Stiefmütter vs Stiefväter

Hallo angelehnt an einen anderen Thread frage ich mich, ob der Eindruck stimmt, dass Stiefvätern Patchwork leichter fällt als Stiefmüttern. Wenn ein Kind außerplanmäßig zum Kindsvater geht, scheint es hier die allgemeine Meinung zu geben, dass es normal ist, wenn sich die Stiefmutter dran stößt. Doch wenn das Kind spontan bei der Kindsmutter bleibt, fragt ja auch niemand den Stiefvater ob es ihm Recht ist, denn das Kind bleibt dann eben einfach Zuhause. Genauso wie ein Stiefvater sein Leben beim Wochenendumgangsmodell doch viel mehr dem Kind anpassen muss eigentlich.

Ich mache diese Umfrage anonym, da es bei solchen Themen immer recht schnell beleidigend und persönlich wird.

Fällt Stiefvätern Patchwork leichter?

1

Meistens haben die Frauen ein Problem damit, die mit dem kindsvater selbst eine eigene Familie gründen wollen. Sie sehen das vorhandene Kind oftmals als Störfaktor, weil sie selbst das Kind nicht erziehen wollen/sollen/dürfen, es aber in ihrem Haushalt lebt. Eine Frau möchte oft eben "etwas eigenes ", ein eigenes Kind, von Schwangerschaft bis Auszug, wo SIE die erziehungsarbeit leistet und das Kind so Formen kann, wie es ihrer Lebensweise entspricht. Das ist bei bereits vorhandenen Kindern nicht gegeben. Diese sind schon erzogen, teilweise anders, als sie selbst es machen würde und das führt zu Reibereien. Stiefväter nehmen ein bereits vorhandenes Kind oft als gegeben hin. Sie wollen oft nicht erziehen, weil sie meinen, dass es Aufgabe der Mutter (der Partnerin) ist. Natürlich nicht immer und überall. Auch bei Stiefvätern kommt es zu Reibereien, weil das Kind sich nicht so verhält, wie er das erwartet. Es ist eben schwer, ein Kind, dass nun schon da ist und bereits einen gewissen erziehungsstil genossen hat, an eine andere Person mit anderen erwartungshaltung en heran zu führen, ohne das es großartig Konflikte gibt. Da prallen dann Vorstellungen und Realität aufeinander. Vor allem dann, wenn die Stiefmutter oder der Stiefvater selbst noch keine Kinder hat und von der Praxis keine Ahnung hat.

2

Aber hat es ein Stiefvater nicht viel schwerer sich aus der Erziehung herauszuhalten? Immerhin ist da das Kind bis auf 2 Wochenenden im Monat immer Zuhause.

4

Wer weiß. Ein Kind kann auch beim Vater leben. Und ich glaube, dass Männer sich grundsätzlich eher aus der Erziehung heraus halten, wenn sie die Möglichkeit oder Wahl haben. Da die meisten Männer eben fast den ganzen Tag außer Haus sind, im Gegensatz zu den Müttern. Also oft, nicht immer.

weiteren Kommentar laden
3

Hallo,
ich habe einen Mann kennengelernt, der bereits zwei Kinder hatte. Zu diesem Zeitpunkt 8 und 13 Jahre alt. Dieser Mann hat sich Freitag morgen bei mir verabschiedet und erst Sonntag am Abend wieder gemeldet. Er war nie erreichbar an den WE, weil er da seine Kinder hatte. Nach einem dreiviertel Jahr durfte ich die beiden dann kennenlernen. Auch da hatten wir nie mal ein Wochenende für uns. Auch wenn ich meine Kinder mal anderweitig untergebracht habe, ein Anruf von seiner Ex ubd er hat die Kids geholt. Das Ganze habe ich eineinhalb Jahre mitgemacht. Habe ihn oft gebeten, dass wir mal Zeit zu zweit haben etc. Doch die Kinder standen IMMER an erster Stelle. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, ich war nur sein Betthäschen. Als ich mich getrennt habe, hat es anscheinend bei ihm Klick gemacht. Plötzlich sind die Kinder mal ein Wochenende im Monat oder auch mal nur einen Tag im Monat bei der Kindsmutter geblieben. Also wenn ich mal kinderfrei hatte. Ich muss sagen, ich bin offen und freudig an seine Kinder rangegangen, aber das Verhalten meines Partners hat schon viel kaputt gemacht.
Mittlerweile sind wir verheiratet und er ist ein ganz toller Mann! Doch wir haben schon viele Tiefen hinter uns. Und auch heute bestehe ich noch auf einen Abend bzw wenn möglich auf ein We nur für uns. Es kommt halt immer darauf an, wie oft die Kinder des anderen öfter da sind. Und man muss reden miteinander, nicht einfach entscheiden. Seine Kids waren auch immer die kompletten Ferien bei uns. Wusste ich von Anfang an und das war okay. Bei den Wochenenden war es teilweise manchmal fast zuviel. Egal ob krank oder gesund, zumindest sein Sohn war IMMER bei uns.

