Das leidige Thema Arbeit

Ich bin es irgendwie fast schon Leid, mir immer noch über das Thema den Kopf zu zerbrechen, aber vielleicht finde ich ja hier ein paar objektive Meinungen.

Mein Mann und ich diskutieren schon seit der Geburt darüber, wie es bei uns beiden beruflich weitergeht. Er ist Ingenieur, arbeitet 35 Stunden in Vollzeit. Ich habe mit der Geburt meiner Tochter mein Studium abgeschlossen und direkt einen Vertrag (für 1 Jahr) in meinem alten Ausbildungsunternehmen bekommen. In diesem Jahr nehme ich gerade Elternzeit, danach sollte der Vertrag verlängert werden. Mein Mann war bereits 8 Wochen in Elternzeit und bleibt dann nochmal im Sommer 8 Wochen daheim. Ab Oktober sollte es für mich dann in Teizeit, also 20 Stunden weitergehen. Unsere Kleine geht ab August in de Kita. Alles schön und gut. Nur bin ich mit der ganzen Vereinbarung nicht glüklich. Mein Mann wollte erst, dass ich 3 Jahre bis zum KiGa zuhause bleibe, zum Glüxk habe ich mich durchgesetzt, da ich als Berufsanfnger mit Kind und 3 Jahre ohne Arbeit echte Schwierigkeiten sehe. Deswegen habe ich mich nach vielen Streits dann für die Teiklzeitstelle entschieden, mit der ich zwar beruflich nicht sooo glücklich bin, aber immerhin ein Einstieg ist bzw. ein Weg nicht komplett von meinem Mann abhängig zu sein.

Naja, nun wurde ich über ein Unternehmen per Xing angeschrieben, die momentan in meiner Stadt Stellen besetzen. Ich dachte nur wow, das ist genau DER Beruf, den ich schon immer wollte. Einzige Hürde: Meine Elternzeit, die Arbeitszeiten und mein Mann. Nach einem ersten Gespräch stellte es sich heraus, dass alles wirklich wie die Faust aufs Auge passt. Junges, dynamisches Unternehmen, Unterstützung von Familien, flexible Arbeitszeiten, Gehalt, Lage, einfach alles! Auch die Elternzeit wäre kein Problem, das Unternehmen möchte auf mich bis Oktober warten. Nur: Ich müsste erstmal 37,5 Stunden arbeiten, erst bei Beförderung, die man nach 1-2 Jahren erwartet, habe ich Anspruch auf Homeoffice. Immerhin gibt es Kernarbeitszeiten von 10.00 Uhr bis 16.00 Uhr. Mein Mann hat ebenfalls flexible Arbeitszeiten. Meine Idee: Vielleicht kann man das Kita-Hin-und-zurückbringen irgendwie aufteilen. Zum Beispiel, dass er die Kleine um 9.00 Uhr zur Kita bringt, ich um 7.30 Uhr zu arbeiten anfange und um 16 Uhr Feierabend mache und mein Mann bis 18.30 Uhr weiterarbeitet (das macht er zurzeit eh). Naja, davon war er eben gar nicht begeistert.O-Ton: Wir hatten doch vereinbart, dass du in Teilzeit anfängst und dann zum KiGa aufstockst.

