Ehe zerbricht - oder Regretting Motherhood?

Mein Mann und ich sind seit einigen Wochen nur am streiten, wirklich jeden 2. Tag stundenlang. Für unsere Tochter, 4 Monate alt, ist es nicht gerade toll. Meistens weint sie danach bitterlich und ist schwer zu beruhigen. Wir schreien uns zwar nicht an, aber ich denke, dass die allgemeine Stimmung reicht, um unsere Tochter zu berdrücken. Nun ist es aber so, dass ich gerade keine Lösung für unser Problem finde. Leider.

Kleine Hintergrundinfo: Unsere Tochter war ungeplant, aber nicht unerwünscht. Ich habe sie kurz nach meinem Studienende bekommen. Ich war bis zu diesem Zeitpunkt immer eine unabhängige, unternehmenslustige und spontane Frau. Ich war mit meinem Mann und auch alleine viel auf Reisen. Nach dem Studium wollte ich eigentlich in Vollzeit meinen Traumjob antreten. Und dann die nächsten Jahre den Kinderwunsch angehen. Aber es kam nun mal anders, was gar nicht schlimm ist. Denn geplant war, die Elternzeit aufzuteilen. Wenn mein Mann Zuhause ist, dann arbeite ich in Teilzeit, damit ich nach dem Studium nicht gleich eine so große Lücke im Lebenslauf habe. Während meiner Elternzeit passe ich auf die Kleine auf. Mit 1-2 Jahren würde sie dann in die Kita gehen. Soweit der Plan.

Nun ist es aber so, dass mein Mann plötzlich dagegen war, dass ich während der Elternzeit arbeiten gehe. Ich würde ihn ja so wenig den Rücken freihalten Zuhause, wenn ich noch arbeiten gehe. Gut, das habe ich verstanden. Und habe mich abgefunden die komplette Elternzeit Zuhause zu bleiben. Jetzt geht es aber langsam an die Jobsuche. Ich suche eigentlich nur Stellen in Teilzeit, wobei ich lieber Vollzeit arbeiten würde. Mein Mann findet es aber nicht gut, die Kleine mit 1 Jahr so lange fremdbetreuen zu lassen. Na gut, dann eben in ferner Zukunft. Jetzt kommen wir aber öfter darauf zu sprechen, weil mein Mann momentan viel auf Reisen ist und ihm sein Job wirklich viel Spaß macht. Ich freue mich auch wirklich mit ihm! Aber irgendwie kriege ich irgendwo auch ein wenig Magenschmerzen, wenn er wieder mal erzählt, dass er nach China, in die USA, nach Spanien oder sonstwo in der Welt unterwegs ist und sich sooo darauf freut. Ich antworte dann auch manchmal, dass ich mich auf meinen Job später auch sehr freue. Er meint aber, dass er eigentlich nicht möchte, dass ich in Zukunft Vollzeit arbeite, weil das der Kleinen bestimmt nicht gut tut. Und das ist dann der Anfang unseres Streits.