6

Hallo.

Also ich sehe es mal so. Stiefmutter oder Stiefvater bedeutet Patchwork. Da Patchwork eh schwierig ist, haben es beide Parteien gleich schwer, in sowas reinzuwachsen. Es ist nicht immer nur das Problem der jegweiligen Stiefparteien sondern mit auch ein Problem, wie man selbst damit umgeht. Hier wird sooft geschrieben, man soll sich als Stiefpartei aus der, nehmen wir doch einfach mal die Erziehung, raushalten. Warum? Wenn Patchwork klappen soll, dann muss man dem neuen Partner auch ein gewisses Erziehungsrecht mit einräumen. Man sollte klare Regeln aufstellen, mit denen alle leben können.

Ich lebe in Patchwork und habe meinen Partner von anfang an ein Mitspracherecht eingeräumt. Habe ihm aber im Vorfeld auch gewisse Grenzen gesetzt, da ich ja die Kinder besser kenne. Auch hat er mir gewisse Dinge gezeigt, die ich so nicht gesehen habe. Und wir haben auch in manchen Situationen hinterher diskutiert bzw. unsere Meinung gesagt oder ausgetausht, weil man ja auch mal falsch liegen kann. Aber niemals vor den Kindern. Ich sehe das so, dass man ja eine Familie bildet und da sollte jeder ein Mitspracherecht haben. Und das funktioniert bei uns super, zwar mit etwas Anlaufschwierigkeiten, wie überall, aber wir haben unseren Weg gefunden.

LG

7

Deinen Beitrag find ich super! :)

Bei uns ist es im Grunde genau so.
Meine beiden Großen werden absolut gleich von ihm erzogen wie unsere beiden Kleinen die wir gemeinsam haben. Da wird kein Unterschied gemacht.
Ich fände es auch blöd wenn er da kein Mitspracherecht hätte.... unser Familienleben würde darunter leiden.

Er verbringt ja viel mehr Zeit mit den Kindern als der Kindsvater.....

8

<<<Er verbringt ja viel mehr Zeit mit den Kindern als der Kindsvater..... >>>

Genau deshalb. Selbst wenn die Stiefmutter das Kind vom Partner nicht sooft sieht bzw. es bei ihnen ist, dann sollte sie in dieser Zeit auch ein Mitspracherecht habe. Ansonsten ist da immer eine Ausgrenzung und für Patwork nicht sinnvoll.

weitere Kommentare laden
11

Ich finde es kann Stiefvätern insofern leichter fallen, da sie in den meisten Fällen viel mehr in das Alltagsleben eines Kindes eingebunden werden. Meistens ist es noch so, dass die Kinder die meiste Zeit bei der Mutter sind und dadurch den Stiefvater oft sogar öfter sehen wie den leiblichen Vater. Als Stiefmutter ist man eher "übrig" während der Stiefvater einen festen Platz im Leben der Stiefkinder hat.

12

Ich glaube ehrlich gesagt, dass es für die Partner leichter ist, in deren Haushalt das Kind dauerhaft lebt. Ob nun männlich oder weiblich.

Denn dort ist das Kind Alltag. Man weiß, dass es immer da ist, es wird prinzipiell bei allen Planungen berücksichtigt. Die Erziehung läuft jeden Tag, vermutlich sowohl vom Eltern- als auch vom Stiefelternteil aus. Man hat Kontinuität.

