Hallo,
Ich möchte gar nicht großartig drum herum schreiben. Wie es die Überschrift schon sagt, mein Partner leidet. Ursache dafür ist meine Vergangenheit, ich wurde als kind psychisch, körperlich misshandelt und sexuell missbraucht. Ich kam irgendwann nicht mehr drum herum meinem Partner davon zu erzählen, das diese Misshandlungen und der Missbrauch bei mir schwerwiegende Folgen und Spuren hinterlassen hat und das unsere Beziehung mächtig ins wanken gebracht hat. .. Seitdem möchte er es sich zur Aufgabe machen, mir zu helfen, mir das Päckchen abzunehmen oder es zumindest leichter zu machen. Das funktioniert natürlich nicht und das zieht ihn runter und enttäuscht ihn. Es tut mir so schrecklich leid, ich bereue sogar ihm davon erzählt zu haben, es war niemals meine Absicht irgendwem mein Leid aufzudrücken, als ich es ihm damals erzählte sollte es eher dazu dienen, dass er sich besser fühlt, dass er versteht warum ich so bin wie ich nunmal bin und, dass das alles nichts mit ihm zu tun hat und er gewisse Dinge nicht persönlich nimmt.
Momentan habe ich so schlimme Schuldgefühle ihm gegenüber, dass ich überlege ob es für ihn, langfristig, nicht besser wäre wenn ich die Beziehung beende.
Gibt es hier Opfer in einer Partnerschaft? Oder ist euer Partner Opfer? Wie lebt ihr euren Alltag? Hat jemand Ratschläge wie man sich gegenseitig vor diesem Szenario schützen kann?
Danke schonmal im Voraus.
Partner leidet unter meiner Vergangenheit
Wenn das Helfersyndrom in der Partnerschaft erst mal zuschlägt ist es mit Augenhöhe schwierig.
So wie er versucht Dir Dein Päckchen abzunehmen, würdest Du es ihm mit gleicher Münze heimzahlen, wenn Du ihn verlassen würdest unter dem Vorwand ihn schützen zu wollen. Das wäre eine Art von Spielchen - habt Ihr gar nicht nötig. Ihr wollt Beide das Beste füreinander, das sind wunderbare Voraussetzungen daß etwas heilen kann.
Die Aufarbeitung (hört sich immer so schwer an dieses Wort - Arbeit, ich sag mal lieber: das sich den eigenen Gefühlen stellen und diese nochmals zu fühlen mit einer neuen liebevollen Betrachtungsweise), ist ja vor allem Deine Aufgabe und da hilft es nicht, wenn er an Dir "herumdoktort" - vllt. kannst Du ihm das so in liebevollerer Weise sagen.
Daß Du jemanden brauchst der Dich so nimmt wie Du bist, Du Deine "Heilungsschritte" selbst gehst (gehen musst) und Dir wünschst, daß er Dich in den Arm nimmt wenn Du es brauchst und er Dir ebenso Deinen Freiraum lässt.
Vllt. hilft es auch im mitzuteilen, daß es Dir nicht hilft, wenn er Dir Dein Paket abnimmt, denn dadurch wärst Du abhängig von ihm. Könnte oder wollte er es nicht mehr tragen, würde es Dich erschlagen, wenn es zurück käme. Mal abgesehen davon, daß das gar nicht geht (wie Du schon schrubst 
).
Die Beziehung beenden würde ich nicht, denn aus dieser Bereitschaft einander zu helfen, kann etwas sehr Wertvolles entstehen. Miteinander zu leben, ohne einander zu belasten ist fast unmöglich, das gehört nun mal dazu. Entscheidender ist, daran zu wachsen, wie man dann damit umgeht.
Du könntest ihn auch hier mitlesen lassen...., das öffnet vllt. seine "Tunnelblick" und er bekommt andere Betrachtungsweisen zur Auswahl. Erst wenn ich verschiedene Möglichkeiten sehe, kann ich mich entscheiden.
