Wie verzeiht ihr?

Hallo ihr Lieben, ich brauche doch mal euren Rat. Mein Mann hat mir vor vielen Jahren durch sein impulsives Verhalten Angst gemacht. Ich habe ihm danach gezeigt, dass er mich verliert,wenn er sich nicht bei Streit in den Griff bekommt. Es hat zwar gedauert aber er er hat sich wirklich extrem geändert. Es könnte also endlich alles so richtig schön sein, wenn mein Kopf nicht wär. Ich kann auch nach Jahren nicht mit ganzem Herzen verzeihen, so doll ich es auch möchte. Ich habe Angst das die alten Zeiten uns irgendwie einholen, mir fehlt das Vertrauen, das nun wirklich alles gut ist. Mein Mann ist sehr liebvoll und will nur das Beste für mich. Er könnte sich für das Geschehene ohrfeigen und hat sich milliarden mal entschuldigen müssen. Hat jemand von euch schon mal Größeres verziehen? Wie klappt das denn?

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Ich bin grad selber dabei eine „größere Sache“ zu verzeihen. Leider habe ich es alleine nicht geschafft und habe mir jetzt psychologische Hilfe besorgt. Vielleicht wäre das auch etwas für dich, wenn es für dich so traumatisch war, dass du es nicht vergessen kannst.

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Glaubst Du denn, er hat sich wirklich geändert? Oder spielt er Dir eher Theater vor, weil er genau weiss, sonst trennst Du Dich?

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Er wollte sich auch für sich ändern!

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Also kannst Du davon ausgehen, dass er sich wirklich geändert hat und Dir nicht nur Theater vorspielt. Trotzdem denkst Du, wenn Du Dich fallen lässt und ihm 100% vertraust, dass er dann doch wieder impulsiv reagiert?

Wie läuft das ab, Du denkst darüber nach, ihm zu verzeihen und dann kommt eine innere Stimme und sagt: "Blos nicht, dann wird alles wieder wie früher!"? Also geht es nicht um das Verzeihen, sondern rein um das Vertrauen?

Es ist wichtig, dass Du an den Punkt kommst, wo Du durchschaust, was Dich vom Verzeihen wirklich abhält. Das könnte z.B. auch sein, dass er häufiger Dinge verspricht und sie dann nicht hält oder sogar, dass er sich bereits in unwichtigeren Belangen unzuverlässig verhalten hat und das immer noch tut.

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Ich habe mich davon verabschiedet, dass man etwas komplett resetten kann. Es wird bestimmt gute Phasen geben und welche, in denen du zweifelst. Ich finde es okay.

Es ist eine schöne Vorstellung. Jemand macht einen riesigen Fehler, beide kämpfen und der andere verzeiht und alles ist in Butter. Ich glaube, dass man schwanken darf. Vielleicht hilft es, wachsam zu bleiben.

Ich glaube, dass man sich verändert und dauerhaft zusammenreißen kann.

Alles Gute dir.

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>>>Mein Mann hat mir vor vielen Jahren durch sein impulsives Verhalten Angst gemacht<<<

>>>[Er] hat sich milliarden mal entschuldigen müssen.<<<

Das macht dein Mann mit, dass er seit vielen Jahren im eigenen Saft schmoren muss?

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Ja, das macht er mit, weil er weiß was passiert ist und es ihm leid tut

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Und wie viele Jahre muss er noch?

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Korrigiere mich, wenn ich falsch liegen sollte, aber ich habe den Eindruck, dass du ihn seit Jahren für seine Fehler zahlen lässt und er deiner Meinung nach seine Schuld immernoch nicht abgetragen hat. Das schließe ich daraus, dass er sich "milliarden mal" entschuldigen musste.