Nur fühle ich mich iin meinem jetzigen Unternehmen gar nicht wohl :-( Die Sparte ist am aussterben, und unser Standort wird bis 2020 geschlossen bzw. mit einem anderen Standort zusammengelegt. Das heißt, dass ich entweder 80 km versetzt werde oder meinen Job verliere, spätestens 2020. Zum anderen macht mir der Verkauf von Postleistungen wenig Spaß. Es ist ganz ok, die Leute sund ganz nett, aber als einzige 26 Jährige unter über 50 Jährigen fühlt man sich einfach niczht soooo wohl. Es ist einfach anders. Mein Mann hat das "Problem" mit dwer alten Belegschaft auch, aber sein Konzern bzw. seine Abteilung hat ständig Praktikanten, Bacheloranden etc. da. Ist bei mir nicht so. Außerdem wurde das Personal von 12 Personen nach 2 Jahren auf 6 Personen reduziert. Es ist in unseren Büros mittlerweile unheimlich ruhig. Ich hab mal eine Pro und Contra Liste gemacht und es spricht momentan echt viel für die neue Stelle. Aber mein Mann ist einfach dagegen. Elternzeit kann er nicht menr nehmen, da dann das Geld fehlt (er verdient deutlich mehr). Stunden reduzieren will er nicht bzw. sagt, dass das als Projektleiter nicht geht. Obwohl die IG Metall das gerade durchgesetzt hat, dass man 28 Stunden/Woche als Vater/Mutter arbeiten darf. Zumal das auch nur für 1-2 Jahre wäre und ich dann von Zuhause arbeiten würde, wenn ich die neue Stelle annehme.

Meine Pro/Con-Liste:

Alter Arbeitgeber:
+Arbeitszeit von 20 h/Woche (mehr Zeit für unsere Tochter und so Fremdbetreuung nur für 4-5 Stunden am Tag)
+Weniger Stress, da sowieso undynamisches Unternehmen und Kenntnis durch Ausbildung vorhanden
+Bezahlung ist ganz gut
-fester Arbeitsbeginn, keine Flexibilität
+Homeoffice nicht möglich (d.h. später in Vollzeit bin ich den ganzen Tag nicht Zuhause, wenn die Kleine in die KiGa/Schule geht)
-Unsicherheit bezüglich Arbeitsort/-stelle falls Standort dicht gemacht wird
-keinen Spaß an der Arbeit (ältere Kollegen, wenig Leidenschaft für das Produkt)
-keine Entwicklungsmöglichkeiten, Seminare werden erst bei Kundenverantwortung angeboten, die ich nicht habe in TZ

Neues Unternehmen
+Flexible Arbeitszeiten, Kernarbeitszeit von 10 - 16 Uhr
+Homeoffice ab 1-2 Jahre oder früher bei Beförderung möglich (langfristig für die Kleine Zuhause)
+Leidenschaft für den Beruf
+unglaublich modernes Unternehmen, Duz-Kultur, sozial engagiert, international
+Wechsel an andere Standorte weltweit möglich (mein Mann und ich wollten sowieso mal auswandern)
+junges Team, in meinem Alter
+Standort passt auch super, 15 min von Zuhause und Kita entfernt
+wachsendes Unternehmen/Branche
+persönliche Förderung, ich hätte ab Tag 1 einen Mentor und Weiterentwicklungsprogramm
-leider ist ein Einstieg in TZ nicht möglich, unsere Tochter wäre dann ganztags fremdbetreut, zumindest bis zum KiGa bestimmt 7-8 Stunden/Tag
-mehr "Stress" zumindest zu Beginn, da neuer Job

Das Unternehmen wollte mich nach dem Telefoninterview zum Vorstellungsgespräch einladen,, ich soll mich aber übers Wochenende noch mit meinem Mann austauschen, wie wir die Arbeit z.B. bei Krankheit der Kleinen regeln wollen.
Klar ist, dass es nicht sooo toll ist, dass die Kleine mit 1 Jahr schon ganztags fremdbetreut wird, aber ich sehe auch lagfristig mehr Möglichkeiten, sowohl für mich persönlich, unsere Familie und die Kleine, wenn sie mit 2-3 Jahren ihre Mama Zuhause im Homeoffice hat, anstatt Vollzeit auf der Arbeit, Und das langfristig! Aber mein Mann versteht meine Argumentation nicht. Für ihn ist es keine Option zurückzustecken, es geht ja nicht, er verdient ja eh mehr, für mich ist es einfacher in TZ zu arbeiten usw. #zitter

Wie seht ihr das? Wie würdet ihr das machen? Und wie macht ihr eurem Mann klar, dass 1-2 Jahre Fremjdbetreuung besswer ist, als jahrelang in Vollzeit zu arbeiten und weg zu sein, wenn sie z.B. von der Schule nachhause kommt. Oderlieber doch 2 Jahre warten und hoffen, einen vergkleichbaren Job anzunehmen und den alten zu behalten (da hab ich aber übrigens auch noch keinen Anschlussvertrag). Hilfeee#augen

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Mir persönlich wären solche Arbeitszeiten zu viel. Ich würde zusehen, dass mein Mann weniger arbeitet (ca. 30 Stunden).