Das Gute im Schlechten ist, daß Menschen mit Missbrauchserfahrung oft viel tiefere Empfindungen haben, das ist vor allem dann besonders, wenn es sich um Liebe, Glück und Dankbarkeit handelt. Ich glaube da willst Du hin.
Es ist einfach nur schlimm, irgendwie ists egal wie ich es handhabe, es ist falsch... Rede ich nicht, macht ers mir zum Vorwurf und möchte unbedingt teilhaben an meinen Gefühlen und Gedanken. Tu ich dies wie gestern Abend, geht's ihm mega schlecht, gestern so sehr, dass er sich betrunken hat. Was schlecht für much ist, weil betrunkene Männer einer meiner Trigger sind. Auch etwas was er nicht versteht... Oft habe ich ihn schon gebeten nicht in meiner Gegenwart zu trinken oder betrunken nach Hause zu kommen, er soll seinen Spaß haben keine Frage, aber er könnte ja zum Beispiel bei einem Kumpel schlafen. Stattdessen kommt er im suff nach Hause, fängt dann auch noch mit diesem Thema an und macht mir in seinem Zustand Vorwürfe . Das ist natürlich sehr kontraproduktiv. Am nächsten Tag tut es ihm natürlich leid, aber während er dann seinen Rausch ausgeschlafen hat, gehe ich die ganze Nacht durch die Hölle weil ich getriggert wurde und weil mich diese Vorwürfe quälen.
Nichts desto trotz habe ich Verständnis für seine Situation. Nur so kann es nicht weiter gehen, es ist ein endloser Teufelskreislauf.
Aha ein Säufer der von seinen eigenen Problemen (Alk) ablenken will.
Es ist schlimm, dass du als Kind so etwas erleben musstest.
Hast du dir keine Hilfe von außen geholt, um zu versuchen, das Erlebte zu verarbeiten?
Ich hatte natürlich schon diverse Therapien, aber da kam nie dieser Missbrauch zur Sprache. Nächste Woche beginne ich dann eine Therapie. Ich hoffe sie bringt mir etwas, denn in den letzten 3 Monaten geht alles drunter und drüber, dieses Thema ist allgegenwärtig, Flashbacks und Alpträume bestimmen meinen Tag, darunter leidet mein Partner natürlich sehr.
Hallo.
Ich find es schon mal gut, dass du überhaupt jetzt drüber redest. Aber dieses Thema gehört wirklich auch in die Therapie. Du hast dich deinem Partner geöffnet, möchtest aber nicht, dass er dieses Päckchen mitträgt. Somit liegt es an dir, dieses in der Therapie zu verarbeiten und da musst du dich öffnen. Tue es, sonst fühlt sich dein Partner immer verantwortlich dafür. Und das, wie du schreibst, wird deine Beziehung vernichten.
Alles, alles Gute und viel Kraft für deine kleine Familie.
LG
PS: Vielleicht sollte dein Partner auch mal mitkommen, um zu lernen auch damit umzugehen oder Tipps zu bekommen.
Ich wünsche dir, dass deine nächste Therapie dein alltägliches Leid mindern und dir den Umgang mit deiner Vergangenheit erleichtern kann.
Das Problem ist, dass einem nahestehende Mitmenschen immer das Bedürfnis haben "zu helfen" und dass sie nur selten verstehen können oder erst lernen müssen zu verstehen, dass sie nicht helfen können. Akzeptanz ist das Einzige, was Unterstützung bringt.
Eventuell kann dein Partner an der ein oder anderen Therapiesitzung teilnehmen um zu verstehen, dass er dir nicht wirklich hilft, wenn er das Thema immer wieder - auch unbewusst - in den Mittelpunkt rückt.
Hallo,
Ich bin Pflegemami und bei uns wohnt seit vier Jahren ein kleines Mädchen das in den ersten drei Lebensjahren mitmachen musste wo wir nicht wissen wird es weiter geht. Sievist ein drogenkind, gepaart mit körperlicher und emotionaler Gewalt und einem sexualisierten Verhalten. Wir wissen nicht allles über sie und sievist eine erwachsene Person die sich und ihren körper ablehnt. Einiges wird dir davon sicher bekannt vorkommen. Füreine Therapie ist sie noch zu jung, aber sie lebt zwischen drei Welten. Die eine Welt ist die Vergangenheit, die zweite sind wir und die dritte ist ihre Fiktion.