Was auch immer vor "vielen Jahren" zwischen euch passiert ist - wenn trotz seines jetzt offenbar auch schon seit langer Zeit vorbildlichen Verhaltens immer noch kein Vertrauen geschaffen worden ist und er weitere Jahre für seinen Fehler Buße tun muss, damit die Schuld eventuell mal eines fernen Tages abgearbeitet ist, hört sich das für mich nicht entfernt nach Ansätzen von Vergebung an, sondern nach einer Beziehung, bei der einer noch Bewährungszeit hat..

Verzeihen ist schwer und geschieht nicht von heute auf morgen. Nicht nur der, der den Fehler gemacht hat, muss dann an sich arbeiten, wenn am Ende nicht beide auf der Strecke bleiben sollen.

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Entschuldigung, ich hatte den Beitrag zu früh abgeschickt.

Da der lange zurückliegende Vorfall ach nach Jahren noch nicht verarbeitet zu sein scheint, du aus der Leidensschleife nicht herauskommst und er sich in seine Dulderposition dreingefunden hat, würde ich hier wirklich professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

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Milliarden Mal ist übertrieben. Ich arbeite sehr hart an mir. Es klappt ja auch zeitweise aber dann holt mich alles wieder ein. Ich dachte das hier vielleicht jemand ist, der sowas kennt und nen Tipp hat, wie es mir leichter fällt. Ich war auch immer für meinen Mann da. Er hat sich nicht von heute auf morgen verändert und ist auch häufig in alte Muster verfallen. Nun muss ich Vertrauen fassen und vor allem verzeihen. Das will ich ja aber irgendwie geht es nicht ...

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mir fehlt das Vertrauen, das nun wirklich alles gut ist.

Da kann sich der Mann noch ein paar Milliarden Mal entschuldigen, hilft Dir das nicht.
Entweder Du machst endlich einen Deckel auf den Topf - oder beendest Deine Ehe.
So ein Gemache wäre mir UND meinem Mann garantiert zu stressig geworden.
Keine Sorge, in sovielen Jahren knallte es auch manchmal gewaltig - aber Gottseidank waren wir beide nicht ewig nachtragend. Mein Mann musste das erst lernen - ich konnte es schon ;-) Nie und nimmer hätte er sich unzählige Male fürs Gleiche entschuldigt, das muss mit einer ehrlichen Entschuldigung durch sein - fertig. Hätte ich auch garnicht gewollt.
LG Moni

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Ich verstehe was du meinst. Leider hat er sich entschuldigt, es im nächsten Streit aber weder besser gemacht, noch das Versprochene vom Mal davor eingehalten. Er musste sich nicht wirklich dauernd entschuldigen aber wir mussten viel drüber reden. Er hat mich extrem erschüttert und wir hatten auch ein richtige Krise. Ich hoffe ich schaffe es. Mein Vertrauen ist angenagt. Das ist ja das eigentliche Problem.

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Eben, und wenn Du nicht mehr vertraust, ist das Thema wohl durch. Du hast noch einige Lebensjahre vor Dir.......ohne Vertrauen?

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Hallo
... nicht du bist das Problem, sondern die Umstände erschweren - verständlich - das Verzeihen. Auf deinen ersten Beitrag hätte ich geschrieben, verzeihen geht leichter, wenn man Stück für Stück neue positive Erfahrungen macht. Aber das klappte ja eher sehr holprig... verständlich, dass du da jetzt einfach noch kein Vertrauen hast.

Woher weißt du, wenn eine Streßsituation auftaucht, dass er nicht doch wieder in alte Muster verfällt?
Und die Angst, dass er seine Kontrolle verliert, darf dich nicht regieren und leiten...

Mein Tipp wäre: versuche dich so frei mit dir selbst zu fühlen und dir zu vertrauen, so gut du kannst. Wie fühlt sich das an?
Und dann beobachte dich, inwieweit du dieses Gefühl im Alltag mit dem Mann leben kannst oder nicht - aus welchen Gründen auch immer.

