Hallo liebes Forum,
Mein Mann und ich sind uns manchmal uneinig was die Erziehung unseres Kindes angeht.
Ich beispielsweise bemühe mich wirklich stets die Gefühle meines Kleinkindes (2 Jahre) zu spiegeln. (nehme ich jetzt mal als Beispiel)
Dabei nehme ich alle Gefühle mit ins Boot: seien es negative oder positive.
Beipielsweise: "Oh, du bist hingefallen, da hast du dich aber ordentlich erschrocken. Tut dir irgendwas weh?" oder "Ich sehe du hast ja richtig Spaß auf dem Trampolin!"
Generell versuche ich mich immer in die Gefühlswelt meines Kindes einzufühlen und nachvollziehen zu können, was in dem kleinen Köpfchen so vor sich geht.
Manchmal sage ich dann auch sowas wie "Du hast eben heimlich ganz schön viele Kekse gegessen. Möchtest du gerade nichts essen, weil dein Bauch voll ( von Keksen) ist?"
Für mich ist dieser Umgang mit dem Kleinkind irgendwie selbstverständlich, ich denke nicht groß darüber nach. Das war schon so, bevor ich erfahren habe, dass es den Kindern beim Regulieren ihrer Emotionen helfen soll. Das lief irgendwie instinktiv.
Jetzt wurde ich vor kurzem sehr krass deswegen kritisiert. Und zwar von meinem Mann. Normalerweise wirft mich sowas nicht aus der Bahn meiner Manifeste, aber diesmal gerate ich in eine echte Krise.
Vielleicht könnt ihr das mal kurz einschätzen: Ist mein o.g. Verhalten völlig falsch und unangebracht oder doch richtig?
Mein Mann meint nur, ich wolle das (nennen wir es mal: nicht gesellschaftstaugliche) Verhalten meines Kindes mit solchen Sprüchen nur rechtfertigen und solle damit aufhören, weil es dem Kind schaden würde.
Was sagt ihr dazu?
Danke vorab für eure Einschätzungen.
uneinigkeit bei der erziehung
Dein Weg wird sich in der “Trotzphase“ noch bewähren. Zumindest bei uns hat es immer sehr geholfen, wenn jemand beim Verbalisieren geholfen hat (wenn man allerdings die Wut falsch interpretiert hat, kann das genau das Gegenteil bewirken).
Keine Ahnung, wie extrem du “spiegelst“. Würde mein Partner ständig den “Babyflüsterer“ mimen und auch aus Minipupsen ein Drama machen, würde mich das auch nerven.
Das heißt aber nicht, dass ich den Ansatz verkehrt finde. Wie soll ein Kind sonst lernen, wie Eifersucht, Neid, Vorfreude etc. sonst heißen, wenn man die Gefühle nicht quasi errät und benennt. Und Gefühle präzise benennen zu können, halte ich für elementar für Kommunikation und Reflektion.
Auch bin ich absolut gar kein Fan davon, negative Gefühle wegzudrücken oder zu sanktionieren. Ich glaube, dass insbesondere die Erwachsenen ihrer Gefühle gut selbst regulieren können, die als Kind nicht allein mit ihren Emotionen, egal, welcher Art, darstanden.
Neee, also ich mache das natürlich nicht ununterbrochen.
Ich mache es halt dann, wenn ich meine, dass es angebracht ist.
Aber mich irritiert seine Aussage, dass ich damit irgendein Verhalten zu rechtfertigen versuche?
Könnten Spiegelungen tatsächlich wie Rechtfertigung wirken?
Ich finde, du machst das genau richtig. Woher soll dein Kind wissen, was es fühlt, wenn es das Gefühl nicht benennen kann? Er kennt das Gefühl, weiß aber nicht, wie es heißt. Es ist wichtig, Gefühle zu spiegeln, damit das Kind überhaupt die Bandbreite der Gefühle kennen lernt. Wie reagiert denn dein mann im Gegensatz dazu? Was macht er in den von dir beschriebenen Situationen?
Ich finde das anstrengend. Sowas kann man m. E. machen, wenn es eine Situation erfordert, z. B. weil das Kind sich gerade weh getan hat.
Aber bei dem Beispiel mit den Keksen manipulierst du einfach. Da willst DU, dass sie keine Kekse mehr isst und spiegelst ihr das als ihr Gefühl? Nee oder?
Mir ist sowas viel zu verkopft und unauthentisch und ich würde das auch nicht unterstützen. Als dein Partner hätte ich die Befürchtung, dass du irgendwann auch bei mir anfängst.
Einigkeit muss m. E. bei gewichtigen Dingen bestehen, zB dass man nicht schlägt, nicht mit Liebesentzug straft und eben nicht manipuliert.
Diesen Psychoquatsch würde ich so auch nicht mitmachen. Außerdem darf jeder seine eigenen Rituale haben.
Andere Beispiele, bei denen man zwingend gleich handeln und erziehen sollte, fallen mir gerade nicht ein.
LG
Okay das Keksbeispiel habe ich wohl anders verstanden als es gemeint war.
Die Frage, die mich nich beschäftigt ist, wann hörst du mit der Spiegelei wieder auf?
Spätestens wenn das Kind damit anfängt
"Mama, du bist jetzt sauer, weil ich mein Bett nicht gemacht habe. Das kann ich gut verstehen."
Was heißt denn „nicht gesellschaftstaugliches“ Verhalten?
Was für nicht Gesellschaftstauglichen Dinge meint dein Mann denn genau? In den Beispielen seh ich davon gerade nichts.
Meins ist diese Art nicht und wenn mein Mann so reden würde, am Ende noch den ganzen Tag, ich würde ausrasten. Gefühle benennne ist sicher gut, aber in so sätzen? Ich weiß nicht...
