trauma oder heilung möglich

liebe urbia gemeinde,

ich wüßte gerne mal wie ihr das einschätzt oder vielleicht gibt es auch jemanden der erfahrung mit diesem thema hat.. es geht um cholerische elternteile.

wir haben 2 kinder und diese waren in jungen jahren mit einem cholerischen, jähzornigen vater konfrontiert, das ging etwa 6 jahre. er hat sich geändert und bemüht sich sehr und ich bin froh, dass sie inzwischen auch richtig spaß haben und ich glaube sie hängen sehr an ihm. dennoch, vergisst eine kinderseele soetwas?

ich bin z.b. ein sehr empfindlicher mensch und hatte auch einen cholerischen vater, vergessen habe ich das nicht aber ich kann mit ihm umgehen. dennoch bin ich vielleicht auch ein sonderfall, was nachtragend sein angeht.

vielen dank schonmal.
l.

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*nicht vergessen* und *nachtragend sein* sind zwei völlig verschiedene Dinge.
Bist du dir sicher, dass du keinen Schaden durch deinen cholerischen Vater davongetragen hast?
Hast du deswegen zugelassen, dass eure Kinder 6 JAHRE LANG einem Choleriker ausgesetzt waren, weil dir das Muster vertraut war?
Ob deine Kinder da unbeschadet rausgehen, kann dir bei urbia niemand sagen, eine Absolution (war alles nicht so schlimm) wirst du nicht bekommen.

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Hallo. Ich hatte auch einen cholerischen und jähzornigen Vater, der unsere Mutter schlug und uns auch, aber nicht oft.

Sie wurden geschieden, da war ich ca. 8.

Ich habe es problemfrei überstanden, wir hatten danach wegen Umzug keinen Kontakt. Dh in meiner gesamten Pubertät keinen Bezug. Jedoch hatten wir recht früh dann eine alkoholkranke Mutter und ich wurde sehr schnell erwachsen.

Ich bin meinem Vater und Mutter nicht böse oder nachtragend.
Ich kann aber auch sehr schnell laut werden, ich bin kein Typ, der lange etwas mit sich still rumträgt, sondern was mich stört wird sofort angesprochen, auch mal in lautem Ton.

Dann habe ich meine 5 lauten Minuten und dann gehts wieder. Mag sein, dass ich gewisse Züge auch abbekommen habe, da ich schon sehr bestimmend sein kann aber ich kann mich auch entschuldigen und reflektieren.

Dafür dass meine Geschwister und ich einiges erlebt haben (Gewaltehe der Eltern, Umzug in neues BL, Neustart in Allem, jahrelange extreme alkoholkranke Mutter) sind wir gut geworden.

Ich bin glücklich, ich bin wie ich bin und mein Mann mit mir sehr zufrieden. Ich bin sehr beliebt im Umfeld und na und, wenn ich in meinen 4 Wänden 5 laute Minuten habe und mich wegen was auch immer aufrege.

Das ist mein Temperament, es sind auch schon Dinge kaputt gegangen (tat mein Vater auch).

Das sind sicher seine Züge, aber ich schlage nicht und keiner hat vor mir Angst.

Ich denke ne Therapie ist nur dann nötig, wenn die Kinder später zu dem mutieren; was der Vater war.

Aber sonst nicht, es gibt keine rosarote Welt und jeder hat irgendwo was "Gestörtes" erlebt.

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Habt ihr Kinder?

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Ja. Warum?
Keiner ist wie ich.Alle haben ein sonniges Gemüt inkl Mann.

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Hallo.

Du beschreibst ziemlich genau meine derzeitigen Erfahrungen.

Wir haben auch 2 Kinder, das ältere 4.5 Jahre alt. Der Vater ist sehr cholerisch. Früher ging einiges zu Bruch. Bis vor wenigen Monaten hagelte es in oft aussehenden Streitereien massive Beschimpfungen gegen mich vor den Kindern. Heute sind es "nur noch" häufige Streiterein und feindliche Stimmung.

Mit den Kindern ist er launenabhängig entweder geduldig, spaßig, engagiert oder aber launisch, laut, genervt. Sie lieben ihn aber sehr. Mit guter Laune istvder ja auch der mega Spaßmacher.

Ich bin mit erheblicher emotionaler Unterdrückung und auch teilweise mit Schlägen groß geworden. Das alles aber bis ins Erwachsenenalter. Ich wusste immer, dass die Beziehung zu meinem Mann nicht wirklich richtig Ist, aber es war mir nicht bewusst genug. Erst die letzten Jahre bin ich dabei alles aufzuarbeiten und deshalb wird es immer deutlicher, wie furchtbar das ist.

Zwar sehe ich, dass mein Mann auch nur Opfer seiner vergifteten Kindheit ist. Er ist krank und krankhaft unzufrieden und kann sich einfach nicht entsprechend verhalten, wie er es müste um seinen Wunsch nach Harnonie nicht zu zerstören. Aber, er ändert sich nicht gebug und ist derzeit nicht bereit, sich weiter helfen zu lassen.

Ich beende zur Zeit unser Zusammenleben. Er macht mich immer mehr kaputt, sodass ich auch keine Nerven mehr für die Kinder habe. Das muss aufhören. Wenn er sich weiter ändert können wir ein Paar bleiben, aber nicht mehr unter einem Dach.

