19. Jahrhundert bei urbia

Ich muss es einfach mal loswerden: in den letzten Wochen habe ich hier im Forum und in Familienleben wieder mehr mitgelesen und bin eigentlich nur noch schockiert.

Darüber, wieviele Frauen in totaler Abhängigkeit von ihren Männern leben. Wie viele Frauen körperliche und seelische Gewalt erfahren. Aber auch darüber, wie viele Frauen sich gar nicht bewusst sind, dass es nicht nötig ist, in dieser Abhängigkeit zu verharren. Dass es nicht richtig ist, aus welchen Gründen auch immer körperliche oder seelische Gewalt zu ertragen. Wie wenige Frauen sich wehren, sich frei machen, stark sind, für sich und ihre Kinder einstehen, und lieber weiter in solchen Zuständen leben. Und immer wieder Ausreden finden.

Vielleicht ist die Kundschaft hier bei urbia in großen Teilen auch einfach sehr rückständig und nicht repräsentativ. Aber dass es überhaupt noch Frauen gibt, die so denken und leben: Einfach nur traurig.

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Ich würde es nicht pauschalisieren! Dann bist du halt die taffe Karrieremutti mit ausreichend Geld und kannst dein Leben allein finanzieren.
Aber ich kenne auch die Kehrseite: da stimmen zwar Geld und die Autos und Häuser sind schick. Aber dafür fallen die Kinder hinten drüber! Bleiben schon in der Grundschule sitzen, geraten auf die schiefe Bahn, kennen seit dem ersten Geburtstag nur Fremdbetreuung und Kantinenfraß.
Und? Ist das besser? Nö.
Bei uns ist es so: mein Mann verdient voll, ich seit Jahren mal mehr oder weniger dazu. Dafür besitze ich das Haus alleine. Stehe also im Falle einer Trennung nicht auf der Straße.
Im Falle einer Trennung hätten wir beide nur noch wenig Geld. Das wäre dann halt so.
In Deutschland muss keiner hungern oder unter der Brücke schlafen.
Aber man muss auch nicht ständig die "Alle Mütter Vollzeit an die Arbeit und alle Kinder mit 1 in die Kita"-Kuh durchs Dorf treiben. Das nervt langsam!

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Ich glaube gar nicht, dass der Post so gemeint ist, sondern eher angesprochen werden soll, wie viele Frauen sich klein machen aus Angst vor Trennung.

Sich ohne Plan B in die totale Abhängigkeit begeben haben und sich irre Dinge gefallen lassen, um Hof und Stand nicht zu verlieren oder nicht mal wissen was zu tun wäre, wenn.

Und man muss nicht die Karrieremutti sein, um sowas zu verhindern. Ich hatte nach meiner Elternzeit die Stunden leicht abgesenkt, befristet und war wegen Trennung dankbar, als diese Befristung beendet war.
Eine Freundin von mir, müsste gar nicht arbeiten gehen. Tut sie aber, entspannte 4 Tage die Woche á 6h. Im Fall der Fälle hat sie kein Problem....

Und selbst wenn man nicht mehr arbeitet: einen Plan B sollte man haben. Den hast du ja auch.

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Das ist überhaupt nicht die "Sau", die ich hier "durchs Dorf treibe".

Ihr scheint beide einigermaßen gleichgestellt und ich hoffe, in eurer Beziehung agiert ihr auf Augenhöhe - Glückwunsch, wenn das bei Euch so ist. Aber lies doch mal einige der Beiträge hier, wie zum Beispiel

****vom urbia-Team editiert. Es ist nicht erlaubt, andere Threads zu verlinken oder durch inhaltliche Wiedergabe/Screenshots zum Thema zu machen.****

Die Liste ließe sich beliebig fortführen - da bleiben Frauen trotz massiver Gewalt bei ihren Männern und sind sich teilweise der Tatsache gar nicht bewusst, dass da ein Problem vorliegt! Oder sie finden Argumente über Argumente dafür, warum sie sich nicht aus einer durch und durch unglücklichen Beziehung befreien können - ich finde das furchtbar.

Ich bin übrigens keine taffe Karrieremutti, sondern ganz einfach nur berufstätig. Ich bin alleinerziehend und hätte das auch niemals so antizipiert. Aber ich bin froh, dass ich gut aufgestellt war und deswegen keine Angst haben musste, mich aus einer schlimmen Situation zu befreien.