Die Gründe würden für mich nur dann eine Rolle spielen, wenn ich merke, dass hier eine Angst, ein Misstrauen bei mir angetriggert wird, was ich aus der Kindheit kenne. Dann würde ich da gerne schauen, inwieweit ich mich heute davon lösen kann.
Wenn es nur das aktuelle Misstrauen ihm gegenüber ist, was du noch nicht abbauen konntest, dann nimm das an und nimm dich an. Du musst dich nicht verbiegen und an dir rumschrauben, damit du passend für den Mann mit diesem Charakter bist oder wirst.

Erzwingen kannst du da nichts. Und das solltest du auch nicht.
Aber du kannst mit dir weniger hart ins Gericht gehen und von dir nicht Dinge erwarten, die unter bestimmten Umständen einfach auch nicht einfach zu erreichen sind.
Ist der Boden gut gepflügt, ist der Samen in Ordnung, stimmt das Verhältnis Sonne und Wasser, ist kein weiterer Bodenfrost - dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass etwas blüht groß. Aber wenn die Umstände nicht günstig sind, ist es harte Arbeit - und die Frage ist, lohnt sich das? Ist der Preis für dich angemessen, zu hoch? Oder ist es gut machbar?

Oder lässt dich die Angst vor einer Trennung leiten und du zwingst dich lieber, verzeihen zu wollen/müssen?

lg

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Hallo.

Ich sag es mal so: Es gibt einfach Vorfälle, die unverzeihlich für einen selber sind. Weil die eigenen Grenzen da derartig überschritten wurden, der Vertrauensverlust so hoch war, dass man schlichtweg nicht verzeihen KANN. Ich verstehe deine Zwickmühle, weil du ihn vermutlich liebst, andererseits aber dich selbst schützen und deine Grenzen achten willst, vielleicht auch nach wie vor mit der Sorge lebst, dass es erneut zu solchen Vorfällen kommt.
Was du tun kannst... Deine Gefühle akzeptieren. Du MUSST nicht verzeihen. Hast du das schon einmal so gesehen, aus dieser Perspektive?
Die andere Frage ist: Willst du wirklich für den Rest deines Lebens mit einem Mann an deiner Seite die Jahre verbringen, wo du ständig in Angst und Sorge lebst, dass es erneut zu solchen Vorfällen - welche auch immer - kommt.
Ich könnte das nicht.

LG

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Du hast es auf den Punkt getroffen. Ich stehe Zwischen den Gefühlen! Einerseits sehr ich die Chance auf Glück. Uns geht es gut, wir haben ein tolles Haus, ein wundervolles, fröhliches Kind und einen tollen Freundeskreis. Wir haben die gleichen Ziele und viele Werte stimmen überein. Mein Mann hat dazugelernt und auch ich habe an mir gearbeitet und Verständnis für sein damaliges Handeln. Den positiven Dingen steht eins dunkel gegenüber. Fehlendes VERTRAUEN! Angst vor Rückfall und Grenzüberschreitung. Ja, erhält damals durch sein Handeln genau in die richtigen Kerben geschlagen. Für mich ein Volltreffer. Soll ich es als gut betrachten? Ich habe mich dadurch selbst kennengelernt und kann nun an mir arbeiten. Oder braucht man einen Partner, der diese Kerben nicht trifft? Ich bin ratlos und stehe mir den ganzen Tag damit im Weg glücklich zu sein.

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und stehe mir den ganzen Tag damit im Weg glücklich zu sein.