Eine Freundin redet auch immer so komisch mit ihrem Sohn.
„Oooooh, du hast gerade unsere Fensterscheibe kaputt gemacht, weil du keinen Keks essen durftest. Das verstehe ich, aber nun ist die Mama sehr traurig, weil es nun sehr kalt in der Wohnung wird.“
🙄
Die hat das asoziale Verhalten ihres Kindes auch immer irgendwie gerechtfertigt, in dem Sie Verständnis für sein Handeln aufbrachte.
Sorry, aber wenn mein Kind eine Fensterscheibe einwirft, weil er keinen fucking Keks essen darf, würde er nie wieder in seinem Leben einen Keks zu Gesicht bekommen😉
Schön war auch:
„Ooohhh, du hast mich getreten, weil du sauer bist, dass du nun schlafen musst, aber Mama muss morgen früh raus um dir ein Spielzeug kaufen. Tritt doch lieber das Sofakissen, wenn du wütend bist“ 😳.
Sie tat das aus den gleichen Motiven wie du. Sie wollte ihrem Kind helfen Emotionen zu begreifen. Aber genau das Gegenteil passierte. Überall fiel dieses Kind auf und das leider nicht positiv.
Übrigens hat sich der Junge das Geblubber seine Mama angehört und hat ja gerufen und machte dann weiter. Denn die Mama sagte ja, woran es lag, dass er so reagier hatte. Ergo konnte er ja nix dafür:)
Sorry, aber wenn mein Kind eine Fensterscheibe einwirft, weil er keinen fucking Keks essen darf, würde er nie wieder in seinem Leben einen Keks zu Gesicht bekommen.
Na da waren meine Erziehungsansätze aus Anfang der 80er doch auch richtig...denn ich hätte das ganz genauso gemacht (aber meine Kinder kamen auf solche Ideen garnicht, die kannten ihre Mutter zu gut )
LG
"Vielleicht könnt ihr das mal kurz einschätzen: Ist mein o.g. Verhalten völlig falsch und unangebracht oder doch richtig?"
Falsch bzw. unangebracht finde ich den Ansatz, immer Einigkeit zu erwarten, sei es bei der Erziehung oder noch stärker bei konkreten Verhaltensweisen.
Väter gehen einfach in manchen Kontexten anders mit Kindern um und im besten Falle ergänzt sich das. Wenn z.B. ein Kind hingefallen ist, dann ist eine (zumindest stereotypisch) eher weibliche Reaktion dies zu spiegeln und zu sagen, oh das tut ja weh, eine eher männliche zu sagen, na komm, steh wieder auf.
Nur zu verdrängen ist auf die Dauer Quatsch, aber manchmal können Mütter ihre Kinder in einer Art und Weise zutexten, dass mich manchmal wundere (siehe die Keksaffäre) -- für mich ist es eine Frage der Mischung und des Maßes.
Nicht völlig falsch....nur unsagbar nervig und anstrengend für das restliche Umfeld. Insgeheim denke ich, das die Kinder sich oft fragen, was denn mit ihnen nicht stimmt wenn Mama so merkwürdig redet.
Gefühle benennen ja, dem Kind Dinge einreden und ellenlange Ausführungen, am Besten noch in diesem säuselnden Ton....gruselig.
Auch hier bestimmt die Dosis das Gift. Ich würde durchdrehen, wenn mein Mann ständig so mit dem Kind geredet hätte.
Hör dir einfach mal selber zu, was du genau sagst...vielleicht liegt dein Mann nicht so ganz verkehrt. Ist ja nicht von dir bewußt so gemacht worden, aber vielleicht schweifst du bei deiner Spiegelei einfach zu weit ab, dann entstehen da ganz schnell Rechtfertigungen daraus. Achte mal auf die Dosis, für alle Beteiligten.
Hallo!
Es ist grundsätzlich richtig, Gefühle zu verbalisieren. Aber nicht, wenn man damit Verständnis für alles signalisiert.
Versuche einen anderen Ansatz "Ja, du bist jetzt wütend, weil Du xy nicht darfst, aber das muss jetzt trotzdem sein."
Das Verbalisieren ist gut, damit ein Kind lernt, Gefühle benennen und regulieren zu können, und das sollte auch der Ansatzpunkt sein: Regulation von Gefühlen und gesellschaftskonformem Umfang. Eben nicht "ja, du bist wütend, also brüll ruhig die ganze Nachbarschaft zusammen".
Und ja, für das erwachsene Umfeld kann Dauer-verbalisieren unglaublich nervig sein. Kann man ja auch auf ein gesellschaftskonformes Maß begrenzen, auch wenn es pädagogisch richtig ist.
Schön auf den Punkt gebracht.
Ich weiß ja nicht, wo bei dir "das Spiegeln " anfängt oder wo es aufhört.
Ich persönlich finde es normal, das man sich in sein Kind in gewissen Situationen hineinversetzt oder in gewissen Situationen Verständnis hat.
Aber wenn dein Mann dich schon ernsthaft kritisiert , solltest du mal nachdenken, ob du dein Spiegeln evtl. im Alltag und stetigen Situationen schon übertreibst, dass bereits dein Mann genervt ist.
Also mir ist das alles zu geschwollen.....z.B "Oh, du bist hingefallen, oder "Ich sehe du hast ja richtig Spaß auf dem Trampolin!" Wie wärs mir...Hast du dir weh getan? oder Hattest du Spaß auf den Trampolin ? ......, damit dein Kind auch Antworten kann, denn du legst dem Kind ihre Antwort schon in deine Bermerkung....und laß den Satzbeginn "Ich sehe..." weg, das ist das was nervt, als ob du dein Kind besser verstehst, als sie sich selbst.