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Hi,

ich glaube tatsächlich, dass die Beiträge hier im Forum nicht den Stand der Gesellschaft widerspiegeln.
Es hat m.E. auch nicht nur mit der Zeit zu tun, sondern mit Erziehung und pychischer Befindlichkeit.
Abhängigkeitsverhältnisse wird es immer irgendwie geben und die Männer, die von ihren Frauen schlecht behandelt werden oder abhängig sind von ihnen, schreiben wahrscheinlich aus Angst und Scham gar nicht erst.
Grundsätzlich denke ich schon, dass Frauen sich heute mehr trauen, Beziehungen zum eigenen Vorteil abzubrechen.
Dennoch ist das Verantwortungsbewusstsein und die Hoffnung gegenüber den Kindern oft groß.
Häufig ist der Mann noch immer Haupt- oder Alleinverdiener, somit hängen Haus und Hof auch an ihm und dort sollen ja auch die Kinder in gewohnter Umgebung groß werden usw.
Also ich habe trotzdem auch Verständnis dafür, dass es manchen Frauen nicht so leicht fällt, sich da abzugrenzen und durchzusetzen.

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"Häufig ist der Mann noch immer Haupt- oder Alleinverdiener, somit hängen Haus und Hof auch an ihm und dort sollen ja auch die Kinder in gewohnter Umgebung groß werden usw."

Ja, genau das ist das Haupt- und Totschlagargument, aber genau das ist es auch, was mich so stört. Dass der Mann Haupt- oder Alleinverdiener ist, führt Frauen in die Abhängigkeit, das ist genau der Zustand, den ich anprangere. Warum begeben sich Frauen heute noch in diese Situation?!

Und dass die Kinder in gewohnter (i.e. gewalttätiger/liebloser/etc.) Umgebung aufwachsen sollen, kann ich auch bald nicht mehr hören.

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Hallo

Wir leben dieses Modell. Bewusst. Ich sehe überhaupt nicht ein mich, um dem Bild der modernen Frau zu entsprechen, mich dem modernen Bild der Doppelverdiener anzupassen. Nun lebe ich einer normalen, überwiegend intakten Beziehung. Daher stellt unser Modell aktuell kein Problem dar.

Für mich ist es anmaßend andere zu belehren was besser und was schlechter ist.

Momentan ist mein Mann für den Großteil des Einkommens zuständig. Trotzdem bin ich nicht die dämliche Hausmutti ohne Rückgrat.

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Ich gebe dir völlig recht. Ergänzen möchte ich noch, dass viele sich nicht trauen, sich zu trennen, weil sie den Kindern nicht den Vater nehmen wollen. Dabei scheinen sie aber zu vergessen, dass es auch elterliche Pflicht ist, die Kinder vor Personen zu schützen, die ihnen nicht gut tun. Selbstschutz und Schutz der Kinder sollte eindeutig eine höhere Priorität genießen.
Und es sollte heutzutage auch eigentlich allen klar sein, dass man sich wehren DARF und SOLLTE, wenn einem Unrecht geschieht. Dass man selbst nichts schlechtes tut, wenn man für seine Rechte eintritt. Dass man etwas wert ist.
Anmerkung: Ich will Männer hier nicht verteufeln, das gibt es natürlich auch in umgekehrter Konstellation. In den Geschichten, die man hier liest, ist es halt meist der Mann, der sich ungebührlich verhält.

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Ich greife mir als Mann auch immer wieder an den Kopf. Ich muss allerdings auch sagen, dass einem überall bei der Suche nach einer ausgeglicheneren Rollenverteilung Steine in den Weg gelegt werden. Wenn man sich nicht aktiv dagegen wehrt, rutscht man als Paar ganz leicht in diese Situation, möglicherweise ist sie am Anfang für alle Beteiligten recht bequem.

Ich beschreibe hier nur die Situation in der Schweiz: Männer haben keinen gesetzlichen Anspruch auf Vaterschaftsurlaub, KITA-Plätze sind häufig Mangelware. Die auf den ersten Blick bequeme Lösung ist, dass die Frau nach dem Mutterschaftsurlaub weiterhin zuhause bleibt, weil sich bis dann ja alles eingespielt hat. Viele Angebote richten sich ausserdem ausdrücklich an Mütter mit Kindern, obschon es vielfach keine Notwendigkeit dafür geben würde, dass der begleitende Elternteil die Mutter ist. Das ist aus meiner Sicht kein Zufall und auch nicht ein Versehen, ein ganz erheblicher Teil der Gesellschaft und damit auch ein ganz erheblicher Teil der gewählten Politiker will es genau so.

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Ich denke, dass das Problem bei der Kinderbetreuung in Deutschland liegt. Es gibt nicht genügend staatliche und gute Einrichtungen, in denen die Kinder ganztags gut aufgehoben sind. Auch die Schulen hier sind ja überwiegend nicht ganztags.