Ob sie es je schafft damit umgehen zu können? Wir wissen es nicht.
Das was ich dir mit auf den Weg geben möchte ist das du den Mut hast Inder Therapie die Dinge aufzuarbeiten die du bisher gescheut hast.
Ich selbst komme von einer narzisstischen Mutter und einem dominanten Vater der jedoch bei meiner Mutter in die opferrolle schlüpfte. Es hat lange gedauert sich dem zu stellen, habe alles verdrängt bis unsere Tochter einzog. Ich habe den Kontakt abgebrrochen und nach einer Therapeutin zu suchen der ich emonational so vertraue das Thema anzugehen. Mein Mann war mit vielen Dingen zeitweise überfordert. Wir waren irgendwann mal zu einer Familienaufstellung. Ich denke es wäre sinnvoll wenn ihr gemeinsam euch Hilfe sucht. Er kann dir die Last nicht abnehmen aber vielleicht kannst du ihm irgendwann das Gefühl geben das es gut ist das er für dich da ist.
Viele Grüße geli
Und wieso ein Pflegekind wenn du so viele eigene Probleme hast?!
Danke für deine Ratschläge. Über eine Familienaufstellung hatte ich auch schon nachgedacht. Vielleicht ist soetwas ja bald möglich und hilft uns. Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute!!!
Es tut mir sehr Leid, dass dein Partner scheinbar zu schwach ist, dieses Päckchen für dich leichter zu machen, stattdessen macht er dir alles nur noch schwerer. IHM geht es schlecht. ER muss den Kummer im Alkohol ertränken. Im Grunde ist das Verhalten von ihm ziemlich egoistisch in seiner Schwäche und Hilflosigkeit, denn statt dir zu helfen, fällt er dir nun auch noch zusätzlich zur Last. Du solltest dich daher nicht fragen, ob es für IHN leichter wäre, sich zu trennen, sondern ob es für DICH nicht leichter wäre. Wie willst du in der Therapie das durchstehen, wenn alles wieder hochkommt, wenn er dann zusätzlich noch "geschützt" werden muss?
Mein Mann ist auch Missbrauchsopfer, er hat auch mehrere Therapien und sogar einen stationären Aufenthalt deswegen hinter sich gebracht. Ich als Partnerin bin immer für ihn dagewesen, habe zugehört, wenn er drüber reden möchte, ihn beraten, ihn gestützt. Nie habe ich ihm zum Vorwurf gemacht, dass er mich mit seiner Geschichte belastet hat. Sie habe ich vorgegeben, mehr darunter zu leiden als er, wie könnte ich mir sowas anmaßen? Ich wüsste, egal, wie sehr mich die Erzählungen belasten, es ist NICHTS dagegen, was ER erleiden musste! Aber genau das Denken fehlt deinem Partner. DU musstest das erleben und IHM ist es schon zuviel, sich das anzuhören!
Es ist sicher sehr schwer, einen Partner zu finden, der bei sowas tough genug ist, die Story zu ertragen und gleichzeitig empathisch genug, dir helfend zur Seite zu stehen. Die meisten würden wohl entweder zusammenklappen oder das Weite suchen, weil es ihnen zu viel ist. Es sind die wenigsten als "Hobby-Psychologen" geeignet, die das dauerhaft ertragen, wenn der Partner immer wieder seine Zusammenbrüche hat, seine Panikattacken, seine Albträume. Auch für mich war das nicht einfach, auch ich war manchmal einfach nur genervt, oder hilflos, oder dachte auch einfach mal, warum musste ich mir so einen "Problembolzen" ans Bein binden, wo bleibt die Lebensfreude da?