Der Haushalt, in dem das Kind nicht lebt, plant im Normalfall ohne Kind. Ein schnelles "Kannst du das Kind mal nehmen" des anderen Elternteils zerstört dort oft bereits bestehende Pläne, was als Partner nach dem x-ten Mal durchaus frustrierend ist.
"Nicht-Dauer-Stiefeltern" haben zudem wohl oft das Gefühl, dass sie dem Kind nichts sagen dürften, oder bekommen es vermittelt. Wodurch sie sich weit mehr zurücknehmen als gut ist.
Hier ist das Kind keine Kontinuität, sondern ein Ereignis. Was viele getrennt lebende Väter und Mütter wohl auch oft ziemlich zelebrieren ("Spaß-Wochenenden ohne Regeln"), worunter der Partner dann verständlicherweise leidet.
Ebenso gibt es da gefühlt oft Kommunikationsprobleme zwischen Elternteil und Next. Wenn man jetzt als Vater seiner Freundin das Kind regelmäßig einfach vorsetzt, sozusagen eine Ankündigung ein paar Tage vorher hinklatscht, dann bekommt die Freundin das Gefühl, dass ihr Leben fremdbestimmt wird. So lief das bei mir anfangs mit Ferienplanung und Feiertagen und sowas. Inzwischen bespricht mein Freund mit mir frühzeitig, welche Optionen bestehen, was er sich gedacht hat, ob bei mir da was dagegen spricht. Und siehe da - es läuft für alle Beteiligten besser.

14

Hallo,

ich bin der Meinung, dass es etwas mit der Erwartungshaltung an die Rolle der Frau und des Mannes in unserer Gesellschaft und damit auch in den Familien zu tun hat.

Ich werde oft mit Forderungen an mich (von meinem Mann, meiner Schwiegermutter, der Kindsmutter, sogar meinen Eltern) überrascht.
Da ich die Frau bin, ist es meine Aufgabe fürsorglich zu sein; an Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke zu denken; neue Kleidung zu besorgen; Arzttermine im Kopf zu habe...

Da gab es schon viel Streit darum.
Ich verbringe gerne Zeit mit meinen Stiefkindern, aber wenn ich etwas tue (z. B. Geschenke besorgen), dann weil ICH das möchte, nicht weil es meine Aufgabe ist.

Und ich wollte nie StiefMUTTER sein. Das hieße für mich den Kindern die Mutter ersetzen zu wollen. Da sie ihre Mama haben, habe ich von Anfang an eine eigene Rolle angestrebt.
Sie wissen, dass ich für sie da bin, aber groß erziehen tue ich nicht (was nicht heißt, dass ich nicht meine Grenzen aufzeige).

Kann sein, dass das Männern oft leichter fällt.
Da sie nicht die Kümmer- Forderung haben, fällt es auch leichter niemanden zu ersetzen.

Lg

15

P. S.
Bei uns war es so, dass es mit mir als „Stiefmutter“ von Anfang an problemlos war.
Beim „Stiefvater“gab es dann jede Menge Ärger. Inzwischen ist es viel besser.

16

Ich sehe es noch etwas anders. Ich glaube, dass Männer besser mit der Vergangenheit der neuen Frau umgehen können. Sie sehen ihre Kinder bzw den dahinterstehenden Exmann nicht als Gefahr. Frauen dagegen, sehen sehr häufig die Exfrau als Gefahr. Über die Kinder besteht nunmal noch Kontakt zu ihr. Somit sind die Kinder der Störfaktor, dass die neue Frau ihren neuen Partner quasi noch teilen muss und die Ex einfach präsent ist. Und diese, vielleicht häufige unbewusste Eifersucht, wird auf die Kinder übertragen. Ich könnte mir vorstellen, wenn viele "Stiefmütter" die neue Situation gelassener sehen würden, würde es auch oft besser mit den Kindern des Mannes funktionieren. Sie gehören nunmal zu ihm dazu. Ab einem gewissen Alter sind Altlasten dabei, mit denen man sich arrangieren muss. In diesen Fällen eben die Exfrauen und auch Ex-Schwiegereltern also Großeltern der Kinder.
Und da sehe ich den Vorteil der Männer, dass sie mit dem Rattenschwanz einfacher umgehen können und so sich besser in das neue Familienleben integrieren können.