Da hat es sich dann eingebürgert, dass ein Elternteil zu Hause bleibt - und leider ist das meistens die Frau.

Wenn ich mit anderen Ländern vergleiche, ist das hier nun einfach rückständiger.

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Das ist, glaube ich, nur ein Teil des Problems. Lies doch nur mal in diesem Thread, wie viele Frauen strikt gegen „Fremdbetreuung“ sind, und wie das teilweise dämonisiert wird. Viele wollen es ja gar nicht anders haben.

Ich denke, das Problem liegt schon auch im Denken mancher Frauen begründet. Denn zumindest in meinem direkten Umfeld hat sich auch gesellschaftlich eigentlich ein anderes Frauenbild etabliert.

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Bei urbia gilt ja die Betreuung durch den Kindsvater schon als Fremdbetreuung.

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schon mal überlegt, das es auch ganz normale Frauen gibt, die nicht Karriere machen, nicht voller Power stecken sondern eher ein ruhiges Leben führen und sich gerne in Abhängigkeit bewegen?
Oft ist man auch drin, ohne es zu wollen und dann ist es verdammt schwer, wieder raus zu kommen, das passiert genauso Akademikern.

Frauenhäuser sind voll, da ist es nicht einfach, von heut auf morgen zu gehen.
Wohnungen für Alleinerziehende sind ebenfalls schwer zu bekommen....und wer nicht die Kraft hat auszusteigen, der bleibt und wird immer kleiner.

Sorry, nicht jede Frau ist stark, da können solche Aussenstehende wie du genug schwätzen und mit den Fingern auf diese Frauen zeigen.

Hilfst du diesen Frauen? Arbeitest du ehrenamtlich mit misshandelten Frauen? Hast du eigentlich eine Ahnung, was wirklich in ihren Köpfen vor sich geht???

nein.....

Dann lass es, über diese Frauen zu urteilen und nur klug zu schwätzen!!!!!!

lisa

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Auch du hast den Post nicht verstanden. Es geht hier mitnichten um Karriere. Sondern darum sich gerade machen zu können.

Und ich bin durchaus auch der Meinung, dass diese Frauenhäuser nur halb so voll wären, wenn diese Abhängigkeit nicht wäre.

Mißhandlung steigert sich für gewöhnlich über die Jahre... je stärker sich der Versorger fühlt, desto ätzender benimmt er sich doch - wenn er zu diesem Schlag Mensch gehört.

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Es ist also normal, mich als Frau schlagen und erniedrigen zu lassen, oder mich vielleicht tägl. vergewaltigen zu lassen von meinem liebenden Ehemann? Auweia #zitter

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Ich frage mich eher warum man mit solchen Männern überhaupt eine Beziehung eingeht.

Warum ist man der Meinung der bekennende Fremdgehen ist der richtige Partner? Warum bekommt man Kinder wenn man nicht mal zusammen lebt? Kinder wenn der Partner vorher nie was im Haushalt gemacht hat? Oder nach 3 Monaten Beziehung am besten noch Anfang 20?

Augen auf bei der Partnerwahl und nicht denken man selbst/das Kind ändert den Mann schon. Dann kann man sein Kind meist auch ohne sorgen ohne Fremdbetreuung die ersten Jahre zu Hause lassen, sofern man das möchte.

Ja ich weiß manche zeigen ihr wahres Gesicht erst nach der Ehe/Geburt, aber bei vielen Threads hier ist das Ergebnis absehbar.

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Ich denke, das sind zwei verschiedene Themen. Das eine sind Frauen, die sich sehenden Auges in die Katastrophe stürzen. Frauen, die Kinder mit Männern bekommen, die sie kaum kennen oder die sie von Anfang an schlecht behandelt haben. Frauen, die jung schwanger werden, ihre Ausbildung abbrechen und weder Geld noch familiären Rückhalt haben...

Das andere sind Partnerschaften, die eigentlich "ganz normal" beginnen. Vielleicht macht er mal die ein oder andere blöde Bemerkung über Blondinen und Frauen im allgemeinen, aber alles noch im Rahmen, und er ist nett und witzig, und übertriebene politische Korrektheit findet Frau irgendwie ja auch unsexy.

Dann heiratet man und beschließt, ein Kind zu bekommen, und er sagt "Ich möchte aber nicht, dass unser Kind fremdbetreut wird", und sie stimmt zu, und weil er mehr verdient bleibt natürlich sie zu Hause. Er spricht das Thema Absicherung nicht an, und sie auch nicht, weil sie ihn doch liebt, und sie ist doch keine Kampfemanze, die in der Ehe auf Geld rumreitet.