Ich möchte gerne arbeiten und fühle mich momentan sooooo unterfordert, geistig gesehen, auch wenn ich viel lese, täglich Sport mache, mich mit Freundinnen treffe... Mir fehlt die Arbeit, die Herausforderung so sehr. Und mit dem Gedanken die nächsten 6 Jahre bis zu ihrer Einschulung nur in Teilzeit arbeiten zu müssen (qualifizierte Jobs gibt es in Teilezit nicht wirklich viele), werde ich echt traurig. Ich bin der Meinung, dass sie mit 1 Jahr schon für 4 Stunden in die Kita gehen kann und mit 3 in den Kindergarten, sodass ich dann Vollzeit arbeiten könnte. Aber mein Mann ist per se dagegegen. Argumente wie: Dann zahl ich in meine Rentenkasse ein, um nicht in Altersarmut zu fallen, zählen nicht, da wir ja ein Ehepaar sind und ich mich ja nicht alleine um mich kümmern muss. Da war er sowieso sauer, dass ich so denke. Oder dass ich dann definitiv ausgeglichener werde. Dann ist sein Argument: Hier geht es nicht um dich, sondern um die Kleine. Sie hat Priorität. Dabei steckt er kein bisschen zurück. Ich bin sehr dankbar, dass er so hart und viel arbeitet für uns als Familie. Aber er ist während seiner Elternzeit auch arbeiten gegangen und wusste, dass ich das nichtz ok finde, da er dafür nichts bekommen hat. Oft nimmt er auch Arbeit mit nachhause und arbeitet am Wochenende am Laptop. Ich dafür kümmere mich zu 100% um die Kleine. Seit ihrer Geburt stehe ich zum Füttern jede Nacht auf (sie kriegt die Flasche, mein Mann mag es aber nicht, ihr die Flasche zu geben), bade sie und spiele mit ihr. Mein Mann liebt sie auch sehr, das merkt man. Er spielt fast jeden Abend mit ihr, aber Pflichten wie Flasche geben, baden etc. will er nicht übernehmen. Ansich ist das ja ok, gerade wenn er viel gearbeitet hat muss er abends nicht noch auf die Kleine aufpassen. Aber auch während der Elternzeit ist er nachts nie aufgestanden oder hat mal das Füttern übernommen, wenn ich viel zu fertig war, um aufzustehen nach 2 Stunden Schlaf. Das nervt mich am meisten.

Leider habe ich auch viele Träume und Wünsche, z.B. würde ich gerne umziehen, da unsere 2 Zimmer Wohnung langsam aber sicher zu klein wird. Und ich zeige meinem Mann auch mal hier und da Wohnungen, natürlich nur solche die bezahlbar sind. Er antwortet aber meist: Kein Cent in der Tasche, aber Ansprüche haben. Gerade, wenn es eine etwas gehobenere Wohnung ist. Oder wenn ich ihm sage, dass ich gerne für ein Wochenende wegfahren möchte. Da ich weiß, dass es Geld kostet, wäre ich auch bereit dafür ab und zu zu arbeiten. Er aber: Wenn du dann alle paar Wochenenden arbeitest, sehen wir uns aber gar nicht. Auch wenn ich in den Chor gehen möchte, um etwas Abwechslung zu haben, beschwert er sich: Dann gehst du paar Mal abends weg und ich auch; dann sehen wir uns nur am Wochenende. Und solche Sachen eskalieren dann meistens.

Er meinte schon zu mir, dass er eine andere Vorstellung von Familie hat und er von modernen Familien nichts hält. Ich sehe es aber gerade nicht so. Vorallem, weil ich 6 Jahre in mein Studium gesteckt habe, Bafög-Schulden inklusive, und mich auch nicht danach fühle, jahrelang Zuhause zu bleiben, um "nur" Mutter zu sein. Versteht es nicht falsch, ich liebe meine Tochter und meinen Mann. Aber ich fühle mich seitdem sie da ist sooooo eingeengt und traurig. Ich bereue sie nicht, aber manchmal schon, Mutter zu sein. Ich habe es mir mit meinem mann anders vorgestellt. Ich wusste nicht, dass er so an der traditionellen Familienkonstellation festhält. Er will auch keinen Kompromiss finden. Was soll man da nur tun :-(

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Ehrlich gesagt stand mir beim Lesen der Mund offen über die Dreistigkeit deines Mannes. Ich bin ja selbst überhaupt nicht für Fremdbetreuung, kann also die Bedenken deines Mannes erstmal nachvollziehen. Aber ich finde es selbstverständlich, dass derjenige, dem die häusliche Betreuung wichtiger ist, dafür auch mehr Abstriche macht. Von dir zu verlangen, keinem Job nachzugehen, aber selbst unentgeltlich zu arbeiten, das geht überhaupt nicht. Dazu noch doofe Sprüche, dass du ja kein Geld in der Tasche hättest und daher keine Ansprüche haben darfst, obwohl er ja derjenige ist, der sich wünscht, dass du nicht arbeitest ... das ist doch frech und absurd.