Stelle ich mir gruselig vor. Eine 100%ige Glücks- und Friedensgarantie gibt es nie und nimmer in einer Ehe. Selbst DU kannst in eine Situation kommen, wo Dir derart der Kragen platzt, dass Du nicht mehr weißt, was Du tust. Ist mir auch schon passiert.
Seit Jahren ist nun nichts mehr vorgekommen und Du kannst immer noch keinen Frieden finden. Lass Dir endlich effektiv therapeutisch helfen und entscheide dann, ob Du wirklich Deine Familie, Freunde und Dein ganzes Leben über den Haufen schmeißen willst.
Die Ehe ist kein Ponyhof - auch wenn ich den Vorfall Deines Mannes absolut nicht schön finde - aber wie geschrieben - es ist JAHRE her und er hat es nicht wiederholt.
Ich verstehe sowas wohl nicht. Alles Gute.
LG Moni

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Das ist ganz unterschiedlich.
Es gibt Sachen, die verzeihe ich und mache weiter, klar, vertrauen muss wieder aufgebaut werden aber man merkt doch schnell ob es gespielt ist oder nicht. Mehrere Jahre würde ich niemanden am ausgestreckten Arm hungern lassen, das wäre weder mir noch der Person gegenüber fair.
Andere Sachen mag ich zwar verzeihen, möchte aber mit dieser Person dann nichts mehr als eine lockere Bekanntschaft pflegen, das kommuniziere ich aber auch so.
Es gibt dann aber auch Sachen, die kann ich nicht verzeihen, dann mache ich da nicht lange rum. Klar, nach einiger Zeit merke ich vllt doch, dass es nicht so wild ist was passiert ist, dann gehe ich auf die Person zu und im anderen Fall lebe ich mein Leben weiter.
Du musst ja nicht vergessen was passiert ist, geht auch nicht, aber du musst euch beiden das auch nicht antun, was du jetzt tust. Menschen machen Fehler, klar könnte er wieder einen Fehler machen, du aber auch :)

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Danke für deine Antwort. Wir hatten gestern ein Gespräch mit einer Dritten Person die vom Fach ist. Mein Mann ist unter schweren Bedingungen groß geworden, hat Streit und verbale und körperliche Gewalt mitbekommen aber auch selbst erlebt. Er wurde als Kind vom Vater fertig gemacht,angeschrien, manipuliert und hat auch das bei seinen Eltern miterleben müssen. Er hat nie gelernt auf richtigem Weg zu streiten, sondern nur die Waffen auszufahren. Seine Mutter hat sich irgendwann getrennt. Es folgte jahrelanger Streit um ihn und seine Geschwister. Er wurde vom Vater gelockt und zog zu ihm. Dort ging das Drama weiter und mit 18 zog er sofort aus. Im allgemeinen ist er als Kind immer umgezogen und hatte niergends Halt oder Heimat. Er ist so ein guter Mensch, trotz allem. Gönnt mir alles, ist liebevoll und großzügig. Er ist ein guter Mensch. Das hatte ich lange nicht mehr glauben können,denn auch ich wurde extrem verletzt und niedergemacht, im Streit. Er konnte es nicht anders und hatte in diesen Momenten wohl selbst Panik. Panik mich zu verlieren, war sauer über sich selbst. Normale Menschen lassen dann den anderen in Ruhe aber ich habe es oft zu spüren bekommen. Es war nicht normal, was ich mit ihm erlebte. Wir sind nun an der Sache dran, er lernt wie man richtig und konstruktiv Streitet und ich lerne zu verzeihen und nach vorne zu schauen. Die Therapeutin meint,wenn wir das schaffen, dann gehen wir verdammt stark hier raus. Was meint ihr?

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Entschuldige, ich war ein paar Tage nicht online..
das stimmt, man muss auch das „richtige“ Streiten lernen. Alles was er in seiner Kindheits- und Jugendphase nicht gelernt hat, muss er eben jetzt lernen.
Du musst für dich entscheiden ob du ihm beistehst und das geht nur, wenn du verzeihst oder du ziehst einen Schlussstrich unter die ganze Sache.
Ich will ihn nicht verteidigen, aber wenn er sich ändern will, dann muss er sich auf sich selbst konzentrieren und nicht die ganze Energie darauf verwenden dir alles recht zu machen, damit du ihm eventuell irgendwann verzeihst.. du kennst seinen Hintergrund, du weißt, dass es viel Arbeit sein wird und nur du kannst entscheiden ob sich das lohnt :)