Dann kommt das Kind und der Stress und manchmal läuft es im Bett nicht mehr so, und sie ist nicht mehr so lustig und unbeschwert wie früher. Er ist vom Job gestresst und fängt irgendwann an zu meckern, dass sie den ganzen Tag nichts gebacken kriegt und sein sauer verdientes Geld zum Fenster rausschmeißt etc etc. Und so geraten sie ganz schnell in eine toxische Beziehung.

Ich denke, hier geht es hauptsächlich um den zweiten Fall. Gut ausgebildete Junge Frauen, die glauben, eine selbstbestimmte Entscheidung für das traditionelle Familienmodell zu treffen, um dann später festzustellen, dass sie sich selbst in eine ziemlich schreckliche Lage gebracht haben. Wenn diese Frauen vor der Geburt in Augenhöhe mit ihren Männern Absprachen für die Zukunft treffen würden, wäre viel gewonnen.

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Weisst du, mir hing neulich eine Bekannte heulend im Arm, schöne Frau, zwei Kinder unter 15, Hausfrau aber mit Studium, Mann sehr gut verdiendender Anwalt, der sie für eine Arbeitskollegin sitzen gelassen hat. Nach 20 Jahren Beziehung und er fand das immer toll, dass sie zu Hause war.

Jetzt mussten die Kinder und sie aus der geliebten Wohnung ausziehen, alle drei sind in Therapie, nichts ist mehr so wie vorher.

"Augen auf" hilft wenig bei 50 Prozent Trennungsraten.
Und vielleicht möchte nicht jeder auf Fremdbetreuung verzichten, nimm's mir nicht übel, du schreibst ja immer sehr viel über euren Alltag, so hätte ich meine Kinder nicht die ersten Jahre verbringen lassen mögen. Ist nicht böse gemeint! Ich habe einfach andere Vorstellungen von einer schönen Kindheit als du.

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Hallo,

vor ein paar Wochen, war hier ein Thread und ein paar Frauen haben geschrieben, das sie sich nicht trennen können, obwohl sie in einer Gewaltigen und/oder Lieblosen Beziehung stecken, weil sie nicht alleine finanziell für sich und die Kinder sorgen können.
Und, wenn die Frauen sich dann trennen, wird als erstes gefragt "Was steht mir zu?"
Was passiert, wenn der Mann sich trennt, arbeitslos oder krank wird oder stirbt und man Jahrelang raus ist aus dem Job?


vg
novemberhorror

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Danke, das sind genau die Fälle die ich meine.

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Hallo,
ich kann deine Gedanken nachvollziehen, mir geht es auch so wenn ich das lese.
Wir leben auch das klassische Modell: Ich Teilzeit, mein Mann Vollzeit erwerbstätig.
Ich denke das Gefühl der Abhängigkeit hängt dicht mit der Aufteilung des zusammen. In unserem Freundeskreis haben viele "ihr eigenes" Geld, trotz Ehe und Kindern. Das soll jeder so machen wie er möchte, ich verurteile das ganz sicher nicht. Allerdings beobachte ich bei diesen Paaren immer wieder, dass es häufig zu Diskussionen und auch teilweise zu Neid kommt, und das innerhalb der Partnerschaft.
Das haben mein Partner und ich zum Glück nicht. Wir beide wollten diese Familie und jeder trägt seinen Teil dazu bei. Übertrieben gesagt gibt es finanziell seit der Hochzeit kein "meins" mehr, nur noch ein "unser".
Und auch als mal eine Trennung zur Debatte stand hat sich daran nichts geändert.
Rein finanziell bin ich derzeit abhängig, trotzdem würde ich weder Gewalt noch der Kinder zuliebe eine von deinen geschilderten Situationen aushalten, ich würde gehen und müsste mich neu aufstellen.
Aber auch das ist sicher zum großen Teil eine Einstellungssache.
LG

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Dass man in einer Ehe zunächst mal gemeinsam haushaltet, solange alles in Ordnung ist, ist ja völlig selbstverständlich. Das würde ich genauso machen. Mir wäre nur wichtig, mir die Möglichkeit zu erhalten, gehen zu können, wenn ich will oder wenn es nötig ist, weil mein Partner mich nicht gut behandelt oder vielleicht sogar gewalttätig ist.

Natürlich muss man sich nach einer Trennung neu aufstellen. Das ist ja ganz normal. Das ist schwierig und nicht immer schön, aber doch immer noch besser als Gewalt, physische oder psychische. Und ich finde es eben schlimm, dass es auch heutzutage noch so viele Frauen gibt, die solche Dinge aushalten und gar keine Möglichkeiten für sich sehen.