Hallo zusammen,
Ich (w19) bin seit einem halben Jahr mit meiner Freundin zusammen. Wir leben in einer Fernbeziehung innerhalb von Deutschland. Meine Freundin war schon immer psychisch instabil und war auch in der Vergangenheit bereits in ambulanter Behandlung aufgrund einer generalisierten Angststörung. Das war vor unserer Beziehung. Nun geht es ihr in letzter Zeit wieder schlechter und es steht nun mit großer Wahrscheinlichkeit fest, dass sie in naher Zukunft wegen Depressionen und ihrer Angststörung in eine stationäre Behandlung gehen wird. Es steht noch nicht fest, wie lange der Aufenthalt dauern wird und ob und in welcher Form Kontaktmöglichkeiten bestehen. Gerade der Umstand, dass wir eine Fernbeziehung führen, macht es natürlich auch schwer, sie mal eben kurz besuchen zu kommen.
Ich liebe meine Freundin über alles und möchte sie nicht verlieren, und ich will natürlich dass es ihr besser geht. Ihre größte Angst, sagt sie, ist, dass ich sie aufgrund ihrer Krise verlassen könnte, was ich auf keinen Fall möchte. Es ist nur so unglaublich schwer und schmerzhaft, mit diesem Schock umzugehen.
Ich muss gestehen, dass ich mit der Lage komplett überfordert bin, da der Rückfall so unerwartet kam und ich zur Zeit noch nicht wirklich realisieren kann, wie schlecht es ihr wohl geht.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht von denen er/sie berichten kann oder kann jemand sonstige Ratschläge erteilen was ich tun kann bzw wie ich mich verhalten kann? Bin für jede Hilfe dankbar.
Partnerin in stationärer psycholohischer Behandlung
Hey,
da ich selbst schon an Depressionen gelitten habe und auch Menschen nahe an mir habe, die selbst depressiv sind, denke ich ich kann aus beiden Blickwinkeln berichten. Als Betroffener: Was hätte ich gebraucht? Zuspruch, das es wieder besser wird. Eine helfende Hand, die mir bei den kleinsten alltäglichen Dingen zur Hand geht. Jemanden, der mir sagt das ich kein Monster bin, sondern geliebt werde. Einfach jemanden, der einem Halt gibt.
... Dass ist aber seeeeeeeehr schwer. Die Depression ist ja eine Krankheit und verändert deine komplette Sichtweise. Jemand will dir helfen und Du denkst, er macht es nur aus Mitleid. Dadurch fühlt man sich wieder schwach.. Nicht funktionieren. Und hasst sich noch mehr. Hilfe von außen ist da echt schwer anzunehmen.
Da ich selber an Depressionen gelitten habe, denke ich ich müsste Befroffene besser verstehen. Aber keine Depression ist wie die andere. Mir fällt es trotzdem schwer, dem Leiden der anderen zuzusehen. Und ich fühle mich sehr oft hilflos.
Was deine Freundin vermutlich braucht, ist Liebe die sie spürt. Da gibt es keine allgemeinen Ratschläge. Sei für sie da, verurteile sie nicht. Streck deine Hand aus, wenn die anderen es nicht tun. Das kann ein echter Anker sein.
Aber pass auch gut auf dich auf. Vielleicht wäre ja eine Selbsthfegruppe für Betroffene was? Damit Du dich selbst im Blick behälst.
Lg
Hallo.
Meine Tochter hat auch diese Krankheit. Mal mehr und mal weniger. Was ich mir denke bei euch beiden ist, dass ihr eine Fernbeziehung führt. Wie hier schon geschrieben wurde, braucht ein depressiver Mensch viel Rückenhalt und Sicherheit. Und bei einer Fernbeziehung ist es nicht wirklich gegeben, auch wenn es so aussieht. Wie weit würdest du denn gehen wollen, um diese Beziehung zu halten. Würdest du einen Umzug in Erwägung ziehen? Vielleicht hat sie Angst, dich zu verlieren und Angst ist ja "Zündstoff" für eine Depression. Also bei meiner Tochter fing es in der Pubertät an. Wir sind alle in dieser Zeit auf Zahnfleisch gelaufen, weil wir irgendwo hilflos waren. Wo sie dann in halbstationärer Behandlung war wurden wir erstmal aufgeklärt. Was wir machen können und müssten. Ich bin für meine Tochter immer da und nehme ihre Krankheit ernst (was vielen aus meiner Familie schwerfällt, da sie denken, sie simuliert). Ich lass sie aber auch viel alleine entscheiden, denn sie muss damit umgehen können. Ich kann ihr nur zur Seite stehen und notfalls auch mal wieder "zurück holen", wenn sie sich im Kreis dreht. Sie ist mittlerweile so stabil, dass sie sich gut fühlt. Aber sie weiß, ich bin immer da und "greifbar". Ich teile mit ihr ihre Ängste, aber auch ihre Freuden.