Erst als du schriebst, dass er von modernen Familien nichts hält, habe ich überhaupt verstanden, was da in seinem Kopf vorgeht. Für ihn hast du einfach nicht den gleichen Wert wie er. Dann ergibt sein Verhalten zumindest einen gewissen Sinn.

Mit dem würde ich gar nicht streiten. Das würde ein sehr kurzes Gespräch geben: "Ich erwarte Gleichberechtigung beider Partner in einer Beziehung. Kannst du mir das bieten oder soll ich gehen?"

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Hallo traurige Mama, ich kann deine Trauer gut nachvollziehen.
Das Rollenbild deines Mannes erinnert mich an die 50er Jahre. Frau kümmert sich um Kind und Haushalt. Mann ist Alleinernährer.
Ich würde das Spiel an deiner Stelle nicht mitspielen. Such dir für das Kind eine Betreuungsmöglichkeit und dir einen Job. Nicht diskutieren! So macht er es nach deiner Beschreibung übrigens auch. Er macht und du steckst dann freiwillig zurück.
Ich finde es ganz wichtig, auch eigenes Geld am besten im erlernten Beruf zu verdienen. Machst du das nicht, wirst du ganz schnell als Ungelernte betrachtet mit dem entsprechenden winzigen Gehalt! Und rät mal wer sich um das Kind kümmern darf, wenn die Beziehung zerbrechen sollte. Natürlich gehört das Kind zur Mutter! ;)
Übrigens glaube ich in deinem Fall nicht an regretting Motherhood. In der Beziehung zwischen dir und deinem Kind ist alles ok nur die Rahmenbedingungen sind halt Mist.
LG und viel Erfolg!!

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du bist nicht von deiner tochter eingeengt sondern von deinem mann.

wenn du leben willst wie eine hausfrau in den 50ern, dann lern die bittere pille zu schlucken und tu wie dein mann möchte. schliesslich liebst du ihn ja.

wenn nicht- stell dich auf deine beine, fordere gleichberechtigung, gleichwertigkeit und faire aufteilung der kindsbetreuung damit auch du dich entfalten kannst. und wenn das mit deinem mann nicht geht, dann trenn dich. alleinerziehend sein ist kein zuckerschlecken (und das weiss ich, ich wars von geburt an) aber man spart sich eine menge ärger und ehrlich bei dem was du erzählst, mir fehlt da zur gänze der respekt deines mannes dir gegenüber.

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Hallo.
Das ist kein regretting Motherhood.
Das ist was Andres.
Du bist quasi mit dem Kind aufs Abstellgleis gestellt worden. Dir wird ein schlechtes Gewissen eingeredet.

Du möchtest arbeiten, trotz Kind. Dein Recht.

Er kann es Dir nicht verbieten.

Du bist enttäuscht, dass er zur Zeit so eine Schiene fährt und Dich auch so viel zu viel alleine lässt mit dem Babykram.

Ich bin selbst gewollte Hausfrau und Mutter mehrerer Kinder und ich möchte (noch) nicht arbeiten.

Aber ich lese bei Dir raus, dass Du es möchtest, Dir eben was fehlt und wir leben 2018. Du meldest sie einfach ab 1 Jahr in Krabbelstube an. Fertig.

Du hast nicht studiert um dann daheim zu "verrotten" gegen Deinen Willen.

Fang ruhig erstmal in Teilzeit an. Du wirst sehen 6 Stunden + Kind + Haushalt sind besser verträglich als direkt volle 40 Stunden.

Wenn Du das und Deine Kleine gut wegstecken, kannst Du immer noch aufstocken.

Du musst genau zu dem stehen, was er sich als selbstverständlich heraus nimmt!

Dann geh arbeiten und werde glücklich.

Alles Gute.

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Wenn dein Mann nicht möchte, dass euer Kind fremdbetreut wird, muss er sich etwas überlegen! Er kann nicht über dich bestimmen! Gehts noch?

