aber das derzeitige Leben ist ja auch nichts. LG Moni
In deinem Zustand des Verliebtseins kannst du gar nicht klar denken, um die Konsquenzen absehen zu können, die die Entscheidung mit sich bringt. Deine Geliebte siehst du durch die (rosa) Brille deiner Bedürfnisse. Was, wenn die Verliebtheit eines Tages abflaut und sie das ist, was sie wirklich ist? Eine ganz normale Frau, die dich in eine Patchwork Beziehung genommen hat, mit ählichen Problemen wie zuvor mit einer ersten Frau? Nur eben mit noch einem Kind das nicht deines ist, mit einem Ex (deiner Geliebten) und deiner Ex und deinen Kindern?
Zudem hast du einen finanziellen und emotionalen Totalschaden zurückgelassen bzw. verursacht mit der Scheidung. Eine Scheidung ist sehr teuer, und alle die daran beteiligt sind, verlieren. Da gibt es nur Verlierer, keine Gewinner.
Dieselben Herausforderungen, die du mit deiner jetztigen noch-Frau nicht bewältigt hast, werden dich erneut konfrontieren, nur dass du diesmal schon älter und nicht mehr so flexibel bist. Das Berufsleben steht bereits mehr hinter dir als vor dir. So viel Zeit bleibt nicht um eine neue Existenz aufzubauen, die Alimente die du zahlst, und die Scheidungskosten bremsen dich aus.
Die Entscheidung hast du ja nun schon getroffen. Nur wundere dich nicht, wenn du in 5 Jahren an derselben Stelle angekommen bist wie heute.
Wie so oft, kommt deine positive Grundeinstellung zum tragen..........
Dann also lieber weiter unglücklich nebeneinander her leben.
Bedeutet dann der Umkehrschluss, dass ich mein Leben lang mit einer Frau leben soll, der ich so unwichtig bin, wie sonst was. Ich bin ja auch nicht völlig blöd und mir ist natürlich klar, dass auch meine Kollegin irgendwann einmal Alltag sein wird oder kann. Aber muss Alltag langweilig, kalt und schrecklich sein? Kann Alltag nicht auch wärmend und wohltuend sein? Klar vielleicht bin ich finanziell gesehen "weniger wert, aber ich definiere mich nicht nur über meine AmEx. Meine Kollegin könnte sicherlich auch andere Männer bekommen. Sie empfindet trotzdem mich als Bereicherung. Sie ist nicht mit mir ins Bett gegangen, sondern hat mich stehen lassen. Das war kein Kalkül sondern sie ist so.
Bin ich da die einzigste die darüber etwas entsetzt Ist?
Ihr seit seid über 20 Jahren verheiratet. Deine Frau hat bestimmt beruflich zurückgesteckt wegen den Kindern und wird finanziell dir gegenüber stark benachteiligt sein. Es sei denn sie war und ist berufstätig und hat einen sehr guten Einkommen.
An Solidarität und die ganze gemeinsame Zeit und die Einschränkungen werden da gar nicht gedacht. Da verliebst du dich und das einzigste was dir und die Community einfällt ist die Trennung. Egal welche Folgen es für deine Frau hätte. Als ob sie nur Ballast war und ist die dir grundlos alles weg nehmen will dies aber nicht kann. Als ob die 25 Jahre Ehe nichts wert wären.
Dass sie so rechtlich reagiert ist wahrscheinlich nur Panik weil sie Angst hat was mit ihr ist wenn du weg bist vor allem in der Rente.
Ich würde da eher auf sie jetzt zugehen und vielleicht eine offene Beziehung vorschlagen und mit ihr alles besprechen so dass ihr n weg findet wie ihr beide weiter leben wollt. Sie einfach verlassen so nach dem Motto "ist mir doch egal was mit dir Ist" ist das unfamiliärste was es gibt. Das würdest du bestimmt nicht mit einem anderen Familienmitglied machen.