Wenn dein Partner so drunter leidet, würde ich an deiner Stelle daher wirklich auch an Trennung denken, denn so seid Ihr Euch gegenseitig eine Belastung. Du hast mit der Therapie schon eine große Baustelle, ich denke, du brauchst keine Weitere. So hart das auch ist, aber wenn die Therapie losgeht, wirst du eine starke Schulter brauchen, und ich denke, dein Partner wird dann eher das Gegenteil sein, was alles nur noch schwerer macht dann.
Alles Gute!
Das ist wirklich einfach alles so schlimm... Aber du hast Recht mit dem was du schreibst. Er ist einfach selbst zu labil, zumindest erträgt er es nicht... Es ist wirklich sehr, sehr Schade, es macht mich wahnsinnig traurig, es hört sich so an als wäre man ein Leben lang allein, denn wie du schon schreibst, es ist schwierig jemanden zu finden der empathisch ist und trotzdem Distanz zu solch einer Geschichte nehmen kann. Grad ist alles nur furchtbar, Lichtblick ist die Therapie, ich stecke all meine Hoffnungen in sie!!!
Es wird einfacher werden, mit meinem Mann ist das Schlimmste inzwischen auch überstanden, die Therapie war erfolgreich. Nicht kann ungeschehen machen, was geschah, Ziel war, damit abzuschließen emotional, so gut es geht, und nach vorn zu blicken statt immer wieder nur zurück. Das Ziel ist erreicht. Und wenn man das erreicht hat, wird es auch für den Partner einfacher. Außerdem, jeder von uns hat ja sein Päckchen zu tragen, jeder hat seibe Macken, Dinge, die ihn geprägt haben. Auch bei deinem Partner klingt es so, als sei da etwas, was ihn zwar empathisch, aber auch schwach macht. Komischerweise brauchte mein Mann mich damals zwar sehr, ist aber an sich ein starker tougher Typ, so wie Du wahrscheinlich auch, muss man wohl auch sein, wenn man sowas überstanden hat ohne durchzudrehen. Daher könnte sogar ein Partner, der selbst schon was Schlimmes hinter sich hat, passender sein, wo man sich einfach versteht und einander stützt.
"Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns." (Rumi)
Wenn das nicht mehr möglich ist, solltest Du gehen.
Du kannst immer wieder neu anfangen.
Du brauchst nicht noch einen Partner, der dich noch mit runter zieht. Trenn dich und kümmer dich erstmal um dich.
Es tut mir sehr leid, dass du so viel mitmachen musstest.
Du gibst sehr viel von dir preis - ich rate dir, das Foto von dir zu entfernen.
Liebe Grüße
Schon passiert, danke für den Hinweis... Ich hatte mir nichts dabei gedacht, ich habe kein allzugrosen Bekanntenkreis und rechne daher nicht damit, dass mich hier jemand kennt
Hallo 
Erstmal möchte ich dir sagen, dass es mir furchtbar leid tut was du erlebt hast.
Ich kann mich sehr gut in deinen Partner reinversetzen. Er liebt dich (das merkt man schon beim lesen) und möchte dir helfen. Dass das oft schwierig ist, ist klar. Stell dir einfach mal vor es wäre andersrum... er hätte sowas erlebt und du möchtest ihm helfen...woher weißt Du, was er grade braucht und was nicht? Was hilft ihm und was erdrückt ihn? Ich finde gut, dass du eine Therapie machen willst. Aber was deinem Partner vielleicht helfen würde, wäre Kommunikation deinerseits. Setzt euch zusammen und redet. Auch wenn's weh tut. Sag ihm, wenn du was brauchst, sei es eine Umarmung oder etwas anderes, dann wirst du ihm das sagen. Wenn du zum Beispiel Albträume hast und wach wirst, und eine Umarmung dir helfen würde, dann sag ihm das. Ich denke er fühlt sich hilflos...und braucht "Anweisungen", wie er sich verhalten kann.
Diese Beziehung ist so stark, so liebevoll... ich würde sie nicht beenden.
IHR SCHAFFT DAS!!!! 💞