Ich hoffe sehr, dass unsere Kinder (Mädchen) nicht bereits zu späteren Opfern verurteilt sind. Und ich hoffe auch, mich bald von dieser schweren Zeit (über 11Jahre) zu erholen, um meinem Kindern wieder eine ausgeglichenere Mutter zu sein.

LG

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Das kann dir niemand beantworten. Ein Mensch wird geprägt durch genetische Veranlagung, seine Sozialisation (Familie, Schule, Peer-Groups, Einflüsse von Außen usw.) Manche Kinder wird das nicht treffen. Sie haben ein gesundes Selbstbewusstsein, können solche Situationen "pragmatisch" erfassen. Dann wird es Kinder geben, die daraus für ihr späteres Leben sehr wohl eine Störung mitnehmen könnten. Ich hoffe, deine Kinder gehören zu erstern. Aber das wird sich erst mit der Zeit zeigen.

Lg

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Manche stecken die heftigsten Erlebnisse weg und manche gehen an einem Pups zugrunde.

Keiner kann dir sagen, wie deine Kinder reagieren. Weder kennt hier jemand deine Kinder, noch weiß man, was sich genau bei euch abgespielt hat.

Wenn du aber glaubst, dass die Situation mit deinem Mann derart schädigend gewesen sein könnte, dass deine Kinder etwas davon tragen könnten, wieso hast du sie dieser Situation dann so lange ausgesetzt?

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meine (Laien-)Erfahrung ist, dass Kinderseelen nichts vergessen,
dass jedoch die Intensität, wie Kinder Erlebnisse aufnehmen, unterschiedlich ist.

Übrigens finde ich das oft einen Trugschluss: Kinder hängen immer an den Eltern, auch wenn diese sie misshandeln. Das ist kein 100% Zeichen dafür, dass die 6 Jahre ohne Folgen bleiben.

Entschieden finde ich, dass Kinder möglichst kurz bis (am liebsten) keine solche Erfahrungen machen müssen. Und wenn es aber war, dass alle Wege finden, damit umzugehen. Der cholerische Vater, der an sich arbeiten könnte; du, die du Wege findest, die Kinder zu beschützen und in ihrem Wachsen zu stärken und du, die du Position beziehst und Verantwortung übernimmst.

Ehrlich gesagt, bin ich selbst aus solch einem Elternhaus gekommen und - obwohl ich recht reflektiert bin (vielleicht auch deswegen) - hatte ich mir nicht zugetraut, andere Verhaltensweisen zu finden - nur weil ich das Muster so gut kannte. Ich wusste zwar, dass das nicht gut ist, ich wusste aber nicht, WIE ich es anders machen könnte.

Deswegen habe ich mir Hilfe genommen, persönlich und über Bücher...
lg

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Ich denke, dass kommt darauf an, wie sich sein Jähzorn geäußert hat. Hat er nur rumgebrüllt oder auch geschlagen?

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hallo,

nein, geschlagen hat er sie nicht, aber durchs haus getrampelt, geschrieen... vor allem häufig wege nichts..

lg

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Hallo,

ich kann dir folgende Erfahrung berichten:

Meine BEIDEN Elternteile sind ein kompletter Reinfall als Eltern für MICH. Meine Schwester sieht das anders ..

Für sie ist die Mutter das Ein und Alles, der Vater mit seiner Alkoholkrankheit Schuld an unserer tragischen Familiengeschichte.

Aus meiner Sicht sieht das anders aus. Die Mutter hat ihre Persönlichkeitsstörung an mir ausgelebt und meine Schwester geliebt (wie es eine Mutter tut). Mein Vater hat mich versucht zu schützen. Er ist daran zerbrochen, genau DAS nicht geschafft zu haben.

Hinzu kamen natürlich weitere ungünstige Umstände. Heute stehe ich da, ohne Eltern, ohne Urvertrauen. Ich kämpfe um jedes Stück Normalität.

Eine wichtige Erkenntnis für mich heute ist: Das eine Elternteil versucht weiterhin, sich bei mir und auf meine Kosten emotional zu bereichern. Das andere Elternteil leidet bis heute unter den damaligen (und auch aktuellen) Umständen und möchte gern Kontakt zu mir. Das ist leider für uns beide nicht leicht, aber wir kämpfen beide DAFÜR!

Und DAS macht für mich als Kind den Unterschied. Schwächen hat jeder, Fehler macht jeder. Aber wenn man merkt, man belastet geliebte Menschen mit den eigenen "Fehlern", wie reagiert man dann? Was tut man trotz der Probleme FÜR den anderen (im Rahmen des individuell Möglichen)?

Das, genau das zählt für mich.

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Alle Päckchen kannst Du Deinen Kindern nicht abnehmen. Hättest Du Dich von deinem Partner getrennt, dann hätten Sie das Paket gehabt ohne Vater aufzuwachsen.

Spannend finde ich die Frage, warum er jetzt auf einmal nicht mehr cholerisch und jähzornig ist?
War das ein Prozess, wie hat er an sich gearbeitet, daß das nicht mehr der Fall ist?
Ist ist es lediglich nur verdeckt und es brodelt eigentlich in ihm?

Hatte er/ ihr, Hilfe von außen?

Wie Du, werden Deine Kinder später hoffentlich auch die Chance erhalten, sich vom Trauma befreien zu können.

Wenn Dir jetzt jemand sagt ob eine Kinderseele so etwas vergisst oder nicht...
was machst Du mit dieser Information?