Sorry wenn ich das sage aber das ist "typisch deutsch". Da wird zuerst geschaut wie es dem eigenen Hintern am gemeinsten ist. Ich wette du hast bestimmt beruflich durchstarten können. Hättest du das auch ohne sie geschafft mit Kindern und Haus? Ihr wart n Team und jeder hat Opfer gebracht. Sie dann wie ne heiße Kartoffel fallen zu lassen und zu schauen wie du ihr möglichst wenig geben musst ist das unfamiliärste überhaupt. Es gibt definitiv andere Lösungen als dieses! Das würde ich wirklich nur dann verstehen wenn sie dich all die Jahre ausgenutzt hätte oder ne Affäre hatte.
Du hast schon mitbekommen, dass es keinerlei Körperlichkeit mehr gibt, keine Unternehmungen und eine Eheberatung bereits ergebnislos geblieben ist? Soll man wirklich aus Solidarität sein ganzes Leben so verpfuschen?
Es ist auch und vor allem Entscheidung der Frau, auch bei größeren Kindern Hausfrau zu bleiben. Mit 14 oder15 haben die Kinder keine Hausfrau-Mama mehr gebraucht, ganz sicher. Das war dann nur noch Bequemlichkeit.
Unabhängig, ob da eine Kollegin oder sonstige Verliebtheit im Hintergrund ist...
Mein Mann und ich waren vor ca. fünf Jahren an Punkt, an dem unsere Ehe an die Wand gefahren war. Wir hatten sehr schlechte Zeiten hinter uns und kaum ging es uns äußerlich gut, wurde es uns offenbar "zu wohl". Und wie der Esel gingen wir auf's Eis. Er dachte, ich sei nur auf Materielles aus, ich dachte, er wolle mich vom neuen "Wohlstand" fernhalten. Kaum noch Sex, nur noch Gekrittel von beiden Seiten. Er hat mir kleinlich Ausgaben wie feuchtes Klopapier vorgehalten, ich ihn Dinge, wie sein Bestreben, auch noch den ältesten Plunder aufzuheben, wenn man sich funktionierendes leisten kann.
Lange Rede... Vor drei Jahren bin ich ausgezogen. Es hätte so ausgehen können, dass wir beide eine neue Liebe finden. Wäre OK gewesen. ALLES wäre BESSER gewesen, als DIESE Ehe.
Es kam anders. Er empfand es als - Zitat - heilsamen Schock, dass ich plötzlich weg war. Ich auch. Wir sind am Alleinsein gewachsen und haben gelernt, was wir aneinander haben. Seit sechs Monaten leben wir wieder zusammen.
Es hätte, wie gesagt, auch anders ausgehen können. Aber alles war besser, als diese Ehe.
Wir sind BTW in Eurem Alter.
Das freut mich für euch! Dafür muss man aber auch Selbstkritik üben können und irgendwann mal das feuchte Toilettenpapier als das sehen können, was es ist. Unwichtig. Aber meine Frau har grundsätzlich recht. Ganz egal worum es geht. Auch nach einem angeblich klärendem Gespräch. Ich denke Selbstreflexion ist keine Einbahnstraße. Trotzdem Danke, dass du mir gezeigt hast, dass es anders geht
"Dafür muss man aber auch Selbstkritik üben können"
Das konnten wir beide zu dem Zeitpunkt nicht mehr. Wir "brauchten" vielleicht wirklich mal das Alleinsein, das "auf sich gestellt Sein" - ja - auch die Einsamkeit. Da war plötzlich keiner mehr, dem man die "Schuld" für das eigene Unwohlsein zuschieben konnte. Man war für sich selbst verantwortlich. Und das war schmerzhaft, aber gut. Es hat gestärkt, die Augen für das Wesentliche geöffnet. Und das war nicht das feuchte Toilettenpapier.
Manchmal muss man nach Art der Bremer Stadtmusikanten leben - was die Zukunft bringt, weiß man nicht, aber: "Etwas Besseres als den (Anm. emotionalen) Tod findest Du überall.".
Wie gesagt, es hätte auch so ausgehen können, dass wir beide Wege ohne einander finden. Mit neuen Partnern oder ohne. Auch das wäre besser gewesen, als die lieblose Ehe, die wir hatten.
Alles Gute
o_d