Insgesamt finde ich mehr als 30 Stunden Fremdbetreuung für ein Kind (vor allem so klein) zu viel. Es gibt genug Evidenz, dass sich fürhe und lange Fremdbetreuung negativ auf Gehirnentwicklung der Kinder auswirkt. Solche Kinder haben stark erhöhte Cortisol-werte im Blut (Das Level is vergleichbar mit den Chefs der DAX Konzerne ). https://www.waz.de/staedte/muelheim/fruehe-fremdbetreuung-gefaehrdet-gesundheit-id11623401.html

Auch haben Frauen die so arbeiten geringere Lebenserwartung (Männer nicht). Hierzu gibt es Daten aus den USA (bin zu faul um jetzt danach zu googlen).

Letzendlich musst ihr Euch einig sein. Konsequenzen in die eine oder andere Richtung musst ihr schliesslich gemeinsam tragen. Wenn ihr beide vollzeit arbeiten geht, wird es das Kind tragen (und eventuell später du ).

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Dann hat frau also die Wahl zwischen einem langen Leben am Rande des Existenzminimums, weil sie dank Teilzeifalle leider eine kleine Rente hat und frühzeitigem Ableben aus ihrem gewohnten Lebensstandard.

Klingt nach "Pest oder Cholera".

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....und noch ein gehirngeschädigtes Kind dazu, wegen der Frühbetreuung im Atommeiler, äh, der Kita....

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Fremdbetreuung ab 1 Jahr ist nicht schlimm fürs Kind, das sind eher die Mütter, die sich das schlimm vorstellen. Normal merken die Kleinen nicht mal wie lange das ist, weil sie ihre Freunde da haben und sie so viel machen können. ;-)
Und ich finde es total okay, dass Bringen und Abholen aufzuteilen, habe ich mit meinem Ex damals auch gemacht. Ist schließlich auch sein Kind.
Ich würde den neuen Job annehmen, so eine Chance kommt so schnell vielleicht nicht wieder und auch du sollst ja glücklich sein und nicht nur der Vater. Finanzielle Gründe anzuführen, finde ich doof von ihm. Ist doch egal wer mehr verdient, darum geht es überhaupt nicht. Ich finde er argumentiert hier recht egoistisch und nach alten Rollenvorstellungen.

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Alte Rollenvortellungen, du sagst es! Aber wie überzeuge ich ihn?

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Auf jeden Fall deutlich machen, dass du den neuen Job machen möchtest, auch wenn er nicht einverstanden ist. Und dass sich Lebensplanungen nun mal ändern, wenn sich eine günstige Gelegenheit ergibt. Er kann ja nicht auf Teilzeit bestehen nur weil das vor ein paar Monaten noch so geplant war. Jetzt hast du halt diese Möglichkeit und die solltest du auch wahrnehmen. Und ich bin sicher, wenn er in der Situation wäre, würde er auch den neuen Job wählen.
Wir sind im 21. Jahrhundert und jeder Elternteil hat die Möglichkeit sich zu verwirklichen und das Kind dabei trotzdem im Blickfeld zu behalten. Er muss sich da halt auch einbringen und nicht einfach sagen, "Nö, will ich nicht." Er ist erwachsen und kein bockiges Kleinkind. ;-)

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Mach!