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Solche Männer finde ich einfach durch und durch gruselig und für mich absolut abstoßend!
Nie und nimmer würde ich ein Leben mit so einem „Hinterwäldler“ teilen wollen #nanana

Wir leben nicht mehr in der Steinzeit! Du bist genauso gleichberechtigt, jedoch musst du dafür auch Partei ergreifen! Er kann viel wollen, wenn der Tag lang ist #nanana

Leider gibt es zu viele Frauen, die sich dann aus "Liebe" kleinhalten lassen... und es in der Zukunft bitterlich bereuen. Ist es eigentlich Liebe, wenn man einen Menschen trotz seiner Wünsche kleinhält und seine Bedürfnisse nicht einsieht und respektiert? #kratz

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Er möchte, dass eure Tochter nicht fremdbetreut wird , aber ist nicht bereit dafür zurück zu stecken? Geht's noch? Warum machst du das mit? Du möchtest arbeiten, also geh arbeiten. Dann geht sie halt in die Krippe mit 1 Jahr, wo ist das Problem?
Und sein Argument du hälst ihm nicht Zuhause den Rücken frei, wenn du arbeiten gehst? Und weiter? Wir leben im 21. Jahrhundert und nicht in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts. Erstens kann er genauso Teilzeit arbeiten und sich ums Kind kümmern und zweitens macht er schön Karriere und du kannst Zuhause Hausfrau spielen? Und dann noch schön von seinen Erfahrungen im Ausland schwärmen und prahlen wo er demnächst arbeiten darf. Wie ist der denn drauf? Sowas ist kein liebevoller und rücksichtsvoller Ehemann und Partner.
Und wenn er in 6 Jahren keine Lust mehr auf Familie hat, stehst du ohne Berufserfahrung da und hast die ganze Zeit auf deine Bedürfnisse verzichtet. Und wofür?
Ich würde mir ganz genau überlegen, ob der Mann der Richtige ist. Für mich wäre er das nicht, wenn er versucht mich kleinzuhalten und meine Bedürfnisse ignoriert.

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Meinen Vorschreiberinnen ist nichts mehr hinzuzufügen. Ich hatte auch so einen Mann, der nach der Geburt zum 50er Jahre Rollenklischee wechseln wollte. Ich habe mich getrennt. ich hoffe, ihr findet eine gemeinsame Lösung.

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Hallo traurige.mama,

das ist kein regretting motherhood. Das ist ein Vertrauensbruch deines Mannes. Die Aufteilung der Elternzeit war vor Geburt der Tochter abgesprochen. In dem Vertrauen auf diese Absprache hast du erst mal gehandelt und hast die Elternzeit angetreten. Dein Mann möchte diese nicht mehr und du sollst zurückstecken. Ich finde es unmöglich, dass dein Mann deine Bedürfnisse in diesem Maße hintenanstellt und die Absprache bricht. Er erpresst dich mit dem "Wohlergehen des Kindes".
Und dann noch diese großkotzigen Sprüche bezüglich des Geldes. Du hast nur aufgrund der getroffenen Absprache "kein Geld in der Tasche". Ich finde das unmöglich.

Jeder kann seine Elternzeit gestalten wie er will und dazu natürlich finanziell in der Lage ist. Aber es sollte alles vorher abgesprochen sein. Und wenn einer damit nicht mehr zufrieden ist, dann muss neu verhandelt werden.
Hast du ihn mal gefragt, wie er es finden würde, wenn du auch einfach deine eigenen Entscheidungen triffst und von heute auf morgen Vollzeit arbeiten würdest und das Kind Vollzeit betreuen lassen würdest. So würdest du ihn und seine Meinung auch völlig übergehen. Spiegel sein Verhalten.
Hättest du ihn geheiratet, wenn dir seine Einstellung vorher bekannt gewesen wäre?
Hau auf den Putz und lass dir das nicht gefallen.

Liebe Grüße und alles Gute