Das ist meine Sicht als Außenstehende und Mutter. Vielleicht kannst du dir da was rauszziehen, was vielleicht hilft.
Alles Gute und viel Kraft.
LG
Hallo.
Angsstörungen sieht man selten jemanden an und der Leidensdruck ist oft sehr hoch. Nicht selbst betroffene können das selten nachvollziehen was der jenige für Gedankengänge hat.
Meine Mama ist z.b. nie alleine vor die Tür gegangen. Mit einer anderen Person, ging das. Sie hatte alleine immer Angst umzukippen.
Die Ängste sind real....Wie schwindel, Herzrasen etc.
Leider ist das vereinbar und ich litt auch schon ziemlich darunter. Bin z.b. Lange nur mit Fahrrad raus gegangen, weil ich mich daran festhalten konnte. Klingt irre oder?
"Freilaufend" hatte ich das Gefühl unsicher zu laufen / zu schwanken.
Lange Schlangen an der kasse brachten mich auch zum schwitzen, dieses Gefühl nicht weg zu können.
Mir geht es heute deutlich besser bzw normal aber gewisse Dinge bleiben wohl immer. Bei veranstaltungen /kino immer am Rand zu sitzen (ich muss einen Weg nach draussen sehen/nutzen können) und keine 10 pferde bringen mich in einen Fahrstuhl.
Eine angststörung hat viele Gesichter. Wichtig ist miteinander zu reden, ihr das Gefühl geben das zu schaffen, sei so wie du bist.
Sicher kannst du mit ihr in Kontakt bleiben. Sie geht ja nicht ins Gefängnis.
Alles Gute für euch
Genauso zeigt(e) sich die Angststörung meiner Tochter (21). Viele Bekannte und auch Verwandte verstanden es überhaupt nicht. Stempelten sie immer als Simulant ab. Ich habe gesehen, wie sie anfing zu zittern und die Angst kroch förmlich in ihr hoch. Das ist auch für eine Mutter schlimm, wenn sie zusehen muss und nicht wirklich helfen kann. Ich lag manchmal nachtens im Bett und heulte vor mir hin, weil ich einfach machtlos war. Aber wie gesagt, wir sind ein gutes Team und sie schafft das ganz gut. Wir lassen allmählich voneinander los und sie geht ihren Weg. Aber im Hintergrund bin ich immer für sie da. Was der Auslöser für ihre Angst war, können wir nur vermuten. Bei ihr wurde Wollfs-Parkinson-White-Syndrom festgestellt. Ab da konnten wir dann handeln und mit umgehen. Es fing bei ihr mit 15 etwa an.
Also ich war Stationär mit der gleichen Symptomatik.
Du hast immer die Möglichkeit Briefe zu schreiben oder kleine Päckchen zu schicken.
Während der Therapiezeiten (in der Regel von 8-16 Uhr) sind keine Handys erlaubt und auch danach soll man sich nicht isolieren sondern sich mit den mitpatienten auseinander setzen und natürlich mit sich selbst.
Nach dem Abendessen darf man natürlich auch mal die Station verlassen, Besorgungen machen oder Besuch empfangen. Je nachdem was in der Hausordnung festgelegt ist, kann man so schon gut Kontakt halten.
Bei mir waren Belastungsurlaube übers Wochenende sogar Pflicht. Bedeutete eine Übernachtung zu Hause von Samstag auf Sonntag.
Sei einfach für sie da und sprecht über eure Ängste. Liebe ist stark und was wunderschönes