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Hallo,

kurz und knapp. Das ganze klingt wie eine super Chance für Dich und wahrscheinlich würde ich die Stelle genau so an nehmen, aber mein Mann würde dahinter stehen. Wir konnten uns Kindkranktage aufteilen, Bring- und Holzeiten im Kiga auch, wir hatten auch die Familie hinter uns stehen. Also alles in allem hat alles gepasst. Das könnte bei Dir schwierig werden ich würde meinem Mann da mal richtig ins Gewissen reden und nicht fragen, ober er das Kind holen oder bringen kann, sondern fest setzen!

Ich wünsche Dir alles Gute und hoffe, es klappt #winke

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Hallo!

Ich würde ganz klar die neue Firma wählen. Eine Kita ist ja keine Kinderqual, sondern eine gute Sache, und bei flexiblen Zeiten und kurzen Wegen geht das gut. Wenn du in 2 Jahren 80 km Fahrtweg hast, lässt du die Hälfte der kürzeren Arbeitszeit auf der Autobahn.

Du bist glücklicher und entwickelst dich weiter - hat dein Mann davor Angst? Auch nur unterschwellig, weil die abhängige Teilzeit-Mama ihm "sicher" ist, die Frau mit der vielversprechenden Karrierechance aber nicht? Hat er das nötig?

Mein Mann meckert auch ab und zu über mein Studium und ich vermute da auch eher Ängste als Ursache. Aber das hilft der Beziehung ja nicht weiter, wenn man sich gegenseitig nur blockiert. Du sollst ja bei ihm bleiben weil du ihn liebst, nicht weil er so gut verdient.

Rede mit ihm - und triff die Entscheidung, die dich glücklich macht, auch wenn er mit den Zähnen knirscht.

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Ich würde den neuen Job annehmen. Wenn Deinem Mann die Fremdbetreuung zu viel ist, kann er ja mal an seinem Job schrauben. So sehe ich das jedenfalls.
Allerdings fürchte ich, das mit der Kleinkindbetreuung paralell zum home office kannst Du vergessen. ;-)
Das kann man mit Jugendlichen machen, die eh ihr eigenes Ding machen.

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Wenn es ihm so wichtig ist, soll er seine Arbeitszeit reduzieren. Ich würde den neuen Job nehmen, wenn Du Dich da wohlfühlst.

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Hallo, ich finde wenn man dir Möglichkeit hat sollte man ein so kleines Kind nicht so lange in die Fremdbetreuung tun. Aber ich kann dich auch verstehen.
Vielleicht gibt es die Möglichkeit nach dem Jahr bei deinen alten Arbeitgeber einzusteigen?
Oder wäre eine Tagesmutter eine alternative? Da wäre zumindest von der Betreuung her etwas "enger" da meist nicht so viele Kinder betreut werden.

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Die Möglichkeit gibt es zwar, aber das möchte ich ja nicht gerne, aus den genannten Contras....

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Na dann bleibt ja nur noch eine Möglichkeit...

Bedenke das die ersten 3 Jahr in der Entwicklung eines Kindes absolut entscheidend ist. Gerade auch was Bindung betrifft. Deswegen ja die Idee mit der Tagesmutter...

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Hallo,

ich habe nicht alle antworten gelesen und ich bin echt kein Freund von mehr fremdbetreuung, aber wenn das neue Unternehmen das verspricht und es so bleibt wie geschildert, dann:

Schlag zu!

Eine solche Chance beruflich Fuß zu fassen liegt nicht gepflastert auf den Straßen UND du zahlst für deine Rente ein!

Letztendlich steckst du beruflich noch in den
Kinderschuhen, es wäre töricht diese Chance nicht zu ergreifen.

Was ist, wenn dein altbackener Mann meint, sich trennen zu müssen? Klar, erstmal zahlt er für dich und dann?

Wenn er sich wenig Fremdbetreuung wünscht, dich und sein Kind liebt, dann soll er für die Zeit, in du Vollzeit arbeitest, seine Stunden reduzieren und dir den Rücken stärken.

Eine Ehe und Familie ist ein Geben und Nehmen, jetzt ist er an der Reihe zu geben.

VG